Bundesjugendspiele

Donnerstag, Dezember 1, 2011

Der folgende Post liegt jetzt schon seit einer Woche bei meinen Entwürfen rum und wird da nicht besser… Bevor nun, in den nächsten Wochen die halbe Laufbloggemeinde  im Wald versteckten Rasierschaum sucht, möchte ich noch meinen Post unterbringen, sonst liest das wieder keiner…

Wir drehen also die Zeit um genau eine Woche zurück…

—————————————————————————————————————————————–

Bundesjugendspiele

Donnerstagnacht  3:30 Uhr, seit Stunden liege ich wach. Ruhelos  wälze mich im Bett herum, ich will schlafen… Morgen wird ein anstrengender Tag und ich will trotzdem früher von der Arbeit verduften, da ich vorhabe mein Weihnachtsgeld bei Skinfit zu investieren. Da gibt es am Donnerstag 15% auf die komplette Kollektion. Für das, was ich da spare, bekommt meine Frau was Hübsches zu  Weihnachten, vielleicht ein flottes Küchengerät, ich habe mir sagen lassen, Frauen werden total wild bei  praktischen Geschenken… -freu-

Aber ich bin GLOCKENWACH…  Was hat mich so aufgewühlt?

Heute waren wieder Bundesjugendspiele im Olympiapark, bzw. korrekter gesagt, der zweite Lauf der ZHS Crosslaufserie, und ich bin der Jugend mal wieder sprichwörtlich hinterher gelaufen.

Mittwochabend, die Arbeit hatte ein Einsehen, und schenkte mir einen pünktlichen Feierabend, so konnte ich  mich um 18:30 im ZHS Stadion im Olympiapark einfinden. Aus der letzten Saison,  weiß ich worauf ich mich beim  ZHS Crosslauf einlasse, das wird ein flotter Lauf durch den Olympiapark, da wird  auch der Olympiaberg  nicht ausgelassen, sonst wäre es ja kein Crosslauf ;-). Nach dem Teufelsberglauf, bei dem ich eher am abkacken war, müssen mal wieder ein paar Tempoeinheiten her, und TEMPO wird bei ZHS Crosslauf groß geschreiben.

Die 60  Teilnehmer beim heutigen Lauf setzen sich aus Sportstudenten, Läufer von der LG, Münchner Roadrunner (MRRC) und ein paar Gästen zusammen.  Ich bin Gast, und bin mir meiner Rolle durchaus bewusst. Ich nehme meine mir zugedachte Rolle sehr ernst und werde das hintere Läuferfeld verstärken  und schauen, dass die Zeitnehmer nicht zu lange auf mich warten müssen.

Pünktlich um 19:02 geht es los, wir bekommen noch den kurzen Hinweis, dass diesmal die Strecke von Lenny Kravitz  Konzertgängern gekreuzt wird.

Nach  300 Metern, ich befinde mich noch auf der Tartanbahn, bevor es über eine rutschige Wiese in den Olympiapark geht, beginnt mein Garmin am Handgelenk an zu vibrieren

– Das war doch noch kein Kilometer? –

Verflucht, da ist ja noch der Pulsalarm vom Wochenende programmiert, da ging es im REKOM Bereich gemütlich über  21 km.

Das Läuferfeld zieht sich schon bedenklich auseinander, da habe ich jetzt keine Zeit, an meiner Uhr rumzufummeln,  ich muss schauen, dass ich den Anschluß zumindest bis zur Parkharfe halte, sonst muss ich mir selbst den Weg durch den Besucherstrom bahnen. Den ersten Kilometer kann ich noch mithalten, dann treffen wir auf die Besucher. Die Lenny Fangemeinde scheint sich hauptsächlich aus Kettenrauchern zu rekrutieren, jedenfalls ist der komplette Besucherstrom dabei sein Nikotinhaushalt für die nächsten zwei Stunden auf Vordermann zu bringen und quarzt, als ob es kein Morgen gibt.  Wie ein dampfender  Lindwurm kriecht der Strom  die Hohlgasse hinterm Olympiastadion hoch.   Möglich, dass es an der Inversionswetterlage liegt, aber der Rauch zieht nicht ab. Man läuft förmlich durch einen Rauchschlauch.  –ein Laubfeuer ist ein Dreck dagegen.-  Der Sauerstoff wird knapp, -bei mir jedenfalls-, an meiner Kurzatmigkeit kann es ja nicht liegen, ich bin ja gerade erst losgelaufen.

Ab dem zweiten Kilometer kann ich mit meiner Gruppe nicht mehr mithalten und lasse sie ziehen. Fortan laufe ich ein einsames Rennen. Die erste Steigung erklimme ich alleine, vor mir im Nebel kann ich noch einen Läufer erkennen, hinter mir kommt nix mehr.  Es geht über den Sattel, und ich freue mich auf das kommende Gefälle, vielleicht kann ich ja wieder etwas aufschließen, aber da wird nix draus, die geben natürlich auch Gas.  Es ist fast wie im Training, ich laufe alleine meine Runde im Park, da  vibriert nur mein Garmin nicht so penetrant.

Ich bin am Wendepunkt angekommen, jetzt geht es nochmals über den Berg und dann auf gleichem Weg zurück ins ZHS Stadion. Ich habe keine Ahnung wie schnell ich unterwegs bin, da mein Garmin die letzten 20 Minuten fortwährend am Brummen ist, so verpasse ich ständig die Zwischenzeiten.  Ich mache mir eher Gedanken wie ich auf dem Rückweg durch die Konzertbesucher durchkomme soll, ich habe keinen Pacemaker, dem ich unauffällig  durchs Gewühl folgen könnte. Aber ich mache mir ganz umsonst Sorgen. Meine Pressatmung ist mittlerweile so laut das sich automatisch vor mir eine Gasse auftut.  Es ist fast wie damals als Mooses das Meer teilte, nur ich teile rasselnd und keuchend das Rauchermeer –hust-

Ab der Olympiahalle geht  nur noch bergab, jetzt könnte man den Endspurt einläuten, aber ich habe kein Brikett mehr im Feuer. Meine –timekiller- Rakete bleibt  heute im Hangar, ich lasse ausrollen. Ich kann nicht mehr.  Auf der Tartanbahn ziehe ich der Form halber nochmals ein bisschen an, vor den jungen Leuten mag man ja nicht als  Walker ins Ziel kommen.

Noch auf der Ziellinie bleibe ich stehen, genug gelaufen für heute. Ich drücke die Uhr ab. 5 Minuten später hört auch das Vibrieren am Arm auf, gerade noch rechtzeitig bevor der Arm abfällt.

Ja, doch 33:27 Minuten  für die 7.4 km sind bei einer Pace von 4:31 dann doch eine ganz ordentliche Tempoeinheit, da brauche ich mich ja nicht zu wundern weshalb ich so groggy bin.

Heute kann ich bestimmt gut schlafen…

13 Comments

  1. Supermario72 sagt:

    Ach – herrlich – Deine Laufberichte sind und bleiben der Knaller! 🙂

    Übrigens – am 08.12.2011 kannst Du auch ganz bei mir in der Nähe ein paar Männerpflegeprodukte suchen …. 😉

    Aber nun mal zu Deinem Lauf selber. Also das war doch eine sehr respektable Leistung! Glückwunsch dazu! Bei dem Gefälle einen 4:31er-Schnitt – das muß erstmal gelaufen werden! Aber Du bleibst halt der ewige Tiefstapler. 😉 Was ist denn am Ende für eine Platzierung rausgekommen?

    Grüße aus Köln!
    Mario

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Mario,

      ja, ich befürchte da wird jetzt die „Florena-Sau“ durchs vorweihnachtliche Laufblog-Dorf getrieben… Aber ich bin gespannt was Ihr draus macht. Der Knaller wäre, wenn Du beim Verstecken Deinen Autoschlüssel wieder findest. -höhö-

      Zu meinem Lauf, ja, der gehört zum schnellsten was ich bisher abgeliefert habe, da bin ich auch ein bisschen stolz drauf 🙂 (Sonst hätte ich den angestaubten Post ja nicht mehr gebracht ;-))

      Meine Plazierung? Nun die sieht bei der starken Konkurrenz jetzt nicht so berühmt aus. 46. von 60. Beim ZHS Crosslauf kann man nur gegen sich selbst gewinnen.

      Grüße -timekiller-

  2. Pierle sagt:

    Tiefstapler! Das hat Mario schon gut erkannt.

    Erstens warst du nicht Letzter – zweitens war das ein Lauf, bei dem kaum einer einen Schnitt von 5:XX oder langsamer lief – drittens hast du den Altersdurchschnitt „leicht“ nach oben gezogen 😉

    Dabei kommt dann ein Bericht raus, wo man denkt, dass die Sanitäter dich fast ins Ziel getragen hätten :-))

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Carsten,

      ja, da hast Du recht, gerade mal 8% (5) der Läufer lief eine 5:XX. Wobei 3 der Herren über 60 ist. Naja, waren ja auch die Bundesjugendspiele.

      Grüße -timekiller

  3. Zuerst einmal, ich gehöre auch zu den Florena-Adventkisten-Versteckern. Ich finde die Idee gut und nachdem ich ja läuferisch noch immer im out bin habe ich hier wenigstens eine „verantwortungsvolle“ Aufgabe wahrzunehmen.

    Ich liebe deine Berichte! Es ist egal was du schreibst, deine Formulierungen sind unübertrefflich. Eine gesunde Mischung aus Erlebnissen, bei denen man mitfiebert, obwohl das Geschehen der Vergangenheit angehört. Aber auch mit einer gesunden Würze aus Selbstironie und Tiefstapelei. Herrlich!

    Daher, Gratulation zum Lauf!

    1. -timekiller- sagt:

      Soso, der Reinhard spielt Osterhase an Weihnachten 🙂

      …weiß ich doch schon lange.

      Grüße -timekiller-

  4. Laufhannes sagt:

    Danke für den schönen Bericht und Glückwunsch zur starken Leistung. Bei der Konkurrenz kannst du ja auch mit der Platzierung noch zufrieden sein – im Text klang es wirklich so, als ob du mit Abstand Letzter geworden wärst. Mach dich doch nicht kleiner, als du bist 😉

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Hannes,

      so wie das Feld nach hintern auseinander gefallen ist, hat man wirklich das Gefühl man ist letzter. Schön wenn man dann im Ziel feststellen darf das da noch was nachkommt, auch wenn es nicht mehr viel ist. Motivierender ist es natürlich, wenn man eine Gruppe gleichstarker hat, die einen zieht. Du kennst das ja selbst nur läufst du dem Feld immer vorne weg.

      Grüße -timekiller-

  5. Volker sagt:

    Rasierschaum im Wald? Was treibt Ihr im Süden da wieder für seltsame Spielchen?

    4:31iger Schnitt? Kannst mal sehen, wie die Jugend einen auf Trab hält 😉 Tolle Leistung!

    Wußte garnicht, dass Lenny Kravitz noch Musik macht, von dem habe ich bestimmt schon über 20 Jahre nichts mehr gehört. Vielleicht gab es ja auch Zigaretten umsonst um noch Publikum ins Konzert zu locken 😉

    Liebe Grüße
    Volker

    1. -timekiller- sagt:

      wie? du kennst nicht den vorweihnachtlichen Brauch, dass man Rasierschaum im Wald versteckt wenn man sich naturverbunden fühlt? Lies in den nächsten Tagen fleisig Lauf / Sport /Outdoor Blogs, dann wirst du schon drüber stolpern. Im Innendienst hast ja jetzt Zeit dafür. Ganz nebenbei kannst du Dir dann noch die Songs von Lenny reinziehen, schließlich hast du da 20 Jahre nachzuholen.

      Grüße -timekiller-

  6. Volker sagt:

    Na na na, sollst Du über Innendienstbeamte lästern??? 😉

    Nein, von diesem Brauch habe ich wirklich noch nie was gehört. Sitten habt ihr…

    So begeistert bin ich von Kravitz Musik nicht, lass mal, muss ich mir nicht antun.

  7. nan sagt:

    Hey wo wart ihr alle gestern. Volvi Konzert war gestern am 13.11.2013 es gab auch wieder tee. in 14 tagen wird es wieder warmen tee geben. kommt einfach alle. dann wird sicher lustig je mehr mitlaufen. alle läufer sind herzlich eingeladen diese Baustelle anzuschauen. Sieht schon komisch aus, wenn man so ins nichts läuft. Wetter war dunkel aber trocken. es wird nicht mehr so schön. wenn schnee ist dann läuft niemand mehr. also ich zähle auf euch

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo,

      wenn es zeitlich ausgeht, bin ich beim nächsten Termin wieder mit dabei.

      Grüße -timekiller-

Schreibe einen Kommentar zu Pierle Cancel reply