Kein Höhepunkt ohne Vorspiel

Mittwoch, Dezember 7, 2011

Beim Nikolauslauf am vergangenen Samstag bin ich angetreten um –timekiller- Geschichte zu schreiben. Nach meinem flotten Ritt durch den Olympiapark  bei der ZHS Crosslaufserie, habe ich mir durchaus Hoffnungen auf eine neue PB gemacht. Kann ich vielleicht sogar die magische 45 knacken? Mit einer durchschnittlichen Pace von 4:30 wäre das möglich. Beim Crosslauf konnte ich eine für mich sensationelle 4:31 vorweisen, und da war das Streckenprofil  etwas hügelig.

Jetzt muss bei solch einem Vorhaben halt alles stimmen, und da gehört auch die Vorbereitung dazu. Am Mittwoch stand noch ein Intervalltraining mit 7x500m auf dem Programm, Donnerstags wurde der Reigen der Weihnachtfeiern eröffnet und Freitag bin ich noch locker 7 km gelaufen, das Werkzeug muss ja geschmeidig bleiben.

Manchmal kollidieren jedoch meine sportlichen Ambitionen mit meinen beruflichen Verpflichtungen.

Da am Ende der Arbeitswoche noch so viel Arbeit übrig war, musste ich Samstagvormittags bis 14:00 Uhr arbeiten. So hatte ich überhaupt keine Zeit für meine prä-Wettkampf Zeremonie.

  • keine mentale Vorbereitung,
  • keine Wettkampfernährung zum Frühstück,
  • keine –timekiller- Spezialgetränke,
  • kein erhöhter Puls,
  • keine feuchten Hände,
  • keine Nervosität,
  • nix.

Statt dessen musste ich schauen, dass ich es überhaupt pünktlich zum Lauf schaffe. Kurz nach zwei habe ich mich in die Lauf-Montur geworfen und bin zum aufwärmen zur Olympiaschwimmhalle gelaufen. Auf dem Weg dorthin lauschte ich mal vorsichtig  in mich hinein. Doch die Beine melden Trägheit, die Schienbeine brennen, die Atmung ist flach, nur der Puls simuliert schon mal den Wettkampf . Gute Bedingungen sind was anderes.

–so, jetzt reißt Euch mal alle zusammen. Heute wird Geschichte geschrieben  und da brauche ich das ganze Team-

Das –timekiller-Team fand sich dann zwar pünktlich im Startbereich, auf dem weiträumigen Cubertin Platz, ein. Doch der Start verlief alles andere als optimal. Da ich einige Zeit bei der Startnummernausgabe vertrödelt hatte, ist mir nicht aufgefallen, dass der Startbereich bzw. die ersten 50 Meter nach dem Start, dieses Jahr leicht modifiziert wurden. Nicht wie sonst, ging es nach dem Start in südwestliche Richtung, sondern erst Richtung Süden, um dann, nach ca. 50 Metern scharf nach Westen hin abzubiegen.

...und ich ganz links hinten

Da auf einer sehr breiten Startlinie gestartet wurde, drängte das  Läuferfeld gleich nach dem Start komplett auf die rechte Seite, sodaß ich mir auf der Innenbahn, so ziemlich den blödesten Platz ausgesucht hatte.  –Geiler Start, alle rennen los nur ich stehe im Stau-

Als ich  nach einer gefühlten Ewigkeit dann auch die Engstelle passierte hatte, und  das Hauptfeld am Horizont verschwinden sah, versuchte ich mich wenigsten etwas frei zulaufen und etwas Boden gut zu machen. Den ersten Kilometer, der  in einem weiten Bogen hinunter zur BMW-Welt führt, mäandriere ich auf der Außenbahn dahin.  Trotz Stopp and Go, kann ich den ersten Kilometer noch mit 4:25 verbuchen. Nicht auszudenken, was ohne Stau und Slalom drin gewesen wäre. Die nachfolgenden Kilometer kann ich meinen 4:30 Schnitt noch grob halten, doch die Zeiten werden kontinuierlich langsamer. –Doch wieder zu schnell angegangen?- Nach der ersten 5km Runde liege ich mit knapp 23 Minuten schon nicht mehr im Soll. Die Sub 45 kann ich mir von der Backe putzen. Die PB kann jetzt nur noch der negativer Splitt retten. Aber das wird total hart. Das schafft man nicht mehr, wenn der Baum bereits am brennen ist und das Team auseinander fällt. Es fehlt heute einfach die Power.

-Schnell laufen tut echt weh, weshalb macht man sowas freiwillig?- Vielleicht sollte ich mich doch lieber auf die Langdistanz konzentrieren, wobei, lange Läufe sind ja auch nicht so mein Ding, vielleicht dann doch Nordic Walking?-

Das 9km Schild reißt mich aus den düsteren Gedanken. Die PB ist  dahin, das wird nix mehr, da müsste ich jetzt aufs Rad umsteigen. Aber ich will den Lauf mit Anstand zu Ende bringen,  Zeit für die –timekiller-Rakete. Ungeachtet des Anstiegs auf den ersten 500 Metern des letzten Kilometers, ziehe ich das Tempo wieder an.  Ich gebe nochmals alles, und kann so auf dem letzten Kilometer nochmals eine 4:20 liefern. Ich habe das Gefühl ins Ziel zu fliegen, das Zielvideo spricht allerdings eine andere Sprache.

46:14 min lautet das offizielle Ergebnis, damit habe ich meine PB um gut 30 Sekunden verpasst. Das sind gerade mal 3 Sekunden pro Kilometer. 3 Sekunden! Das ist doch nix !!!  Aber die fallen halt nicht vom Himmel, wenn man keinen konkreten Plan verfolgt.

Das wird sich ändern, aber erst in 2012.

12 Comments

  1. Supermario72 sagt:

    Hallo Herr -timekiller-,

    coole Überschrift! 😉 Kenne ich so ähnlich irgendwo her. 🙂

    Tja schade, Mensch! Nur 30 Sekunden zu viel bzw. 3 Sekunden pro Kilometer. Klingt soooo easy, ne! Und dabei ist es dann doch soooo heavy!

    Trotzdem bin ich absolut davon überzeugt, dass Du die sub45 drauf hast! Mit der entsprechenden Trainingsvorbereitung ziehst Du das Ding! Ganz sicher! Für dieses Jahr ist’s wahrscheinlich genug, oder? Oder doch noch Winterlaufserie?

    In jedem Fall Glückwunsch auch zu diesem Lauf!

    Grüße aus Köln!
    Mario

    1. -timekiller- sagt:

      tja, weiß jetzt auch nicht mehr genau welcher Blog mich zu der Überschrift inspiriert hat 😉

      Ob eine sub45 möglich ist? Ich werde es zumindest versuchen, mein 10 km Trainingsplan für die Frühjahrsläufe läuft ab 4. Januar 2012.

      Diese Jahr werde ich nicht mehr angreifen, vielleicht mache ich noch einen Silvesterlauf, dann aber ganz easy. Ansonsten bleibe ich in Bewegung denn ich möchte noch die Jahresmarke von 1900 km knacken.

      Grüße -timekiller

  2. Laufknigge sagt:

    Laufen ist eben Teamsport 🙂

    1. -timekiller- sagt:

      Ja, aber leider gibts keine Ersatzbank…

      *kopfnick*

  3. Laufhannes sagt:

    „Fast nichts“ ist nur leider noch immer von „nichts“ entfernt.

    Natürlich kann auch ohne die entsprechende Vorbereitung mal ein guter Lauf herausspringen. Erwarten und hoffen sollte man aber nicht. Stattdessen zusammen reißen und sinnvoll trainieren. Dann, aber auch erst dann, läuft das wie von alleine. Hopp! 😉

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Hannes,

      die Luft für PBs wird halt immer dünner.

      Dieses Jahr hatte ich mich gezielt auf meinen ersten Marathon vorbereitet, da purzelten in der Vorbereitung, ohne spezielles Training auf die kürzere Distanzen die Bestzeiten ganz automatisch. Wenn ich da jetzt noch eine Schippe drauflegen will, muss ich mich jetzt dann doch gezielt vorbereiten. Aber so wird mir über den Winter nicht langweilig.

      Grüße -timekiller-

  4. Volker sagt:

    Puh, mich würde der „Druck“, immer nur an neue PB zu denken, stressen.

    Aber das Zeug zur Sub45 hast Du mit Sicherheit

    Also bleib ruhig bei den schnellen Kurzen, obwohl Nordicwalking im 4:30iger Schnitt sicher auch mal ein spektakuläres Bild abgeben würde 🙂

    Liebe Grüße
    Volker

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Volker,

      zugegebenermaßen hört sich das etwas verbissen an, aber ganz so schlimm ist es nicht. Meine vergangen Läufe bin ich immer ohne großen Erwartungen gelaufen, und freute mich dann umso mehr, wenn eine PB dabei raus kam. Diesmal standen die Zeichen jedoch günstig, und ich wollte meine derzeitige Form nutzen (man wird ja auch nicht jünger). Hat nicht geklappt, ist aber auch nicht weiter schlimm…
      Schließlich ist der Weg das Ziel.

      Grüße -timekiller-

  5. Ich finde es beachtlich, was du läuferisch heuer so alles erreicht hast. Und würdest du dich nicht hin und wieder verirren, falsch einreihen, oder zu spät kommen, wer weiß was da noch alles möglich gewesen wäre *lacht*!

    Natürlich ist Sub 45 ein schönes Ziel. Aber wenn du das heuer schon im Kasten hättest, was machst du nächstes Jahr? Versuch nicht zu viel in zu kurzer Zeit zu erreichen. Und – erreichen wirst du dieses Ziel sowieso. Wenn heute nicht, dann eben morgen!

    Machs gut – Reinhard

    1. -timekiller- sagt:

      Hach Reinhard,
      das hast du gut beobachtet, manchmal steht man sich selbst im Weg, wäre ja aber auch langweilig wenn alles immer so glatt laufen würde, oder? So ist das Läuferleben.

      Es war wirklich ein gutes Laufjahr, und Herausforderungen für die nächsten Jahre sind auch noch übrig, ist das nicht perfekt?

      liebe Grüße vom

      -timekiller-

  6. Henrik sagt:

    Man, ich habe doch zugeschaut und dich leider nicht entdecken können. Wie auch, ich habe ja kein Bild von dir! Zu deinem Zieleinlauf müsste ich mich direkt am Ziel aufgehalten haben. Machen Sie sich mal bemerkbar, Herr Timekiller!

    1. -timekiller- sagt:

      Das nächst mal erkennst du mich an der Running-Twins LaufCap… 🙂

      Grüße -timekiller-

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