Diesmal wollte ich alles Richtig machen. In der Vergangenheit hatte ich mir ja oft genug selbst ein Bein gestellt. Dies sollte der Vergangenheit angehören. Man lernt ja aus seinen Fehlern, auch ich. Ja, ich war perfekt auf den Forstenrieder Volkslauf vorbereitet. Bereits am Abend vorher habe ich meine Tasche gepackt.
• MP3-Player => geladen und Playlist auf „Rennmodus“ gestellt
• Garmin => geladen; Pace auf 4:35 gestellt
• Garderobe bereitgelegt (für jede Wetteroption)
• Wechselklamotten
• Spezialgetränk angemischt
• Startnummernband inkl Startnummernlocher
• Ausschreibung bzgl. Startzeit und Datum gecheckt
• Anfahrt mittels Routenplaner geplant
• Potentielle Parkplätze per Satellitenbilder geortet.
Der Start des Laufes war mit 14:15 Uhr sehr –timekiller- freundlich angesetzt. Daher liebe ich den Forstenrieder Volkslauf des SC Forstenried. Eine perfekt organisierte Veranstaltung mit Volksfestcharakter. Hier ist scheinbar der ganze Stadtteil eingebunden. Die Blaskappelle spielt, die freiwillige Feuerwehr wuselt umher. Die Sponsoren präsentieren sich, es gibt ein Kinderprogramm, selbst gebackenen Kuchen und ein Geruch von Bratwurst liegt in der Luft.
Der Samstag Vormittag lässt einen sonnigen Frühlingstag, bei angenehmen 15° erwarten. Der Wetterbericht, der Gewitterschauer ankündigt wird ignoriert, wo soll denn da jetzt Regen her kommen? Ich wähle das T-Shirt und die kurze Tight, und begebe mich früh zum Ort des Geschehens.
Ja, ich war früh da, habe mich nicht verfahren und habe auch in unmittelbarer Nähe noch einen Parkplatz gefunden. Alles lief nach Plan. An der Startnummernausgabe bekomme ich meine Startnummer inklusive dem Einmal-Chip. Die Herausforderung beim Chip besteht darin, diesen , ohne Ihn zu knicken am Schuh zu befestigen. Irgendwie sieht die Locke die sich dann am Schuh bildet nicht wirklich vertrauenserweckend aus. Na, wird schon schief gehen…
Rechtzeitig lauf ich mich warm. Ich brauche momentan Minimum 2km um einigermaßen rund zu laufen. Mein linkes Knie ist noch immer in einem unbestimmten Zustand. Schmerzen habe ich zwar keine, aber beim Gehen macht mein Knie so ein Zusatz-Schnackler, dadurch ist meine Geh/Laufbewegung etwas unrund. Nach dem Radfahren bsp. gehe ich für mehrere Stunden beinahe flüssig. (Seltsam, ich weiß!)
Ich laufe im Lauf-ABC Modus am Forstenrieder Schloss vorbei und dann ein langes Stück an der Autobahn entlang auf die Türme der Frauenkirche zu, die hier direkt in der Sichtachse des Schlosses liegen. Auf dem Weg neben der Autobahn sind eigentlich nur Rennradfahrer in ihren bunten Leibchen unterwegs, es sind lustige Radfahrer, mehrere Radler weisen mich feixend drauf hin, dass ich in die falsche Richtung laufe. –Hi, hi, Ihr seid so witzig- Sie sind wohl eben gerade am Tross der Halbmarathonläufer vorbei gekommen die 15 Minuten früher gestartet sind und nun in entgegen gesetzter Richtung im Forst verschwunden sind.
Unbeirrt stakse ich weiter. Nach gut 1200 Metern drehe ich um und laufe zurück, diesmal in die richtige Richtung ;-).
Auf dem Sportplatz der Bezirkssportanlage zurück, sortiere ich mich in meinen Startnummernblock ein. Die Atmosphäre ist prächtig, der Stadionsprecher überschlägt sich beinahe vor Freude, dass auch ein „Sultan“ vom Abu Dhabi Triathlon Team mitläuft. Ich bin besorgniserregend ruhig, keine Nervosität, irgendwie will sich bei mir keine rechte Wettkampfstimmung einstellen. Was fehlt? Vielleicht ein Ziel? Aufgrund des undefinierten Knies habe ich alle meine Ziele erstmal gestrichen. Sub45 sowieso, Sub46 habe ich noch so ein bisschen im Hinterkopf, aber so richtig habe ich nicht den Glauben daran, dass ich das derzeit drauf habe. In den letzten Wochen habe ich die Intensität meiner Läufe deutlich herunter gefahren. Diese Woche bin ich gerademal zweimal gelaufen, und dann jeweils unter 10km. Tapern sagt man da wohl dazu.
Der Startschuss fällt und der Sultan stürmt los, die Karawane folgt Ihm auf dem Fuß. Bereits nach den ersten 500 Metern muss ich mich jedoch einbremsen, 4:17 ist doch etwas zu forsch für mich. Mit 4:33 hake ich dann den ersten Kilometer ab. Die Strecke führt von der Sportanlage durch eine Grünanlage in Richtung Autobahn. Hier geht es auf der „Radrennstrecke“ ein Stück an der Autobahn entlang. Der geneigte Rennradfahrer kann hier so richtig Tempo machen, wenn denn die Strecke frei ist. Mancher Radler der uns entgegen kommt „is not amused“ dass da eine Horde „Fußgänger“ seinem Temporausch Einhalt gebietet. An „kritischen“ Einmündungen steht zusätzlich die freiwillige Feuerwehr mit Ihren Einsatzfahrzeugen. Natürlich mit Blaulicht, man ist ja im Einsatz. Damit es an den Stellen noch enger wird, stehen Zur Sicherheit die Türen sperrangelweit offen, wer weiß, vielleicht kommt ja noch ein richtiger Einsatz, „Katze retten“, oder so was, dann muss es ja schnell gehen…
Apropos schnell, beim zweiten Kilometer bin ich mit 4:36 knapp über dem Soll. Ab dem dritten Kilometer fällt das Feld etwas auseinander. Diesmal habe ich leider nicht das Glück, dass ich mich einem routinierten Pacemaker anschließen kann. Entweder versperrt mir eine Viererkette den Weg (ja, sind wir denn hier beim Fußball), oder ich komme der, vor mir flüchtenden Gruppe nicht näher. So laufe ich eben alleine. Kilometer drei laufe ich in 4:40. Hallo? War hier eine Steigung oder was? Den vierten KM kann ich wieder mit 4:35 auf den Asphalt bringen, um dann auf dem fünften Kilometer mit 4:45 gerade zu einzubrechen. Konstant laufen ist was anderes. Ich beginne zu rechnen, die Sub46 kann ich knicken, das wird nix mehr. Noch 5km und ich habe nichts mehr was ich ins Feuer werfen könnte. Der Puls ist längst bei 95% HFmax angekommen. Doch wieder zu schnell angegangen, ist ja nix neues!
Der Kurs durch den Forstenrieder Forst ist zwar relativ flach, aber leider auch etwas eintönig, weite Strecken entlang der Forststraßen (Geräumt) geht es schnurgerade aus. Aufgrund der Streckenführung ist es aber der einzige Lauf den ich kenne, der bei 10km zwei Versorgungstationen hat. OK, es ist eigentlich nur eine Station, aber man kommt eben zweimal dran vorbei , einmal bei ca. 3,5 km und dann bei ca. 7km. Vom reichhaltigen Angebot nehme ich keinen Gebrauch. Letztes Jahr gab‘s da sogar feuchte Schwämmchen für die Athleten. Mal sehen, ob Sie dieses Jahr statt dessen Regencapes verteilen, denn der Himmel hat sich trotz allem Optimismus verdunkelt und in der Ferne rumpelte es auch schon bedrohlich.
Kurz nach dem passieren der zweiten Verpflegungsstation beginnt es zu tröpfeln. Wenig später schüttet es. Als man denkt jetzt kann es nicht mehr schlimmer werden, wird der Regen von einem Hagelschauer abgelöst, danach regnet es einfach weiter. Wo ist eigentlich die Feuerwehr abgeblieben? Schlauchboote holen, oder Keller abpumpen?
Ich bin mittlerweile auf dem Rückweg zurück zur Bezirksportanlage. Auf dem sechsten und siebten Kilometer konnte ich die Pace wieder leicht auf 4:37 anheben, aber mehr ist nicht drin. Der Regen läßt den Turbo der –timekiller-Rakete absaufen. Mit 4:48 schnorchle ich Kilometer acht und neun durch die Pfützen. –Ohgottogottogottogott-.
Wo soll denn da jetzt noch ein Zielspurt herkommen. Ca. 500 Meter vor dem Ziel zieht ein junger Kerl im 100 Meter Sprint Tempo an mir vorbei, da hat sich aber einer sein Lauf richtig eingeteilt? Ich selbst nehme es zum Anlaß das letzte Briket ins Feuer zu werfen. Wie ich auf die aufgeweichte Aschenbahn einmünde, höre ich den Stadionsprecher sagen, „Die jetzt einlaufenden Läufer finishen mit einer 45er Zeit…“ Ich habe jedoch noch 200 Meter zu laufen. Es ist zwar rechnerisch völlig unmöglich, aber wer kann bei einem Puls von annähernd 100% HFmax noch logisch denken. Mit 4:10 auf den letzen Kilometer schieße ich über die Ziellinie. Leider sollte dies das einzige Superlativ für heute sein. Für eine Sub46 hat es natürlich heute nicht gereicht. 46:14 lautet das offizielle Ergebnis. Mehr war heute nicht drin.
Immerhin Platz 18 (von 58) in der Altersklasse M40. In der AK M60 wäre ich mit dem Ergebnis auf den 3. Platz gekommen.
-Jetzt gilt es die Form zu halten-
🙂