„Wenn’s dem Esel zu wohl wird geht er aufs Eis tanzen“. Wobei, ich habe mich nicht aufs Eis gewagt, sondern auf Rollen, und auch tanzen trifft`s nicht ganz, ich bewegte mich weit weniger elegant.
K2 Skates bzw. deren Presseagentur hatte zu einem Presse Event anlässlich der Münchner Blade Night eingeladen. Neben den klassischen Medien (Bunte, Focus, Bild, …) waren auch ein ein Paar Blogger (also genau zwei) geladen.
Da Anni Friesinger-Postma als K2 Markenbotschafterin und Ingalena Heuck als Laufexpertin auch mit von der Partie waren, habe ich nicht lange gezögert und habe postwendend zugesagt.
-das wird lustig-
Erst später, als meine Frau nachhakte, ob ich denn überhaupt „bladen“ könne, kamen erste Zweifel. „Naja, ich kann Eislaufen und das Skaten wird ja nicht viel anders sein.
Ach, und wenn zwei richtige Profis dabei sind, dann kann ja nichts schief gehen. Da gibts sicherlich einen Profi-Crash Kurs mit allem Pi-Pa-Po“.
Die Blade Night wird in München seit 1999 veranstaltet. Genauer gesagt, ist es seit 5 Jahren die „AOK Blade Night„, Ausrichter ist aber der Green City e.V..
K2 als Partner der AOK Blade Night ist Ausstatter und stellt den Teilnehmern kostenlose K2-Skates während der Veranstaltung zur Verfügung.
-Eine tolle Sache*-.
Von Mai – September rollen so jeden Montag (abhängig vom Wetter) ab 21:00 Uhr zwischen 5.000 und 10.000 Rollschuhläufer auf 3 unterschiedlichen Routen quer durch München.
Für Autofahrer die den Weg des rollenden Wurms kreuzen heißt es Umleitung suchen oder Motor abstellen und 20 – 25 Minuten warten bis der Tross vorbei gezogen ist, denn die Skater haben Vorfahrt.
Da wollte ich schon immer mal dabei sein, aber ich hatte bisher nie genug rollendes Selbstvertrauen um auch teilzunehmen. Ich hatte vor etlichen Jahren mal während der ISPO im Olympiapark Skates ausgeliehen und dieses Tun auch für toll befunden, habe aber schon damals festgestellt, dass das Bremsen der bekannte Haken an der Sache ist. Während ich beim Eislaufen so lange im Kreis fahren kann bis mir der Schwung ausgeht, wird dieses Vorgehen beim Skaten im Gewusel so nicht umsetzbar sein. Aber das Bremsen werde ich schon lernen, ich bin ja in guten Händen.
Nun, wie soll ich sagen, das mit dem Bremsen lernen ist dann doch etwas untergegangen. Vor lauter Ratscherei im Bavaria Biergarten beim gemeinsamen Abendessen mit den Teilnehmern und mit Anni und Leni blieb überhaupt keine Zeit den Focus auf die eigentliche Technik beim Skaten zu legen. Es traute sich natürlich auch keiner eine mehrmalige Olympiasiegerin im Eisschnelllauf zu fragen, wie das denn nun genau gehe, also dieses Skaten. Klar wir Teilnehmer haben natürlich auch einen enorm sportlichen Eindruck auf die beiden Profis gemacht, sodaß die gar nicht auf die Idee gekommen sind, die Fortbewegung auf Rollen könnte irgendwie problematisch sein.
„Kannst Du Bremsen“, war dann auch das erste was mich Philipp fragte, den ich zufällig auf dem Weg zum K2 VIP Zelt getroffen habe.
Phillip feierte auch sein Debüt auf Rollen und hatte sich daher, im Gegensatz zu mir, eingehend mit der Strecke befaßt.
-Bremsen? Ich versuche es zu vermeiden-
„Na, dann wünsche Ich Dir viel Spaß bei dem Gefälle, das gleich nach dem Start kommt.“
-Hm, vielleicht sollte ich das doch noch ein bisserl üben-
Einen Sturz der üble Schürfwunden mit sich bringt kann ich jetzt so überhaupt nicht brauchen, am nächsten Tag soll es schließlich mit der Familie in den Urlaub gehen.-
Am K2 Stand wurden wir mit den für uns reservierten Skates und Protektoren versorgt. Ich bekomme V02 90 BOA Inline Skates, EVP immerhin 259€. Jetzt bin ich natürlich kein Experte was die Qualität von Inline Skates anbelangt und kann nichts über die Rollen bzw. eingesetzten Lager sagen, aber was mir als Laie sofort auffällt ist der gute Sitz der Softboots. Neben der obligatorischen Schnalle am Schaft, hat dieser Schuh einen zusätzlichen Drahtzug in der Schnürung, der über ein Stellrad bequem festgezurrt werden kann. Dadurch hat man einen super halt im Schuh.
Nachdem ich mit Skates, Helm und Protektoren ausgestattet bin, frage ich dann doch mal bei der K2 Marketing Dame Claudia nach, wie das denn mit dem „Verzögern“ nochmals genau funktioniere.
„Anfänger gehen in die Knie, am besten du legst die Hände auf die Knie, dann stemmst Du den rechten Skate mit dem Stopper gegen die Fahrtrichtung auf die Fahrbahn.“
Das ganze hört sich leichter an als es ist, ich bekomme irgendwie keinen rechten Druck auf den Stopper, sodaß ich nicht viel langsamer werde. Bei meinem ersten Versuch werde ich von einem Mülleimer gestoppt.
Das ganze sieht zudem ziemlich dämlich aus, so, als wolle man mit einem Gipsbein in den Wald kacken.
Mal sehen wie es die anderen machen. Der geübte Inliner zieht einen Skate quer zur Fahrtrichtung hinter sich her und bremst somit (T-Stop). Das ist aber eine wackelige Angelegenheit, und kann bei mangelnder Koordination zu einer hübschen Pirouette führen mit anschließendem Arschplatscher. Zumindest steht, bzw. sitzt man dann. Ist aber schmerzhaft.
Der wahre Profi scheint überhaupt nicht zu bremsen. Jedenfalls kann ich nicht erkennen wie er das macht, er steht einfach.
Einige in der Gruppe kämpfen ebenfalls mit der selben Thematik. Der Redakteur mit den großen Buchstaben rudert bei seinen Bremsversuchen wild mit den Armen und versucht durch die Luftverwirbelungen zum Stehen zu kommen. Meist gelingt Ihm das auch. Von den Profis ist unterdessen keiner zu sehen, die machen Fotos fürs Album.
Um 21 Uhr setzt sich der Tross langsam in Gang. Mit Philip diskutiere ich, wie denn die bevorstehende sportliche Aktivität ins Trainingsbuch passt. 12 km hört sich für einen Läufer nicht viel an. Die Veranstaltung ist aber auf 2 – 2 1/2 Stunden ausgelegt. Wie geht das denn zusammen? Ist man mit Skates nicht schneller unterwegs?
Nun, nach dem Start geht erstmal gar nichts. Es ist ähnlich wie beim Firmenlauf in München, nach dem Startschuss kommt der hintere Bereich nur sehr zögerlich in Gang. Ich habe es nicht eilig. Ich mache unterdessen weiter meine Bremsübungen.
Der Grund für die anfängliche Verzögerung wird schnell klar. Ein paar Bodenschwellen und abgesenkte Bordsteinkanten sind zu bewältigen und dann lauert da ja auch schon das erste Gefälle. Die Teilnehmer im hinteren Bereich haben gehörig Respekt. Am Straßenrand stehen Bladeguards und bieten Ihre Dienste als Bremshilfe an.
-???-
Wie soll das denn funktionieren? Soll ich in den Bladeguard einfach reinfahren? Ich beobachte wie einige diesen Service in Anspruch nehmen. Der Teilnehmer macht auf sich aufmerksam, dann fährt der Bladeguard vor den Anfänger und bremst diesen sanft ab, bzw. fängt diesen von hinten ein.
Ich versuche es indes in der Knie-Kacka-Position. Aber die Geschwindigkeit ist zu hoch, ich bekomme keinen Druck auf die Straße und werde weiterhin schneller. Rechts und Links huschen die Bäume an mir vorbei. Ich beginne mit den Armen zu wedeln, aber ich bin bereits an den Bremsguards vorbei. Instinktiv versuche ich die wilde Fahrt mit einer Art Ski-Pflug zu drosseln. Das gelingt mir halbwegs, jedenfalls werde ich nicht mehr schneller. Vor mir sind Teilnehmer die das Bremsen wesentlich besser beherrschen als ich, ich muss ausweichen und nehme somit wieder Fahrt auf. Nun bin ich es, der mit den Armen wild rudert um die Balance zu halten. Vielleicht klappt das mit den Verwirbelungen ja doch. Da meine Oberschenkel, ob der ungewohnten Beansrpruchung, langsam zu Krampfen beginnen, muss ich es laufen lassen. Ich suche mir am Straßenrand ein weiches Auto aus, das nicht zu teuer aussieht. Doch das Gefälle hat ein einsehen und wird flacher, aufgrund des weiträumigen Auslaufs und mangels Gullideckel der meine wilde Fahrt hätte abruppt beenden können, komme ich ohne außerplanmäßigen Bodenkontakt heil unten an.
Erleichterung Stolz macht sich breit, das hat schon ein bisschen Spaß gemacht, wenn es nur nicht so beängstigend gewesen wäre.
Ich blicke mich um, was aus meiner Gruppe geworden ist. Die wilde Fahrt hat die Gruppe etwas zersprengt. Etwas weiter vor mir kann ich Anni mit Ihrem pinken Helm erkennen und auch Leni ist schnell ausgemacht. Ja, auch die Profis sind mit Helm unterwegs, ist nicht Pflicht, aber wer nicht auf den Kopf gefallen ist fährt „oben mit“.
Phillip gesellt sich wieder zu mir, auch er hat die Abfahrt unbeschadet überstanden. Ab jetzt kann die Fahrt in vollen Zügen genossen werden. Das Tempo ist moderat, jeder kann sein Tempo selbst bestimmen, die Blade Night ist ja kein Wettlauf. Neben Inlinern sind auch Skater unterwegs, manche schieben auf speziellen Wägelchen riesen Ghettoblaster vor sich her und sorgen so für Stimmung. Einige haben illuminierte Rollen, sehr stylisch, oder anderes Blinkzeug und verwandeln die einsetzende Dämmerung in eine wunderbare Atmosphäre.
Ca. zwei Kilomter vor dem Ziel sammelt sich unsere Gruppe auf einer Verkehrsinsel um auf die Nachzügler zu warten. Es kommt aber niemand mehr. Als sich der Besenwagen nähert, setzen wir uns wieder in Bewegung. Jetzt allerdings mit erhöhtem Tempo.
Hui, das macht Spaß mit Schmackes düsen wir durch die nächtlichen Straßen. Das Gefälle, das mir vor gut einer Stunde den Angstschweiß auf die Stirn getrieben hat, sorgt nun wieder für eine erhöhte Transpiration, nun aber aufgrund der erhöhten Herzfrequenz.
Unbeschadet komme ich und unsere Gruppe am K2 Stand wieder an, wo Erfrischungen auf uns warten. Ein Service, den die anderen Teilnehmer nicht haben. Der Rest unserer Gruppe ist auch schon da. Zwischen den Zeilen höre ich, dass auch ein Taxi bei der Rückführung im Einsatz gewesen sein soll. -besser ein Taxi als ein Rettungswagen-
Das war wirklich ein großer Spaß, Danke K2 Skates und dem Team von Häberlein und Maurer für die Einladung. Das werde ich sicherlich bald wieder wiederholen.
Das Inlineskaten ist gerade für Läufer eine schöne Abwechslung und trainiert Ausdauer, Gleichgewicht und Körperspannung. Ein befreundeter Chirurg empfahl mir vor einiger Zeit bei Knieschmerzen das Eislaufen als alternative Trainingsmethode.
Wer weiß, vielleicht mache ich ja mal bei einem Inline-Marathon mit. Aber bis dahin übe ich das Bremsen noch ein bisschen.
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* wer sich Skates leihen will sollte sich jedoch pünktlich um 19:00 Uhr in die Schlange stellen, ansonsten geht er leer aus.