Es ist jetzt kein Geheimnis, Männern und Frauen sind unterschiedlich.
Männer wie Frauen treiben Sport, aber die Motivation für Sport ist grundverschieden. Die meisten Männer (alle?) sind Bestzeitgetrieben, gerne misst man sich mit anderen oder zumindest mit der eigenen Leistung. Unglaublicher Aufwand wird da betrieben um an der Bestzeit zu feilen. Hochwissenschaftlich werden Trainingsergebnisse im Computer visualisiert und ausgewertet. An der Ausrüstung wird natürlich auch nicht gespart, so betreiben wir unseren Sport ausschließlich mit in Laboren entwickelten HighTec Materialien. Schließlich ist man ja auch nicht im Baumwoll T-Shirt zum Mond geflogen…
Frauen sind da anders. Beim Sport steht bei Ihnen hauptsächlich das positive Körpergefühl im Vordergrund und Sportartikel werden eher nach modischen Aspekten ausgewählt als aufgrund der Funktion bzw. Leistungssteigerung. Und technisches Spielzeug (Pulsuhr) wird als unnützer Krempel angesehen. Mit einem Brilli zu Weihnachten hätte ich vielleicht mehr Punkte sammeln können. Wobei ich habe gehört, es soll auch Ausnahmen geben.
Soweit so gut.
Wenn nun eine Frau einen Mann bittet mit Ihr regelmäßig zu laufen, dann ist ja klar worauf das rausläuft.
Wir Männer vermögen erstaunliche Dinge; wir können prima Rülpsen, im stehen pinkeln und rückwärts einparken (=> vgl. Krönung der Schöpfung). Was wir aber nicht können, ist zuhören und uns in andere (Frauen) versetzen. Somit stand unser gemeinsames Lauftraining, um das mich meine Frau im Sommer bat, selbstverständlich unter dem Motto „Höher, weiter, schneller“
Ohne groß zu murren fügte sich die Gattin meinem ausgeklügelten Trainingsplan. Gehpausen wurden nach den ersten paar Einheiten gestrichen, dafür wurden die Einheiten Stück für Stück verlängert und die Pace langsam erhöht. Von Intervallen und Bergläufen habe ich aber erst mal Abstand genommen, ich will ja unseren Rookie nicht gleich total vergraulen.
Als abzusehen war, dass wir die 10 km irgendwie bewältigen, schlug ich mal vorsichtig die Teilnahme an einem Volkslauf vor, wofür trainieren wir auch sonst, fragte ich.
Gut, Begeisterung sieht bei meiner Frau anders aus, aber, da der Gatte in den letzten 5 Jahren bei über 50 Volksläufen teilgenommen hat, und fast immer glücklich heim kehrte, wollte Sie das dann doch auch selbst mal ausprobieren, vielleicht ist ja was dran, am Virus Volkslauf.
„OK, Deal“ sprach die Frau. „Wenn ich mit dir einen Volkslauf laufe, dann fastest Du mit mir im Januar“
-wie fasten?-
„Na, eine Woche nix essen, nur Tees trinken und so. Das entschlackt, reduziert das Übergewicht und regt die Selbstheilungskräfte an..“
-Ah, mh.. OK, dafür musst Du die 10 km mindestens unter einer Stunde laufen-
„OK, DEAL“
So ließ sich die angetraute für den MRRC Silvesterlauf anmelden, und zwar gleich für den 10km Hauptlauf. Fortan schnürte die Gemahlin zweimal pro Woche die Laufschuhe. Einmal mit mir, und einmal alleine. (Ein kleiner Funke Ehrgeiz scheint dann auch in meiner Frau zu glühen)
So näherte sich das Ende des Jahres und die Nervosität stieg, also meine Nervosität. Eine SUB60 ist in den letzen Wochen durchaus in den Bereich des Möglichen getreten. Beim letzten gemeinsamen Lauf durch den Olympiapark, hatte ich größte Mühe meiner Frau überhaupt zu folgen, da war die 6:00 schon in griffweite, einzig meine rasselnde Lunge, die ich mir von meinem weihnachtlichen Infekt konserviert hatte, verhinderte, dass wir nicht schon zur Generalprobe die Schallmauer durchbrachen. Was ist da erst bei der Silvesterpremiere möglich?
-Oh Gott, will ich das wirklich? Das würde ja bedeuten, dass ich im Januar auf Wasser ohne Brot gesetzt werde!!!-
Mein Ehrgeiz siegte dann doch, so mixte ich am Silvester Morgen meiner Frau mein –timekiller-Spezial-Getränk, das aber schnöde abgelehnt wurde. Auch mein Wettkampf-Frühstück, (zwei Honig Toastbrote) wurde verschmäht. OK, meine Frau isst generell zum Frühstück nix.
Gemeinsam begaben wir uns dann in den Olympiapark, die angetraute nahm das Rad, ich lief traditionell zur Wettkampfstätte.
Zum MRRC Silvesterlauf hatte sich das Who is Who der Münchner Läuferszene angekündigt, die ich vor dem Lauf noch gerne getroffen hätte, aber außer Frank, der sein Dienst an der Startnummernausgabe leistete traf ich vor dem Lauf niemanden. Bei 2500 Starten kann man schon mal aneinander vorbeilaufen.
Trotz Gemaule („ich muss doch noch 10km laufen“) lief ich mich mit der Holden ein paar Minuten warm und wir sortierten uns dann im hinteren Startfeld ein und warteten auf den Start.
Läufer mit BabyJoggern positionierten sich um uns herum.
-Hey, wir bekommen eine Eskorte!-
Der Startschuß fällt und wenig später setzten auch wir uns in Gang. Meine Taktik, mit einer 5:45 starten, um sich dann so langsam zwischen 5:50 und 5:55 einzupegeln. Mal schauen, wann die Gattin ins japsen kommt.
Km1: Pace 5:43 – Perfekt, wir sind im Plan
Km2: Pace 5:33 – Auweia, viel zu schnell
Km3: Pace 5:42 – Argh, immer noch zu schnell, und dann gibt’s hier auch noch Höhenmeter
Km4: Pace 5:49 – So, dieses Tempo sollten wir halten
Km5: Pace 5:40 – Ok, wenn Sie unbedingt will, dann ziehen wir das jetzt durch
Km6: Pace 5:40 – Uiui, wenn das mal gut geht
Km7: Pace 5:41 – Unglaublich
Km8: Pace 5:51 – ja ja, langsam wird‘s hart, auf mich hört ja keiner
Km9: Pace 6:02 – Einbruch? Keineswegs, hier hats Höhenmeter satt!
Km10: Pace 5:29 – Und jetzt auch noch ein Zielspurt…
Ziel: 57:29 min – Pace 5:43 – ich bin geplättet.
Unglaublich, meine Frau ist wie ein Volkswagen, läuft und läuft und läuft… Hach bin ich stolz auf meinen Käfer, auch wenn ich für diesen Triumpf bitter bezahlen muss…
So, genug der lobenden Worte, meine Frau liest das hier ja eh nicht 🙂
Wir geben ab zur Läufer-Jahres-Abschluss-Party.
Wir treffen Bärbel @Ultraläuferin, Ludwig @mtb_emseralda, Thomas @natttTri, Stefan @DaSirQuickly, Carsten @twitt3rless und Alois @dabinser am Zitronenteestand.
Ludwig hat schon eine Flasche Schaumwein entkorkt… Sekt, egal wie alt er ist, sollte man NIEMALS mit Zitronentee mixen, vielleicht wars aber auch deshalb so lustig ?!
Mit 3 Tassen Schaumwein im Kopf begebe ich mich dann noch zum Auslaufen, diesmal etwas länger als normal,vielleicht kann ich ja doch noch die restlichen Kilometer für mein 2000 km Jahresziel sammeln.
-So sind Männer halt-
Wer weiß, ob ich im Januar bei Wasser und Tee überhaupt noch zum Laufen komme.
Für Freitag, 11.1. ist der Entlastungstag angesetzt.
-OhjeOhje-
Ich hole mir jetzt noch mal eben was zu essen, wird für lange Zeit das letzte gewesen sein.