Der folgende Post liegt jetzt schon seit einer Woche bei meinen Entwürfen rum und wird da nicht besser… Bevor nun, in den nächsten Wochen die halbe Laufbloggemeinde im Wald versteckten Rasierschaum sucht, möchte ich noch meinen Post unterbringen, sonst liest das wieder keiner…
Wir drehen also die Zeit um genau eine Woche zurück…
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Bundesjugendspiele
Donnerstagnacht 3:30 Uhr, seit Stunden liege ich wach. Ruhelos wälze mich im Bett herum, ich will schlafen… Morgen wird ein anstrengender Tag und ich will trotzdem früher von der Arbeit verduften, da ich vorhabe mein Weihnachtsgeld bei Skinfit zu investieren. Da gibt es am Donnerstag 15% auf die komplette Kollektion. Für das, was ich da spare, bekommt meine Frau was Hübsches zu Weihnachten, vielleicht ein flottes Küchengerät, ich habe mir sagen lassen, Frauen werden total wild bei praktischen Geschenken… -freu-
Aber ich bin GLOCKENWACH… Was hat mich so aufgewühlt?
Heute waren wieder Bundesjugendspiele im Olympiapark, bzw. korrekter gesagt, der zweite Lauf der ZHS Crosslaufserie, und ich bin der Jugend mal wieder sprichwörtlich hinterher gelaufen.
Mittwochabend, die Arbeit hatte ein Einsehen, und schenkte mir einen pünktlichen Feierabend, so konnte ich mich um 18:30 im ZHS Stadion im Olympiapark einfinden. Aus der letzten Saison, weiß ich worauf ich mich beim ZHS Crosslauf einlasse, das wird ein flotter Lauf durch den Olympiapark, da wird auch der Olympiaberg nicht ausgelassen, sonst wäre es ja kein Crosslauf ;-). Nach dem Teufelsberglauf, bei dem ich eher am abkacken war, müssen mal wieder ein paar Tempoeinheiten her, und TEMPO wird bei ZHS Crosslauf groß geschreiben.
Die 60 Teilnehmer beim heutigen Lauf setzen sich aus Sportstudenten, Läufer von der LG, Münchner Roadrunner (MRRC) und ein paar Gästen zusammen. Ich bin Gast, und bin mir meiner Rolle durchaus bewusst. Ich nehme meine mir zugedachte Rolle sehr ernst und werde das hintere Läuferfeld verstärken und schauen, dass die Zeitnehmer nicht zu lange auf mich warten müssen.
Pünktlich um 19:02 geht es los, wir bekommen noch den kurzen Hinweis, dass diesmal die Strecke von Lenny Kravitz Konzertgängern gekreuzt wird.
Nach 300 Metern, ich befinde mich noch auf der Tartanbahn, bevor es über eine rutschige Wiese in den Olympiapark geht, beginnt mein Garmin am Handgelenk an zu vibrieren
– Das war doch noch kein Kilometer? –
Verflucht, da ist ja noch der Pulsalarm vom Wochenende programmiert, da ging es im REKOM Bereich gemütlich über 21 km.
Das Läuferfeld zieht sich schon bedenklich auseinander, da habe ich jetzt keine Zeit, an meiner Uhr rumzufummeln, ich muss schauen, dass ich den Anschluß zumindest bis zur Parkharfe halte, sonst muss ich mir selbst den Weg durch den Besucherstrom bahnen. Den ersten Kilometer kann ich noch mithalten, dann treffen wir auf die Besucher. Die Lenny Fangemeinde scheint sich hauptsächlich aus Kettenrauchern zu rekrutieren, jedenfalls ist der komplette Besucherstrom dabei sein Nikotinhaushalt für die nächsten zwei Stunden auf Vordermann zu bringen und quarzt, als ob es kein Morgen gibt. Wie ein dampfender Lindwurm kriecht der Strom die Hohlgasse hinterm Olympiastadion hoch. Möglich, dass es an der Inversionswetterlage liegt, aber der Rauch zieht nicht ab. Man läuft förmlich durch einen Rauchschlauch. –ein Laubfeuer ist ein Dreck dagegen.- Der Sauerstoff wird knapp, -bei mir jedenfalls-, an meiner Kurzatmigkeit kann es ja nicht liegen, ich bin ja gerade erst losgelaufen.
Ab dem zweiten Kilometer kann ich mit meiner Gruppe nicht mehr mithalten und lasse sie ziehen. Fortan laufe ich ein einsames Rennen. Die erste Steigung erklimme ich alleine, vor mir im Nebel kann ich noch einen Läufer erkennen, hinter mir kommt nix mehr. Es geht über den Sattel, und ich freue mich auf das kommende Gefälle, vielleicht kann ich ja wieder etwas aufschließen, aber da wird nix draus, die geben natürlich auch Gas. Es ist fast wie im Training, ich laufe alleine meine Runde im Park, da vibriert nur mein Garmin nicht so penetrant.
Ich bin am Wendepunkt angekommen, jetzt geht es nochmals über den Berg und dann auf gleichem Weg zurück ins ZHS Stadion. Ich habe keine Ahnung wie schnell ich unterwegs bin, da mein Garmin die letzten 20 Minuten fortwährend am Brummen ist, so verpasse ich ständig die Zwischenzeiten. Ich mache mir eher Gedanken wie ich auf dem Rückweg durch die Konzertbesucher durchkomme soll, ich habe keinen Pacemaker, dem ich unauffällig durchs Gewühl folgen könnte. Aber ich mache mir ganz umsonst Sorgen. Meine Pressatmung ist mittlerweile so laut das sich automatisch vor mir eine Gasse auftut. Es ist fast wie damals als Mooses das Meer teilte, nur ich teile rasselnd und keuchend das Rauchermeer –hust-
Ab der Olympiahalle geht nur noch bergab, jetzt könnte man den Endspurt einläuten, aber ich habe kein Brikett mehr im Feuer. Meine –timekiller- Rakete bleibt heute im Hangar, ich lasse ausrollen. Ich kann nicht mehr. Auf der Tartanbahn ziehe ich der Form halber nochmals ein bisschen an, vor den jungen Leuten mag man ja nicht als Walker ins Ziel kommen.
Noch auf der Ziellinie bleibe ich stehen, genug gelaufen für heute. Ich drücke die Uhr ab. 5 Minuten später hört auch das Vibrieren am Arm auf, gerade noch rechtzeitig bevor der Arm abfällt.
Ja, doch 33:27 Minuten für die 7.4 km sind bei einer Pace von 4:31 dann doch eine ganz ordentliche Tempoeinheit, da brauche ich mich ja nicht zu wundern weshalb ich so groggy bin.
Heute kann ich bestimmt gut schlafen…