Archive for Juni 2011

Die Vorzeichen für den 33. Sport Scheck Stadtlauf in München  am Sonntag standen eigentlich recht ungünstig. Ich hatte wenig geschlafen, da ich erst um 2:00 Uhr ins Bett kam, und um 6:00 Uhr aufstehen ist nicht gerade eine meiner Stärken. Zudem hat es in Strömen geregnet, als ich das Haus um 7:00 Uhr verlassen habe, um mit der U-Bahn zum Start am Marienplatz zu fahren.  Dort angekommen, hat aber der Regen aufgehört, und es sollte auch kein neuer mehr nachkommen. Zum Aufwärmen bin ich locker die Kaufingerstraße hoch bis zum „Stachus“ und wieder runter gelaufen, das muss reichen, schließlich habe ich ja noch 21 km vor mir. Ich begebe mich in meinen Startblock „1:45 – 2:00 Stunden“. Ich habe irgendwie das Gefühl, ich bin der einzige, der sich bei der Auswahl des Startblocks an seiner eigenen (realistischen) Leistung orientiert.  Bei 7000 HM Startern, siegt doch bei einigen der Egoismus in der anonymen Masse: „Ach bei mir fällt das ja nicht weiter auf, ich stelle mich mal in die erste Reihe.“

Samstag Nacht, nachdem ich im Tiefflug von Oldenburg nach München gebraust war, checkte ich noch meine HM-Ergebnisse der letzten Jahre, und habe nochmals nach meiner PB geschaut, die ich überraschenderweise im Mai beim Halbmarathon im Olympiapark aufgestellt hatte. 1:49:16, das ist  eine durchschnittliche Pace von 5:10 min. Das wird hart, ich glaube nicht, dass ich das beim Stadtlauf wiederholen kann. Der Sport Scheck Stadtlauf durch den Englischen Garten ist nicht gerade Bestzeiten geeignet, da es einfach zu voll ist und es gibt viele enge Kurven. Ich hatte auch nicht speziell für den HM trainiert, und werte daher den Lauf als lange Trainingseinheit im Rahmen meines MT-Trainingsplans. Also beschließe ich mal mit 5:15 zu starten, um dann zu sehen wie es läuft.

Punkt Acht fällt der Startschuss, und es ergießt sich eine orangene Welle über den Marienplatz in Richtung Odeonsplatz, hinein in den Englischen Garten.  Der zweite Startblock wird ca. fünf Minuten später auf die Strecke gelassen. Ich befinde mich im dritten Block, aber der scheint nicht nochmals gesondert gestartet zu werden. Ich lasse mich noch vor dem Start etwas zurückfallen und gehe dann um 8:08 Uhr auf die Strecke.

Der erste Kilometer ist gewohnt eng und turbulent, und man muss höllisch aufpassen, dass man nicht über irgendwelche Beine bzw. Absperrgitter stolpert. Die Anzeige meiner Durchgangszeit für den ersten Kilometer verpasse ich auf dem Garmin, müsste aber OK sein, wahrscheinlich zu schnell. Kilometer zwei laufe ich in 5:00 Minuten, also Gas raus nehmen. Die nächsten sieben Kilometer laufe ich konstant in 5:10, ich befürchte schon, dass mein Uhr steht…  Aber alles OK.

Die ersten zehn Kilometer vergehen wie im Fluge, keine Schmerzen in den Beinen, alles super.  Ich nehme mal vorsorglich einen Gel-Chip, den ich im Mund auflösen lasse. Bei der nächsten Getränkestelle möchte ich die Überreste davon herunter spülen. Aber die Wasserstelle kommt erst bei km 12, da ist schon nichts mehr von dem klebrigen Zeugs übrig. Ich lasse den Verpflegungsstand links liegen und ziehe vorbei. Das Wetter ist ideal, bedeckter Himmel und nicht zu warm, da muss nicht nachgetankt werden.  Bestzeitenwetter! Ist da heute mehr drin? Ich beginne zu rechnen… aber ich habe ja gerade mal etwas mehr als die Hälfte hinter mir, also Ball flach halten. Auf Kilometer 14 – 16 breche ich etwas ein. Nach 5:20; 5:30 und 5:36, laufen die nächsten Kilometer dann aber wieder besser. Kilometer 17 laufe ich sogar erstmals unter 5 Minuten. Noch 4 Kilometer, jetzt dran bleiben. Ich kann meinen 5:10er Schnitt über die nächsten Kilometer wieder halten.

-es läuft-

Die Strecke wendet sich dem Ende zu, durch den Hofgarten geht es zurück auf den Odeonsplatz, von dort durch die Theatinerstraße zum Ziel auf dem Marienplatz. Die Straße ist nun gesäumt von Zuschauern, die die Läufer anfeuern, Endspurt ist angesagt. Bei Kilometer 20 ziehe ich das Tempo an,  auf den letzen 500 Metern gebe ich dann so richtig Gas. Den letzen Kilometer laufe ich in unglaublichen 3:57 min!

–Z – I – E – L –

1:46:17 !!!

Mein Herz pocht wie verrückt, ist es die Begeisterung, oder die Anstrengung?

Das hätte ich wirklich nicht für möglich gehalten. TOLL. Und dabei habe ich diese Woche schon 30 Kilometer in den Beinen. Und das Finish zeigt, dass da noch Reserven übrig waren, die ich während des gesamten Laufes überhaupt nicht angerührt hatte.  Ja, ich bin wirklich zufrieden…

Gut gelaunt gehe ich nach der Zielverpflegung nach Hause, bereit mich von meiner Familie feiern zu lassen.  Ich betrete über die Terrassentüre das Wohnzimmer und rufe:

-Hallo Familie,  Euer Laufhero ist zurück…-

Aus dem oberen Stockwerk kräht es nur:

„Gut, dann kannst du ja gleich mal deine Dreckwäsche vom Urlaub raus legen, ich wasche gleich“

-PLOPP –   so zerplatzt sie,  die  Blase der Glückseligkeit.

Herzlich Willkommen, zurück in der Realität!

Und jetzt,  zurück zur Tagesordnung.

Am Mittwoch habe ich meinen Urlaub unterbrochen, da ich einen Auftrag in Hannover zu erledigen hatte, den ich freundlicherweise übernommen habe,  da ich ja „in der Gegend“ war. Allerdings wurde ein Paket das ich für den Termin dringend benötigte nicht geliefert. Das Paket wurde letzten Freitag in München über DHL aufgegeben. Wer weiß was da wieder schief gelaufen ist, jedenfalls hat es das Paket laut Sendungsverfolgung  bis Mittwoch gerade mal bis Augsburg geschafft.

–DAS IST EIN S-K-A-N-D-A-L-

Jetzt darf ich am Freitag nochmals nach Hannover, sind ja nur zwei Stunden Fahrt. Grrrr…

Damit der Tag wenigstens einen positiven Aspekt hat, wollte ich am Abend unbedingt noch laufen. Egal bei welchem Wetter. Und Wetter hatten wir ja am Mittwoch jede Menge, vor allem Unwetter. Auf der Fahrt  von Hannover zurück nach Oldenburg wäre ich mit einem Boot, oder gleich mit der Arche, wesentlich schneller vorangekommen, so hat das geregnet.

Laut Trainingsplan standen heute neun schnelle Kilometer auf dem Programm. Genau das richtige für heute. Es zog zwar schon wieder eine Regenfront heran, aber ich musste einfach los. Ich habe mir wieder die Regenjacke meiner Frau geschnappt und bin los. Schon auf dem ersten Kilometer fängt es an zu tröpfeln,  -Ahh, ich glaube ich habe ein Dejavu-

Aber es bleibt zunächst beim Tröpfeln. Hier kann man ja unglaublich weit gucken… Der Waldrand der in einem Kilometer Entfernung liegt, ist noch in der Sonne. Hoffnung keimt auf, vielleicht kann ich ja doch dem Regen entkommen, ich gebe Gas. Den ersten Kilometer laufe ich gleich unter 5 Minuten.  Durch den Wald geht’s dann etwas langsamer, der Feldweg ist nicht gerade eine Tartanbahn, außerdem zahle ich Tribut für meinen forschen Start. Nach 5 Kilometern geht’s wieder auf Asphalt und ich kann wieder Gas geben. Der Regen hält sich noch zurück.

In meinen Gedanken spukt noch immer der DHL-Ärger rum. Die Deutsche Post ist der gleiche Mist-Verein wie die Telekom, naja, ist ja kein Kunststück, war ja alles mal eins.  Kundendienst wird hier wirklich Großgeschrieben, allerdings nur auf den bunten Werbebroschüren…

Vor Weihnachten war ich mal in München in der Arnulfstraße im Briefzentrum, ich brauchte für ein Versand 200 Briefmarken a 55 Cent. Die Schlange war unmenschlich lange, es war ja Weihnachten. Also stelle ich mich an. Nach ca. 20 Minuten komme ich auch schon an die Reihe, und ordere meine 200 Briefmarken. Der Beamte hinterm Tresen sagt nur :

„Wir haben keine Briefmarken“,

-wie, Sie haben keine Briefmarken?-

„Wir führen keine Briefmarken mehr, wir nehmen nur noch Pakte und Großsendungen an, und geben Paketsendungen aus“.

–Aber, Sie sind doch die Post, sie müssen doch Briefmarken haben… ???-.

„Briefmarken, gibt’s am Automaten.“

–klar, ich lasse jetzt 200 Briefmarken aus dem Automaten!-

„Dann müssen Sie in den nächsten Post-Shop 500 Meter von hier“

–HrgldreckskackklrslP05TsCheisS-

Hui, 4:30, Wut verleiht Flügel. Langsam wird’s warm unter meinem Poncho. Den Regen habe ich abgehängt,  jetzt kommt sogar noch die Sonne raus. Ich öffne meine Regenjacke, damit der Dampf abziehen kann,  die Jacke bläht sich auf wie ein Bremsschirm. Ne, bremsen tun wir morgen wieder,  also Jacke wieder zu, und etwas langsamer weiter, Kräfte sammeln für den Endspurt.  Bei Kilometer 8 höre ich die innere Glocke zur letzen Runde, und ziehe nochmals an, wie ein Irrer renne ich die Landstraße entlang…

Ahhhh, jetzt gehts mir wieder besser.

45 Minuten für die 9 Kilometer können sich sehen lassen, finde ich jedenfalls.

–WUT verleiht Flügel-

18 Kilometer sollten es werden am Sonntag, jedenfalls schrieb das der Trainingsplan vor. Dem Wetter nach, hätten es aber auch 18 Bahnen im Freibad werden können. Den halben Tag habe ich das Niederschlagsradar auf wetter.com konsultiert, um eine geeignete Regenpause abzupassen. In der ersten Regenpause hat mich jedoch die Familie ins Oldenburger Naturkunde Museum zum Moorleichen begucken abgerufen. Gegen fünf sollte dann meine Stunde schlagen, im Niederschalgsradar machten sich ein paar helle Punkte um Oldenburg bemerkbar. Ich warf mich in die Klamotten und habe aber noch zur Sicherheit die Regenjacke meiner Frau mit genommen. Meine Regenausrüstung liegt natürlich im München im Schrank.  Auf Mapmyrun, habe ich davor meine Strecke ausgetüftelt. Bei 18 km kommt doch etwas Strecke zusammen, da kann man sich nicht  ausschließlich im nahgelegenen Forst vergnügen. Auf dem Radweg sollte es von  Wardenburg Richtung Ahlhorn gehen, dann nach Charlottendorf abzweigen und weiter bis Littel laufen. Von dort sollte es dann über kleine Sträßchen wieder zurück nach Wardenburg  gehen.

Eigentlich wollte ich bei dem Lauf mein neuen Camelbak ausprobieren, den ich noch am Freitag beim Sportscheck besorgt hatte, als ich die Startunterlagen für den Stadtlauf (HM) am 26.6 in München abgeholt habe. Aber bei der Wetterprognose, wird mangelndes Wasser wohl eher nicht meine Sorge sein, also muss der erste Einsatz noch ein bisschen warten.

Locker in 5:38 – 6:10 min  sollte die Strecke gelaufen werden. Die ersten zwei Kilometer kämpfte ich noch mit der Ausrüstung. Die Regenjacke, die ich in die kleine dazugehörige Tasche gestopft hatte und mit einem Gummiband um meine Hüfte geschnallt habe, bommelte wie ein Bunny-Schwänzchen an meinem Hintern. Ich versuchte die Position zu verändern, half aber alles nichts. –vorne ist auch keine Option-

Wie ich noch experimentiere fängt es auch schon wieder an zu regnen, also ziehe ich schließlich die Jacke an und damit kehrt bei der Jackenthematik Ruhe ein.

Es tröpfelte nicht nur, nein es Goss gleich, die seitlichen Windböen machten die ganze Sache nicht besser. Ich halte den Kopf gesenkt, damit das Schild meiner Kappe meine Brille vor Regen schützt. Somit sehe ich von der Strecke hauptsächlich meine Schuhe, den Asphalt und eben das schwarze Schild meiner Kappe.

–ein Genusslauf ist was anderes-

Nach ca. 7 km müsste meine Abzweigung nach Charlottenburg kommen, in meinem Blindflugmodus habe ich etwas bedenken, dass ich an der Abzweigung vorbeirausche, doch die Sorge ist unbegründet und ich sehe rechtzeitig den Wegweiser, und biege ab.

Was ich bei meiner Tourenplanung nicht berücksichtig habe, ist dass die Straße hier keinen Rad bzw. Fußweg hat, also laufe ich auf der linken Straßenseite dem Verkehr entgegen. Den Blindflugmodus muss ich hier aus Sicherheitsgründen abschalten, was besonders ärgerlich ist, da jetzt der Wind von vorne kommt. Der Regen hat zum Glück etwas nachgelassen, dafür tropft es noch gehörig von den Bäumen.  So langsam macht sich Unmut breit. Ich checke die Systeme.

Puls: OK, um 70% HFmax

Pace: OK, 5:45 min (Das habe ich letzte Nacht auch von München nach Oldenburg gebraucht, (in Stunden natürlich)

Strecke: ca. 8 km

Schuhe: Nass

Hose: Nass

Oberteil: Noch trocken…

Stimmung: lustlos

Hätte ich ein Handy mitgenommen, ich hätte mich jetzt abholen lassen.

In Charlottenburg – West komme ich an einer Abzweigung nach Littel vorbei, hier könnte ich abkürzen.  Aber noch bleibe ich standhaft und laufe weiter auf meinem Kurs.

Auf dem nächsten Streckenabschnitt lauern tümpelartige  Pfützen, die umschifft werden müssen, dabei liegt die Herausforderung  aber nicht darin „nicht hineinzutreten“, sondern in der zeitlichen Koordination.

Bloß nicht  die Pfützen gleichzeitig mit einem Auto passieren, sonst ist Land unter, somit baue ich unfreiwillig ein paar Sprints mit gelegentlichen Sprüngen und  Ausfallschritten in mein Lauf ein.

Ich erreiche Charlottenburg-Ost und damit die Abzweigung nach Littel, ohne dass ich von einem Pfützen Tsunami weggespült werde. In Richtung Littel geht es wieder über freies Gelände, Dummerweise setzt jetzt auch wieder der Regen ein.  Auch der Wind nimmt zu. Weshalb muss der Wind denn immer von vorne kommen? Ich stemme mich förmlich gegen den Wind, und habe das Gefühl zu stehen. Die haben hier im Norden zwar keine Berge, aber  gegen den Wind zu laufen kann locker mit einem Bergtraining mithalten. Der Wind ist  quasi der Berg Norddeutschlands. Und hier ist es gerade richtig gebirgig, geradezu hochalpin.

Der Wind drückt den Regen durch die Membran meiner Regenjacke, es wird klamm im Oberhaus. Die Hose ist mittlerweile mit Wasser vollgesogen, und die Schwerkraft tut Ihr übriges, der Gummi am Hosenbund versagt seinen Dienst und lässt die Hose rutschen. Da muss mal eben nachgerzurrt werden.  Ich konnte zwar erfolgreich den großen Pfützen ausweichen, die Schuhe sind aber trotzdem vollkommen durchnässt.

Nach Littel verlasse ich wieder die Bundesstraße und laufe auf einem kleinen Sträßchen Richtung Oberlethe. Auch hier gibt es kein Radweg, dafür aber auch kein Verkehr. Die Straße ist gepflastert mit den hier üblichen „Dreistern Pflastersteinen“. Es ist die Hölle hier zu laufen. Am Rand ist die Fahrbahn leicht geneigt, und die großen Rillen zwischen den Steinen erleichtern nicht gerade das Laufen.  Zeit für einen Systemcheck

Puls: OK, um 75% HFmax

Pace: OK,  konstant bei 5:45 min

Strecke: ca. 15 km

Schuhe:  Wassereinbruch im Keller, – es gluckert-.

Hose: hat sich in einen Schwamm verwandelt.

Oberteil: Wet T-Shirt Contest geeignet

Stimmung: apathisches dahin trotten

Das System hat auf Autopilot gestellt, der Laufapparat ist komplett von der Einsatzzentrale getrennt, die Gedanken werden frei. In diesem Zustand muss sich wohl auch immer Marvins Herrchen befinden, wenn er den Dialog mit seinem Schweinehund sucht. Ihr kennt doch Marvin, oder? Marvin, bzw. sein Herrchen hat übrigens ein neues Buch herausgegeben, „sei kein Frosch, Schweinehund – SPORT“. Es lassen sich die Geschichten zwar auch im Internet lesen, aber als Bettlektüre sind die Bücher bestens geeignet. Im Schlafzimmer herrscht bei uns Elektronik Verbot, da muss dann auf klassische Medien zurückgegriffen werden. Wer Achim Achilles durch hat, bekommt mit Marvins „ES, läuft“, und  „sei kein Frosch, Schweinehund – SPORT“ Nachschub für seine Laufbelletristik Bibliothek.

Kurz vor Oberlethe komme ich auf eine Bundesstraße und danach geht es gleich wieder rechts ab auf den Wassermühlenweg, wieder Dreisternpflaster -ächz-.  Bei km 18 passiere ich die Wassermühle, ein wirklich gutes Restaurant, schlagartig macht sich Hunger breit. Ich beschließe hier heute meinen Hunger zu stillen, aber davor muss ich mich erst trocken legen. Also Endspurt, ab nach Hause.

Nach 1:51 und 20 Kilometern bin ich dann wieder an der Homebase angelangt, jetzt erstmal in die Badewanne, und danach zum Carboloading  mit der Gattin in die Wassermühle.

ich bin verletzt!

Nein, es sind nicht die Knie, die bei meinen Ausritt nach Starnberg etwas gelitten hatten. Das Knie hatte sich relativ schnell wieder beruhigt und ich konnte wie gewohnt meinen Trainingsplan verfolgen.

Es sind die Knöchel. Die sind geschwollen, und zwar beide! Ich sehe aus wie eine Adipöser mit Rechtsherzinsuffizienz  und ordentlich Wasser in den Beinen. Ich erspare Euch die Bilder von meinen Stampfern. (Es gibt nichts ekligeres, als  Bilder von geschwollenen Füßen).

Verletzungen sind  ja wie Urkunden in der  Ruhmeshalle des Trainings ,  jeder der ordentlich trainiert muss auch mal verletzt sein, irgendwas zwickt ja immer ;-)…

Aber bei mir ist es nicht mal eine richtige Läuferverletzung, jedenfalls nicht unmittelbar. Ich bin nicht etwa umgeknickt und habe mir dabei meine Bänder lädiert, nein, ich wurde gestochen, und zwar in BEIDE Knöchel.

Es ist unmittelbar nach dem Laufen passiert, als ich am Pfingstsonntagabend nach einem längeren Lauf, genüsslich im Garten noch eine Apfelschorle getrunken habe.

Mein Schweißdunst, muss auf die Mücken wie eine  Einladung zum Schlachtfest gewirkt haben, jedenfalls wurde ich ziemlich verzwiebelt, während die Anderen unbehelligt blieben.

Seit gestern Mittag pumpen sich nun meine Knöchel zu ungeahnter Dicke auf.  Und das juuuuuuuckt !!!

Über Nacht habe ich mit Essigumschlägen, Quarkpackungen und Zwiebelumschlägen versucht den Schaden im Zaum zu halten. Hat aber alles nichts gebracht, außer dass es jetzt in unserem Schlafzimmer nach Döner riecht.

Heute früh habe ich mir dann in der Apotheke eine Kortisonsalbe geholt. Aber ich befürchte, das  Training heute Abend muss ausfallen, ich passe einfach nicht in den Laufschuh.

Heute ist es soweit,  ich habe  meinen Marathon Trainingsplan aktiviert. Ist mein erster Marathon, ich bin also noch ein Frischling, quasi ein Greenhorn unter den Läufern. Die Ultras unter Euch beömmeln sich wahrscheinlich eh über die Klimmzüge die unsereins veranstaltet um diese Distanz zu meistern. Aber ohne geht’s halt nicht, das musste ich letzes Wochenende schmerzlich erfahren.

Da ich ja schon lange für den Marathon in München angemeldet bin, habe ich in den letzten Monaten zunehmend meine Trainingsintensitäten und die Laufumfänge langsam erhöht. Länger als 23 km ist dabei aber nie rausgekommen. Vergangenes Wochenende wollte ich mal sehen, wie weit ich komme, wenn ich im Standgas locker so vor mich hinzuzuppel.

Da ich meinen üblichen Strecken momentan etwas überdrüssig bin, bin ich auf die Idee gekommen einfach mal von München nach Starnberg zu laufen. Auf mapmyrun.com habe ich vormittags die Strecke abgemessen (30km) und habe mir die Route notiert. Der Radweg nach Starnberg entlang der Würm sollte mir dabei als grobe Orientierung dienen.

Keine Ahnung wie weit ich komme, aber egal, entlang der Strecke gibt es genug S-Bahn Haltestellen, an denen ich wieder zurück fahren kann und zur Sicherheit habe ich diesmal auch das Handy mitgenommen, damit ich im Nirgendwo des bayerischen Outbacks einen Notruf absetzen kann.

Von der –timekiller-Ranch ging‘s zum Nyphenburger Schloß, von dort entlang des Würm-Kanals Richtung Pasing. Diesen Streckenabschnitt bin ich schon oft gelaufen. Die alten Gründer und Jugendstil Villen entlang des Kanals sind einfach nur schön. In Pasing angelangt musste ich mich erstmals orientieren, und stelle fest, dass ich meinen Spickzettel verloren habe.

-Na, toll, das geht ja gut los-.

Meine Orientierung ist ja nicht die beste, in der Vergangenheit habe ich mich daher ja auch schon öfters verlaufen… (Link1 und Link2 zeugen von dieser Unfähigkeit).

Doch mein Gedächtnis ist besser als meine Orientierung und ich konnte mich wenigstens  noch an die Straßennamen erinnern, an denen ich abbiegen musste um in den Pasinger Stadtpark zu kommen.   Von dort ging es immer grob nach Süden.

Auf der Autobahnbrücke nach Gräfelfing, treffe ich dann zufällig einen Mitarbeiter eines Kunden.

„He, -timekiller-, was machst du denn hier? Trainierst wohl für den Firmenlauf?“

-Firmenlauf? Pffft,  ne, ich laufe nach Starnberg, ein Eis essen.-

„Nach Starnberg? Das sind ja locker noch 20 km von hier!“

-Ja, zurück nehme ich dann aber die S-Bahn. –

Na, dann viel Spaß. Wenn du am Montag nicht zu unserem Meeting kommst, lassen wir dich suchen.“

-Ja, das macht mal, Tschö.-

Ich erkundige mich noch nach dem Verlauf des Radwegs und setze meine Tour fort.

10km liegen hinter mir, ich fühle mich frisch. Dennoch ärgere ich mich über meine große Klappe. Understatement scheint nicht meine Sache zu sein.

Entlang der Würm geht es nun durch Wohngebiete von Gräfelfing, Planegg, Krailling, Stockdorf. Die Ortschaften gehen hier einfach nahtlos ineinander über. Ist jetzt nicht der Knaller hier zu laufen, aber es ist wenigstens verkehrsruhig. Das Tückische an dem Streckenabschnitt sind die vielen Biergärten die hier ständig auf einen lauern, aber ich bin standhaft, noch…

Nach Stockdorf geht’s dann endlich wieder in den Wald, Häuser habe ich jetzt genug gesehen. Ich genieße den Wald, hat ein Stadtläufer ja nicht täglich.  Plötzlich zweigt der Radweg jedoch 90 Grad ab, obwohl (laut meiner Orientierung) Gauting geradeaus wäre. Ich folge mal dem Radweg. Nach ein paar Metern, bricht aus dem Unterholz ein Läufer. Ich frage Ihn verduzt, -geht’s da nach Gauting?-

“Do, kimmst scho hi, is halt a bisserl eng.“

Ich biege auf den Pfad ein. Auf einem Kaninchenpfad geht es durch einen grünen Tunnel. –ist das toll- Es darf hier nur keiner entgegen kommen, sonst muss einer in die Dornen.

Nach ca. 500 Metern komme ich wieder ans „Tageslicht“, fortan ging es über freies Gelände Richtung Gauting.

So langsam setzt mir dann auch die Strecke zu, die Schritte wurden kürzer und die Erschöpfung nimmt zu. Fünf Buchstaben beherrschen meine Gedanken

–D-U-R-S-T-

Nach zwanzig Kilometern schlage ich in Gauting auf, zwei Stunden sind für die Strecke jetzt nicht der Brüller, aber OK, ich bin ja nur am Testen. Trotzdem bin ich fertig wie Brot. Ich beschließe hier mein Experiment zu beenden. Ich halte Ausschau nach einem Biergarten. Hier kann mich dann meine Frau abholen, nachdem ich mich durch die Getränkekarte getrunken habe… Aber es kommt keiner…

In der Ortsmitte von Gauting komme ich stattdessen direkt an einem REWE vorbei.

Eine OASE! Ich stürme den Laden und konsultiere die Getränke Abteilung. Noch am Regal leere ich die erste 0,5 Flasche Adelholzener Fruchtschorle. An der Kasse zahle ich zwei Flaschen, wobei eine davon schon leer ist. Vor dem Laden setze ich mich auf die Stufen und trinke genüsslich die zweite Flasche. Ahhhhh! Ich hole mir noch eine dritte Flasche für die Rückfahrt.

Die Pause hat gut getan. Der Geist ist allerdings etwas benebelt, denn ich beschließe doch noch die letzten 10 km nach Starnberg anzugehen. „Sind ja nur noch zehn Kilometer“. Wie ich noch in Gedanken bin, befinde ich mich bereits auf dem Weg nach Starnberg und nicht zur S-Bahn. Die Beine sind nach der Pause etwas wackelig. Irgendwie scheinen Sie nicht zu meinem Körper zu gehören. Na, das wird sich hoffentlich geben, wenn ich erst wieder ein paar KM locker gelaufen bin. Aber locker ist was anderes,  es wird nicht besser…

Die Flasche halte ich in der Hand wie ein Staffelstab und wechsle jeden KM von rechts auf links. Ab km 25 kommt der Schmerz. Vor allem die Knie schmerzen, es kracht im Gebälk, ich versuche langsamer zu laufen, aber der Schmerz hält an.  Ich beiße die Zähne zusammen, aber es geht nicht mehr, ich muss eine Gehpause einlegen. Nach ein paar hundert Meter laufe ich wieder an. Ich schaffe keinen Kilometer und muss wieder gehen. Die letzen 10 km von Gauting nach Starnberg sind eigentlich die schönsten auf der ganzen Strecke. Es geht durch den Wald entlang der Würm, traumhaft. Ein Alptraum hingegen ist der Zustand meiner Haxen. Bei Petershausen geht’s dann auch noch den Berg hinauf, Argh! Ich kämpfe. Irgendwie schaffe ich es im Lauf-Geh-Modus doch noch nach Starnberg. Nach 3 Stunden und 10 Minuten (reine Laufzeit ohne Pause) stehe ich in Starnberg am S-Bahnhof an der Eisdiele und hole mir ein Eis. Ich überlege, ob ich mir die Hörnchen direkt auf die Knie klatschen soll.

-zwei mal Kamille mit Franzbranntwein, bitte!!!-

Auf der Rückfahrt nach München korrigiere ich in Gedanken mein Marathon Ziel. „Ankommen“ lautet das neue Ziel.  Von der Kondition hätte ich die 30 km wohl gepackt, aber nicht mit dem morschen Gebälk…

Was habe ich falsch gemacht? Zu lange Pause? Waren doch fast 20 Minuten. Oder zu schnell? Zu Untrainiert? Mal sehen, ob ich meine nächste Trainingseinheit wie geplant durchziehen kann, oder ob ich gleich zu Beginn meines Trainingsplans wegen ruinierten Knien pausieren muss.

Schau‘n mer mal…

In meinem nächsten Post berichte ich Euch dann auch, wie ich am Hauptbahn die kaputte Rolltreppe doch noch runtergekommen bin…

Als ich Anfang des Jahres meine Lauftermine klar gemacht habe, fiel mir beim Duchblättern der Bayerischen Laufzeitung ein Event ins Auge:

der erste 24h Lauf im Münchner Olympiapark am1./2. Juni 2011.

Nicht dass ich daran teilnehmen wollte, oh Gott, nein! Aber ich wollte doch zumindest Zaungast sein, und die Läufer anfeuern. Gerade nachts wollte ich mich an die Strecke stellen, und die Läufer anfeuern. Auf einer 3,1 km Schleife sollte es  durch den Park gehen, und als  einer der Höhepunkte sollte  ein Abschnitt durch die BMW-Welt gehen. Das wollte ich mir unbedingt anschauen.

Als bei Miss Monster im März eine 24h Veranstaltung für ein Blogtreffen gesucht wurde, stellte ich zu meinem Erstaunen fest, dass der 24h Lauf in München abgesagt wurde ???

http://stdiut.blog.de/2010/03/11/absage-24h-lauf-muenchen-8159379/

http://www.mrrc.de/index.php?option=com_content&view=article&id=351:24h-lauf-in-muenchen&catid=29:laufen&Itemid=23

Schade eigentlich.

Wie ich jetzt gestern durch den Olympiapark geradelt bin, auf dem Weg in den Biergarten (war ja schließlich Vatertag), war ich bass erstaunt über die Veranstaltung die dort ablief.

Der 24h Lauf.

Und der Startschuss war schon vor über 19 Stunden gefallen… -Ahhh, ohne mich-

Scheinbar war ich nicht der Einzige der nix davon wusste, denn es waren kaum Zuschauer zugegen. OK, das Wetter war auch nicht so dolle, somit gab es auch kaum Tagesausflügler, die dem Treiben beigewohnt hätten.

Da ich verabredet war, nahm ich mir zumindest vor, zum Zieleinlauf im Ziel zu stehen um den Athleten meine Ehre zu erweisen.

Gegen 19:30 Uhr drängte ich dann die Familie zurück in den Olympiapark, denn Vati will ja noch jubeln. Im Zielbereich auf dem Coubertin Platz sammelten sich langsam die Teammitglieder und Stück für Stück liefen die 4er, 8er 12er Teams gesammelt ein. Einige Sololäufer drehten bis zum Abpfiff ihre Runden auf der kleinen „Strafrunde“.

Und ich muss sagen, das sah bei einigen nicht mehr gut aus, die 24 Stunden haben doch deutliche Spuren hinterlassen. Mit steifen Knieen, stoischem Blick tippelten die Läufer auf Ihrer Runde. Manche hatten ein irres Lächeln auf den Lippen. Wiederum andere liefen Ihre Runde so frisch als wären sie gerade erst gestartet. Was sind das für Tiere…

Um 20:00 Uhr war Schluss. Die Teams jubelten, die Sololäufer blieben stehen wo sie sich gerade befanden, und rissen die Hände empor.

Ich war überwältigt von den Emotionen, die den Läufern von den Gesichtern abzulesen waren.

„heulst du etwa?“ Stößt mich meine Frau an.

-Wer? Ich? Quatsch! –Räusper-

Ja, ich gebe es zu, ich hatte ein bisschen Pippi in den Augen, und mir tat es  in der Seele weh, wie wenig Beachtung diese Veranstaltung fand.  Da laufen die Recken VIERUNDZWANZIG STUNDEN, und keine SAU bekommt es mit.

Ich blieb noch bis zur Siegerehrung, und fand es Schade, dass nicht jeder der Sololäufer auf die Bühne durfte. Es hätte jeder verdient gehabt.

Sieger bei den Männern wurde übrigens Rainer Wollscheid mit 200,46 km und bei den Frauen gewann Carmen Hamm mit 165,462 km.

Meinen RESPEKT, haben aber alle Teilnehmer !!!

Ein paar Bilder gibt’s beim Veranstalter, der am Wochenende auch das 24h Mountain-Bike Rennen veranstaltet. Da ist dann  auch mehr los…