Archive for Januar 2011

Was habe ich da bloß wieder angestellt? In einem Lokalanzeiger unseres Stadtteils habe ich letzte Woche gelesen, dass am Sonntag den 30.1.2011 der 4. Münchner Stadion Cross stattfindet. Und das gleich bei mir in der Nachbarschaft auf dem Vereinsgelände des PSV am Wintrichring. Gestartet wird in 8 Klassen mit unterschiedlichen Distanzen und Altersgruppen. Die Damen treten unter anderem auf der Mittelstrecke (3800m) bzw. Langstrecke(6200m) und die Herren auf Mittelstrecke (3800m) und Langstrecke (8600m) an. Der Veranstalter ist die Leichtathletikabteilung des PostSportVerein München, die Ausschreibung und die Bilder aus dem Vorjahren sahen sehr vielversprechend aus, also habe ich nicht lange gefackelt und habe mich per Mail nachgemeldet. Natürlich für die Langstrecke, ist ja klar, schließlich will ich im Herbst einen Marathon laufen, da brauche ich Kilometer. Erst später bin ich auf den Trichter gekommen, vielleicht mal die Ergebnislisten der Vorjahre und die aktuelle Starterliste zu checken.

-OHA! Auf die lange Distanz gehen gerade mal 40 Teilnehmer an den Start, und letztes Jahr wurde die rote Laterne mit 41 Minuten ins Ziel getragen. Bei dem starken Läuferfeld ist die Nachhut arg dürftig besetzt.-

Aber da war es schon zu spät, vom Organisator habe ich postwendend eine Antwort bekommen, dass ich angemeldet sei, sicherheitshalber hat er auch mal die prognostizierten Siegerzeiten durchgegeben. (Das hätte ich auch gemacht, bei einem dahergelaufenen, vereinslosen, vierzigjährigen). Da begann ich zu rechnen, meine letzte Pace beim ZHS-Crosslauf hochgerechnet ergibt ca. 40 Minuten auf diese Distanz. –Puh- Da muss ich mich aber sputen, dass nicht ich der Laternenträger bin.

Und so nagte es in mir seit zwei Tagen, soll ich absagen? Einfach nicht hingehen? 10 Minuten nach dem Hauptfeld einlaufen… Ist das peinlich? Weshalb habe ich mich nicht für die Mittelstrecke, bzw. für den Hobbylauf(5000m) angemeldet? Aber Hobbylauf, wie sich das anhört. „HOBBY“. Hobby, das ist Modelbahn bauen, Briefmarken sammeln oder sowas, aber wir sind doch Sportler, wenn auch die langsamere Abteilung.

Am Samstag bin ich mal zum Vereinsgelände gefahren, und habe die Strecke inspiziert. Ein Rundkurs von ca. 1200m der mehrmals durchlaufen werden muss. Dabei geht es über den Rasen, durchs Gebüsch, eine Böschung hoch, eine wieder runter, durch die Sandkiste, und das alles ist teilweise Schneebedeckt und etwas eisig.

Eines ist klar, wenn ich hier einigermaßen bestehen will, dann brauche ich Spikes oder anderes Schuhwerk. Silberläufer hat Anfang des Winters von seinen Yaktrax Ketten geschwärmt. Also, wenns der Läufer schon nicht bringt, dann muss wenigstens das Material stimmen. Also bin ich fluchs in die Lauf-Bar gefahren und habe nach Yaktrax Ketten gefragt. Da ich schon mal da war habe ich mir auch die Trailschuhe genauer angeschaut. Und da ich ein ausgesprochener Spontankäufer bin habe ich mir auch gleich ein Paar andrehen lassen und habe die Ketten im Laden gelassen. Jetzt bin ich stolzer Besitzer eines Paares Mizuno Wave Ascend 5.

So ausgestattet, ging‘s am Sonntag eine Stunde vor Start zum PSV. Zum aufwärmen bin ich wieder direkt hingelaufen, sind ja nur 2 Kilometer. Dort in der Umkleidekabine wurde ich dann gleich wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Ein Läufer meinte „wie, du läufst die Strecke ohne Spikes?“ und schraubt sich lässig seine 12mm Nägel in den Schuh. –Soll ich einfach wieder gehen?- Noch hat mich ja keiner gesehen…, wobei, die Startunterlagen habe ich ja schon abgeholt –Mist-

Aber da kommt mir ein Artikel bzgl. Aufgeben von Ultraistgut in den Sinn. „Gib niemals auf, du kannst mehr als du denkst …)

Nadann, gehen wir mal zum Start.

Es ist saukalt, -7 °C, trotzdem gibt es ein paar Läufer die in kurzer Hose antreten, OK, die sind auch nicht so lange wie ich unterwegs. Das Starterfeld ist wirklich sehr übersichtlich. Es passen fast alle in die erste Reihe unter den Saucony Startbogen. Nur vier Läufer stehen in zweiter Reihe, und da bin ich dabei.

Der Startschuss fällt, ich lasse die Meute davon brausen, ich orientiere mich an den drei Kollegen aus der zweiten Reihe. Ich klemme mich hinter einen, der cirka in meinem Alter zu sein scheint. Mal die erste Runde abwarten und nicht gleich Vollgas geben, mal sehen, wie ich die Steigungen vertrage.

"die Streif"

Es geht in einem Bogen über einen Fußballplatz, dann eine kleine Steigung hoch, dann runter auf eine zugeschneite Tartanbahn („Stadionschuss“), dahinter geht es durchs Gebüsch („kleiner Tazelwurm“) hoch auf ein kleines Plateau, wo eine kleine Schleife gelaufen wird, um dann wieder über zwei Abstiege, der zweit ist seitlich abfallend,  zurück ins Stadion zu kommen. Der Platz wird überquert, und am anderen Ende geht es steil eine Böschung nach oben („der Schinder“), von dort einen schmalen Trampelpfad durchs Gebüsch, und dann wieder steil runter („die Streif“)auf den Fußballplatz, nach einer scharfen Linkskurve geht es über zwei Hindernisse gefolgt von einem ca. 10meter langen Sandkasten, jetzt noch um ein Kunstrasenplatz rum und wieder zurück Richtung Start. Das ganze musste sieben mal durchlaufen werden.

"der Schinder"

Mit meinem Pacemaker kann ich zunächst gut mithalten, nach einer halben Runde bricht der aber schon ein, noch vor der bösen Steigung („der Schinder“) gehe ich an Ihm vorbei. Bereits in der zweiten Runde werde ich von der Spitze überrundet, fortan laufe ich auf der Außenbahn, um den schnellen nicht den Weg zu versperren. Am „Schinder“ stapfe ich zum Teil durch höheren Schnee, um die Ideallinie nicht zu blockieren, mit den Steigungen und Abstiegen komme ich eigentlich gut zurecht, was zum Problem wird, sind die Hindernisse, die sind echt fies, und danach der Sandkasten, eine wahre Freude. So drehe ich meine Runden…

In Höhe des Zielkorridors stehen die „Zähler“, die für die Läufer die Runden zählen und zurufen. Nicht sehr erbauend ist es zu hören,“ letzte Runde“, „letzte Runde“, „für Dich noch 3 Runden“, und damit war natürlich ich gemeint.

So langsam setzt mir die Strecke zu, die Kräfte schwinden, es sind zwar nur 8 Kilometer, aber so ein Cross bin ich noch nie gelaufen, das ist doch ein bisserl was anderes wie auf Teerwegen seine Runden zu drehen. Der ZHS-Crosslauf hat zwar ordentlich Höhenmeter, aber dafür geht es zu 95% über Asphalt. Und hier, ist das Geläuf ziemlich hoppelig, naja ist klar, ist ja auch ein Crosslauf.

Die Überrundungen meinerseits nehmen ab, und für mich steht als Premiere in der vorletzen Runde die erste Überrundung eines anderen Läufers an. Mein ursprünglicher Pacemaker ist nicht schneller geworden und ich darf innen an Ihm vorbei -toll- Ich werde definitiv nicht Letzter! Das gibt mir Kraft für die letzte Runde. Am Start formieren sich bereits die Läufer für den Start des Hobbylaufes. Exakt 40 Minuten nach der Langstrecke sollen die Hobbyläufer auf die Strecke, ob ich das noch schaffe…? Das letzte Mal den „kleinen Tatzelwurm“ und den „Schinder“ hoch, über die Drecks Hindernisse, und ab Richtung Ziel. Ich versuche die –timekiller- Rakete zu zünden, aber da kommt nix mehr, ich höre die Zeit-Crew sich zurufen, „es sind noch vier auf der Strecke, den einen hier warten wir noch ab, dann starten wir…“  ich biege in den Zielkorridor ein, und sehe die Uhr unerbittlich hoch zählen 39:45 … 39:46…39:47… Zähne zusammenbeißen und das letzte aus dem geschundenen Körper rausgequetscht… -ZIEL- 39:53!  Na also, sage ich doch ca. 40 Minuten.

Rauchen meine Füße etwa? Ist es heißer Gummi? Oder ist es der dampfende Zitronentee, den ich vor lauter Entkräftung über meine Schuhe geschüttet habe?  Die Schuhe sind übrigens super, ich bin nicht einmal nennenswert gerutscht, ich hatte  immer einen sicheren Halt, auch auf dem seitlich abfallenden Abschnitt hatte ich keinerlei Probleme. Mit Spikes wäre ich wohl kaum schneller gewesen… da muss ich noch arg zulegen um solche Steigeisen wirklich zu benötigen.

Heute früh, bei der Lektüre des Lokalteils der Süddeutschen Zeitung, musste ich mich doch sehr wundern, aber lest selbst…

Quelle SZ-Lokalteil. 29./30 Januar 2011
Quelle SZ-Lokalteil. 29./30. Januar 2011

-???-

Was sagt man dazu? Entweder ist das ein Scherz, oder die Schülerin hat sich da eine ziemlich gewagte Ausrede einfallen lassen.  Mich würde jetzt die Rasterfahndung der Polizei interssieren? Suchen die jetzt einen  laufenden Legastheniker mit schmutzigen Händen?

Am Sonntag stand der zweite Lauf der Winterlaufserie auf dem Plan. Über 15 km sollte es gehen, d.h. drei Runden durch den Olympiapark auf altbekannter Strecke. Der Start war auf 11 Uhr angesetzt, eigentlich kein Problem, aber am Sonntag bin ich überhaupt nicht in die Spur gekommen, ich hätte ewig schlafen können… Gegen 9:00 Uhr habe dann auch ich mich aus dem Bett gequält, der erste Blick auf das Außenthermometer lässt mich erschauern.  Minus 7°C. -Brrr-, da packe ich doch gleich mal eine weitere Schicht Polyester in meine Lauftasche. Auf Frühstück habe ich nicht wirklich Appetit. Zwei Tassen Kaffee, damit die Augen offen bleiben, mehr ging nicht.  Als Frühstücksersatz stecke ich zwei Gel-Chips und ein Müsliriegel in die Tasche, falls der kleine Hunger kommt…

Kurz nach 10 Uhr breche ich auf, zum Aufwärmen, jogge ich gemächlich in den 3 km entfernten Olympiapark.

-Mühsam-

Ich stelle mir erstmals an diesem Tage die Frage, ob was geht. Die Beine sind schwer wie Blei, nein, gibt’s was schwereres? Iridium? Osmium? –Egal- Richtig schwer halt-. Die Schienbeine schmerzten höllisch, die rechte Achillessehne zwickt… Es war zääääh. Und dabei bin ich mit knapp 6:00 min/km dahingezuckelt. Nach gut 18 Minuten komme ich an der Olympia-Schwimmhalle an. Der Startbogen vom Skinfit und Erdinger stehen noch verlassen da, sonst niemand da. Wenn das so bleibt, hätte ich Chancen unter die ersten 10 zu kommen ;-).

In der Schwimmhalle treffe ich dann jedoch auf die verfrorene Meute, die sich bei angenehmen 28 °C aufwärmt.  Da die Sonne raus gekommen ist, beschließe ich die dritte Schicht und die Jacke im Spinnt zu lassen, aber wohin jetzt mit meiner Wegverpflegung? Zwei Gel-Chips und ein Müsliriegel! Wohin damit, meine Tight hat nur eine winzige Tasche, da bekomme ich gerad mal meinen MP3 Player rein. In die Underbuxe stecken? Hinten? Vorne? Neee! das sieht wirklich doof aus. Ich quetsche einen der Gel-Chips zusammen und stopfe Ihn zum MP3-Player, der Rest muss da bleiben.

In der Halle treffe ich noch LocalZero, und wir gehen gemeinsam zum Start. Da ist es mittlerweile auch etwas voller geworden. Vor lauter quatschen verpasse ich beinahe den Start. Während ich noch mit der Technik kämpfe (ich musste den Garmin noch resetten), stürmt die Läuferschaar an mir vorbei. Von LocalZero ist nix mehr zu sehen, -Blitzstart?-

Ich lasse mich mit der Meute mittreiben und mache mir Gedanken über meine Lauftaktik. Eigentlich war ein 5:10er Schnitt geplant, aber in meiner Verfassung lege ich mal zur Sicherheit noch 5 Sekunden drauf. Den ersten Kilometer laufe ich trotz verpasstem Start in 4:50 min, OK, geht ja auch den Berg runter… das böse Ende kommt bei 4, 9 und 14km, ganz zu schweigen von dem Anstieg an der BMW Welt bei km 2, 7, und 12km…

Den zweiten Kilometer bleib ich am Gas um mir ein bisschen Platz zu verschaffen. Bei Kilometer 3 checke ich mal vorsichtig die Systeme.

Schienbeine? – OK –

Achillessehne? – zwickt, aber geht –

Atmung? – hechel –

Puls? – hoch –

Hunger? – Nö –

Allgemeine Stimmung?  -? Jippie ? –

Also, weiter, Tempo ein bisschen drosseln, schließlich kommen ja noch 12 km. Die erste  5km Runde laufe ich in 24:30 min! Hui, das ist schnell.  24:30 Minuten ist ganz OK für 5km, ordentlich, wenn‘s 10km werden sollen, aber zu schnell, wenn ich 15km durchhalten will. Also Tempo weiter drosseln, aber jetzt geht es  erst mal wieder den Berg runter Richtung BMW-Welt, langsam werden kann ich später immer noch. Bei Kilometer 8 beschließe ich doch ein kurzes Frühstück einzunehmen, ich fummle den Gel-Chip aus der Tasche, reiße das Cellophan auf, beiße den zerknüllten Klumpen einmal durch und stecke mir jeweils ein Teil davon rechts und links in die Backe.  So kann sich das Zeugs langsam auf lösen, und bei der Zwischenzeit, kann ich den verbliebenen Rest mit einem Schluck Wasser runterspülen.  Ab km 9 wurde ich in den letzen Jahren normalerweise immer von den Führungsläufern überrundet. Wem darf ich denn dieses Jahr im Weg rumstolpern? Wieder dem Lokalmatador Andre Green, oder gar Faris AL-Sultan, der dieses Jahr mit von der Partie ist? Die erste der zwei Steigungen bei km9  habe ich hinter mir, da keimt die Hoffnung auf, dieses Jahr vielleicht doch nicht die Schmach des „überrundet werden“ ertragen zu müssen, somit ziehe ich wieder an. Ich schiele auf die Uhr, 45 Minuten, das könnte klappen. Ich hetze zum Olympiastadion hoch, oben von der Kuppe aus, kann ich das Ziel am Cubertin-Platz sehen und den Moderator „Peter Maisenbacher“ hören, nichts deutet drauf hin, dass gleich der Sieger einläuft. Der Moderator motiviert unermüdlich die Läufer die über die Zwischenzeitenmatte laufen. Erstaunlich was der Mann eineinhalb Stunden zu erzählen weiß. Das Ziel, bzw. für mich, die Zwischenrundenmatte ist in greifbarer Nähe, da höre ich von hinten ein „Hee!  Andre kommt“ –Nein! Nicht doch noch!- Ich gebe Gas, meine Schritte werden länger, ich nehme weiter Tempo auf, (geht ja hier den Berg runter), zehn Meter bevor der Zielkanal abzweigt, schießt ein Blitz an mir vorbei. Ist es ein Vogel? ein Flugzeug?  Nein, es ist Andre Green, der mich doch noch überrundete…

Vor lauter (End)Spurt vergesse ich an der Wasserstelle vorbei zu schauen, und laufe weiter auf zu meiner letzten Runde.

Mein Mund ist mittlerweile etwas trocken und der Gel-Chip mag sich nicht recht auflösen, es klebt. Ich rekapituliere meinen bisherigen Lauf:  5km in 24:30 Minuten , 10km in 49:30 Minuten, Auweia, wenn sich das mal nicht rächt. Höchste Zeit mal wieder die Systeme zu checken?

Schienbeine? – OK –

Achillessehne? – drückt, aber geht –

Atmung? – hechel, hechel –

Puls? – hoch, aber nicht besorgniserregend –

Hunger? – gnfpf –

Allgemeine Stimmung? – Jippie-Jippie-Jey!!! –

Sollte ich sowas wie den zweiten Atem verspüren? Ich laufe einfach meinen Stiefel weiter, wenn ich nicht mehr kann, kann ich immer noch langsamer werden. Ich schalte das Hirn ab und laufe einfach weiter…

Bei Kilometer 14 schalte ich kurz nochmals das Hirn ein, wieviel Runden muss ich eigentlich noch?  Muss ich jetzt noch eine, oder was? Vor mir biegen alle in den Zielkanal ab, also folge ich …

1:13:44 ???  -Hä, ist die Uhr irgendwann stehen geblieben?-   Nach 1:18 und 1:17 in den letzten Jahren, ein fantastisches Ergebnis für mich.  Laut meinem Garmin müsste ich jetzt eigentlich noch 300 Meter laufen, aber da will ich mal nicht so sein…

So, jetzt den Kleister in  Mund mit einem schön kühlen alkoholfreien Bier runterspülen. Die Schlange am Erdingerstand ist aber auch schon wieder beträchtlich lange, und dabei hatte ich mich doch extra so beeilt.

Von der Schlange aus, sehe ich LocalZero, sein Becher ist leer. So entspannt wie der da steht…, ist der überhaupt mitgelaufen?

Die Sieger, Ingalena Heuck, und Andre Green mit Organisator Dr. Alexander Fricke

In jedem Läufer scheint ein verborgener Statistiker zu stecken. Das konnte man zum Jahreswechsel auf einigen Läufer-Blogs eindrucksvoll beobachten. Ich bin da keine Ausnahme. Ich hatte schon immer einen Hang zu Zahlen. Ich kann mich erinnern, dass ich als sechsjähriger tagelang die mechanische Digitalanzeige des Radioweckers meiner Oma abgeschrieben hatte. Irgendwann, bin dann auch ich drauf gekommen, dass sich die Zahlen in einem bestimmten Muster wiederholen….

Als ich anfing zu laufen, habe ich nach den ersten erfolgreichen Geh-Versuchen, ebenfalls begonnen meine Aufzeichnungen zu machen, in der stillen Hoffnung auch hier ein Muster zu erkennen. Zuerst wurden nur Uhrzeit, Gewicht, und Dauer des Laufes notiert.  Als ich bei einem Aldi-Einkauf  eine Pulsuhr auf einem Wühltisch entdeckte, kamen  Puls, Kalorien und BMI dazu. Das alles habe ich in ein kleines Trainingsbüchlein geschrieben, das eine gewisse Ähnlichkeit zu diesem WordPress Layout hat.

Mein Trainingsbüchlein

Als ich vor einem Jahr meine ersten Laufblogs gelesen habe, stieß ich dann auf sagenhafte Diagramme und Statistiken, sogar die gelaufenen Strecken wurden da in

Karten verzeichnet. –Boah-Fantastisch, das will ich auch!!!

„Garmin Forerunner 310XT “ so hieß fortan das Wunderding von dem ich nachts träumte. Aber 300€ dafür ausgeben? Das sind ja 600 Mark! Dafür hatte ich mir früher mein erstes Auto gekauft, vollgetankt, wohlgemerkt.  Aber was soll‘s, das letzte Hemd hat keine Taschen…, also 300€ vom Haushaltsgeld abgezwackt und  über Amazon den Garmin Forerunner 310XT gekauft. Ganz heimlich habe ich die Bestellung gemacht, meine Frau hätte mich einliefern lassen, wenn Sie mitbekommen hätte, dass ich als Schwabe, mir eine Pulsuhr für 300 Ocken kaufe. Schließlich ist ja Laufen eine so günstige Sportart, bei der man außer Turnschuhen ja nix sonst braucht, so denkt jedenfalls der Laie.

Kurz vor Ostern, kam dann das Päckchen…

Gerät ausgepackt, aufgeladen, Grundeinstellungen gemacht und losgelaufen. War das eine Freude, da piepte und brummte es am Handgelenk, dass es eine reine Freude war. Irgendwann war dann der Freude genug, und ich habe den Alarm abgestellt.

Die Ernüchterung kam, als ich mir die Daten dann auf meinen Rechner spielen wollte. –nix mit CD einlegen installieren und fertig, nein! Da musste erst übers Internet eine Software runter geladen werden. Allerdings war auf der Seite, auf der man dann schließlich landete, nicht ganz klar, was braucht man denn jetzt eigentlich… (Intuitive Benutzerführung ist was anderes)

-Klick-, -Klick-, -download-, -installier- – Irgendwann hab‘s dann auch ich hinbekommen …

..und das Ergebnis im „GarminTraining Center“ sah dann nicht nach dem aus, was ich da in den Blogs gesehen hatte. -Menno!-

Wieder etwas recherchiert, so habe ich herausgefunden, dass das „Garmin Training Center“ nix taugt, man aber  die Daten in SportTracks übernehmen kann, und hier die schönen Schaubilder und die Sattelitenbilder herkommen.  So war dann auch ich zufrieden gestellt. (Mittlerweile gibt’s ja auch die online Alternative Garmin Connect , das ist ganz OK, vergleichbar mit 1-2-Sports und ähnlichem.)

Am Anfang musste ich mich noch an ein paar Eigenheiten des Garmins gewöhnen, beispielsweise, dass das Gerät seine Zeit braucht bis er den Satteliten gefunden hat, und dann auch das korrekte Datum und Uhrzeit übernimmt. Daher lege ich nun immer meine Uhr auf den Gartentisch, während ich mich umziehe, dann muss ich beim loslaufen nicht lange auf die Lokalisierung warten… Bei größeren Ortswechseln (mehrere hundert km) dauert das Sattelitensuchen dann auch mal ein bisschen länger.

Aber mit der Zeit habe ich mich mit dem Gerät arrangiert, und auch gelernt, dass man einige Angaben nicht auf die Goldwaage legen darf, so hat meine Stammstrecke beispielsweise an schlechten Tagen auch mal 100 Meter mehr? –Erdkrümmung?- . Auch die Höhenmeter scheinen komplett aus dem Reich der Fantasie zu kommen, aber das ist ja auch nicht so wichtig.

Lange Unterführungen sind auch so eine Sache, da ist natürlich Essig mit GPS, da hilft dann nur der  Schrittsensor (aber den habe ich noch nicht kalibriert (Schrittsensor kostet auch extra (ca. 100€)), da kommen dann auch recht komische Werte raus, meist wird die Strecke  länger, wobei man auf diesen Abschnitten extrem schnell zu sein scheint.

Es kommt  auch schon mal vor, dass das Gerät streikt, oder man durch eine seltsame Tastenkombination alle Tasten gesperrt hat, und man dann das Gerät nicht mal mehr ausschalten kann. Aber so ist  das mit der Technik, ist halt auch nur ein Computer, und je komplexer die Dinger werden desto wunderlicher sind die Fehler …

Sonst bin ich aber mit dem Gerät voll zufrieden. Und würde mir wohl auch wieder einen kaufen. (Gesetzt den falles, der Lebenszyklus des Gerätes beträgt nicht nur 6 Monate)

Vor zwei Monaten begann dann aber mein Garmin ernsthaft rumzuspinnen. In immer kürzeren Abständen ist die Anzeige ausgestiegen, zuerst war die Anzeige zerhackt, und dann spiegelverkehrt?  -Ist dann etwas schwierig beim Laufen seinen Puls zu kontrollieren…-

-Aha-

-Spieglein, Spieglein...-

Kurz nach Weihnachten war‘s dann soweit, das Display ist komplett ausgefallen. -Super- wenn das meine Frau mitkriegt… „das teure Ding, schon kaputt!“

Jedes Produkt ist nur so gut wie sein Support, also bei Garmin Deutschland angerufen und die Probe aufs Exempel gemacht…

Die Wartezeit in der Telefonwarteschleife war erträglich, nach kurzer Zeit meldete sich auch schon eine freundliche Stimme (man bemerke, das war zwischen Weihnachten und Silvester, in der Woche hatte sogar ich frei ).

Ich erklärte dem Herren mein Problem, woraufhin ich ohne langes hin und her eine RMA und  eine Mail bekam mit Hinweisen, was im Reklamationsfalls alles einzuschicken ist. Da ich ein alter „Schachtelaufbewahrer“ bin, habe ich alles in die Originalverpackung gepackt und zur Post gebracht.

Den Silvesterlauf musste ich dann zwar wieder mit meiner alten Aldi Pulsuhr laufen, schneller wäre ich da aber mit dem Forerunner auch nicht gewesen. Laufen muss man mit den modernen Dingern ja auch immer noch selbst.

Letzte Woche, kurz vorm Crosslauf,  kam dann per UPS ein Packet von Garmin, mit einem niegelnagelneuen Forerunner 310XT. Dem beigelegten Lieferschein war nur zu entnehmen, dass das beanstandete Gerät kostenfrei ausgewechselt wurde, sonst nix. -OK, soll mir recht sein-.

Jetzt hoffe ich, dass der Totalausfall eine einmalige Ausnahme war, und wir beide noch viele gemeinsame Kilometer auf die Piste bringen,  nicht dass ich mich ganz ohne GPS in den Outbacks von München verlaufe…

Mein kleines Trainingsbüchlein führe ich übrigens immer noch, sicher ist sicher … 🙂

Mit der Ruhe ist es vorbei. Die Arbeit ist diese Woche wieder voll angelaufen. Apropos Laufen, am Mittwoch war wieder der ZHS Crosslauf. Der letzte Termin am 22.12.10 ist ja leider aufgrund der Witterung (Glatteis) und dem Ski Event im Olympiapark ausgefallen. Der Start wurde studentenfreundlich auf 19:00 Uhr gelegt, quasi kurz nach dem Frühstück. Als ich kurz vor 18:30 einlaufe bin ich der erste. Fällt auch diese Veranstaltung aus? Liegt es am Wetter? Doch ich warte nicht lange, da sammeln sich die wackeren Recken. 46 waren es dann doch, denen das Wetter nichts auszumachen schien. Um kurz nach 19:00 Uhr legte der Regen eine kurze Pause ein und der Startschuß fiel. Ich habe mir fest vorgenommen diesmal nicht gleich wieder nach den ersten 400 Metern abgehängt zu werden, und galoppiere munter drauf los. Am Ende der Tartan Bahn, wo die Strecke in den Park abbiegt bin ich diesmal nicht letzter, jedoch deutlich im hinteren Läuferfeld. Ich versuche dran zu bleiben und klemme mich hinter eine kleine Läuferin.

Die schmale Gasse hinterm Olympiastadion ist diesmal gut zu passieren, keine Konzertbesucher versperren den Weg. Nach zwei km ist das Läuferfeld schon ziemlich auseinander gefallen, da überholt mich plötzlich im Sturmschritt ein Läufer. Wo kommt der den jetzt her, gehört der zu uns? Das macht der doch extra, erst zwei Kilometer trödeln, und dann genüsslich das Feld von hinten aufrollen. Es gibt nichts demotivierenderes, als von solchen Läufern überholt zu werden, *heul*. Als ich mich von dem Schrecken erholt habe, packt mich der Ehrgeiz und ich  ziehe laaangsam an meiner kleinen Pacemakerin vorbei. Kurz vorm Oly-Berg schließt von hinten ein weiterer Läufer zu mir auf, ich versuche mich rechts zu halten, damit der vorbei kann, aber er bleibt dicht hinter mir. So schiebt er mich förmlich den Berg hoch, auch am Sattel macht er keine Anstalten mich zu überholen, läßt sich wohl ziehen, was? Eigentlich müssten mir jetzt langsam die ersten Läufer der Spitzentruppe wieder entgegen kommen, erstaunlich, wo bleiben die? Ich bin schon an der Bank vorbei wo ich mir das letzte mal den Schuh binden musste, da kommt mir das Führungstrio endlich entgegen. Entweder bin ich heute extra schnell unterwegs, oder die haben zwischendurch ein Picknick eingelegt. Ich horche in mich hinein “Hallo, alles klar, sind wir gut drauf?“ Ich meine ein zögerliches „Naja, geht so“ vernommen zu haben. OK, fragen wir später nochmals nach, jetzt geht es für mich erstmal wieder den Berg runter. Wie war das gleich beim Berg runter laufen? -Oberkörper leicht nach vorne, Schritte länger machen, und dann ausklinken…-, so sause ich den Berg hinunter, mein Schatten nach wie vor direkt hinter mir. Im „Tal“ versuche ich etwas Tempo rauszunehmen um für den nächsten Anstieg gewappnet zu sein. Mit meinem Schatten im Nacken gelingt mir das nicht so richtig, so beginne ich den Wiederaufstieg nicht gerade ausgeruht. Der Berg schafft mich, ich versuche mich an das Kapitel „Berg hochlaufen“ zu erinnern. -Aufrecht, kürzere Schritte, die Kuppe anfixieren…- Ich meine das wäre schon mal besser gegangen, aber mein Schatten japst genauso wie ich. Die Serpentinen runter,  nach dem Sattel, nehme ich diesmal innen, da mein Verfolger ja lieber im Windschatten läuft. So rennen wir dahin als Siamesisches Läuferpaar… Zwischen Olympiastation und Event Arena, höre ich ein „sind wir noch richtig?“ Aha, mein Schatten kann sprechen, und hat einen mangelhaften Orientierungssinn. Ich bringe nur ein japsendes „ja“ zustande, da zieht er auch schon an mir vorbei. So ist das also, der hat mich nur benutzt *buh*, aber der Drops ist noch nicht gelutscht. Ich versuche dran zu bleiben, doch der Kollege setzt sich deutlich von mir ab, klar, konnte sich ja auch die ganze Zeit in meinem Windschatten ausruhen.  So geht es an der Parkharfe vorbei, an der Abzweigung, wo es  zur Olympiahalle rechts ab geht, rennt mein Ex-schatten wie angebrannt an er Abzweigung vorbei.  Der kennt sich ja wirklich nicht aus. „RECHTS“ brülle ich, und bereue im selben Augenblick meine edelmütige Tat, meine Lunge Sticht, Argh…  Ausgerechnet hier geht es nochmals zur letzten Steigung hoch. –Röchel, Röchel-  Mein Mitstreiter hat damit auch nicht mehr gerechnet und wird deutlich langsamer, so kann ich wieder an ihm vorbei. Ab  jetzt geht es nur noch bergab. Ich checke nochmals meine Systeme „Hallo, alles klar, fertig zum Endspurt“, „bist du irre, das ist mindestens noch ein Kilometer…“, „Ja, aber bergab, los jetzt, legt noch ne Schippe drauf…“ Widerwillig gehorchen meine Stelzen. Tap, tap, tap, endlich auf der Tartanbahn des ZHS Stadions angekommen, möchte ich zusätzlich meine –timekiller- Rakete zünden, da quittiert mein Zwerchfell den Dienst „ich spiel nicht mehr mit“ und schlagartig setzt ein höllisches Seitenstechen ein. Verdammt, ich habe noch 200 Meter zu laufen, los weiter, am Seitenstechen ist noch keiner gestorben… Und was ist, wenn es kein Seitenstechen ist, sondern … Quatsch, so tief sitzt das Herz nicht, weiter, noch 100 Meter, die paar Meter brauchst du jetzt auch nicht mehr atmen … Ziel!!!

Und? war ich Super oder war ich Super? Ein Blick auf die Uhr, 35:22 für 7,4 km, nicht schlecht… wobei! Das ist ja 13 Sekunden langsamer als beim letzen Lauf?

-?-

Pfh! Was sind schon 13 Sekunden? Der Zitronentee wäre jedenfalls vor 13 Sekunden auch nicht kälter gewesen. Oder?

Zum ersten ZHS Cross Lauf

Die schönste Woche des Jahres 2011 ist eigentlich schon wieder rum. Der Jahresstart beginnt in Bayern aufgrund des Feiertages „Heilige Drei Könige“ und dem darauffolgenden Brückentag immer etwas gemächlicher. Die Projekte für 2011 schlummern noch in den Schubladen, werfen aber bereits ihre Schatten voraus.


Nachdem nun alle Blogger Ihre Jahresziele verkündet haben, möchte auch ich nicht fehlen. Wo soll es mit mir 2011 hingehen? Mit meiner sportlichen Bilanz für 2010 bin ich eigentlich recht zufrieden, ich habe es auf 1275 Jahreskilometer (bei 116 Läufen) gebracht und auch ein paar 10er unter 50 Minuten gefinisht.

Was ist 2011 drin?

Ich möchte mich endlich an mein großes Ziel „mein erster Marathon“ wagen und bin bereits für den München Marathon im Herbst gemeldet. Da der Marathon traditionell nur zwei Wochen nach der Wiesn stattfindet wird das eine echte Herausforderung. Dass es mir bis zum Herbst nicht langweilig wird, bin ich jeden Monat für mindestens einen kleinen Lauf gemeldet. Unter anderem möchte ich im Mai beim „9. MRRC Stadt Triathlon München“ teilnehmen und vielleicht im Juli noch am Karlsfelder Volkstriathlon.
Aber, die sportliche Seite meines Lebens muss zum Rest passen, ich habe beruflich in 2011 einiges vor, und muss hier richtig Gas geben, außerdem habe ich mir vorgenommen für die Familie wieder mehr Zeit zu haben.

Wie geht das alles zusammen?

Nun, ich habe festgestellt, dass das Laufen mehr für mich ist als nur den Schweinehund zu besiegen und Kilometer zu sammeln, das Laufen gibt mir die Energie die beruflichen Herausforderungen anzunehmen und zu meistern. Das Laufen tut mir einfach gut. Dabei habe ich durchaus auch einen gewissen Ehrgeiz, nicht dass ich mich mit Jemanden messen möchte, nein, es sind selbst gesteckte Ziele wie z.B. den Marathon unter 4 Stunden zu laufen. Ich möchte mich aber nicht unter die Knute eines engen Trainingsplans zwängen, da ich für meinen Beruf zeitlich flexibel sein muss. Der Job hat also weiterhin die Hoheitsgewalt über meinen Terminkalender. Trotzdem versuche ich jeden zweiten Tag zu laufen, mindestens an drei Tagen der Woche und mindestens einmal pro Monat eine längere Einheit einzubauen.  Flexibel eben. In den drei Monaten vor dem Marathon werde ich das noch ein bisserl intensivieren müssen.

Das hört sich jetzt viel an, woher die Zeit dafür nehmen?

Ich habe mal nüchtern meine Tage betrachtet und festgestellt, dass nicht etwa die Zeit fehlt, sondern sich die Aufgaben zu bestimmten Zeiten einfach häufen, und zu anderen Zeiten Leerlauf herrscht. Die größte Zeitvernichtung findet am Feierabend vor der Glotze statt. Ich habe nun ein paar Prioritäten geändert, und ich lasse das Fernsehen am Feierabend weg, statt dessen laufe ich Abends, bzw. kümmere ich mich um Dinge die tagsüber liegen geblieben sind oder habe einfach mal Zeit für meine Frau, (oder fürs Bloggen :-))
Ich habe das Fernsehen nicht komplett gestrichen, ich möchte nur bewusster konsumieren. Ich habe mich viel zu oft einfach nur zur Entspannung durch das Programm gezappt, und dabei war der Mehrwert für die verbrauchte Zeit eher gering. Wenn ich mir überlege wie viel sinnlose Zeit ich schon vor der Glotze verbracht habe werde ich richtig sauer.
Mit dem Festplatten Rekorder kann ich mir die interessanten Sendungen einfach aufnehmen und dann bei Bedarf, vielleicht nach dem Training, anschauen.
Mein Training am Wochenende habe ich auf die Frühe, bzw. auf den Abend gelegt, und es wird entweder Samstags oder Sonntags gelaufen, so bleibt auch Zeit für lange Ausflüge mit der Familie, wenn ich nicht gerade am Wochenende Arbeiten muss.

Das ist jetzt nicht nur pure Theorie, ich habe bereits im Herbst damit begonnen meine Wochenkilometer zu erhöhen, und mein Tag hat jetzt nicht plötzlich 28 Stunden. Bisher klappt das ganz gut! An der einen oder anderen Stelle muss ich noch etwas optimieren… Aber ich weiß dass es klappen kann, es gibt in der Lauf-Blogszene genug Beispiele die es täglich beweisen, dass Job, Familie und Sport sich nicht ausschließen.
Oder habe ich mir da doch zu viel vorgenommen?

Ich weiß, ich bin ein bisschen spät dran mit den Bildern zum Parallelslalom in München, dennoch möchte ich Euch die Bilder nicht vorenthalten. Außerdem ist das eine gute Gelegenheit mal die NextGEN Gallery auszuprobieren. Ansonsten wird in diesem Post nix übers laufen zu lesen sein, außer vielleicht, dass mir beim Warten auf den Start die Zehen vor Kälte blau angelaufen sind…

  • FIS-Parallelslalom

 

 

Die letzte Aktion für 2010 steht an, der 27. Silversterlauf vom MRRC durch den vereisten Olympiapark. Ich freue mich schon lange auf dieses Event. Es herrscht hier immer eine ganz besondere Atmosphäre. Diesmal ist die Freude besonders groß, da ich mich bei dem Lauf mit LocalZero von nachderkurve.wordpess.com treffen möchte.

Es ist elf Uhr am Freitag Vormittag, alles ist gepackt, ich bin startklar, trinke noch den letzten Schluck meiner speziell angemischten Zuckerplörre, da klingelt das Handy. Verdammt „die Arbeit“ ist am Apparat, ich wundere mich, dass der Kollege am Silvestervormittag überhaupt noch arbeitet. Vielleicht will er mir nur einen guten Rutsch wünschen, das könnte ich gut gebrauchen. Etwas widerwillig gehe ich ran.

-Jaaaaa?  Hm, hm, aha…verstehe-

Glückwünsche gibt es keine, dafür ein kleineres Problem. Nix akutes, hätte nur bis Montag erledigt sein sollen und jetzt klemmt was…, nun ist  mein Rat erwünscht. Zur Lösung des Problems fällt mir spontan nichts Brauchbares  ein, ich denke nur:

-du mußt los,  du bist viel zu  spät dran, schließlich willst du die 3 km zum Start an der Event-Arena joggen, um dich aufzuwärmen.-

Ich vertröste den Kollegen, und verspreche mich in zwei Stunden nochmals zu melden, lege auf und laufe los. Ich lasse den ersten km ganz langsam angehen, schließlich wärme ich mich ja auf, und möchte dann später Vollgas geben. Aber selbst das lockere laufen fällt mir schwer, beim zweiten Kilometer bin ich schon ziemlich außer Atem und die Beine schmerzen, vor allem das Schienbein.

-Oh je, das wird ein harter Ritt-

An der Event-Arena angekommen, bahne ich mir gleich den Weg zur Startnummernausgabe und mache mich auf eine längere Schlange gefasst, schließlich kann das bei knapp 2500 Startern etwas dauern. Aber nichts dergleichen tritt ein, ohne lange anzustehen bekomme ich meine Startnummer mit Einmal-Chip, der an der Perforation von der Startnummer abgetrennt und am Schuh verknotet werden muss. Perfekt, ich linse auf die Uhr, vielleicht schaffe ich den ersten Treffpunkt ja noch. Ich muss mich aber noch kurz trockenlegen, da meine Schweißproduktion schon angelaufen ist, also wechsle ich noch kurz das Oberhemd und verstaue meinen Sack auf einem T-Träger über einem Notausgang. Garderobe, bzw. Kleiderabgabe gibt’s hier nicht, braucht man auch nicht, schließlich sind Läufer freundliche und ehrliche Menschen. Auf dem Weg zum Treffpunkt komme ich noch an der seeeeehr langen WC-Schlange vorbei, und kontrolliere innerlich die Füllstandsanzeige meiner Blase…. –fast voll, mach mal lieber einen Boxenstop-. Also reihe ich mich auch ein, ich prüfen mehrmals, ob ich auch wirklich an der Herren-Tö anstehe und nicht etwa bei den Damen bzw. bei irgendeinem Gratisdingens. Bis ich meinen Ballast losgeworden bin, sammelt sich das Läuferfeld bereits zum Start. Ich schau mich noch am Treffpunkt um, ob ich jemand entdecke auf den die Beschreibung und Startnummer passt… Niemand da, OK, du bist auch gut 20 Minuten zu spät dran, vielleicht finde ich LokalZero ja in der Startaufstellung…

Einer der die 10km in 40 Minuten läuft wird sich nicht hinten bei den Amateuren anstellen, also drängle ich mich nach vorne, finde aber niemanden. Wenig später fällt der Startschuss. Aus der fünften Startreihe heraus beginne ich den Lauf. –Ich habe hier vorne nix verloren- Ich halte mich rechts, damit das Feld an mir vorbei ziehen kann.  Da mein Forerunner gestern den Dienst quittiert hat, bin ich nun mit meiner alten ALDI-Pulsuhr unterwegs, und habe keine Info über meine aktuelle Pace, Wahnsinn wie schnell man sich an den technischen Schnickschnack gewöhnt. Ich versuche mein Tempo zu laufen, und mich nicht zu sehr vom Feld ziehen zu lassen. Km 1 bei 4:36 abgedrückt, nicht schlecht, aber für mich zu flott, ich bin oft genug eingebrochen, also das Tempo weiter raus nehmen. Km 2 bei 4:51, -Perfekt, so kann es weiter gehen-.

Quelle: MRRC

Der Kurs wurde dieses Jahr aufgrund des anstehenden AUDI FIS Ski Welt Cup Parallel Slaloms geändert und zog sich in einer langen Schleife durch den gesamten Olympiapark. Eigentlich gefällt mir dieser Kurs wesentlich besser als der übliche, hat eben ein paar  kurze Anstiege mehr als sonst. Es war aber nicht einfach zu laufen, man musste ständig den Weg auf Eisplatten sondieren, bzw. die optimale Linie suchen.

Bei  km 3 zieht LocalZero an mir vorbei, jedenfalls denke ich, dass er es sein könnte, zum rufen fehlt mir die Puste, ich versuche dran zu bleiben, realisiere aber schnell, dass das nix wird. Was will ich auch? Plaudern? Das kann ich höchstens bei einer Pace ab 6:30, also laufe ich weiter mein Ding. Kurz später komme ich wieder an der Event-Arena vorbei, viele Zuschauer säumen hier den Weg. Allerdings ist es hier in einer engen spitzen Kurve auch extrem glatt. Die Läufer wackeln wie „Enten auf Speed“ durch die Kurve. Wäre ich Zuschauer, hätte ich mir auch diese Stelle zum Zuschauen ausgesucht. Wirklich sehr lustig was hier dargeboten wurde. Ich komme ohne Blessuren durch das eisige Eck, und mache mich auf weitere Rutschpartien im nördlichen und weniger frequentierten Olypark gefasst. An den Meldungen, dass das Streugut knapp wird, muss was dran sein. Hier wurde jedenfalls sehr sparsam das kostbare Streugut verteilt. Ich halte trotzdem  meine Pace bei knapp 5:00.

Bei km 9 biegt der ursprüngliche Weg ab und  führt durch den abgelassenen Olympiasee am Zielbereich des Slaloms vorbei, und wieder zurück auf die Zielgerade. Eine Zielgerade, die nicht enden möchte. Ich zünde die –timekiller- Rakete und versuche noch ein paar Läufer zu kassieren, aber meine Rakete entpuppt sich diesmal als Blindgänger, das Ziel kommt nicht näher, ich vertage den Zielspurt auf einen günstigeren Zeitpunkt und ziehe erst 200 Meter vorm Ziel nochmal an. Mit 4:26 schließe ich den letzen Kilometer ab, immerhin eine Steigerung zum ersten Kilometer. Mit 48:52 war ich schließlich im Ziel. Ist jetzt nicht die PB, aber was will ich mehr, Sub 50 das passt schon.

Wie ich wieder zu Atem gekommen bin, begebe ich mich zur Tassenausgabe und zur Zielverpflegung.

Ich brauche nicht lange und ich entdecke LocalZero. Völlig entspannt schlürft er seinen Zitronentee.

-Puh, der wartet schon lange-

Ich spreche Ihn an, und wir haben uns sofort was zu erzählen.  Eigentlich irre, schließlich kennen wir uns überhaupt nicht. Ich lerne einen sehr sympathischen Menschen kennen, der eine gesunde Einstellung zum Laufen und zum Leben hat. Wir Ratschen eine ganze Weile miteinander, während neben uns die Sektkorken knallen.

Auf dem Rückweg von der Event-Arena zurück zur Home-Base, sickerte langsam wieder das Problem des Vormittags durch.  Zuhause angekommen, bin ich fest der Überzeugung, dass dieses Problem diese Jahr nicht mehr gelöst werden muss.  -Jetzt ist einfach auch mal Feierabend-. Also, Kollege angerufen und zum Feierabend verdonnert, und dann unter die Dusche.

Das wars, das Jahr ist gelaufen, … so dachte ich, bis wir bei unserer Silvesterabend Einladung SingStar auf der PlayStation spielen mussten…

-..das hat mir jetzt wirklich alles abverlangt, ich habe hier mehr geschwitzt, als bei meinen letzten Läufen….

Ich wünsche Euch allen ein gesundes, verletzungsfreies und erfolgreiches neues Jahr 2011

Euer

-timekiller-