Ich hätte es nicht tun sollen. Im Urlaub geht man nicht ins Büro. NIEMALS.
Auch nicht zum Prahlen und Kollegen neidisch machen. Aber nein, ich kann‘s nicht lassen und gehe Freitag Vormittag kurz noch ins Büro um etwas abzuholen. Ein Kollege ist am Telefon und gibt Anweisungen. Die Wortfetzen, die ich mitbekomme verheißen nichts Gutes. Wörter wie „System-Fehler und Raid-Fehler“ lassen mich aufhorchen und versetzen mich zugleich in Alarmbereitschaft.
In einer kurzen Telefongesprächspause setzt mich der Kollege in Kenntnis. Das Serversystem eines Neukunden, den wir erst vor ein paar Tagen übernommen haben, steht. So wie es aussieht gibt es auch kein vernünftiges Backup.
-Ahhhha- PANIK kommt auf, -bitte nicht heute –
Der Kollege ist etwas genervt. „Was machst Du eigentlich hier? Wolltest Du nicht mit BMW zum Golfen an den Tegernsee?“
-Wieso zum Golfen? Ich golfe doch nicht, ich glaube es hackt. Nein, BMW hat mich zu einem Laufcamp an den Tegernsee eingeladen-
„Wie passt das denn zusammen? BMW und laufen? Bauen die keine Autos mehr?
Das würde ja eher zu Ford passen. Wie geht noch gleich deren Slogan?
Ford fahren, heim laufen!“
-Du bist ein Quatschkopf. BMW baut auch keinen Segelyachten und engagiert sich trotzdem für den Segelsport, genauso fürs Golfen und Tennis. Und der Laufsport wird eben auch unterstützt, das ist zwar nicht ganz so elitär, wendet sich aber auch an eine wesentlich größere Zielgruppe. Und bei dem Engagement von BMW für den Laufsport, hat nicht nur der Spitzensport sondern auch der Breitensport etwas davon. Ohne die großen Sponsoren wären bsp. die großen Volksläufe noch wesentlich teurer.-
„Ja, ja, dann, viel Spaß, ich muss zum Kunden. Das Problem ist am Telefon nicht zu lösen. Ich melde mich wenn es Schwierigkeiten gibt.“
Auf dem Weg zurück klingelt bereits das Handy. Unbekannte Nummer, hinterlässt aber keine Nachricht auf der Mailbox. Wird dann wohl nicht so dringend sein.
Es ist 13:00 Uhr, in einer Stunde kommt der Fahrer, der mich nach Garching ins BMW-Pressezentrum bringt. Höchste Zeit die Tasche zu packen.
Das Telefon läutet wieder, gleiche Nummer, keine Nachricht. Nein, ich gehe da nicht ran, ich will an den Tegernsee. Und wenn dieses Wochenende die Welt untergeht, ich werde die Welt erst wieder am Montag retten.
Meine sportlichen Ambitionen für 2013 musste ich arbeitsbedingt etwas zusammen streichen. Und plötzlich kommt da aus dem Nichts ein sportliches Highlight zum Zunge schnalzen um die Ecke. Die Einladung zum BMW Blogger Laufcamp zusammen mit Ingalena Heuck und Jan Fitschen den Laufbotschaftern von BMW.
Das Telefon klingelt zum dritten mal. Schon wieder die gleiche Nummer. Ausdauer hat der Anrufer ja. Wieder keine Nachricht.
-Hm, vielleicht sollte ich da mal zurück rufen. Könnte ja doch was dringendes sein-
Es ist der Fahrer von BMW, der fragen wollte, ob er mich auch schon früher abholen kann, da sich ein Teilnehmer verspätet hat den wir noch vom Bahnhof abholen müssen. Mittlerweile ist es aber eh schon kurz vor 14:00 Uhr.
Mit Lauf,Hannes im Gepäck, geht es direkt zum BMW Pressezentrum. Der Großteil der Blogger Kollegen ist schon Vorort. Aus ganz Deuschland sind sie angereist. Eddy aus Bremen, Ruben aus dem Schwarzwald, Hendrik aus Frankfurt, und Heiko aus der Lausitz. In dem turnhallenartigen Raum, gehen die Kollegen fast unter. Sie sitzen gemeinsam um einen Bistrotisch herum. Daneben ist ein großes Büffet mit Erfrischungen und Snacks aufgebaut. -Wer soll das denn alles essen, kommt da noch wer?-
David Biebricher der Pressesprecher von BMW-Laufsport und seine Assistentin Nicla begrüßen uns sehr herzlich. Unkompliziert wird uns gleich das Du angeboten, schließlich sind wir ja unter Läufern, und da duzt man sich. Eines wird schnell klar, dies wird keine gewöhnliche Presseveranstaltung werden.
Das Ganze hat so ein bisschen was von einer Klassenfahrt. Eddy witzelt sich schon mal warm und bricht so das Eis, die anderen sind da noch etwas reservierter, aber das sollte sich bald ändern. Und wie es bei Klassenfahrten so üblich ist, steht als erstes ein Museumsbesuch auf dem Programm.
Während wir auf die Nachzügler Marek und Phil aus Berlin warten, werden die Autos verteilt. So ein richtiger Autonarr scheint in unserer Gruppe nicht dabei zu sein. Man ist sehr zurückhaltend und stellt keine Ansprüche. „Für mich nur was kleines“, hört man oft. Die meisten wären auch mit dem Tretroller zum Tegernsee gefahren nur um mit Ingalena Heuck und Jan Fitschen laufen zu können. Nein, die meisten wären auch an den Tegernsee gelaufen nur um die beiden sehen zu dürfen.
Da ich, als gelernter Maschinenbauer ein Herz für große Autos habe, opfere ich mich selbstlos und kümmere mich um das größte Modell unserer Flotte, einen BMW 520d mit Efficient Dynamics.
Bei der Fahrzeugeinweisung klingelt wieder mein Handy. –Oh Gott, die Arbeit- Da ich kein Headset dabei habe, buche ich mein Smartphone gleichmal über Bluetooth an der Freisprecheinrichtung ein. Nicht dass ich wieder Punkte fürs Telefonieren sammle, während wir von Garching nach München zu unserem ersten Programmpunkt in die BMW-Welt fahren.
Die Statusmeldung vom Büro gibt keine Entwarnung. Der Fehler beim Kunden ist noch nicht behoben, ist doch etwas größeres, aber man arbeitet dran.
Jetzt habe ich doch ein schlechtes Gewissen. Während wir Laufblogger eine Führung durch das BMW-Museum und die BMW-Welt bekommen, in einem gediegenen Konferenzraum begrüßt werden, und im Restaurant der BMW Welt zu Abend essen, werkelt der Kollege noch beim Kunden.
Da ich das größte Auto gewählt habe, und noch Platz habe, nehme ich nach dem Essen Heiko, den ich beim Abendessen etwas näher kennen lernen durfte, mit an den Tegernsee. Dort angekommen bleibt mir erst mal die Luft weg, ob der JuHe, in die uns BMW fürs Wochenende einquartiert hat. Wir Laufblogger fallen da doch etwas aus dem Rahmen. Wir senken, sowohl den Altersdurchschnitt wie auch den Einkommensdurchschnitt ganz erheblich.
Nach einem erneuten Telefonat mit dem Kollegen, treffe ich mich noch mit den Running-Twins Henrik und Marek an der Hotel-Bar. Der Rest der Mannschaft hat sich bereits zurück gezogen. Eins ist klar, an dem Wochenende wird es keine Exzesse geben, jedenfalls nicht an der Bar.
Samstags vor dem Frühstück überlege ich kurz zum Schwimmen in den See zu hüpfen, aber der ist mir mit knapp 15 °C dann doch etwas zu kalt. Im Grunde wäre das aber auch Selbstmord gewesen, vor einer Trainingseinheit mit Jan und Ingalena schon das ganze Pulver abzufackeln.
Zum Frühstück stößt dann Jan Fitschen zu uns, er hat vor dem Frühstück schon den Hotelpool durchpflügt. Ingalena kam schon Freitagabend zu uns in die BMW-Welt und hat den Abend gemeinsam mit uns verbracht. Eigentlich hätte sie einen Pressetermin in Hannover gehabt, der fiel aber aus, so ist Sie einfach schon früher zu uns gestoßen. Ich glaube Sie war genauso neugierig auf uns Laufblogger, wie wir auf diese Veranstaltung und das Treffen mit Jan und Ingalena.
Das Frühstücksbüffet ist opulent und verführerisch. Aber vor der Laufsession am Vormittag muss ich mich bremsen. Mit vollem Bauch trainiert es sich nicht gern.
Nach kurzem einlaufen, geht es auf eine Wiese zum Lauf-ABC. Ingalena nimmt das Heft in die Hand uns scheucht uns mit großem Gelächter über die Wiese. Beim „Prell-Hopser“ stößt meine Koordinationsfähigkeit an Ihre Grenzen. Wie ein Fisch auf dem Trockenen wackle ich unkoordiniert über den Weg. Das war alles, nur kein „Prell-Hopser“ was ich da zu Wege gebracht habe.
Anschließend geht es wieder zum Laufen. Aufgrund der großen Leistungsunterschiede bei den Teilnehmern, werden zwei Gruppen gemacht. Die schnellen Hasen laufen mit Jan, die es etwas ruhiger angehen lassen wollen laufen mit Ingalena. Ich entscheide mich für die langsamere aber wesentlich charmantere Gruppe. Am malerischen Weißbach geht es entlang bis zu einem Wendepunkt an dem wir die Füße im eiskalten Wasser kühlen. Nach 15km treffen wir uns alle wieder vor dem Hotel für ein kurzes Foto-Shooting, zusammen mit dem Star des Nachmittags:
Dem BMW ActiveE, das elektrisch betriebene und somit emissionsfreie Fahrzeug, das bei den großen Marathons auch als Zeit- und Führungsfahrzeug eingesetzt wird. Der Großvater des ActiveE ist übrigens ein BMW 1602 Electro E7 der bereits bei den Olympischen Spielen 1972 in München als Zeitfahrzeug eingesetzt wurde. Die Reichweite des 1602 betrug damals gut 50 km. Den Elektro-Opa kann man übrigens im BMW Museum gleich am Eingang bestaunen.
Nach dem Mittagessen konnte jeder Teilnehmer sein eigenes Urteil vom BMW ActiveE bilden.
Ich belächelte ja bisher die Bemühungen der Autokonzerne im Bereich Elektrofahrzeuge, erinnern die Fahrzeuge doch eher an Kabinenroller aus den 50er Jahren. Nicht so der ActiveE. Der ActiveE ist ein sogenanntes Conversion Car, ein E-Fahrzeug, das auf den Rohbau eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor beruht. Daher sieht der ActiveE von außen wie ein gewöhnlicher BMW 1er Coupe aus. Einzig die aufgewölbte Motorhaube gibt dem Fahrzeug ein etwas „bulligeres“ Antlitz. Darunter verbirgt sich einer der drei Batterieblöcke. Der Motor ist im Kofferraum, der dadurch jedoch recht klein ausfällt. Im inneren gibt es aber keine Platzeinschränkungen.
Der 170 PS starke Elektromotor mit 250 Nm beschleunigt den Wagen in weniger als 9 Sekunden auf 100km/h. Bei 145km/h ist Schluss mit dem Geschwindigkeitsrausch, hier wird elektronisch abgeregelt. Mit seinen gut 1800kg kommt der ActiveE auf eine Reichweite von gut 160km. Nicht auszudenken welche Reichweiten mit optimierten Karosserien möglich werden. Man kann gespannt sein auf den neuen i3 , den BMW ab November 2013 auf den Markt bringen wird.
Vom Fahrverhalten hat mich der ActiveE überzeugt, das hat nix von „Gabelstapler-Feeling“. Als langjähriger BMW-Fahrer konnte ich keine signifikanten Unterschiede zu den Geschwistern mit Verbrennungsmotoren feststellen. Das war einfach „Freude am Fahren“ wie man es gewohnt ist. Einziger Unterschied: Man hört den Motor nicht, das ist gerade beim Starten etwas ungewohnt, und birgt im langsamen Verkehr, bzw. in Verkehrsberuhigten Zonen sicherlich auch seine Gefahren, denn außer dem Abrollgeräusch der Reifen hört man nichts.
So, jetzt aber wieder zurück ins Sportstudio. Nach der erquicklichen Ausfahrt stand noch eine Trainingseinheit mit den beiden Laufbotschaftern auf dem Plan. Nach erneutem einlaufen, ging es auf eine ungestörte Liegewiese des Hotels, wo uns Jan eine Reihe „dynamischer Stabilitätsübungen“ vorstellte. Dynamisch heißt, dass bekannte Stabi-Übungen mit Pezzibällen und Medizinbällen kombiniert werden, und somit alles eine höchst wackelige Angelegenheit wird. Wie ein Zirkusäffchen balancierte Jan auf den großen Bällen und zeigte uns wie man es richtig macht. Einige der Übungen, wurden dann auch in einen Stabi-Zirkel eingebaut, den Leni äußerst elegant vorturnte.
Wir Teilnehmer (also ich) haben da ein weitaus schlechteres Bild abgegeben. Gerade bei Übungen, die harmlos aussehen hat man noch Tage später was davon.
Zum Glück beendete ein Überraschungsgast das sportliche Treiben nach der zweiten Zirkelrunde. Martin Grüning von der Runner‘s World, der einzige Laufjournalist Deutschlands, besuchte uns, um mit uns gemeinsam zu kochen. Wobei, gekocht hat Jan und Leni, während Martin zur Erheiterung aller, das Treiben von Jan und Leni kommentierte und einige Läufer-Anekdoten zum Besten gab.
Wir Blogger haben niedere Tätigkeiten ausgeführt, wie Kohl, Spargel, Bohnen, Rhabarber und Erdbeeren zu schneiden, oder haben uns, wie sonst zuhause auch, recht unauffällig verhalten, wenn es um die Zuteilungen von Küchenaufgaben ging.
Für größte Unterhaltung sorgte Jan, der die kenianischen Wunderwaffe Ugali Sukumaviki zubereitete. Ein Gericht, das jetzt nicht durch Geschmack überzeugte, jedoch einen hohen Unterhaltungswert hatte, musste er doch einige Frotzeleien über seine Alchemistenküche ertragen. Leni rette den kulinarischen Abend und referierte unermüdlich über die Notwendigkeit von gesunder Ernährung, ohne dabei schulmeisternd zu wirken, oder gar zu nerven. Nach Spargelcreme Suppe, Wildlachsfilet auf frischen Bohnen und Quark Nachspeise musste niemand hungrig zu Bett gehen.
Für Sonntag stand keine offizielle Laufeinheit mehr auf dem Programm, aber die ganz fleißigen haben sich vor dem Frühstück schon um kurz nach 6 Uhr getroffen, um den gesamten Tegernsee zu umrunden, das sind immerhin 21km. Auch Ingalena zählte zu den Frühaufstehern. Sie hat sich zwar unlängst aus dem Profisport zurück gezogen, aber Sie lebt und liebt das Laufen wie kaum ein Anderer. Wenn sie vom Laufen erzählt, dann funkeln Ihre Augen. Nachmittags begleitet Sie dann auch noch Hendrik auf den Fockenstein , obwohl da das BMW Blogger Laufcamp schon längst beendet war.
Ich habe mich in der Früh hingegen für eine Stunde schwimmen im Hotelpool entschieden. Mit einer Länge von 28 Metern kann sich der Pool mit so manchem Hallenbad messen. Als ich um kurz nach sieben in den SPA Bereich des Hotels komme, lässt Jan bereits das Wasser kochen.
Auch im Schwimmen hatte ich gegen Jan keine Chance, ist halt doch ein Spitzensportler. Und ich bin jetzt nicht der aller langsamste Schwimmer, hatte ich am Sonntag meine 3000 Meter doch in gut 55 Minuten absolviert. Vielleicht lag es ja an der kenianischen Wunderwaffe Ugali Sukumavik die mich beflügelte, aber Jan hat mir während der Zeit trotzdem so einige Bahnen abgenommen. Vielleich hätte ich mir die Reste des kenianisch-bayerischen Kohl Mais Pampfs eintuppern lassen sollen.
Schön ausgepowert ging es dann zum Frühstück, das man diesmal auch so richtig genießen konnte, schließlich hatte ich den Sport ja für heute bereits abgehakt.
Eine SMS holt mich in das hier und jetzt zurück. „Bitte Rufe mal zurück, du bist ja überhaupt nicht mehr zu erreichen“
–Oh Gott, Oh Gott, den Kollegen habe ich ja total vergessen-
Mit schlechtem Gewissen rufe ich den Kollegen zurück. Doch es ist alles im grünen Bereich, der Kollege wollte nur Vollzug melden. Alles wieder in Ordnung, System läuft und alle Daten konnten gerettet werden.
-Puh! Gut, wenn man ein gutes Team hat-
Völlig entspannt kann ich so die Rückfahrt nach Garching ins Pressezentrum antreten. Es standen zwei Optionen zur Wahl, entweder direkt zurück zum Pressezentrum, für die, die früh am Flughafen bzw. Bahnhof sein müssen, und eine längere und schönere Route über den Silvensteinspeicher und Bad Tölz zurück nach Garching.
Bei schönstem Ausflugwetter wählte ich die lange Tour über den Silvensteinspeicher. Kurz vor München kam ich noch in einen Stau, so konnte ich in aller Ruhe alle Knöpfchen im Auto ausprobieren, und der BMW 520d hat viele Knöpfe und Schalter, BMW nennt das ganze dann iDrive.
Ja, der Ausflug an den Tegernsee, hatte wirklich etwas von einer Klassenfahrt, da waren die Lümmel aus der letzten Bank, das stille, aber tiefe Wasser, der Streber, der Geek, der Klassenclown, der Schöngeist, der Senior und die coolen Lehrer und Betreuer, die jeden Quatsch mitmachen und immer ein offenes Ohr für Ihre Schützlinge haben und Ihr Wochenende für uns Amateure mit vollem Elan geopfert haben. Vielen DANK dafür!
So geht es höchst motiviert in den Rest der Saison, mal sehen welche Bestzeiten da im Herbst noch geknackt werden können. An der Motivation wird es nach diesem Wochenende nicht liegen. Hat eigentlich noch jemand einen Startplatz für Berlin übrig? Ich hätte da noch eine Rechnung offen…