Trainingseinheit in der Mittagspause

Dienstag, Februar 15, 2011

Ich bin total im Arsch, meine Fitness, sollte ich jemals eine gehabt haben, ist total im Eimer. Ich bin jetzt zwei Wochen nicht gelaufen. Nicht dass ich nicht gewollt hätte, ich war auch nicht krank, nein, es lag auch nicht am übermächtigen Schweinehund. Die Diagnose lautet: Workoverload.

Die einzige nennenswerte Bewegung hatte ich Freitagmittag. Zwischen zwei Terminen, suchte ich ein schwedisches Möbelhaus auf, da ich für ein Projekt, vier große und bezahlbare Schreibtische brauche.

Da ich im Süden Münchens zu tun hatte, suchte ich die Filiale in Brunnthal auf, ein für mich neues Trainingsgelände. Die Parkplätze sind dort in unmittelbarer Nähe zum Parkour, und zwar direkt im EG der „Turnhalle“. Am Eingang holte ich mir noch ein „Leihprospekt“ um schon mal ein Blick auf die Strecke zu erhaschen, bzw. mein Ziel zu lokalisieren. Dann ging es los, fliegender Start. Mein Ziel, die Büroabteilung. Der Weg dorthin geht zunächst durch die Wohnzimmerabteilung, dann durch die Schlafzimmer. Mit forschen Schritten stürme ich durch die Gänge, immer darauf achtend, die langsam schlendernden „Beutel-Tiere“ nicht anzurempeln. Manche Teilnehmer zeichnen sich dadurch aus, dass sie spontane Seitwärts-Ausfallschritte machen, um daraufhin irgendwelche „praktischen“ Kleinteile in Ihre blauen Beutel zu stopfen. Der Parkour ist ziemlich verwinkelt gesteckt, in den Spitzkehren stauen sich die bummelnden Teilnehmer, hier wähle ich lieber die schnellere Außenbahn um unbeschadet durch diese Nadelöhre zu kommen. Relativ früh erreiche ich mein erstes Etappenziel, die Büro Abteilung, schnell scanne ich die Ausstellungstücke, -Nix brauchbares dabei-, alles nur Kinderschreibtische mit maximal 160 cm x 80 cm, ist halt doch nur was für Studenten und Singles in winzigen Wohnungen-. Also weiter zum Ausgang. Wie ich feststellen sollte lag der längere Abschnitt noch vor mir. Ich kämpfe mich durch das Schranklabyrinth, vorbei an Billy, Ivar, und Co. Mein Outfit ist nicht ganz Wettkampftauglich, den Wintermantel hätte ich im Auto lassen sollen, die Schweißränder unter den Achseln wachsen zu Suppenteller großen Flecken an. –Weshalb gibt es eigentlich keine Funktions-Business Hemden?- Auf der Hälfte der Strecke ist die Verpflegungsstelle, ich blicke auf die Uhr, -habe ich soviel Zeit?- Mein Magen schreit „ICH WILL FLEISCHBÄLLCHEN“, also reihe ich mich in die Schlange ein, und entscheide mich spontan doch für eine Seezunge gefüllt mit Brokkoli und Beilagensalat. Wie ich später feststellen muss, eine recht eigenartige Kombination, aber was soll man erwarten von einem Volk, das Hauptsächlich für sein Knäckebrot und Möbeln aus Demselbigen bekannt ist. Mein Magen schmollt, „ich hab‘s ja gleich gesagt…“, Keine Zeit für weitere Diskussionen, was auf den Tisch kommt wird gegessen…

Weiter geht’s zum zweiten Abschnitt, „die Markthalle“… Irgendwo muss hier doch die Abzweigung zur verkürzten Strecke sein, aber ich finde die (geheime) Abkürzung nicht, also muss ich weiter, vorbei an Krabbeltischen angefüllt mit Kerzenständern, Tassen, und sonstigem  Deko-Krempel, anschließend durch die Hochregale des SB-Marktes, entfernt sehe ich die rettende Kassenlinie, ich beschleunige nochmals meinen Schritt, und schaffe es, in einer nie dagewesenen Durchgangzeit den IKEA-Brunnthal zu durchlaufen. Ungläubig starrt mich das Kassenpersonal an, als ich die Kassenlinie ganz ohne Kerzenständer, Teelichter, Tassen oder Badezimmervorleger überquere. Gestandene Männer, beladen mit den vollen Einkaufstaschen Ihrer Frauen nicken mir anerkennend zu. Jetzt hätte ich mir eigentlich einen Hot-Dog als Zielverpflegung verdient…, aber ich muss weiter, der nächste Termin wartet schon.

Jetzt muss ich nur noch meiner Frau beichten, dass ich bei IKEA war, und Ihr keine Teelichter mitgebracht habe, und dabei geht doch der 5 kg Vorrat im Keller langsam zur Neige.

12 Comments

  1. Pierle sagt:

    Ein kleines Intervalltraining bei Ikea?
    Das läßt sich noch steigern, wenn du das nicht in der Mittagspause, sondern an einem Samstag machst.

    1. timekiller sagt:

      Stimmt, das wäre dann die optimale Vorbereitung für den Firmenlauf im Münchner Olympiapark. Da gehen jedes Jahr 30.000 Läufer an den Start, da wirds bei einer Strecke von 6,5km ähnlich eng und man braucht viel Geduld.

  2. sarahemily sagt:

    Einmal durch den Ikea in Brunnthal zählt definitv als Trianingseinheit. Aber nächstes Mal würde ich bei der Verpflegung wieder auf die Fleischbällchen zurückgreifen. Irgendwie geören die einfach dazu…

    😉

    1. timekiller sagt:

      …und den Hot-Dog nicht zu vergessen!

  3. Evchen sagt:

    Pah! Ich habe es schon zwei Mal geschafft, bei IKEA rein gar nichts zu kaufen. Top das erstmal. *stänker*
    Wieder mal so köstliche Wortjonglierereien von Dir, hach. „…das Hauptsächlich für sein Knäckebrot und Möbeln aus Demselbigen bekannt ist…“ Grandios!

    1. timekiller sagt:

      Zwei Mal ohne was zu kaufen, das ist wirlich (für eine Frau) sehr erstaunlich. Hast du schon mal in der Guinnes Redaktion nachgefragt, ob die darüber Rekorde führen? 😉

  4. Laufhannes sagt:

    Der StrongmanRun wird nichts dagegen sein!

    1. timekiller sagt:

      Wer weiß, vielleicht gibt es ja bald einen offiziellen Möbelhauslauf, dann kann Strongman aber einpacken, vielleicht sollte ich mir gleich mal die Rechte sichern…

  5. LocalZero sagt:

    Zwei Wochen ohne Laufen ist natürlich hochpeinlich und schlichtweg indiskutabel – aber Deine Form wird darunter nicht ernsthaft leiden.

    Mir ging es in letzter Zeit ähnlich – und deshalb gönnte ich mir heute eine Startnummer bei einem kleinen Waldlauf in der Provinz, gleichzeitig die dortige Kreismeisterschaft. Das Ergebnis war natürlich auch hochpeinlich und schlichtweg indiskutabel 🙂 …

    Oiso: Nimm mal wieder Deine Laufschuhe und renn eine Runde. Immerhin hast Du einen Crosswinter hinter Dich gebracht 🙂

    Viele Grüße
    Lars

  6. Supermario72 sagt:

    😀 Einfach nur genial, dieser Artikel! Habe gerade köstlich in mich hinein gelacht (kann in der Arbeit nicht so voll losprusten)! Herrlich!

    Diese „Trainingseinheit“ darfst Du Dir definitiv auf die Haben-Seite schreiben!

  7. Chris sagt:

    5 Kilo Teelichter? Klingt übertrieben. Ich hab dann gleich mal nachgewogen. Ein Pack wiegt etwas über 1,4 kg. Auf den ersten Blick konnte ich schon vier Packs in unserem Schrank entdecken, ganz zu schweigen von Duftkerzen und ähnlichem Brennzeugs. Aber die Mengen braucht frau ja auch, immerhin steht der harte Winter quasi direkt vor der Tür.

    1. timekiller sagt:

      Da siehste mal… Willkomen im Club, vielleicht sollten wir eine Selbshilfegruppe gründen… Ich bring die Teelichter mit.

Schreibe einen Kommentar