oder Flachlandtraining Teil II
Was bisher geschah… => Flachlandtraining
Ohne weitere Zwischenfälle wurde der Ausflug in die Oldenburger City beendet. Man musste sich noch beeilen, denn zuhause wartete schon Grünkohl mit Pinkel (das ist ne Wurst), lecker!
Am Karfreitag Vormittag hatte ich mich nochmals mit Volker verabredet. Wir trafen uns bei Sandkrug, am Fuße der Osenberge. Osenberge hört sich gewaltig an, handelt es sich doch „nur“ um größere bewaldete Sanddünen die von der Eiszeit übrig geblieben sind. Aber etwas magisches hat der Wald dort schon. So ranken sich auch wundersame Sagen um die Osenberge, beispielsweise soll dort einmal ein geheimnisvolles Zwergenvolk gelebt haben.
Volker war schon länger nicht mehr hier, meinte aber den Weg durch die Osenberge zur Hunte zu finden. So zogen wir los, bogen mal rechts, mal links ab, und irgendwann wussten wir dann nicht mehr wo wir sind. Bei mir ist das ja nix neues, aber bei Volker? Kann Orientierungslosigkeit ansteckend sein? Mit Hilfe der Minikarte des Garmins schlugen wir uns weiter in Richtung die Volker vermutete. Gab es in der Nähe des Parkplatz noch viele „Gassigeher“, begegnet uns hier keine Menschenseele mehr. Wir liefen einfach mal weiter, schließlich ist der Weg das Ziel. Nach mehreren Orientierungsstopps begegnen wir doch tatsächlich einem Fußgänger, ein älterer, kleiner, etwas gedrungener Mann mit Pudelmütze kommt des Weges. Ich selbst hätte ja NIE gefragt … aber der Volker der traut sich. Er spricht den Gesellen an, um den Weg zur Hunte zu erfragen.
Dieser hebt nur abwehrend die Hand und gibt einen kehligen Laut von sich. „Araugha !“ Und stapft mit energischen Schritten an uns vorbei.
Volker und ich schauen uns verwundert an. –Na hoffentlich wird der nicht irgendwo vermisst-
Vielleicht war‘s ja auch ein direkter Nachfahre der Osenbergerzwerge, und wir sind hier bei „Blair Witch Project Reloaded“, wer weiß?
Während sich Volker noch nachdenklich am Kopf kratzt entdecke ich ein Schild, das uns den Weg zur Hunte weist. –gerettet-
So gelangten wir also doch noch zur Hunte, und von dort ging es auf verschlungenem Pfad zurück Richtung Auto. (Ich erwähne jetzt nur beiläufig, dass wir auf dem Rückweg noch zweimal einen Bahndamm überqueren mussten, aber das schien wohl völlig normal zu sein, denn es verunsicherte Volker keineswegs.)
Wieder zurück am Parkplatz, stellten wir beide fest, dass wir noch ewig hätten weiter laufen können, aber die anstehenden Mittagsschlemmereien, zogen uns jeweils an den heimischen Mittagstisch. Wir haben dann aber trotzdem noch gut 30 Minuten gequatscht bevor wir uns schließlich verabschiedeten.
Zuhause gab‘s dann lecker Fisch, es ist ja Karfreitag. OK, Räucheraal ist jetzt so ziemlich der fetteste Fisch den ich kenne, aber unglaublich lecker. Dazu gabs leckerPils, der Fisch muss ja schwimmen. Das trifft sich ganz gut, schließlich muss ich noch etwas an meiner Trinkfestigkeit feilen, beim Osterfeuer am Samstag Abend, werden in der Regel keine Gefangen gemacht.
Vor dem Feuerzauber stand aber nochmals eine Radausfahrt auf dem Programm. Da mir Mittwochs der Gegenwind ein Strich durch meinen 35er Plan machte, beschloss ich diesmal die Runde in anderer Richtung zu fahren. Auch Ausrüstungstechnisch habe ich nachgerüstet. Morgens beim Discounter fiel mir eine gepolsterte Radlerhose in die Hände. Da ich bisher komplett ungepolstert auf dem Rad unterwegs war, wollte ich zumindest mal ausprobieren, ob eine spezielle Radlerhose Linderung meinen vier Buchstaben bringt. Der Tragekompfort der Radlerhose mit Po-Protector ist allerdings, naja, gewöhnungsbedürftig. Es fühlt sich an, als ob man eine Windel, bzw. eine riesige Slipeinlage trägt (so stelle ich mir das jedenfalls vor). –irgendwie ungangenehm-
Die ersten Kilometer laufen SUPER. Ich kann so richtig Gas geben, die ersten 15 Kilometer bekomme ich sogar einen 35 Schnitt hin. Doch dann wendet sich das Blatt. Ist es die plötzliche Erschöpfung, oder ist hier über Nacht ein Berg gewachsen? Tatsächlich, eine Steigung, nicht steil, schließlich befinden wir uns ja immer noch im Oldenburger Land (nicht in Friesland), und da gibt es keine Berge, nur unscheinbare Erhebungen. Die fallen nur auf, wenn man versucht sie mit 35 km/h zu bezwingen. Jedenfalls fällt mein Tempo erstmals unter 30km/h. Ich wechselte noch zweimal die Straßenseite um auch brav auf dem Radweg zu bleiben. Dann komme ich nach Saage, von dort sind es 15 km nach Wardenburg. 15 harte Kilometer, der Rückenwind der mich auf den ersten 15 Kilometer schön geschoben hat, bläst mir jetzt gehörig ins Gesicht. Oder ist das nur der normale Fahrtwind? An den noch laublosen Bäumen ist keine Regung zu erkennen, aber die Windräder am Horizont drehen sich wie wild. Ein Werbeschild bei einer Gaststätte rotiert wie irr und hebt gleich ab, also doch Wind…
Richtung Autobahn geht’s dann auch noch leicht nach oben, und der Wind bläst weiter unbarmherzig von vorne. Mein Tempo fällt und fällt… Verdammte Axt, Wind, direkt von vorne, und das die ganze restliche Strecke. Mein Po schmerzt höllisch, das Polster bringt ja überhaupt nix. Die tiefe Fahrposition habe ich längst aufgegeben bevor mir noch eine Bandscheibe flöten geht.
-Ein Königreich für ein Hollandrad…-
Ich glaube ich muss an mein Zimmerfahrrad ein Tri-Lenker ranbasteln um die tiefe Fahrposition zu üben. Mittlerweile dümple ich mit 20 – 28 km/h dahin. Scheiß auf den Schnitt, ich will nur noch ankommen. In Wardenburg ist der Radweg auch noch gepflastert. Meine Reifen sind mit 7 Bar bretthart aufgepumpt, die kleinsten Unebenheiten werden ungedämfpft übertragen. Durch die Vibrationen am Lenker werden schlagartig meine Hände pelzig. –Vielleicht doch auf die Straße?-
Ich schließe meine Ausfahrt mit einem 28 Schnitt ab. Ist jetzt nicht überragend, aber angesichts des Gegenwinds, die Berge Norddeutschlands, will ich das mal als ordentliches Training gelten lassen.
Jetzt noch schnell unter die Dusche, und dann ab zum Osterfeuer. Ich schiebe schon gehörig Kohldampf.
Das Osterfeuer verläuft wie üblich. Frustrierte Werder Fans gestehen mir Ihre heimliche Liebe zum FC- Bayern. Die Freundschaft wird mit einer Runde Schluck besiegelt, ich revanchiere mich mit einer runde Pils, so nimmt der Abend seinen Lauf. Ich bin jetzt zwar kein Bayern Fan, sondern sympathisiere da eher mit dem blauen Nachbarn aus der zweiten Liga, aber dies zu erklären habe ich schon vor Jahren aufgebeben. Ich gelte in der Nachbarschaft als Bayer, auch wenn mein Dialekt eindeutig schwäbisch ist. Aber so ist das halt, wer aus München kommt, muss Bayer sein oder zumindest ein Fan vom FC Bayern.
Ostersonntag war dann wie erwartet trainingsfrei. Der Tag Pause hat aber gut getan, so konnte ich beim abschließenden Lauf des Flachlandtrainings am Montag noch mal einen schnellen 10er raushauen, bevor es dann wieder 8 Stunden nach hause ging.
Zeit genug, um all die Ostersüßigkeiten der Familie zu vernichten.