Archive for September 2011

Ja, ich habe es getan. Ich habe meinen 35er Lauf absolviert. Und, Ja, es hat weh getan.

Da meine Frau  fürs  Wochenende mit einem romantischen Wochenende in den Bergen gedroht hatte, musste ich mir natürlich was einfallen lassen, sonst wäre das nix mehr geworden mit meinen langen Läufen.

So fügte es sich ganz günstig, dass am  Donnerstag meine Arbeit geschlossen auf die Wies’n ging. Da ich dieses Jahr all meine Wiesn Besäufnisse abgesagt habe, kniff ich auch hier. Das bedeutete aber, ich hatte einen freien Nachmittag.

Also habe ich meine Laufsachen schon mit in die Arbeit genommen und bin dann mit der S-Bahn direkt nach Feldafing am Starnberger See gefahren, von dort aus sollte es dann wieder nachhause gehen. Die Strecke von Starnberg nach München, war ich ja jetzt schon zweimal gelaufen, das sind ca. 30 km. Da es diesmal etwas länger sein sollte bin ich einfach mit der S-Bahn zwei Stationen weiter gefahren. Auf dem Radweg wollte ich dann zunächst zurück nach Starnberg und dann von dort auf gewohnten Pfad zurück zur Homebase.

Jetzt gibt es aber keinen Radweg vom Feldafing nach Starnberg, jedenfalls keinen, der den Namen verdient hätte. So musste ich an der Straße entlang, zunächst nach Possenhofen und dann über Niederpöcking weiter nach Starnberg. Entsprechend schnell bin ich die „Straßenabschnitte“ gelaufen, naja, noch bin ich ja frisch. In Starnberg standen bereits 8 km auf dem Tacho,

– hm, vielleicht doch ein bisschen weit raus gefahren-.

Ich  folgte der Beschilderung des Radweges nach Gauting. Aber da muss es wohl mehrere Wegvariationen nach Gauting geben, schließlich landete ich nicht auf dem bekannten Weg entlang der Würm sondern irgendwo anders. „Ist ja egal“ dachte ich, Hauptsache ich komme nach Gauting, und etwas Abwechslung ist ja auch nicht schlecht.  So führte mich der Weg beispielsweise auch über den Golfplatz  „Gut Rieden“.

Rechts und links akkurat gemähtes grün. Den Impuls barfuß über das Green zu laufen unterdrückte ich schnell wieder , irgendwie war mir etwas unwohl dort durch die Anlage zu laufen, und die Bälle sausen durch die Luft…

-Wenn ich ein Golfball ans Hirn bekomme, dann haue ich euch aber die Karos aus Euren albernen Hosen-.

Also legte ich einen Zahn zu, und schaute, dass ich wieder in den schützenden Wald komme.

Der Weg führte mich völlig alleine durchs Gehölz, bis ich wieder an einer Straße stand. Von  hier ging es wieder an der Straße entlang, na super. Die nächste Ortschaft in die ich komme ist „Königswiesen“. Netter Name, aber wo ist Gauting? Zumindest zählt Königswiesen zur Gemeinde Gauting, also kann ich nicht ganz verkehrt sein.  Ich folge wieder einem Radweg, der mich direkt in einen dichten Tannenwald führt. Plötzlich ist der Weg zwecks Baumfällarbeiten gesperrt. Also schlage ich mich ins Unterholz und versuche irgendwie die Richtung zu halten.   Über einen schmalen Pfad gelange ich in eine Ortschaft, vermutlich Gauting. Eine ältere Fußgängerin frage ich, wo ich gelandet bin. Ohne zu antworten  fragt sie, von wo ich den herkomme. Ist die Antwort abhängig von meinem Ausgangsort?  Ich sage wahrheitsgemäß „Feldafing“ woraufhin ich nur ein Kopfschütteln ernte. „Ja mei, wo wollns denn hi“? Nach Pasing antworte ich schüchtern.  „Ja mei, do sinds ja total falsch, mir san ja hier in Gauting“

OK, die Antwort reicht mir, ich lasse die Frau verdutzt stehen und versuche mich in Richtung der gefühlten Ortsmitte durchzuschlagen, von dort kenne ich mich dann wieder aus.  Mittlerweile stehen 19km auf der Uhr. Von Gauting sind es jetzt noch 20km nach Hause. Uiuiui, das wird jetzt aber wirklich eine lange Runde. Naja, vielleicht lasse ich mich ja in Pasing oder so abholen.  Ich ziehe weiter Richtung Pasing. Zeit mal ein Gel zu testen. „Fruit Gel (Red Fruit Punch)“ von Powerbar.

Igitt!!!

Das Zeugs ist dermaßen süß, dass es mich spontan würgt. Schnell spüle ich den Kleister mit einem ordentlichen Schluck aus dem Camelbak runter. Also, ein PowerGel  kommt in zwei Wochen nicht an den Start, soviel ist sicher.

Ab km 25 komme ich langsam ins Grübeln ob mein Vorhaben nicht doch etwas zu ambitioniert ist, schließlich habe ich ja erst vor vier Tagen einen flotten marsch um den Tegernsee absolviert, und gestern bin ich ja auch schon wieder 9km gelaufen.

Bei km 28 stelle ich die gesamte Lauferei in Frage, aber da bin ich ja nicht der erste, der in diesem Zustand auf diesen Gedanken kommt.

Bei km 29 denke ich nur noch an km 30. Von nun an ist jeder Schritt ein Sieg. Niemals zuvor bin ich weiter gelaufen. Ich genieße das Gefühl.

Bei km31 ist die Euphorie verflogen. Ich mache mir Sorgen um den Zustand meiner Knie. In Pasing muss ich durch eine Unterführung, das leichte Gefälle lässt meine Knie besorgniserregend wackeln, gleich haut‘s mir die Patella raus. Na, wenn das Gelenk zu Bruch geht, kann ich‘s ja mit dem letzten PowerBar Gel wieder zusammen kleben, das hält sicherlich.

Ab km 32 erwäge ich, mich von meiner Frau abholen zu lassen, bei km 33 fällt mir allerdings ein, dass heute Elternabend in der Schule ist, und ich schon zu spät dran bin. Ab km 34 gehe ich mögliche alternative Taxifahrer durch, doch die sitzen alle auf der Wiesn, und sind jetzt sicherlich nicht mehr fahrtauglich.

Bei km35 kommt die Erlösung in Form einer Bushaltestelle der Linie 162  zum Moossacher Bahnhof. Von dort sind es nur noch zwei U-Bahnstationen zur Dusche. Ich kann der Verlockung nicht widerstehen und warte auf den Bus. Es wären jetzt noch gut 6-7 km bis nachhause, aber MT will ich ja erst in zwei Wochen laufen. Heute sollen mir die 35 km in 3:32h reichen.

Während ich auf den Bus warte leere ich mein Camelbak. Hätte ich geahnt wie lange der Bus bis zum Bahnhof braucht, hätte ich mir das letze Wasser vielleicht etwas besser eingeteilt. Der Bus gondelt eine geschlagene halbe Stunde durch mir bis dahin völlig unbekannte Stadtteile.

–ich will nachhause, ich habe Durst-

Das Camelbak gibt nichts mehr her, egal wie stark ich am Mundstück sauge, es röchelt nur noch.

Ich bin so fertig, ich kann nicht mal mehr schwitzen. Weshalb kribbeln eigentlich mein Finger so? Hyperventiliere ich etwa?

Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich endlich am Moossacher S-Bahnhof an. Nach der halben Stunde Busfahrt haben sich meine Beine von Hochleistungssportgeräten  zu  wabbeligen Gummischläuchen gewandelt. Die Rolltreppe zur U-Bahn fährt natürlich wieder in die falsche Richtung.

-könnte mir hier mal jemand die Treppe runter helfen?-

Endlich zuhause, nehme ich das alkoholfreie Weißbier direkt mit unter die Dusche.  In zwei Wochen stelle ich dann wohl noch einen Hocker in die Dusche.

Meine MT Vorbereitung steht derzeit unter keinem guten Stern. Da ich bei den letzten langen Einheiten etwas geschlampt habe, bzw. diese abgebrochen habe, gab es nicht gerade Lob für meine Leistungen. Also wurde Besserung gelobt, und bis zum MT Termin am 9.10. sollten zumindest noch ein oder zwei lange Einheiten eingebaut werden. Letztes Wochenende wäre ideal für einen langen Lauf gewesen, allerdings hatte ich mich noch im August für den Tegernsee Halbmarathon angemeldet. Damals dachte ich, das wäre eine gute Idee, nun stört der Lauf eher, da ich besser 30+ laufen sollte. Aber angemeldet ist angemeldet, dann wird auch gelaufen. SuperMario mein Personal Trainer riet dazu, den Lauf als Tempoeinheit zu verbuchen, und stellte mal eine Zielzeit von 1:45 – 1:50 in den Raum.

Öhha. Das ist mal eine Ansage. Ich hatte bisher das  Gefühl, dass ich durch die MT Vorbereitung etwas an Schnelligkeit eingebüßt habe. Aber gut, dann wollen wir mal sehen, ob ich das Ergebnis vom Münchner Stadtlauf im Juni toppen, bzw. bestätigen kann. Damals konnte ich als PB eine 1:46:37 ins Ziel bringen.

Aber, ob das am Tegernsee gelingt? Ich weiß nicht! Vor zwei Jahren bin ich während des Tegernseelaufes böse eingegangen. Die Strecke um den Tegernsee hat das tückische, dass die ersten 16 km relativ flach sind, es sogar bis km 11 stetig abfällt, aber bei einem Rundkurs muss man irgendwann die Höhenmeter wieder gutmachen, und das ausgerechnet auf den letzen 4km. Da brennen die Schenkel! 2009 konnte ich auf den ersten  10 km sogar meine persönliche PB für 10km unterbieten, um daraufhin mental und konditionell komplett auseinanderzubrechen, denn schließlich hatte ich ja noch mehr als die Hälfte vor mir. Als dann ab Bad Wiessee die Steigungen kamen, war‘s dann vorbei. Ich beendete den Lauf in jämmerlichen 2:04h.  Da ist also noch eine Rechnung offen, die beglichen werden will.

Man wollte es mir aber nicht zu leicht machen, daher erhielt ich vor dem Lauf noch eine Lektion in „Stärke Dein Willen durch Enthaltsamkeit“

Meine Familie, die während meiner Marathonvorbereitung,  hinter mir steht wie ein, hm, ein  wackliges Kartenhaus, hat sich was Nettes ausgedacht, und hat kurzerhand anlässlich des Wiesnanstichs ein Weißwurstfrühstück organisiert. OK, es war zudem noch mein Geburtstag, aber den wollte ich dieses Jahr eigentlich ausfallen lassen (so wie jedes Jahr).

Wie ich also Samstags von meiner Vormittagsrunde zurück kehre, ist schon das halbe Haus voller Gäste. Als Geschenke haben sie Bierspezialitäten wie bsp. das Alpirsbacher Klosterbräu, oder die „Giesinger Erhellung“ mitgebracht. Ui, Prima, das wird jetzt ganz hart. Aus meinem früheren Leben, als man mich noch –bierkiller- nannte,  weiß ich noch wie lecker das schmeckt und wie so ein Brunch ausgehen kann…

Aber ich wäre nicht der –timekiller- könnte ich solch einer Versuchung nicht widerstehn. Aber es war wirklich hart. Ich kann die nächsten Wochen kein alkoholfreies Weissbier mehr sehen, denn meine Freunde zeigten wirklich Ausdauer, den letzten habe ich um 23:30 Uhr verabschiedet.  Gerade noch Zeit genug, den Wetterbericht zu checken um dann die Laufsachen für Sonntag zu packen, und dann ab ins Bett.

Sonntag früh,  6:45 Uhr,  der Wecker bimmelt.

Ich stöhne, die Frau grunzt und wirft mich aus dem Bett. Der Blick nach draußen bestätigt den Wetterbericht des Vorabends. Trübe, es tröpfelt… Ich ignoriere die dunklen Wolken und sage mir“ das hält“. Kurz vor acht verlasse ich das Haus nachdem ich unserer röchelnden Kaffemaschine eine Tasse Kaffee abgerungen habe. Zu essen gab es ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte. Ist jetzt nicht gerade ein Läuferfrühstück, aber  bei  kulinarischen Leckerbissen in unserem Hause muss man sich ranhalten…

Um 8:10 fuhr die BOB (Bayerische Oberland Bahn) vom Münchner Hbf nach Tegernsee.  Der Zug ist gut gefüllt mit Läufern, die Wanderer bleiben bei dem Wetter lieber zu Hause, so ist man unter sich.  Viertel nach Neun ist der Zug bereits in Gmund.  Also noch genug Zeit die Tasche mit den Wechselklamotten abzugeben, und sich mit gleichgesinnten zu unterhalten. Noch hält das Wetter, also wird die Regenjacke mit abgegeben.  Zur Sicherheit habe ich aber noch das Modell Müllsack einstecken, das ich mir mal vorsorglich unter den Arm klemme.

Pünktlich zum Einlaufen setzt Sprühregen ein, ich stülpe mir den Müllsack über und laufe locker ca. 3km bevor ich mich dann in die Startaufstellung begebe. Startblöcke kann ich keine erkennen, ich sortiere mich ein gutes Stück von der Startlinie entfernt ein, und warte auf den Startschuss. Der Regen hat wieder aufgehört, daher ziehe ich den Sack wieder aus, und binde  mir den Sack um den Bauch, wer weiß ob man den nochmal braucht.

Pünktlich um 10:30 erfolgt der Start.

Sowohl die 5km, 10km und HM-Läufer begeben sich zeitgleich auf die Strecke, dementsprechend ist das Gewühl nach dem Start. Da die komplette Bundesstraße nach Rottach-Egern jedoch gesperrt ist, hat das Läuferfeld  genug Raum und es kommt zu keinerlei Behinderungen.

Da ich bei meinem letzen Tegernseelauf  zu schnell angegangen war, achtete ich diesmal  schon ab dem ersten Kilometer darauf nicht zu schnell zu werden. Ich wollte so zwischen 5:05 und 5:10 laufen, was mir auch erstaunlich gut gelang.  Die Zwischenzeitenmatte (beim km 10?) überquerte ich trotzdem  bei  52:30 min, Hä???  Wie geht das denn, das ist ja ein Schnitt von 5:15? Hm, PB wird das aber nicht mehr, mal sehen, ob ich auf der zweiten Hälfte noch eine Schippe drauf packen kann. Ich checke die Systeme und bekomme nur positive Rückmeldungen.

Füße: OK;

Schienbein: OK;

Schenkel: OK;

Kondition: OK.

Alles Gut, bis auf das Wetter, denn es hat wieder angefangen zu regnen, aus dem anfänglichen Tröpfeln ist ein Dauerregen geworden. Anfangs versuchte ich noch die Pfützen zu umkurven. Als dann das Wasser in Strömen über die Straße läuft unterlasse ich meinen Regentanz und platsche geradewegs durch die Pfützen. Das Laufshirt hat sich auch schon komplett mit Wasser vollgesogen.

Ich hab zwar noch den Müllsack wie eine Schärpe  um den Bauch geschlungen, werde mir jetzt aber nicht die Blöße geben mir den Sack noch überzustülpen. Arg viel nässer kann ich jetzt sowieso  nicht mehr werden. Der Plastikgürtel sieht zwar doof aus, hat aber einen entscheidenden Vorteil. Der Bauch ist warm, und das ist nicht unangenehm bei dem Wetter.

Ab Bad Wiessee geht es dann ans Eingemachte, die Steigungen beginnen. Ich habe aber noch genug Butter auf der Stulle und verkrafte die erste Steigung recht gut, das letze mal ist mir das viel steiler vorgekommen. Bei Kilometer 19 fällt die Strecke nochmal ab,  diesmal nutze ich das Gefälle und kann sogar eine 4:20 auf den Kilometer verbuchen. Ich nehme den Schwung für den nächsten nicht enden wollenden Anstieg mit und kämpfe mich nach oben. Km 20, gleich geschafft, jetzt will ich es wissen und zünde die –timekiller- Rakete. Trotz Regen zündet diese sofort und ich gebe auf den letzten Kilometer nochmal so richtig Gas. Begünstigt vom Gefälle zum Ziel hin stürme ich mit einer 3:er Pace durchs Ziel.

-1:46:32-

Na, das hat ja dann doch noch gereicht, sind zwar nur 5 Sekunden, aber die PB vom Stadtlauf habe ich damit bestätigt, bzw. leicht unterboten.

Und das Beste ist. Ich fühle mich gut, ich hätte noch Kraft (und Lust) weiter zu laufen, wieweit wissen allerdings nur die Laufgötter.

Samstag 10.9. Es steht ein langer Lauf an. 30 – 35 km sollen es werden. Lust habe ich keine. Das Wetter ist für dieses Vorhaben denkbar ungünstig. Um 16:30 Uhr hat es immer noch 29°C, aber ich muss los, sonst wird’s dunkel und ich stolpere dann irgendwo im Dunklen durchs Unterholz.

Also wird der Trinkrucksack gepackt, 2 Gels, etwas Traubenzucker, und die Wasserblase noch in Alufolie eingewickelt, damit das ganze etwas länger kühl hält. So geht es los, mein Ziel?

Ich habe keine Ahnung.

Ich will mal ein paar Runden im Olympiapark machen und dann noch einen Abstecher in den Nymphenburger Schlosspark, bei 30 km kommt ja einiges an Strecke zusammen…

Wie ich in den Olypark komme stelle ich sehr schnell fest dass das was nicht in Ordnung ist…

Es wimmelt, und zwar rosa!

Es ist der „Reebok Women’s Run“, -Ahhhh!-

3500 Teilnehmerinnen sind dieses Jahr für die 5km und 8 km gemeldet. Männer wollen die da nur als Zuschauer haben, und selbst das wollen nur die wenigsten. Frau möchte unter sich sein… Aber weshalb dann manche Teilnehmerin Bunny-Öhrchen tragen wundert mich dann doch.

Also muss ich umdisponieren, ein Lauf im Olympiapark fällt heute flach, deshalb schwenke ich gleich mal in Richtung Norden ab, Richtung Moosacher Rangierbahnhof, von dort halte ich mich weiter nördlich und laufe weiter Richtung Feldmoching. Das Schloss Unterschleißheim soll mein nächstes Etappenziel sein. Das werden dann so ca. 12 Km sein. Und dann? Wieder zurück? Dann bin ich erst bei 24 km , es fehlen dann noch immer gut 10 km.

Komme ich überhaupt so weit. Ich weiß nicht was los ist, ich habe überhaupt keine Lust. Den ganzen Tag war ich schon ziemlich lustlos. Ich hatte angenommen, dass das Laufen bei mir die Lebensgeister weckt, aber Pustekuchen.

In Feldmoching komme ich an einer Parkbank vorbei, und wie ich mich versehe, sitze ich auf der Bank und überlege was ich hier überhaupt mache. Nicht dass ich nach den ersten 8 km erschöpft wäre, nein, der Kopf macht nicht mit. Ich gehe mental total am Stock. Allein die Vorstellung jetzt noch 22 km zu laufen erledigt mich total.

Nach ein paar Minuten habe ich wieder etwas Mut geschöpft, und widerstehe dem Impuls einfach umzudrehen, ich laufe weiter auf meiner Strecke Richtung Unterschleißheim.

Die Strecke ist halt auch nicht der Bringer, auf dem Radweg entlang der Straße ist’s ziemlich öde. Vielleicht bringt der Schlosspark mehr Abwechslung. Ich versuche mich gedanklich abzulenken, damit ich nicht jeden Leitpfosten zählen muss. Ich mache mir Gedanken über den Women’s Run bzw. über Volksläufe im Allgemeinen.

Was ist der Antrieb der Frauen, an einem reinen Frauenlauf teilzunehmen. Sind wir Männer wirklich so schlimm, dass man nicht mit uns zusammen laufen möchte. Sind wir Männer ausnahmslos vom Ehrgeiz zerfressene Sonderlinge? Sexistische Arschglotzer? Eigentlich kennt man das ja nur von Minderheiten, dass Sie sich zusammen tun, sich organisieren und um Anerkennung kämpfen. Ich denke da  Bsp. an den CSD, oder, Öh? Mir fällt gerade nix passendes ein. Na jedenfalls sind Frauen doch keine Minderheit, rein statistisch sind die Frauen ja in der Überzahl. Möchte ich an einem reinen Männer-Volkslauf teilnehmen? Wie würde der aussehen?  Nein, ich glaube da möchte ich  nicht Teilnehmen, wobei, momentan ist mein Gemütszustand einfach nicht dazu geeignet überhaupt irgendwo teilzunehmen.

Momentan hätte ich nicht mal lust mit einem Rudel schwedischer Beach Volleyballerinen zu laufen, bzw. hier im Schlosspark Unterschleißheim zwischen hübschen Blumenrabatten.

–Wääääh- ich will nach hause.

Ich verlasse den Park und begebe mich auf eine Runde um das Flugfeld der Flugwerft Schleißheim. Hier sind jede Menge Radler und Inline-Skater unterwegs, vereinzelt sieht man auch einen Läufer.

Am Korbinian Wäldchen komme ich an einem Schild vorbei, dessen Verlockung ich nicht widerstehen kann.

„U-Bahn Dülferstraße 2km“

Wenig später sitze ich in der U-Bahn und habe schlagartig ein schlechtes Gewissen. Ich habe aufgegeben! Weil ich keine Lust hatte, darf man das zulassen?

In der U-Bahn komme ich mir ziemlich fehlplatziert vor. Völlig durchgeschwitzt mit rotem Kopf, dazu noch mit Trinkrucksack… Ob ich beim Aussteigen humpeln, soll? Sonst könnte man ja denken, da hat einer seine Strecke nicht geschafft.

Am Scheidplatz muss ich die U-Bahn wechseln. Mittlerweile hat mein schlechtes Gewissen ganze Arbeit geleistet. Ich beschließe die letzten Kilometer wieder zu laufen. Durch den Luitpoldpark, entlang des Petueltunnels geht’s zurück zum Olympiapark, von dort auf gewohnten Pfaden zurück zur Home-Base. Um den Olympiapark kommen mir noch ein paar freudig strahlende  rosa Bunnys entgegen. Jedenfalls hatte die heute Ihren Spaß.

Da muss ich auch wieder hinkommen. Laufen soll doch Spaß machen, aber die langen Kanten liegen mir überhaupt nicht. Den letzen 30er habe ich auch auf 25km verkürzt. Heute bin ich nach 21 km und 2:15 Stunden wieder zuhause. Bin ich Glücklich? Nein, ich bin sauer.