Archive for April 2012

Ich sag‘s ganz ehrlich, eigentlich halte ich nix von Spendenläufen. Zumindest von Spendenläufe wie sie hauptsächlich angeboten werden. Irgendwo ist ein Volkslauf und ein geringer Teil der Startgebühr geht an einen guten Zweck.

Was soll das?

Ich laufe und tue was Gutes? Würde ich nicht laufen und dafür die gesamte Startgebühr spenden wäre das ja sinnvoller. Wenn ich spenden will muss ich doch nicht laufen?

OK, auf diese Art kommt wenigstens etwas Geld zusammen, aber der Deckmantel der Wohltätigkeit stört mich dabei. Ich amüsiere mich und habe meinen Spaß, und als Almosen, weil ich ja so einen Spaß (oder schlechtes Gewissen) habe, gebe ich etwas an Bedürftige ab. Im Grunde ist das doch nur ein Etikett mit dem sich die Veranstalter schmücken, um Ihre Startgebühren schön zu reden.

Wesentlich sinnvoller finde ich da schon Spendenläufe bei denen sich Läufer Sponsoren suchen, die dann pro gelaufenen Kilometer einen zuvor festgelegten Betrag spenden.

Da gibt es unterschiedliche Varianten. Meist veranstalten Schulen und Vereine solche Spendenläufe. Ich bin immer wieder erstaunt welche Beträge meine Neffen mir bei solchen Spendenläufen aus dem Kreuz leiern.

Stefan Kohler der RunningFreak, der den meisten aus der Laufszene bekannt sein dürfte, ruft derzeit zu einem ganz besonderen Spendenlauf auf, den ich gerne unterstützen möchte.

Steffen läuft am 26 / 27 Mai bei der „TorTour de Ruhr“ mit, der längste NonStopLauf Deutschlands. 230 km in maximal 38 Stunden!

Steffen ist ein RunningFreak, ist hoch motiviert und würde auch so bei der TorTour teilnehmen, er ist eben ein Freak. Aber bei diesem Lauf wird auch Steffen an seine Grenzen stoßen. Zur zusätzlichen Motivation verkauft Steffen nun seine Kilometer für einen guten Zweck.

Wie kann gespendet werden? Ganz einfach, kauft Kilometer!
Jeder Km kostet 10 Cent mal mit sich selbst multipliziert. Der erste also 10 Cent und der 230. dann entsprechend 23€. Selbstverständlich kann jemand sehr gerne mehrere Kilometer auf einmal kaufen, oder für einen bestimmten Kilometer mehr als 10 Cent bezahlen.

Beispiel:
Man kauft Km 1 – 10, was also 10 Cent für den ersten, 20 Cent für den 2. usw., in der Summe also 5,50 € kosten würde.
Oder man kauft Km 229 und 230, was dann 22,90 € + 23 €, also insgesamt 45,90 € kosten würde.

Gezahlt werden müssen natürlich nur die wirklich erlaufenen Kilometer, das heißt, muss Steffen nach 190 Km abbrechen, muss auch nur bis Kilometer 190 gezahlt werden. Das motiviert natürlich zusätzlich, nicht aufzugeben, sind doch die letzten somit auch die wertvollsten Kilometer.

Eine prima Aktion, wie ich finde.

Kilometer 230 ist übrigens schon verkauft, aber es gibt noch ein paar Kilometer die genauso wichtig sind.

Weitere Infos zur Aktion findet ihr unter: http://www.platte.runningfreaks.de/

Der aufmerksame Leser wird es sich schon gedacht haben, meine Radausfahrten müssen  einen Grund haben. Nicht dass ich dem Laufen überdrüssig wäre, nein, ich brauche momentan nur eine andere Herausforderung. Während andere sich an immer längeren Distanzen versuchen kann ich keine rechte Begeisterung aufbringen 50km und mehr zu laufen. Ein Marathon ist und bleibt DIE Herausforderung für mich als Läufer, daher möchte ich auch im September in Berlin an den Start gehen. Da das aber erst im Herbst ist, und das ja noch soooo lange ist, versuche ich mich in der Zwischenzeit am Triathlon.

Ganz neue Herausforderungen lauern da auf mich. Schwimmen, und nicht plantschen, Radfahren und nicht radeln…

Allein der Bereich Ausrüstung bietet unerschöpfliche Möglichkeiten mein sauer verdientes Geld unter die Leute zu bringen.

Bereits dieses Wochenende findet im Olympiapark der 10. MRRC Stadt-Triathlon statt, und ich habe einen der 1900 Startplätzen ergattert. Der MRRC Triathlon ist jetzt „nur“ ein Volkstriathlon bzw. eine Sprint-Distanz (425m/18km/5km), den man schon irgendwie übersteht. Eine ganz andere Herausforderung sind da schon die längeren Distanzen. Der Ironman ist das Nonplusultra in diesem Bereich. Für mich genügt  als Herausforderung schon die Kurzdistanz, bzw. die Olympische Distanz (1,5km/40km/10km). Für 2013 hatte ich mir dieses Ziel fest vorgenommen.

Vor einigen Wochen habe ich über Facebook von Markus den Tipp bekommen, dass auf  www.Chiemgau-LUL.de ein Startplatz für den Chiemsee-Triathlon am 1. Juli verlost wird. Angefixt von der Idee, habe ich mich um den Startplatz beworben.

Und?

Wer hat gewonnen?

Genau, der –timekiller-

Wobei, mein erste Reaktion auf die  Benachrichtigungsmail war  nicht etwa „JEAH!“ , sondern eher „OhGottogogottogott“

Die einzelnen Distanzen sind jetzt nicht das Problem, sondern die Summe macht‘s aus. Ich habe höchsten Respekt vor dieser Aufgabe. Aber das schöne ist, ich kann das Vorhaben ganz ohne Druck angehen,  es wird sicherlich eine PB rausspringen, solange ich nicht aus dem Rennen genommen werde, weil ich die Zeitlimits überschritten haben.

oder Flachlandtraining Teil II

Was bisher geschah… => Flachlandtraining

Ohne weitere Zwischenfälle wurde der Ausflug in die Oldenburger City beendet. Man musste sich noch beeilen, denn zuhause wartete schon Grünkohl mit Pinkel (das ist ne Wurst), lecker!

Am Karfreitag Vormittag hatte ich mich nochmals mit Volker verabredet. Wir trafen uns bei Sandkrug, am Fuße der Osenberge.  Osenberge hört sich gewaltig an, handelt es sich doch „nur“ um größere bewaldete Sanddünen die von der Eiszeit übrig geblieben sind. Aber etwas magisches hat der Wald dort schon. So ranken sich auch wundersame Sagen um die Osenberge, beispielsweise soll dort einmal ein geheimnisvolles Zwergenvolk gelebt haben.

Volker war schon länger nicht mehr hier, meinte aber den Weg durch die Osenberge zur Hunte zu finden. So zogen wir los, bogen mal rechts, mal links ab, und irgendwann wussten wir dann nicht mehr wo wir sind.  Bei mir ist das ja nix neues, aber bei Volker? Kann Orientierungslosigkeit ansteckend sein? Mit Hilfe der Minikarte des Garmins schlugen wir uns weiter in Richtung die Volker vermutete. Gab es in der Nähe des Parkplatz noch viele „Gassigeher“, begegnet uns hier keine Menschenseele mehr. Wir liefen einfach mal weiter, schließlich ist der Weg das Ziel. Nach mehreren Orientierungsstopps begegnen wir doch tatsächlich einem Fußgänger, ein älterer, kleiner, etwas gedrungener Mann mit Pudelmütze kommt des Weges. Ich selbst hätte ja NIE gefragt … aber der Volker der traut sich. Er spricht den Gesellen an, um den Weg zur Hunte zu erfragen.

Dieser hebt nur abwehrend die Hand und gibt einen kehligen Laut von sich. „Araugha !“ Und stapft mit energischen Schritten an uns vorbei.

Volker und ich schauen uns verwundert an.  –Na hoffentlich wird der nicht irgendwo vermisst-

Vielleicht war‘s ja auch ein direkter Nachfahre der Osenbergerzwerge, und wir sind hier bei „Blair Witch Project Reloaded“, wer weiß?

Während sich Volker noch nachdenklich am Kopf kratzt entdecke ich ein Schild, das uns den Weg zur Hunte weist. –gerettet-

So gelangten wir also doch noch zur Hunte, und von dort ging es auf verschlungenem Pfad zurück Richtung Auto. (Ich erwähne jetzt nur beiläufig, dass wir auf dem Rückweg noch zweimal einen Bahndamm überqueren mussten, aber das schien wohl völlig normal zu sein, denn es verunsicherte  Volker keineswegs.)

Wieder zurück am Parkplatz, stellten wir beide fest, dass wir noch ewig hätten weiter laufen können, aber die anstehenden Mittagsschlemmereien, zogen uns jeweils an den heimischen Mittagstisch. Wir haben dann aber trotzdem noch gut 30 Minuten gequatscht bevor wir uns schließlich verabschiedeten.

Deichläufer meets -timekiller-

Zuhause gab‘s dann lecker Fisch, es  ist ja Karfreitag. OK, Räucheraal ist jetzt so ziemlich der fetteste Fisch den ich kenne, aber unglaublich lecker.  Dazu gabs leckerPils, der Fisch muss ja schwimmen. Das trifft sich ganz gut, schließlich muss ich noch etwas an meiner Trinkfestigkeit feilen, beim Osterfeuer am Samstag Abend, werden in der Regel keine Gefangen gemacht.

Vor dem Feuerzauber stand aber nochmals eine Radausfahrt auf dem Programm. Da mir Mittwochs der Gegenwind  ein Strich durch meinen  35er Plan machte, beschloss ich diesmal die Runde in anderer Richtung zu fahren. Auch Ausrüstungstechnisch habe ich nachgerüstet. Morgens beim Discounter fiel mir eine gepolsterte Radlerhose in die Hände. Da ich bisher komplett ungepolstert auf dem Rad unterwegs war, wollte ich zumindest mal ausprobieren, ob eine spezielle Radlerhose Linderung  meinen vier Buchstaben bringt. Der Tragekompfort der Radlerhose mit Po-Protector ist allerdings, naja, gewöhnungsbedürftig. Es fühlt sich an, als ob man eine Windel, bzw. eine riesige Slipeinlage trägt (so stelle ich mir das jedenfalls vor). –irgendwie ungangenehm-

Die ersten Kilometer laufen SUPER. Ich kann so richtig Gas geben, die ersten  15 Kilometer bekomme ich sogar einen 35 Schnitt hin. Doch dann wendet sich das Blatt.  Ist es die plötzliche Erschöpfung, oder ist hier über Nacht ein Berg gewachsen? Tatsächlich, eine Steigung, nicht steil, schließlich befinden wir uns ja immer noch im Oldenburger Land (nicht in Friesland), und da gibt es keine Berge,  nur unscheinbare Erhebungen. Die fallen nur auf, wenn man versucht sie mit 35 km/h  zu bezwingen.  Jedenfalls fällt mein Tempo erstmals unter  30km/h. Ich wechselte noch zweimal die Straßenseite um auch brav auf dem Radweg zu bleiben. Dann komme ich nach Saage, von dort sind es  15 km nach Wardenburg. 15 harte Kilometer, der Rückenwind der mich auf den ersten 15 Kilometer schön geschoben hat, bläst mir jetzt gehörig ins Gesicht. Oder ist das nur der normale Fahrtwind? An den noch laublosen Bäumen ist keine Regung zu erkennen, aber die Windräder am Horizont drehen sich wie wild. Ein Werbeschild bei einer Gaststätte rotiert wie irr und hebt gleich ab, also doch Wind…

Richtung Autobahn geht’s dann auch noch leicht nach oben, und der Wind bläst weiter unbarmherzig von vorne. Mein Tempo fällt und fällt… Verdammte Axt, Wind, direkt von vorne, und das die ganze restliche Strecke. Mein Po schmerzt höllisch, das Polster bringt ja  überhaupt nix. Die tiefe Fahrposition habe ich längst aufgegeben bevor mir noch eine Bandscheibe flöten geht.

-Ein Königreich für ein Hollandrad…-

Ich glaube ich muss an mein Zimmerfahrrad ein Tri-Lenker ranbasteln um die tiefe Fahrposition zu üben. Mittlerweile dümple ich mit 20 – 28 km/h dahin. Scheiß auf den Schnitt, ich will nur noch ankommen. In Wardenburg ist der Radweg auch noch  gepflastert. Meine Reifen sind mit 7 Bar bretthart aufgepumpt, die kleinsten Unebenheiten werden ungedämfpft übertragen. Durch die Vibrationen am Lenker werden schlagartig meine Hände pelzig.   –Vielleicht doch auf die Straße?-

Ich schließe meine Ausfahrt mit einem 28 Schnitt ab. Ist jetzt nicht überragend, aber angesichts des Gegenwinds, die Berge Norddeutschlands, will ich das mal als ordentliches Training gelten lassen.

Jetzt noch schnell unter die Dusche, und dann ab zum Osterfeuer. Ich schiebe schon gehörig Kohldampf.

Das Osterfeuer verläuft wie üblich. Frustrierte Werder Fans gestehen mir Ihre heimliche Liebe zum FC- Bayern. Die Freundschaft wird mit einer Runde Schluck besiegelt, ich revanchiere mich mit einer runde Pils, so nimmt der Abend seinen Lauf. Ich bin jetzt zwar kein Bayern Fan, sondern sympathisiere da eher mit dem blauen Nachbarn aus der zweiten Liga, aber dies zu erklären habe ich schon vor Jahren aufgebeben. Ich gelte in der Nachbarschaft als Bayer, auch wenn mein Dialekt eindeutig schwäbisch ist. Aber so ist das halt, wer aus München kommt, muss Bayer sein oder zumindest ein Fan vom FC Bayern.

Ostersonntag war dann wie erwartet trainingsfrei. Der Tag Pause hat aber gut getan, so konnte ich beim abschließenden Lauf des Flachlandtrainings am Montag noch mal einen schnellen 10er raushauen, bevor es dann wieder 8 Stunden nach hause ging.

Zeit genug, um all die Ostersüßigkeiten der Familie zu vernichten.

Traditionell fastet man ja vor Ostern. Ich trage mich mit dem Gedanken, eventuell nach Ostern zu fasten. Nötig hätte ich es jedenfalls.

Zu Ostern ist die gesamte –timekiller- Familie nach Oldenburg gefahren. Vati hatte sich in den Kopf gesetzt die freie Zeit zum sporteln zu nutzen, und da in München das Radfahren immer zu kurz kommt, wollte ich den Urlaub in Oldenburg zum Flachlandtraining nutzen. München und Radfahren ist irgendwie doof, man riskiert Kopf und Kragen bis man überhaupt erstmal „Draußen“ im Grünen ist, bevor man sich konditionell zugrunde richten kann.

Es war dann ein etwas schwierigeres Unterfangen, die Familie, Gepäck und das Tri-Bike im Auto zu verstauen, aber nachdem  die Taschen mehrmals umgepackt wurden und das Rad zunehmend zerlegt wurde, klappte auch das.

Während der Fahrt, die seeeehr lange dauerte, begann bereits die Völlerei. Es ist unglaublich was man während einer sieben stündigen Autofahrt so alles  wegfuttern kann, und wir haben da nicht etwa an Selleriestangen rumgeknabbert.

Meinen ersten Bauchentlastungslauf habe ich dann auch gleich am darauffolgenden Tag mit Volker dem Deichläufer absolviert. Wir verbanden das Angenehme mit dem Praktischen und holten seinen roten Flitzer von der 10km entfernten Werkstatt ab. Das war ein guter Trainingseinstieg nach meiner 10 tägigen Laufpause.  Danach ging es zügig nach hause zum Kaffee trinken, Oma hatte extra gebacken, da kann man ja nicht Nein sagen…

Am Donnerstag früh stand dann Radtraining auf dem Programm. Über MapMyRun habe ich mir einen Rundkurs von ca. 40 km ausgetüftelt, der fast durchgängig auf Radwegen zu bewerkstelligen ist.  Ja, ich gestehe, ich bin ein Radwegfahrer, auch wenn das in den Augen der sonstigen Radrennfahrern offensichtlich verpönt ist, nutze ich einen vorhandenen Radweg, wenn er nicht gerade mit Schlaglöchern übersäät ist.

Ich wollte mal sehen was im Flachen so möglich ist und stieg gleich ordentlich in die Pedale. Ein 35km/h Schnitt sollte  ja  möglich sein, ist ja so schön flach hier. Zu Anfang sah das auch noch ganz gut aus, aber mit zunehmender Streckenlänge hatte ich das Gefühl dass der Gegenwind massiv zunimmt.  Das wunderte mich zwar ein bisschen da man an den Bäumen an denen ich vorbei zischte keinerlei Regung erkennen konnte.

–Hm, muss wohl so ein fieser Bodenwind sein, sehr selten-

Die letzten 10 Kilometer hing ich dann auch  ganz gewaltig in den Seilen. Die Oberschenkel gingen ja noch, aber der Arsch und die Lendenwirbel schmerzten höllisch, ist doch mein Sitzapparat eher an bequeme Schreitischstühle gewöhnt als an schmale und harte Sättel.

Schlussendlich konnte ich die Runde mit einem knappen 30er Schnitt verbuchen. Naja, das, hätte auch ein bisschen schneller sein können, hätte ich nicht zweimal die Fortführung des Radweges auf der anderen Straßenseite suchen müssen.

Gleich nach der Rückkehr von der „Tour de Friesland*“ hat mir meine Frau gerade noch eine Dusche gegönnt, und dann ging es auch schon weiter zum gemeinsamen „Bummeln“ in die Oldenburger Innenstadt.   Vor dem Gang durch die Innenstadt steht aber IMMER ein ausgedehnter Besuch der Oldenburger Stofftruhe auf dem Programm. Und ich hasse Stoffläden. Ich habe meine halbe Kindheit in solchen Stoffhöllen zugebracht. Während meine Mutter sich durch die Welt der Kurzwaren wühlte, zog meine Kindheit ungenutzt an mir vorbei. Und jetzt bin ich wieder an so einen Stoffjunkie geraten.  Meist sind die Länden in schmucklosen und unattraktiven Räumen in noch öderer Umgebung untergebracht, und bieten dem gelangweilten Begleiter nicht mal einen Schemel, auf dem er auf  Erlösung warten kann, weil alles zugestellt ist mit riesigen Tischen auf denen sich die Stoffballen türmen. Ich gehe da nicht mehr mit rein, allein beim Geruch dieser Läden (die übrigens alle gleich riechen) bekomme ich Ausschlag. Ich bleibe lieber draußen im Auto sitzen höre Radio und warte geduldig. Alles andere würde sich ungünstig auf den Fortbestand meiner Ehe auswirken.

Ich wartete also geduldig und bekam langsam Hunger. Das einzig essbare, das nach unserer Trans-Germany Tour noch im Auto verblieben ist, war eine halbe Packung „Saurer Erdbeer Spaghetti“. Nach dem ich die sauren Nudeln verputzt habe, leckte ich vor lauter Hunger noch die verbliebenen Säure-Brösel aus der Packung.  Hunger hatte ich jetzt zwar noch immer, nun aber mit einem pelzigen Gefühl auf der Tsunge. Wie ich im Begriff bin, die Sitzritzen nach etwas essbarem zu durchforsten, erlöst mich endlich meine Frau.

„Super, ich muss SOFORT was essen…“ flehe ich.

Meine Frau unternimmt auch keinen Versuch mehr mich noch zu einem Abstecher bei XY zu überreden, sondern wir fahren direkt in die Innenstadt, suchen einen Parkplatz und schaffen es auch nicht mehr bis zur Stammkneipe, wo ich sonst alle zwei Stunden mein Einkaufs-Kräusen-Pils einnehme, um bei Laune zu bleiben. Wir steuern gleich einen Imbiss an, der von Außen einen ordentlichen Eindruck macht, das Mekado in der Lange Straße. Ich bestelle einen „Arabic Rollo“, etwas größeres konnte ich auf die schnelle nicht auf der Karte  finden.  Das kurze Warten wird mit einer ordentlichen Portion Rollo mit Arabic Soße, einem Salat und rotem Tomaten-Kräuter-Paprika Mus belohnt. Ich inhaliere förmlich den Rollo. Die Arabic Soße schmeckt ganz vorzüglich, auch wenn meine Tsunge noch immer etwas taub ist. Ich mampfe den Rollo mit großem Appetit. Meine Frau fragt irgendwann, ob es nicht zu scharf sei, ich verneine und mampfe weiter. Wenig später fragt sie mich ob wirklich alles in Ordnung sei. „Ja, wieso?“ „Du schwitzt!“ Und tatsächlich, ich habe Schweißperlen auf der Stirn, auch mein Haupthaar ist im Ansatz schon ganz feucht, es lösen sich die ersten Tropfen und laufen den Nacken hinunter. Weitere Tropfen folgen.

Komisch, ich spüre keine Schärfe, aber mein Körper spricht eine andere Sprache. Ich beginne mit der Serviette zu tupfen, aber das Fassungsvermögen ist schnell erreicht. Ich versuche die Geschmacksknospen meiner  geschundenen, und offenbar verwirrten Zunge mit der roten Soße zu besänftigen, die ist sicherlich milder. Denkste…

Ich spüre nichts, aber meine Drüsen geben Vollgas. In kürzester Zeit habe ich mein T-Shirt durchgeschwitzt. Ich hatte angenommen, während meiner Ausfahrt schon genug geschwitzt zu haben, aber das sind wohl noch Reserven.  Bisher trage ich ja nur während des Sports Funktionswäsche, dies sollte ich in Zukunft vielleicht mal überdenken. Zumindest wenn etwas fremdländisches auf den Tisch kommt.

Ich suche die Toilette auf, in der Hoffnung, dass ich mir zumindest unter dem Handgebläse die Haare trocknen kann. Aber die haben nur Papiertücher, diese dünnen Dinger, die in einem endlosen Schlauch aus dem Spender kommen. Ich tupfe ein bisschen, und überlege ob ich mir mit dem Papierschlauch einen Turban binden soll. Nicht dass ich mich noch erkälte…

Nachdem ich mich notdürftig trocken gelegt habe, verlassen wir den Imbiss und steuern geradewegs den „Strohhalm“ an, die haben nämlich einen Handtrockner und außerdem Kräusenpils auf der Karte, mein Flüssigkeitsdepot muss  schließlich wieder aufgefüllt werden.

 

Fortsetzung folgt…

* Dank Volker weiß ich jetzt auch dass es sich keineswegs um die „Tour de Friesland“ gehandelt hat, da hätte ich wohl noch etwas weiter nördlich fahren müssen, sondern korrekterweise handelt es sich bei meiner Ausfahrt um die „Tour de Oldenburger Land“,  hört sich dann aber etwas holprig an und der Wortwitz bzgl. der Ähnlichkeit zur „Tour de France“ geht dann natürlich auch in die Binsen. Aus bayerischer Sicht ist das eh alles „Preißn“..

Aber ich möchte ja hier keine Unwahrheiten verbreiten, daher: Das Gebiet um Oldenburg heißt „Oldenburger Land“.

Ich schreib das jetzt 50 mal…  (aber nicht hier)