Archive for Juli 2012

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Ruhe vor dem Sturm

Es ist Samstagabend 18:00 Uhr, ich stehe in der Schlange des Getränkestandes.  Im Eventzelt, das anlässlich des 1. Chiemsee Triathlons  auf einer Wiese direkt am Ufer des Chiemsees aufgebaut wurde, herrscht drückende Schwüle. In der Schlange vor mir wird ausschließlich alkoholfreies Weißbier geordert. Die Essensausgabe hingegen ist verwaist. Die Sportler können sich nicht recht mit den Bierzelt-Schmankerln anfreunden. Pasta-Party war bereits am Freitag, schade. Heute gibt es Steaksemmel, Bratwurst, Pommes und so… Es kann aber auch an der Hitze liegen, dass keiner so richtig Hunger hat. Im Zelt hat es gefühlte 40 °C. Ich bestelle gleich mal zwei alkfreie Weißbier bevor die noch ausgehen, wer weiß wie lange die Besprechung dauert. Während ich warte dringt ein Gerücht an mein Ohr.

„Neopren ist bei der Kurzdistanz verboten, der See ist zu warm“

Ich frage nach und erfahre, dass laut Triathlonordnung der Neopren bei der Olympischen Distanz nur bis maximal 21,9°C erlaubt ist. Bei der Mitteldistanz liegt die Grenze bei 22,9°C.

Aha!  Noch halt ich das für ein Gerücht. Aber da könnte was dran sein. Ich war mittags mit der Familie beim Baden im Chiemsee. Und das Wasser ist wirklich warm, vor allem im ufernahen Bereich. Weiter draußen und in tieferen Wasserschichten ist es schon frischer. Aber die werden hier schon einen diplomierten Wetterfrosch für die korrekte Ermittlung der Wassertemperatur haben.

Mir geht es weniger um die Temperatur als um die Erleichterung beim Schwimmen. Das Schwimmen ist meine große Baustelle.  Ich kann schon schnell schwimmen, allerdings brauche ich mir danach nicht mehr viel vorzunehmen. Am Freitag hatte ich noch ein spontanes Schwimmtraining eingefügt um meine neu erworbenen Silikon Ohrstöpsel zu testen. Nach dem Schwimmen stellt häufig mein Gleichgewichtsinn seinen Dienst ein. Offenbar lassen Wassermassen, die mir durch das Ohr in den Kopf gluckern, mein Gleichgewichtsorgan absaufen. Sonst ist es egal, wenn ich nach dem Schwimmen durch die Gegend taumle, beim Triathlon bzw. beim Radfahren ist es jedoch von Vorteil wenn man alle seine Sinne beisammen hat.

Beim Stöpsel Test bin ich dann erstmals 1500 Meter am Stück gekrault. Die Zeit war zwar unterirdisch,  das gab aber Selbstvertrauen, und im Neo geht’s dann auch  nochmal etwas flotter.

Die anschließende Wettkampfbesprechung lassen meine letzten Hoffnungen auf eine vernünftige Schwimmzeit zerplatzen und somit schmälern sich auch  die Chancen auf  meine anfixierte Zielzeit von Sub 2:45.

Ansonsten geht’s bei der Wettkampfbesprechung viel um Verbote, gelbe, schwarze rote Karten, sonst gibt es nicht viel Neuigkeiten, stand ja alles ausführlich in den Wettkampfinformationen (die scheinbar nur die wenigsten lesen).

Im Gasthof,  wo ich mich übers Wochenende mit der Familie eingemietet habe, geht’s mit dem Anhang zum Abendessen. Für den Sportler gibt’s Tagiatelle mit Pfifferlingen, die Gattin wählt Schweinelendchen  bekommt aber stattdessen ein Schweineschnitzel serviert. Ist egal, geschmeckt hat‘s trotzdem.

Ich hatte die Familie überredet mich zum CST zu begleiten und versprochen Samstag Mittags mit dem Schiff nach Herrenchiemsee zu fahren um dort das Schloss zu besichtigen, dieser Plan zerschlug sich jedoch relativ schnell, da der Dampfersteg von Chieming nicht so häufig angefahren wird wie erhofft, und ich das ganze Triathlon Vorspiel  mit Startunterlagen abholen, Fahrrad einchecken, obligatorische Wettkampfbesprechung usw. nicht mehr mit dem Sigthtseeing Programm unter einen Hut bekam. So waren wir nur beim Baden und baden macht hungrig.

Nach dem Essen machten wir  noch einen Spaziergang durch Chieming und schauten nochmals am Eventzelt vorbei, dort wurde von 19 – 23 Uhr ein „Musikprogramm“ angeboten. Leider wird das dargebotene Programm von den Triathlon-Gästen nicht sehr rege genutzt, es ist recht leer im Zelt. Es mag vielleicht auch an der Musik gelegen haben, das hatte für mich eher was  von Seniorenabend. Aber gut, mein Musikgeschmack ist nicht das Maß aller Dinge. Ein Freund sagt mal zu mir, „ich habe ein Geschmack wie eine Wildsau“. Es ist natürlich auch schwierig für solch eine Veranstaltung ein massentauglichen Mix zu finden, Chieming hat ja neben den Triathleten auch noch andere Gäste.

Ich kaufe mir ein weiteres alkoholfreies Weißbier und setze mich mit meiner Frau ans Wasser. Die Tochter ist im Zimmer geblieben, die ist platt für heute.

Blaue Stunde am Chiemsee

 

Vorm zu Bett gehen verteile ich meine Utensilien auf die drei farbigen Turnbeutel  die man mit den Startunterlagen bekommen hat.  Boxen sind in der Wechselzone verboten. Alles soll in die Beutel verstaut werden, auch der Neo nach dem Schwimmen, aber das fällt für mich ja flach, hat also auch etwas Gutes, ohne Neo zu schwimmen.

Die Nacht verläuft sehr unruhig, es ist extrem warm in unserem Zimmer. Die Fenster kann man nicht aufmachen, da sofort Myriaden an Moskitos ins Zimmer stürmen. So jage ich 30 Minuten mit der Handtuchkeule durch‘s Zimmer um der unfreiwilligen nächtlichen Blutspende  zu entgehen. Also nochmal,  erst Licht aus, dann Fenster wieder auf, sonst gehen wir ein wie Primel. Das hat wiederum den Nachteil, dass mich die benachbarte  Kirche stündlich aus dem Schlaf bimmelt. Man ist halt auf dem Lande…

Um 6 Uhr stehe ich auf, Wecker brauche ich keinen, ich kontrolliere nochmals den Inhalt meiner Turnbeutel, -habe ich wirklich alles dabei?-. Ich stelle mich unter die Dusche, und schlüpfe in mein Skinfit TriSuite. Um Sieben gehe ich zum Frühstück. Ein einfaches Frühstücksbüffet erwartet mich, kein Honig, dafür 5 Sorten Marmelade, kein Toast dafür Semmeln. Für mein Wettkampffrühstück sollte das ausreichen.

Andere Triathleten sind ebenfalls schon beim Frühstück. Alle alleine, entweder schlafen deren Familien auch noch, oder sie sind alleine Vorort. Mir deucht, der gemeine Triathlet ist ohnehin eher so der „einsame Wolf Typ“.

Um 8:00 Uhr breche ich mit meinen 3 Turnbeuteln auf, um meine Wechselzone einzurichten. Fahrrad und Helm mussten bereits am Samstag eingecheckt werden.  Mein Wechselplatz ist extrem eng. Ich habe gerade mal 30 cm Platz. Aber egal, bis ich mein Rad abhole sind die anderen längst auf der Strecke, dann habe ich genug Platz das Rad vom Haken zu nehmen. Ich klicke meine Radschuhe in die Pedale, und fixiere die Schuhe mit der patentierten -timekiller-Technik. Ich lege die Laufschuhe und Kappe bereit, hänge das Startnummernband über den Lenker, Helm oben drauf. Sonnenbrille und Sehbrille kommen in den Helm. Hoffentlich wirft mir jetzt keiner den Helm runter und die Brille geht zu Bruch….

Um 8:45 müssen alle die Wechselzone verlassen. Kurz vorher wird noch der Teilnehmer mit der Startnummer 2xx ausgerufen. „An Deinem Rad ist soeben ein Schlauch geplatzt“ Na bravo! Wie heißt der arme Pechvogel? Murphy?

Mit Schwimmbrille, die dioptrische Gläser hat, begebe ich mich zum Schwimmstart im angrenzenden Strandbad. Die Leute schauen, zu Recht.  Es sieh total doof aus, wenn einer  an Land mit Schwimmbrille rumläuft, aber anders würde ich nicht zum Start finden. Ohne Sehverstärker bin ich blind wie ein Grottenolm.

Neidisch schaue ich den Mitteldistanzlern zu wie sie sich in Ihre Anzüge zwängen. Der CST fokusiert sich klar auf die Mitteldistanz (2/80/20), so stehen hier auch gut doppelt so viele Sportler am Start. Für die Olympische Distanz (1,5/40/10), bzw. den Kurz Triathlon (das hört sich so ein bisschen nach Bambini-Lauf an) standen lediglich 250 Startplätze zur Verfügung.

Die Mitteldistanz wartet auf den Start

Punkt 9:00 Uhr wird die Mitteldistanz mit Böllerschüssen ins Rennen geschickt. Ich bin 30 Minuten später dran, so kann ich mir in Ruhe den Schwimmstart ansehen und mir einen strategisch günstigen Platz für den eigenen Start aussuchen. Es ist für die Uhrzeit schon recht warm und die Sonne drückt.

Ist es denn die Möglichkeit, meine Brille beschlägt von innen, obwohl ich noch überhaupt nicht im Wasser bin. Kann man denn aus den Augen schwitzen? Oder Tränen der Furcht?

30 Minuten später stehe ich selbst im Wasser, ich hatte mich ein wenig eingeschwommen und warte nun auf den Countdown.

5, 4, 3, 2, 1 -BÖLLER-

Ich kraule los, -ich bin im Rennen- schießt es mir durch den Kopf, -Deine erste Olympische Distanz-.  Um mich herum habe ich noch genug Platz. Es wird in einer sehr breiten Linie gestartet. Kein Gedrängel wie zuletzt an der Regattastrecke.  Ich versuche nicht zu schnell anzugehen, gleichmäßig atmen, entspannt lospaddeln, die  ersten 200 Meter gehen ganz gut, Unterwasser sehe ich nur Grün. Von Zeit zu Zeit blicke ich auf um zu sehen, ob ich noch auf Kurs bin.

–Oh, Gott ist das noch weit bis zur ersten Wende-Boje-

Das Feld verdichtet sich. Der erste Fuß taucht vor mir auf, dort eine Hand. Zwei Schwimmer haben mich in die Zange genommen. Ich lege ein paar Brustzüge ein und lasse die Krauler vorbei ziehen. Danach wird wieder gekrault. Wellen kommen auf. Verflixt, der 9:40 Dampfer schickt seine Bugwelle zur Schwimmstrecke rüber. Beim Luftholen schwappt mir eine Welle in den Mund, ich verschlucke mich. Hustend gehe ich zum Bruststil über. Den Rest bis zur gelben Boje bei ca. 600 Meter schwimme ich Brust, dort biegt die Olympische Distanz ab. Im Kraulstil geht es weiter, allerdings nicht weit, denn ich stelle fest, dass hier eine ablandige Strömung herrscht, und das gesamte Feld abgetrieben wird. Ich muss häufig den Kurs korrigieren. Irgendwann ist mir das zu doof und ich schwimme wieder Brust bis zur nächsten Boje. So habe ich wenigsten mein Ziel vor Augen. Ab der Boje geht es zurück in den Hafen, dort ist  der Schwimmausstieg. Ich habe ständig im Hinterkopf dass ich mich nicht total verausgaben darf, schließlich habe ich heute noch ein bisschen was vor, so versuche ich wieder ein gutes Stück ruhig zu kraulen und kann so auch noch an ein paar Schwimmern vorbei ziehen. Ich habe keine Ahnung wie ich im Feld liege, meine Brustintervalle haben mich sicherlich weit zurück fallen lassen. In meinem Bauch gluckert es, ich muss mehrmals Rülpsen, was sich unter Wasser mit Ohrstöpseln recht lustig anhört.

Vor den Ausstieg wird es nochmals eng. Beine, Hände, Köpfe, Leiber, irgendwie komme ich durch das Gewühl und gelange zum Ausstieg, ein Helfer hilft mir auf, mit wackligen Beinen laufe die Rampe hoch, ein Blick auf den Garmin, 34 Minuten, 4 Minuten über dem selbst gesetzten Soll, aber gut, ohne Neo?

Die gut 100 Meter in die Wechselzone geht’s im Laufschritt. Während dem Laufen ziehe ich die Badekappe runter und popel die Stöpsel aus den Ohren. Kein Wassereinbruch zu verzeichnen. -Sehr gut, heute also keine Schlangenlinien-

In der Wechselzone angekommen, hängen die benachbarten Räder noch da, verflixt, wo stecken die? Ich wechsle die Brillen, kurz abgetrocknet, Socken an, Helm auf, Kinnriemen zu, (sonst gibt’s ne gelbe Karte) Startnummernband rum und Rad von der Stange hiefen.

–habe ich alles?-

Kurz halte ich inne.

-ja, alles da, also los-.

"högschte" Konzentration

Sockig geht es durch die Wechselzone bis zum Radaufstieg. Diesmal klappt das Aufsteigen. Links auf den Schuh steigen, mit dem rechten Bein über die Stange, gleich in den geöffneten Schuh schlüpfen, antreten und Fahrt aufnehmen. Jetzt noch links in den Schuh schlüpfen und die Klettverschlüsse der Schuhe schließen. Hat gut geklappt. Jetzt ein paar hundert Meter locker treten um den Puls zu beruhigen. Es geht aus Chieming raus, und gleich leicht den Berg hoch. Meine Beine fühlen sich trotz der ausgedehnten Brustpassagen noch recht gut an. Ich schalte hoch und gehe an den ersten Radlern vorbei. Nach einer schmalen Unterführung, ca. 2 km vom Start entfernt steht am Wegesrand ein weiterer Pechvogel, dessen Hinterrad unlängst mit einem lauten Knall einen spontanen Druckausgleich gemacht hat.

–der Arme, hoffentlich passiert mir das nicht-

Auf das Radfahren habe ich mich am meisten gefreut. Mal ordentlich gas geben können.  Wann kann man schon mal auf einer gesperrte Straße fahren?

Man muss sich zwar trotzdem an die StVo halten (rechtsfahrgebot), aber damit kann ich leben. Vor engen Kurven kann man dennoch schön ausholen. Ich selbst bin da noch relativ vorsichtig, da fehlt mir einfach die Praxis. Ich bremse meist etwas stärker als notwendig ab,  denn ich möchte wegen ein paar Sekunden weniger nicht unbedingt im Straßengraben landen.

Es geht meist auf kleinen Nebenstraßen durch eine wunderschöne Landschaft, durch nette Orte wo die Anwohner am Straßenrand stehen und uns Fahrer anfeuern. Der Kurs ich nicht ganz einfach, er hat einige scharfe Kurven und mehrere Anstiege. Aber dort wo es rauf geht, geht es irgendwo wieder runter.  Ab Kilometer 30 geht es hauptsächlich bergab. Ich lege das große Ritzel auf und gebe ordentlich Dampf. Das was ich an den Steigungen habe liegen lassen muss ich ja irgendwo wieder rausholen. Mit über 70 km/h schieße ich durch einen Weiler. -Hier sind sicherlich nur 50 km/h erlaubt, ob das Punkte in Flensburg gibt?- Gut 5 km vor dem Ziel nehme ich das Tempo raus, schalte runter und trete nur noch locker, um die Beine für die nächste Belastung vorzubereiten.  Das schöne ist, der Kurs hat hier mehr Gefälle als Steigungen.  In Chieming angekommen, öffne ich rechtzeitig die Klettverschlüsse von meinen Radschuhen, sodaß ich vor der Wechselzone nur noch aus den Schuhen hüpfen muss.

Ziemlich eirig taumle ich durch die Wechselzone, die Beine drohen wegzuknicken, wie soll ich denn damit jetzt noch 10 km laufen? Diesmal habe ich genug Platz mein Rad aufzuhängen. Helm ab, Sonnenbrille ab, alles in den orangen Turnbeutel stopfen und über den Lenker hängen. In die Schuhe geschlüpft, Kappe auf, ein Schluck aus der Pulle, ein Gel gegriffen und ab auf die Laufstrecke. Die Beine wackeln noch immer und ich habe das Gefühl ich stehe. Der Garmin sagt etwas anderes: 4:40 auf den ersten Kilometer. Holla! Ich muss das Tempo rausnehmen, sonst breche ich hinten raus ein. Der Zweite Kilometer wird mit 5:09 verbucht, langsamer, aber in dem Abschnitt geht es auch einen kurzen giftigen Anstieg hinauf, Kilometer 3 und 4 laufe ich wieder unter 5:00  Minuten. Egal, ich laufe jetzt einfach mal weiter und warte auf den Einbruch. Bei Kilometer 7 ist es dann soweit. -Ich kann nicht mehr- Die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel, die Luft flirrt, der Mund ist trocken, die Beine werden schwerer und schwerer. Hatte ich auf dem Rad, benebelt vom Adrenalin , schon mit einer Mitteldistanz Teilnahme geliebäugelt, lässt nun die Vorstellung, noch über 10km laufen zu müssen, diese Idee als absolut schwachsinnig erscheinen. Ich sehne mich nach Wasser, weshalb ist denn noch keiner auf die Idee zu kommen einen Triathlon Rückwärts zu laufen, also erst Laufen, dann Rad, und dann ins Wasser, das würde bei solchen Temperaturen doch viel mehr Sinn machen? Ich werde den Vorschlag mal bei der DTU einreichen…  „Regel 3537: Ab 30°C alles andersrum…“

-Oh Gott ich fantasiere-

Rauchschwaden die über die Strecke ziehen reißen mich aus den Gedanken. Ich komme an einem Hof vorbei. Hier wird richtig Party gemacht. Es wird gegrillt, Zuschauer prosten uns mit Bierflaschen zu. Feixend werde ich zum Grillen eingeladen. Selbst wenn ich jetzt in meinem Zustand eine Wurst essen könnte, ich dürfte das gar nicht annehmen, dafür gibt’s nämlich eine gelbe Karte, oder gar ne Rote?

Wenn ich jetzt stehen bleiben würde, ich würde nicht wieder in Gang kommen, also Zähne zusammen beißen und weiter. Die Pace fällt, der Puls steigt. Nach einer Verpflegungsstelle bespritzt ein Anwohner mit einem Gartenschlauch die Läufer (das ist erlaubt), -höre ich da ein zischen auf der Haut?-

Das tut gut. Noch zwei Kilometer, dann habe ich es geschafft, mein erste Olympische Distanz. Ich liefere mir schon seit einigen Kilometern ein abwechselndes Überholspiel mit einem Läufer, der Gehpausen einlegt und mich anschließend wieder überholt, bis ich Ihn bei seiner nächsten Gehpause wieder einhole.

Kurz vor dem Ziel zieht er wieder an mir vorbei. So nicht Freundchen, ich kratze die letzten Reserven zusammen,  und setze früh zum Zielspurt an. Am Eingang zum Zielkorridor steht meine Tochter und ruft mir zu:

„Noch eine Runde?“

-ZIEL-  japse ich und stürme an Ihr vorbei. Ich gehe am „Geher“ vorbei, der ebenfalls angezogen hat. Kurz vor der Ziellinie steht ein Spalier Cheerleader, die jeden Finisher mit einer Pong-Pong Laola begrüßen. Ich sausen durch den Pong-Pong Tunnel und gehe hinter der Ziellinie keuchend zu Boden. Kurze Zeit später bekomme ich einen Klapps auf den Po, „Mensch Papa, du bist ja noch  ganz schön schnell, ich bin gar nicht hinterher gekommen“. -Peinlich, peinlich-, in meinem Tunnel-Modus habe ich gar nicht bemerkt wie meine Tochter neben mir lief und mit mir einlaufen wollte. Wer kann denn ahnen, dass der Nachwuchs bei 32°C freiwillig einen 100 Meter Sprint hinlegt.

Das muss ich das nächste Mal anders machen. Soviel Zeit muss sein.

Im Ziel klatscht mich Sven Hindl, der Organisator des Spektakels persönlich ab, und gratuliert mir zum Finish. Der CST ist sein Baby. Jahrelang hat er für diese Veranstaltung gekämpft. Nun endlich ist  auch er auf der Zielgeraden angelangt. Zusammen mit seinem Team, der Hilfe der Gemeinde und vielen Helfern hat er einen wunderbaren Triathlon geschaffen, der das Zeug dazu hat eine feste Größe im Triathlon Zirkus zu werden.

Ich verlasse den Ziel-Bereich, und hole mir bei der Zielverpflegung ein Spezi und ein alkoholfreies Weißbier. Zu essen gibt es Obst und Kuchen, leider nichts Salziges.

Ich lege mich mit der Familie in den Schatten. Beim Aufstehen, um noch ein Bier zu holen, beginnen meine Waden zu krampfen. -Arrgh- Ich schicke die Tochter zum Imbissstand im Eventzelt, Brezen kaufen. Sie kommt zurück mit drei Brezen und zwei Weißwürsten. Die Brezen sind für mich, die Weißwürste isst die kleine. Weil auf den Brezen das Salz recht spärlich vertreten ist hat sie noch 2 Salztütchen mitgebracht, kluges Kind.

Eines der Salztütchen lecke ich wie Brause aus der Hand, das sollte meinen Mineralienhaushalt wieder ins Lot bringen.

So, und jetzt hole ich mir mein Grillwürstchen ab…

Alles in Allem war das eine ganz ordentliche Premiere, mein Ziel von Sub 2:45 habe ich mit 2:46:12 nur knapp verfehlt.  Allerding war die Radstecke auch knapp 2 km länger und auch die Laufstrecke hatte 400 Meter mehr. Im Triathlon scheint die exakte Länge nicht so wichtig zu sein, da sind Läufer anders. Der Läufer hasst nichts mehr als eine nicht vermessene Strecke. Ich denke im Triathlon lässt sich das aufgrund der örtlichen Gegebenheiten auch nur schwerlich realisieren. Im Triathlon zählt das Ergebnis im Gesamtfeld. Und mit einem 76 (63M) Gesamtplatz von 211 (153M) bzw. ein  8.  Platz (von 20) in der Altersklasse (Senioren1) kann ich mehr als zufrieden sein.

Und hier für die Zahlenfreaks die harten Facts

Schwimmen: 33:51 (22,13 min/km)

T1: 2:45

Bike: 1:16:03 (32,7km/h)

T2: 0:57

Run: 0:52:38 (5:04 min/km)

Es ist vollbracht. Der CST  2012 liegt hinter mir. Das Sauerstoffzelt habe ich mittlerweile wieder verlassen, der Sonnenbrand auf dem Rücken ist am Abklingen und die Lendenwirbel tun auch fast gar nicht mehr weh.

Die gute Nachricht vorweg, ich bin nicht Letzter geworden, und es wird natürlich einen ausführlichen Bericht geben.

Sehr ausführlich! Ich bin momentan dabei den Bericht etwas einzukürzen, oder soll ich eine griechische Tragödie draus machen? Sozusagen ein Drama in 3 Akten.

Ihr werdet von mir lesen, versprochen!

Euer -timekiller-

Die Mitteldistanz wartet auf den Start