Archive for Juni 2012

Der Countdown läuft!  Noch 5,4, 3 Tage bis zu meinem Triathlon-Debüt über die olympische Distanz beim                     1. Chiemsee Triathlon.

Die Nervosität steigt.

Ich wäre weit weniger nervös, wäre die Vorbereitung besser verlaufen. Wenn ich mich so bei der Konkurrenz in Netz umschaue, wird mir ganz schwindelig von deren Trainingsumfängen. Die Vermutung liegt nahe, dass diese heimlich  ein halbes Jahr Urlaub genommen haben und vorsorglich mal für die Langdistanz trainieren. Meine Einheiten sind so lächerlich, dass es sich nicht lohnt diese in einer Tabelle zusammen zu fassen. Pro Woche ein Paar (2) Stunden  Rad (oder auf dem Ergo), ausgedehnte Freibadbesuche mit der Tochter, und ein paar Laufeinheiten, die aufgrund des Laufspiels bei Brennr.de  in den letzten Wochen wenigstens höhere Umfänge verzeichneten.

Aber sonst…

Ein richtiger Plan war da nicht zu erkennen. Ging auch gar nicht. Leider war beruflich viel zu tun. Da ich derzeit weder für mein Geschreibsel noch für meine sportlichen Leistungen bezahlt werde, liegen die Prioritäten ganz klar bei der Arbeit. Wer zahlt gibt an…

Eigentlich sollte ich in dieser Woche vor dem Wettkampf etwas tapern. Aber noch weniger machen geht ja kaum. Ich werde jetzt aber auch nicht den Fehler begehen, in den letzten Tagen das Versäumte nachzuholen und beispielsweise noch 100km mit dem Rad abzustrampeln.

Gestern Abend konnte ich zum  Glück dem Impuls widerstehen, eine längere Radeinheit einzubauen, und war nach 35km pünktlich zum Anpfiff des ersten Halbfinals wieder zuhause. Im nachhinein hatte sich die Eile nicht gelohnt, aber so konnte ich wenigstens einen 31 er Schnitt verbuchen.

Während des Spiels habe ich dann schon mal meine Checkliste erstellt:

  • Garmin
  • Pulsgurt
  • Schwimmbrille
  • Ohrstöpsel
  • Arena Antibeschlag Tropfen
  • Trisuite
  • Neopren
  • Handtuch
  • Radbrille
  • Helm
  • Luftpumpe
  • Imbussatz
  • Ersatzschlauch
  • Rennrad
  • Radschuhe
  • Sneaker Socken
  • Radständer
  • Starnummerband
  • Chip Fußband
  • Starnummernlocher 😉
  • Laufschuhe mit Xtenex Schnürung
  • Laufkappe
  • Trinkflaschen (2)
  • Gels + Riegel
  • Textilklebeband (braucht man immer)

Hab ich was vergessen?

Und heute? Die Selbstzweifel nehmen zu. Laufen, oder doch lieber schwimmen? Ein Koppeltraining wäre vielleicht auch nicht ganz verkehrt, Aaaaah!

Fußballgucken zählt ja leider nicht als Training…

Vielleicht doch den Triathlon canceln? Frank hat ja leider in letzter Minute seine Teilnahme abgesagt, was ich sehr schade finde. Und wenn der nicht gut vorbereitet ist, dann weiß ich nicht wer dann.

-Nix, da, angemeldet ist angemeldet, auch wenn ich noch so schlecht vorbereitet bin. Irgendwas ist ja immer (bei mir jedenfalls).

Ich werde am Sonntag im Chiemsee schwimmen, mit dem Rad (auf gesperrten Straßen) durch das Chiemgau radeln und danach noch ein wenig zu Fuß gehen.

Alles Jammern hilft nichts, am Sonntag ist Zahltag…

und zahlen werde ich, denn Gespartes habe ich nicht.

Während andere Familienväter am Samstag Vormittag in den Baumarkt fahren um  ein paar Ersatzteile für das „Rasenmäher-Tuning“ zu besorgen, begibt sich der –timekiller- zum Langsteckenschwimmen an die Ruderregatta Strecke nach Oberschleißheim.

Wobei der Begriff „Langstrecke“ bei mir nicht ganz zutrifft. Ich bin lediglich für den „Baminilauf“ über 1000 Meter gemeldet. Für meine Schwimmpremiere soll das erst mal genügen. Ich möchte nicht wie bei meinem ersten Lauf vor 4 Jahren gleich mit einem Halbmarathon mein Debüt in dieser Disziplin geben. Ich wäre auch 2000 Meter geschwommen, aber das wurde nicht angeboten, und bei 4000 Meter wäre ich sicherlich ein Fall für die Wasserwacht geworden.

Ich war in letzter Zeit schon zweimal mit Frank morgens beim Freiwasserschwimmen am Feringasee. Dort übten wir das Schwimmen im Neopren, und die Orientierung im Wasser ganz ohne große schwarze Streifen auf den Bodenkacheln. Das klappte  auch recht ordentlich und Frank gab mir zudem noch ein paar hilfreiche Schwimm-Tipps.

Gut, dass morgens um 10:00 Uhr noch niemand im Biergarten des Feringasees saß, so konnte sich nur das Personal daran erfreuen wie sich zwei Herren über 40 den schwarzen Gummi überziehen…

Auch wenn es die Wassertemperatur von 23°C an der Regattastrecke zugelassen hätte auch ohne Neopren zu schwimmen, zogen es 99% Prozent der Teilnehmer vor, im feinen schwarzen Anzug anzutreten.

Ab 10:35 hätte das Einchecken sein sollen, aus mir nicht verständlichen Gründen, verzögerte sich das jedoch bis kurz von 11 Uhr. So stand man in der prallen Sonne  im Start/Zielbereich in der Gummipellen rum und garte langsam von innen durch. Da der Start um 11 Uhr angesetzt war, war dann natürlich mit Einschwimmen auch Essig.

Wasserstart, es  geht los, gut 260 Teilnehmer lassen das Wasser kochen. Und ich mittendrin, überall Arme und Beine, es staut sich, man muss sich einen freien Weg suchen, wobei die Rundumsicht beim Kraul nicht gerade ideal ist. Beim Orientieren schlucke ich Wasser, viel Wasser, die Brille verrutscht, sodaß es hinters Glas gluckert. Ich finde kein Rhythmus und bin vom ersten Meter an außer Atem. Schlechte Voraussetzungen wenn man 1000 Meter Kraulen möchte. Ich gehe zum Bruststil über, wobei ich versuche nicht allzu viele hinter mir  zu treten. Das geht natürlich auf Kosten des Vorschubs.  Ich versuche es noch ein paarmal mit Kraul, aber ich schwimme immer recht schnell auf die vorausschwimmenden auf, und an der Seite ist auch kein Platz, also weiter Brust raus. Bis zur ersten Boje, bei der die Bambini-Schwimmer abbiegen dürfen schwimme ich im Pulk. Dann wird das Feld übersichtlicher. Lediglich 51 Teilnehmer sind auf dieser Strecke unterwegs.

Ich versuche es wieder mit Kraul, aber mein Atem geht zu schnell, sodaß ich nur wenige Züge am Stück schaffe, bevor mir die Luft komplett ausgeht. Ich versuche bis zur nächsten Boje bei ca. 500 Meter etwas den Atem zu beruhigen, um den Rest der Strecke dann im Kraulstil zu absolvieren. Ganz gelingt mir das nicht und ich verfalle immer wieder ins Brustschwimmen.  Ich habe auch Probleme mich zu orientieren, welche der vielen  Bojen die hier rumschwimmen gehören denn zu unserem Kurs?

-Ich bin verwirrt-

Wenigstens den letzten Abschnitt von der letzten Boje zum Ziel ziehe ich komplett in Kraul durch, aber damit gewinne ich jetzt auch keinen Blumentopf mehr. Mit 18:02 gehe ich schließlich über die Zielmatte.

Naja, ist jetzt nicht super, aber bei so vielen Brustanteilen ist das so schlecht nicht. Platz 11 von 30.

Da ich noch jede Menge Zeit hatte bis die 4000 Meter Schwimmer ins Ziel kommen, pellte ich mich aus den Neo, schnürte die Laufschuhe und drehte noch eine Runde (5km) um die Regattastrecke. Pünktlich zum Zieleinlauf des ersten 4000 Meter Schwimmers nach 50 Minuten !!! war ich im Ziel zurück, und konnte dann auch  Frank bestaunen, der nach sehr ordentlichen 1:08 aus den Fluten stieg.

Nächste Woche wird’s dann ernst für mich.  Mal sehen, ob das Schwimmen dann besser läuft.

Wie blöd kann man eigentlich sein? Ich werde manchmal  in Sachen reingezogen, die dann ungeahnte Konsequenzen haben.

Letzten Montag flatterte eine Mail in mein Postfach, die ich sofort hätte löschen sollen.

Hallo –timekiller-,

weil’s ja Dein Vorgarten ist: haste Lust zum 24 Stunden Lauf im Olympiapark am Mittwoch Abend zu schauen? Die CaBaNauTeN (die sind nochmal ne Stufe mehr Balla als ich) haben da 24 Startplaetze gewonnen und da lauf ich mit…

Also, ich starte mit, 24h laufen werd ich wohl kaum, vielleicht nen gemuetlichen Ultra so bis 6 Uhr früh oder sowas, mal sehen. Nachdem ich meinen Marthon mit 3:57 wie angepeilt gefinisht habe braucht es neue Ziele 🙂

Wenn Du also nix besseres zu tun hast und Dir das Spektakel mal ansehen willst, wir wuerden uns ueber jeden der zumindest zum Start (so 20 Uhr) bisschen mit anfeuert und das ganze evtl. auch noch etwas Fotografisch und Videotechnisch festhalten kann freuen.

Die 24 Startplaetze haben die CaBaNauTeN jedenfalls bei weitem nicht verbraucht, wenn Du ganz durchdrehen willst koennte man Dich also wohl auch einfach noch als Starter melden (ob und wie viel Du dann laeufst ist ja nicht vorgeschrieben :), muesste ich den OberCaba dann mal noch fragen…

Kurzes Feedback ob Du da irgendwie zu irgendwas Lust und Zeit hast waer nett 🙂

Chief Balla

 Tja, und da ich Zeit hatte und sowieso zum 24h-Lauf als Zuschauer wollte, sagte ich zu, zumindest beim Start vorort  zu sein. Ich hatte mir vorgestellt, vielleicht gegen später, mit dem einen oder anderen der Gruppe als Supporter eine entspannte Runde um den Olympiasee und durch die BMW-Welt zu drehen, mache ich ja sonst auch immer, weshalb nicht in Begleitung. Soweit mein Plan.

Im Vorfeld habe ich mal nachgeschaut, wer die CaBaNauTeN überhaupt sind.

-Oha!-

Ein Haufen scheinbar bekloppter die vorzugsweise bei Veranstaltungen ala „Strongmanrun“ antreten. Also Wettbewerbe wie „Braveheart Battle“, „CrossDeluxe“, „Wildsau Dirt Run“ und so. Und damit es nicht langweilig wird, lassen sich die Jungs um John CaBa dann noch so lustige Sachen, wie bsp. einen Kettenmarathon einfallen, bei dem Sie sich jüngst, beim Würzburgmarathon mit 73 Teilnehmern den Eintrag  ins Guinnessbuch sicherten. Achja, als ob das Ganze noch nicht genügen würde, werden solche Veranstaltungen bevorzugt in sportuntauglicher Kleidung bzw. Kostümen absolviert, gerne auch mal in Stöckelschuhen oder mit dem Klapprad.

Na, da bin ich ja mal gespannt was das für eine Spaß-Kombo ist.

Ich verabredete mich mit Chief Balla, um 17:00 Uhr an der BMW-Welt, da abzusehen war, dass die Truppe u.U. Unterstützung braucht, da die CaBaNauTeN z.t. aus ganz Deutschland anreisen, und aufgrund längerer Bahnfahrten (7 Stunden) erst kurz vor dem Start um 20:00 Uhr eintreffen würden.

Alle beteiligten sind davon ausgegangen, dass sich die Wechselzone (wie in der Ausschreibung des Veranstalters beschrieben) in der BMW-Welt befindet, und man dort sein Lager aufschlagen könne. So war‘s  dann aber nicht. Wechselzone war am Coubertin Platz, zwischen Olympiastadion und Halle. D.h. das Lager musste unter freiem Himmel eingerichtet werden. Etwas ungünstig, da es um 17:00 Uhr noch aus Kübeln regnete.

OK, ein Pavillon oder  ein Zelt muss her.  Der Veranstalter stellte zwar einen Pavillon für Solo-Läufer ohne Unterkunft, aber da wäre es dann vielleicht ein bisschen eng geworden. Wobei, das ist ja ein 24-Lauf, da wird nicht geschlafen…

Also haben wir noch schnell ein Pavillon, Klappstühle und Isomatten organisiert, man wohne ja in der Nähe…  Als Dank haben die anderen, die mittlerweile am Ort des Geschehens eingetroffen sind, einen Startplatz für mich klar gemacht.

-Na Prima, recht schönen Dank-.

Auf laufen war ich jetzt mit meinen unbequemen Business Schleichern noch gar nicht eingestellt. Vielleicht dann später…

Ich habe noch den Start abgewartet, und staunte nicht schlecht als die CaBaNauTeN sich für den Lauf fertig machten…  Grüne Stulpen, Nikolausmützen, XXL-BHs, Arbeitsoveralls , … Welche Geschütze werden da erst an Fasching aufgefahren???

Am Start habe ich ein paar Bilder gemacht und bin dann erst mal nachhause,  was essen, Tochter ins Bett bringen und dann noch Arbeit fertig machen (erwähnte ich dass ich ein scheiß Tag hatte?).

Als meine Frau um 23:00 Uhr ins Bett ging, packte ich hingegen meine Laufsachen und fuhr in den Olympiapark um noch ein paar Runden mit den Verrückten zu drehen.  Versprochen ist versprochen…

Insgeheim ging ich jedoch davon aus, dass von der Spaß-Truppe eh keiner mehr läuft,  und sie schon am feiern sind. Einer der Protagonisten, hatte ja eine Kühlbox, gefüllt mit Sekt und Wein im Gepäck. Wein der Kategorie „Kopfweh“, der nur kühl genossen getrunken werden kann…

Als ich aber im Fahrerlager der CaBaNauTeN eintraf, war dieses verwaist,

-Klar, sind sicher gerade Bier holen-

Ich bin zum Start, um zu sehen, ob vielleicht doch noch einer der Recken auf der  Strecke ist. Und tatsächlich Mann für Mann trudelten da ein.  Einer trug  gar eine Mitläuferin Huckepack.

Keiner der Gruppe machte Anstalten zum gemütlichen Teil des Abends überzugehen.

Dann also laufen…

Das gute ist, meine Mitläufer haben schon 3 Stunden in den Knochen, das heißt ich kann locker mithalten.

Eine Runde durch den Park hatte ca. 3km, ich plante mal so 3-4 Runden zu drehen um dann schön Heim ins warme Bettchen zu kriechen. Soweit der Plan…

Irgendwas ging dabei aber schief. Ich war schließlich um 3:30 zuhause und bin 11 Runden, also gut 33km gelaufen.

Und es war S-U-P-E-R !

Ich bin ja jetzt nicht zum ersten mal nachts im Olympiapark gelaufen, aber sonst stehen da auch keine Lautsprechertürme am Ufer des Olympiasees und wummern in die Nacht, und durch die BMW-Welt führt meine übliche Runde sonst auch nicht.

Nach jeder Runde konnte man an der Wechselzone ein Becherchen Wasser zu sich nehmen, oder eine Kleinigkeit Essen. So drehe ich mit den CaBas meine Runden und  nutzte die Gelegenheit die Truppe besser kennen zu lernen. Die CaBaNauTeN sprechen sich untereinander mit Ihren Avatarnamen aus dem Caba-Forum an,  was bei mir anfänglich etwas für Verwirrung sorgte. Da wären John Caba (bzw. Chantal), Interceptor, Chief Balla, Lima, Itchybod, Klausi und Xooyoo.

Ich stellte schnell fest, dass das nicht nur eine Spaß-Combo ist, sondern  jeder von Ihnen ein großer Sportler ist, der bisher schon unglaubliches geleistet hat, dabei aber nie den Spaß aus den Augen verloren hat. Erfüllt von einem enormen Ehrgeiz, von dem sich so mancher eine Scheibe abschneiden kann.

 

Die CaBaNauTeN hatten ja eigentlich nur ein 12+Staffel mit maximal 24 Teilnehmern gewonnen. Der Sinn einer Staffel besteht natürlich darin, dass immer nur einer auf der Strecke ist, und man die Zeit/Distanz aufteilt.  Auf die Schnelle fanden sich aber im Vorfeld nur 7 CaBas (mit mir 8) + 3 Gastläuferinen.  Jeder der 7 CaBaNauTeN hatte jedoch  keine Lust, durch die halbe Republik zu reisen, um dann innerhalb eines Tages nur 2-3 Stunden laufen zu dürfen.  Herausforderung ist was anderes.  Ging es den Einzelnen doch darum an die eigenen Grenzen zu stoßen. Intern wurde daher der Modus „Last man standig“ vereinbart. Und dies nahmen alle (auch wenn man es Ihnen nicht ansah) recht ernst.

Die eigentliche 12er Staffelwertung war reizlos, und man ging nicht davon aus, dass man die auf Facebook gewonnene 12er Staffel in Einzelstarter wandeln könne, daher gingen einfach alle außer Konkurrenz auf die Strecke.

Dieses Vorgehen strapazierte jedoch anfänglich die Zeitmessung etwas.  Der Herr im Timing-Truck hatte jede Menge zu tun, um das Durcheinander in seinen  Zahlen, das wir verursachten zu entwirren. Vielen Dank an dieser Stelle an den Herr der Zahlen, der uns nachträglich im Tumult des 24h MTB Rennens noch in der Ergebnisliste eine eigene Rubrik „CaBas CaBaNauTeN“ anlegte.

Ziele wie 100km wurden laut…

Na, das wollen wir doch mal sehen. Ich gehe jetzt erstmal heim schlafen, war ein langer Tag.

Als ich noch an meinem Garmin das Rundenprotokoll resete, hängt sich dieses Mistding wieder komplett  auf. Prima! Keine Reaktion mehr, ich kann auch nicht mehr abschalten, jetzt kann ich nur noch warten bis der Akku leer ist. Vielleicht ist er ja bis morgen früh leer.

Ich bin zwar müde, kann aber keinen Schlaf finden. Meine Zehen schmerzen, so liege ich noch lange wach, irgendwann beschließe ich am nächsten Tag auf keinen Fall mehr zu laufen, schließlich will ich am 1. Juli ja ein Triathlon finishen, da kann ich mich jetzt nicht bei einem 24h-Lauf zu grunde richten. So schlafe ich beruhigt ein…

Am nächsten Morgen komme ich entsprechend schlecht aus dem Bett. Mein erster Blick gilt dem Garmin. –Mist, noch immer im Runtime Error Mode-

Ich frühstücke mit der Familie, dann packe ich den Rucksack mit Frühstück für die CaBaNauTeN. Ich hole Semmeln und Brezen, mache eine Thermoskanne Kaffee klar. Ich werfe mich sicherheitshalber mal in die Sportklamotte, vielleicht bekomme ich ja doch noch Lust eine winzige Runde zu drehen.  Dann  begebe ich mich wieder in den Olympiapark. Die Familie läßt es sich diesmal nicht nehmen zu schauen, wo ich mir die letzte Nacht um die Ohren gehauen habe, und begleitet mich auf dem Fahrrad in den Park.

Ich bin gespannt, ob die Jungs noch am Laufen sind. Noch bevor ich am Fahrerlager ankomme, begegne ich auf der Strecke Chantal a.k.a. John Caba , der mit Interceptor noch seine Runden dreht. Chantal noch immer im rosa Minikleid, mit mörder Luftballon Möpsen und Sonnenbrille (die übrigens die gesamte Nacht nicht abgesetzt wurde) . Beide winken wie wild. Sie rufen „noch eine Runde, dann haben wir 100km, hast Du Bier dabei“ –Ne, Kaffee und Frühstück- „Wir brauchen jetzt Bier, kannst Du Bier holen?“ Interceptor drückt mir 50€ in die Hand und sagt, mach am Besten den Rucksack voll. (Und ich hatte einen großen Rucksack).

Ich lieferte mein Proviant im Fahrerlager ab, und begab  mich direkt zur nächsten Tankstelle um gekühltes Bier zu kaufen. Die Tretlager meines Drahtesels ächzten schwer auf der Rückfahrt, ob der zusätzlichen Last auf meinem Rücken.

Während John CaBa und Interceptor Ihr erreichtes Ziel mit einem  kühlen Becks begießen, denkt der Rest der Truppe noch lange nicht ans aufhören. Die anderen hatten sich nachts etwas  hingelegt, und Platz in der Kühlbox (für Bier) geschaffen, jetzt waren sie bereits wieder seit ein paar Stunden auf der Piste.

Man kann die Strapazen an den einzelnen Gesichtern ablesen. Das ist für einige CaBaNauTeN aber noch lange kein Grund das Kostüm abzulegen. Auch mit zunehmender wärme läuft Chief Balla und Klausi noch  immer im Overall von Mercedes und Audi feixend  durch die BMW-Welt. Die Salzränder auf den Anzügen sind zu Salinen herangewachsen.

Ich laufe eine Runde mit, und lasse mir die Ereignisse der Nacht berichten, es sind viele Ereignisse und so hänge ich Runde um Runde dran. Ich komme auch mit anderen Läufern ins Gespräch, beispielsweise treffe ich Marathonwoman und Bernd, die Anton, einen blinden Läufer auf seinem Weg zur Weltbestleistung begleiteten, oder ich unterhalte mich mit Carmen Hamm, der späteren Siegerin der Sololäuferinnen und vielen weiteren Läufern.

Was mir bei den Gesprächen  auffällt, eines der Hauptthemen ist immer die Ernährung, bzw. die Magen- und Darmprobleme die daraus resultieren. Über einen schmerzenden Laufapparat beklagt sich hingegen kaum einer. Könnten meine Knie sprechen, so würden sie mich anbrüllen, sofort mit der Scheiße aufzuhören,  ich laufe jedoch weiter, nicht schnell aber beharrlich.  So ein 24h-Lauf hat einfach andere Gesetze…

Meinem Magen geht es dafür gut,  ich bin infiziert von dem Ehrgeiz der CaBaNauTeN, ignoriere mein Knie und sammle Runde um Runde. Gegen 17 Uhr, nach gut viereinhalb Stunden laufen und 74 Gesamtkilometern gebe ich dem Flehen meiner Beine nach und beschließe, dass es jetzt dann auch gut ist, und kümmere mich mit Interceptor und John CaBa um die Biervorräte.

Kurz nach 19:00 Uhr treffen sich alle CaBaNauTeN für eine finale Abschiedsrunde mit diversen Fotostopps. Chief Balla fehlen noch zwei Runden für seine 100km, so gibt er nach 23Stunden nochmals Dampf auf den Kessel und ist leider bei der Fotoserie „Gruppenfoto mit Streckenposten“ nicht mit dabei, kann dann aber in der BMW-Welt zu uns aufschließen. Auf dem Rest der Strecke zollen die CaBaNauTeN den anderen ernsthafteren Sportlern ihren Respekt in dem jeder einzelne mit einer Laola-Gasse gefeiert wird.

Vier Minuten vor Acht gehen die CaBas nach gut 24 Stunden über die Ziellinie, mit Einzelleistungen die manchen ernsthafteren Läufer erblassen lassen.

Schön wars, vorallem  lustig, meine nächsten Runden werde ich wohl aber  nicht im Olympiapark drehen, soviel ist sicher.

 —

* Man machte mich darauf aufmerksam, dass ich vor einem Jahr in einem Kommentar bzgl. des 24h Lauf 2011 noch sagte:

„Ich werde sicherlich NIEMALS selbst einen 6h, 12h, oder 24h Lauf bestreiten…“