Kurz vor dem Wochenende noch einen Beitrag zu posten ist zwar dämlich, aber bevor ab Sonntag die ersten Strongmanrun Berichte die Blogwelt bereichern, kommt hier jetzt noch mein Beitrag zum 10. MRRC Stadttriathlon am 29. April 2012. Ist ja auch schon wieder überfällig, aber die Arbeit hatte diese Woche keine Gnade mit einem Hobby-Author.
Holt Euch einen Kaffee, ist mal wieder etwas länglich geworden, aber bei drei Disziplinen…
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Mein Arm schmerzt. Um genau zu sein der rechte Oberarm. Wenn ich den Ellenbogen vom Körper abspreizen möchte
Ruhe vor dem Sturm
muss ich die linke Hand zur Hilfe nehmen. Ob das für eine Krankschreibung reicht? Wohl kaum. Wer meint, bei einem Sprint Triathlon anzutreten und alles gibt, kann auch am Montag arbeiten, auch wenn die Handschrift dann noch unleserlicher ist als sonst. Ansonsten habe ich den Volkstriathlon im Olympiapark ganz gut verkraftet. Außer dem rechten Oberarm ist alles OK. Noch vor zwei Jahren, als ich meinen letzten Sprinttriathlon absolvierte, lag ich Nachmittags mit Muskelkrämpfen auf dem heimischen Wohnzimmerteppich. Diese Krämpfe sind diesmal ausgeblieben. Ein Zeichen, dass Training auch einen alternden Körper an außergewöhnliche Belastungen gewöhnen kann.
Der MRRC Stadttriathlon ist einer der sportlichen Highlights im Münchner Olympiapark, und da darf ich natürlich nicht fehlen, schließlich ist das mein Wohnzimmer. Meine Ansprüche waren ursprünglich recht bescheiden, das Motto „dabei sein ist alles“ genügten mir als Motivation. Als ich mir jedoch Hoffnungen auf den Startplatz beim Chiemsee Triathlon machte, der bei Chiemgau-LuL verlost wurde, steigerte ich schon im Vorfeld das Training, um auszuloten was ich zu leisten überhaupt im Stande bin. So erhöhte die Schwimmeinheiten und schwamm fortan nur noch 1500m plus und meine Radausfahren wurden verdoppelt um zu sehen, ob ich mir da nicht vielleicht zu viel zugemutet habe. Beim Laufen machte ich weiter wie bisher, wobei mein Knie mich ja so ein bisschen zum pausieren zwang, aber 10km pro Einheit waren noch drin, wenn ich nicht gerade mit Lars eine längere Tour durch einen der Münchner Parks unternahm.
Wie ich vor zwei Wochen Bescheid bekam, dass ich den Startplatz beim Chiemsee Triathlon gewonnen habe stand fest, dass ich beim Stadttriathlon angreifen möchte um zu sehen was geht.
Allein bzgl. der Organisation war das die Generalprobe für Chiemsee. Unglaublich, an was man da alles denken muss wenn man an einem Tag drei Disziplinen durchzieht. Auch wenn die Distanzen nur kurz sind, das Equipment ist das gleiche.
Eine Herausforderung alleine das alles in eine Tasche zu bekommen. Bereits am Freitag schrieb ich meine Packliste, die in den nächsten 24 Stunden ständig erweitert wurde.
Freitag Nachmittag absolvierte ich das letzte Koppeltraining. 30 Minuten auf dem Ergo, dann 5 km durch den Park. Die 27 C° am Nachmittag waren eine Herausforderung, stellten mich aber gut auf die Schwüle am Sonntag ein.
Samstag früh, probierte ich schon mal mein Tri-Suite, ob ich da überhaupt noch reinpasse?
–Zwäng-
Erstaunlich, da geht man in der Woche vier mal sporteln, aber eine direkte Auswirkung auf das Bauchvolumen scheint das nicht zu haben. Ich habe sonst die Kleidergröße M, aber beim Tri-Suite von Skinfit ist mir selbst XL zu eng. Da heißt es Baucheinziehen. Schnell noch mit dem Langhaarscheider über die Brust gebrummt, um das Gewölle, das rechts und links aus dem Anzug quillt etwas zu stutzen. Etwaige Leberflecke werden dabei auch gleich beseitigt. -Autsch- Wenn ich gerade schon am Mähen bin, bekommen auch die Achseln gleich noch Ihren Frühjarhrsschnitt.
Danach übte ich noch ein bisschen den Wechsel zum Rad bzw. zum Laufen. Alles klappte perfekt. Aber wie das häufig so ist. Ist die Generalprobe gelungen geht’s bei der Premiere garantiert in die Hose…
Am Sonntag ging es dann schon relativ zeitig in den Olympiapark. Meine Startzeit war zwar erst auf ca. 13:00 Uhr angesetzt, ich musste aber bis spätestens 11 Uhr meine Wechselzone eingerichtet haben, und da es kurz vor knapp immer etwas eng wird beim Check-In, war ich bereits um 10:00 Uhr vor Ort und richtete in Ruhe meine Wechselzone ein.
In dieser Zeit hörte ich aus den unterschiedlichsten Ecken immer wieder den verzweifelten Ruf “hat hier jemand zufällig einen Locher dabei?“
Da sieht man es mal wieder. Die lesen alle nicht mein Blog, da gibt’s nämlich den ultimativen Mini- Startnummernlocher, den ich hier nochmals anpreisen möchte 😉 => Klickmich
Ich hatte meinen Locher natürlich auch nicht dabei, hatte ich ja am Samstag genug Zeit meine Startnummer fachgerecht zu perforieren. Aber mit Locher wäre ich natürlich der König gewesen…
So amüsierte sich nur mein näheres Umfeld über meine –timekiller-Spezial-Gummi-Aufhängung der Radschuhe. Pah! Alles Amateure …
Dann galt es die Zeit bis zum Start tot zu schlagen, aber das war überhaupt kein Problem. Es ergaben sich viele interessante Gespräche mit Sportbegeisterten. Ich konnte die Zeit auch nutzen um den Trouble-Desk auf zu suchen, nicht um dort „Trouble“ zu machen, sondern um Frank von www.trackmyrun.de kurz Hallo zu sagen.
Was ich bei meiner Vorbereitung nicht bedacht hatte, ist dass ich beim langen Warten hungrig werden könnte. Ich hatte zwar genug zu trinken dabei, aber nix zu essen. Es gibt ja eine reichhaltige Zielverpflegung. Wenn man aber vor dem Start drei Stunden rumsteht, beginnt der Magen irgendwann an zu knurren. Und nach dem Schwimmen habe ich dann bestimmt so richtig Hunger. In meiner Sporttasche fand ich zum Glück ein paar Münzen, und konnte so dem Süßigkeiten Automat zwei Balisto Riegel entlocken.
Langsam wird’s dann auch für mich ernst. Ich reihe mich in die Schlange am Schwimmstart ein. Da es bei 1900 Teilnehmern, bei einem Massenstart zwangsläufig zu Verstopfungen im Becken kommen würde, wird im Jagdstart gestartet und man mäandriert im Zickzackkurs über 8 Bahnen durchs Becken. In Zeitintervallen von 8 Sekunden geht’s ins Wasser, wobei die langsamen Schwimmer zuerst starten. Die Startnummern und die dazu gehörige Startzeit werden anhand der gemeldeten Schwimmzeiten vergeben. Zweifel werden wach, ob ich mit meiner gemeldeten Schwimmzeit von 8:30 nicht vielleicht doch etwas zu hoch gegriffen habe. Die Starter, die jetzt alle ins Wasser gehen kraulen durchweg, ich bin Brustschwimmer, mal sehen ob ich mithalten kann…
Ich bekomme einen Klapps auf den Rücken und mit einem beherzten Bauchplatscher geht’s endlich ins Rennen. Die ersten 50m werden gekrault, mehr ist beim derzeitigen Trainingstand nicht drin. Die restlichen sieben Bahnen schwimme ich Brust, außer wenn ich gerade einen Krauler überhole. Ich schaufle mich wie ein wahninniger durchs Becken. Die letzte Bahn muss ich das Tempo etwas raus nehmen, vor mir hat sich ein Pulk gebildet, da könnte ich nur noch unten durch tauchen. Das lass ich heute mal. Mit 8:10 min gehe ich über die Zwischenzeiten Matte. Gewundert wird sich zu einem späteren Zeitpunkt über dieses Resultat, jetzt gilt es den Weg zum Rad zu finden. Durch das Labyrinth der Radständer finde ich erstaunlich schnell den Weg zu meinem Wechselplatz.
Badekappe runter, Schwimmbrille runter, Brille aus Schuh geangelt, Radbrille auf, Socken an, in Startnummer steigen, Startnummer dabei halb abreisen, Helm auf, Rad schnappen und ab.
Ich schiebe das Rad durch die Wechselzone. In der Aufstiegszone komme ich auf die glorreiche Idee gleichzeitig am Garmin die Rundentaste für das Beenden der Übergangszeit zu drücken und gleichzeitig auf meine präparierten Radschuhe steigen. Aber irgendwie bin ich zu schnell und kann nicht alles gleichzeitig koordinieren. Laufen, Rad schieben, Garmin abdrücken, aufsteigen…
Das klappt vielleicht bei Frauen, die können ja Multitasking, bei mir geht’s in die Hose. Ich rutsche im vollen Lauf vom Schuh ab, strauchle, kann aber einen Sturz noch verhindern. Dafür stehe ich jetzt blöd im Weg rum und steige nicht gerade dynamisch auf mein Rad. Naja, das müssen wir nochmal üben, das war jetzt so gar nix…
-Höre ich da etwa Gelächter aus den Zuschauerreihen? Schnell weg bevor mich jemand erkennt-
Ich fädele mich in den fließenden Verkehr auf der Radstecke ein. Gehe in die Aerobars lege das große Blatt auf und lasse es laufen. So ein richtiger Highspeed Kurs ist das allerdings nicht im Olympiapark. Dafür hat es zuviele 90° Kurven. Zudem ist Windschatten fahren beim Triathlon verboten, das ist jetzt nix neues, aber beim Citytriathlon ist es für diese Regel manchmal doch etwas zu eng. An manchen Stellen ist die Strecke gerade mal drei Meter breit. Das heißt man muss ständig angreifen, denn die virtuelle Windbox von 10 x 3 Meter um einen Fahrer herum darf nur während eines Überholvorgangs durchfahren werden. Um die Verwirrung komplett zu machen hat die Wettkampfleitung kurzfristig entschieden, dass 200 Meter vor den 90° Kurven die Windschattenregel aufgehoben wird, durch die Kurven darf man dann allerdings nur hintereinander durchfahren, ansonsten gibt’s ne gelbe Karte.
Die erste Runde ist zum warm werden. In der zweiten und dritten Runde lasse ich die Oberschenkel glühen. Die Startnummer die nur noch an einem Loch befestigt ist, knattert dabei wie wild im Wind, mal sehen wann die mich verlässt. Die Radflotte die auf dem Rundkurs unterwegs ist, ist bunt gemischt, hochgetunte Rennmaschinen ziehen an Tourenrädern mit Körbchen vorbei. Auch ein Klapprad habe ich gesehen, den Vogel schießt jedoch der Kollege mit dem „Call a Bike“ der Bahn ab. Würde mich interessieren welche Wette der Gute verloren hat 🙂
Während meiner vierten Runde rätsel ich wie viele Runden ich wohl noch fahren muss. Ab einem Puls von 150 bpm ist mein Hirn nur noch auf Standby. Gut dass ich meinen Garmin dabei hab, die Kilometererfassung scheint zu funktionieren, auch wenn der Puls eine Nulllinie zeigt. –Grrrr- Ist klar, ich war ja im Wasser, das kann der FR 310XT als „Multisportuhr“ offenbar nicht ab.
Auf der letzten halben Runde nehme ich dann das Tempo raus und schalte ein paar Gänge runter, damit die Beine fürs Laufen locker werden. Die 18 Kilometer bewältige ich in 29:07 min, das ist ein 37km/h Schnitt, angesichts des eckigen Kurses ist das gar nicht mal so übel.
Beim Absteigen gibt’s diesmal keine Probleme, ich hab‘s ja auch geübt. Klettverschlüsse auf, aus dem Schuh schlüpfen, auf den Schuh steigen, weiter treten, und dann in der Abstiegszone bequem absteigen, und auf Socken in die Wechselzone laufen.
Rad abstellen, Helm ab, Radbrille ab, in Laufschuh schlüpfen, Kappe auf, Schluck aus der Pulle und ab auf die Laufstrecke.
Der erste Abschnitt auf der Laufstrecke ist die Hölle. Auf grobem Kopfsteinpflaster geht es am Theatron vorbei und dann eine Steigung (immer noch Kopfsteinpflaster) zum Olympiastadion hoch. Die Oberschenkel fühlen sich wie Pudding an, vielleicht hätte ich auf der Radstrecke doch früher den Dampf abdrehen sollen. Jetzt ist es zu spät. Ich habe das Gefühl ich stehe. Mich würde interessieren was ich gerade für einen Puls habe, aber der Garmin zeigt immer noch eine „flatline“. Dafür überrascht mich der Forerunner beim ersten Kilometer mit einer 5:02, und das trotz fieser Steigung, Kopfsteinpflaster und Wackelbeinen!
-???-
-was bin ich bloß für ein Tier!-
Fühlen tue ich mich jedoch eher wie eine hundertjährige Schildkröte, und versuche auf dem zweiten Kilometer (5:01) etwas kraft zu sammeln. Die Laufstrecke ist wenig abwechslungsreich. Es geht auf einer Strecke von ca. 600 Meter immer hin und her, wobei in der Mitte der Strecke ein Hügel ist, da muss man also 8 mal rauf und wieder runter. Wir haben mittlerweile kurz vor 14:00 Uhr. Die Sonne legt sich ordentlich ins Zeug und brennt vom Himmel. Und das Ende April, wie soll das erst im Sommer werden? Auf der zweiten Runde nehme ich einen Becher Wasser und schütte Ihn mir über den Kopf. Das kühlt etwas mein Aggregat. Langsam kehrt die Laufroutine zurück. Kilometer drei und vier
Zielspurt
kann ich in einer 4:50 laufen, es geht merklich leichter. Auf dem letzten Kilometer kann ich dann noch eine 4:24 raushauen.
Nach 1:04:57 bin ich im Ziel. Das sind gut 3 Minuten besser als vor Zwei Jahren. Das stimmt mich zuversichtlich, auch wenn die Distanzen die im Juli aufgerufen werden, gut das Doppelte sind, im Schwimmen gar das Dreifache.
Ich weiß was ich die nächsten Wochen zu tun habe.
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Den Organisatoren des 10. MRRC Citytriathlons und dem Heer an freiwilligen Helfern (200) muss ich an dieser Stelle ein riesen Kompliment machen. Das war ein Sportfest für 1900 Athleten, da hat alles geklappt wie am Schnürchen. Man merkt dass das nicht die erste Veranstaltung vom MRRC war. Ich freue mich schon auf nächstes Jahr.