Archive for September 2012

Freitag Nachmittag,  Berufsverkehr in München. Die Stadt ist voll. Ich komme von Starnberg, meine Tour führt mich direkt ins Zentrum (Sendlinger Tor), danach geht’s  nach Harlaching, und dann wieder komplett quer durch München nach Moosach. Im Stop-and-Go geht es gemächlich vorwärts. Im Radio gibt es nur ein Thema. „Der Verkaufsstart des neuen Apple iPHONE 5“, es wird von Menschen berichtet, die 9 Stunden, also in Worten -„NEUN“- Stunden vor den Läden ausgeharrt haben um schließlich ein simples Telefon zu kaufen. Ich bin fassungslos. –wie blöd kann man denn sein- Kann man das nicht übers Internet bestellen? Ich bin fassungslos, womit die Leute Ihre Zeit verplempern. Das würde ich ja nie tun…

Wobei, mein Vorhaben, nach meinem Termin im Zentrum, das nächste Date in Moosach mit einem  Schlenker über Harlaching anzufahren, ist jetzt auch nicht der puren Vernunft entsprungen.

Nach dem langen Lauf am vergangen Wochenende mit Frank, gärte in mir der Gedanke, vielleicht doch noch beim Tegernseelauf teilzunehmen. Nicht als Wettkampf, nein, eher so als Trainingslauf. Eine Woche vor einem Marathon  einen Halbmarathon auf Zeit zu Laufen wäre ja auch ziemlich dämlich. Laufexperten würden mir diesen Lauf regelrecht um die Ohren hauen. Zu Recht.

Aber als lockerer Trainingslauf? Mal das ursprünglich angesetzte Wettkampftempo testen.  Wie fühlen sich 5:18 auf 21km an, und vorallem was sagt der Oberschenkel dazu. Die Pace ist machbar. Am Wochenende müsste ich ohnehin laut Plan 13km im Wettkampftempo absolvieren, da kann ich dann auch gleich die 20 bzw. den HM voll machen, und dann auch noch Wettkampfatmosphäre schnuppern. Wieso also nicht.

Die Homepage vom Tegernseelauf bringt dann schnell die Ernüchterung „Ausgebucht“. Auch eine freundliche Mail an den Veranstalter mit der vorsichtigen Anfrage, ob es vielleicht noch ein Minikontingent an der Tageskasse gibt, ändert nichts an der Tatsache: Ausgebucht ist Ausgebucht

Naja, dann eben nicht, war ja nur so ne Idee.

Aber das Schicksal meinte es gut mir. Passend zum Geburtstag von Emil Zatopek, erhalte ich über Twitter eine Meldung von Frank, dass er am geplanten Tegernseelauf aus privatorganisatorischen Gründen nicht teilnehmen kann.

-Hoffnung keimt auf-

Und so fahre ich nun zwei Stunden durch die Stadt um einen Startplatz für einen Lauf abzuholen, bei dem ich voraussichtlich nicht mal zwei Stunden auf der Strecke sein werde. Tja, Läufer …

Sonntag früh geht’s dann für meine Verhältnisse zeitig  aus den Federn, denn die Anreise nach Gmund am Tegernsee sollte nicht zu kurzfristig erfolgen. Bei meiner ersten Teilnahme vor drei Jahren hätte ich beinahe den Start verpasst, da ich bis kurz vorher noch im Anreise-Stau stand. Daher zog ich wie schon letztes Jahr die alternative Anreise mit der Bayerischen Oberland Bahn (BOB) vor.

Da das Wetter gut zu werden schien waren neben den Läufern auch jede Menge Ausflügler und Wanderer unterwegs und die Bahn war damit entsprechend voll. Wäre es erlaubt, wären sicherlich auch einige auf dem Dach gesessen, aber in Bayern ist das natürlich verboten, wir sind ja hier nicht in Indien. Aber die Stimmung im Zug ist gut, da gibt’s keine Gemurre und Gemaule, alle sind ja freiwillig hier. Montags früh in der U- und S-Bahn  herrscht da eine andere Stimmung. Und  wenn man schon so nah beisammen steht kann man sich auch gleich unterhalten und so ergeben sich nette Gespräche.

In Gmund angekommen, meldete ich noch schnell die Startnummer auf meinen Namen um, nicht dass ich durch meinen Trainingslauf,  Franks Ruf  als Ausdauersportler ruiniere. Das Ummelden war auch überhaupt kein Problem, kostete zwar 10€ Gebühr, war aber ansonsten problemlos. Andere Veranstalter stellen sich ja da so ein bisschen an. Naja,  eigentlich nur  SCC EVENTS, die den Berlin Marathon veranstalten. Die machen generell keine Ummeldungen und auch das Laufen mit fremder Startnummer ist verboten. Ein tiefes „BUUUUUUUHH“ an dieser Stelle an SCC EVENTS Berlin!!! Es geht auch anders!

Der Start/Ziel Bereich in Gmund, der direkt hinter dem Bahnhof liegt, ist etwas eng, daher können  auch nur 4600 Teilnehmer an diesem Lauf teilnehmen, da verwundert es dann doch, dass der Veranstalter einen VIP Bereich mit Bistro Tischchen und Pavillon Zelten von dem ohne hin schon spärlichen Platz abknapst.

Ich weiß nicht so recht was ich von  VIP Bereichen  bei Volksläufen halten soll. Auf der einen Seite verstehe ich ja, dass Sponsoren etwas Ihren Partnern und  Kunden bieten wollen, auf der anderen Seite nervt mich dieses VIP-Gedöns. Ich finde das passt nicht zu einem Volkslauf. Wir sind doch hier nicht bei der Formel-1.  Naja, muss wohl so sein. Laufen ist ein Massensport geworden, da mögen sich wohl manche von der Masse abheben…   mir  egal, ich gehöre zum gemeinen Laufvolk und da fühle ich mich wohl. Außerdem habe ich heute gute Laune…

Wirklich, meine Laune ist glänzend, ich genieße das geschäftige Treiben im Start/Zielbereich, ich bade mich in Vorwettkampf-Atmosphäre. Innerlich sollte ich ja ganz ruhig sein, schließlich geht es für mich ja um nix, ich plane keine Bestzeit oder so, sondern will  nur locker mit dem Feld mitrollen, aber die Wettkampf-Nervosität nimmt auch von mir Besitz. Das ist schon erstaunlich, wie ergeht es mir dann erst in einer Woche, AuWeia!

Es bleibt auch noch genug Zeit, um mich locker 2,5 km einzulaufen um mich dann im MitteIfeld in den Startblock einzureihen. Hier ist es weniger eng als eben noch in der BOB. Alles sehr entspannt, zumindest in dem Bereich in dem ich stehe. Die Zielzeit meiner unmittelbaren Nachbarschaft liegt so zwischen 1:45h und 2:00h, also genau mein Bereich.

Mit 5 Minütiger Verspätung geht’s dann los. Die Meute stürmt davon, ich lasse mich mittreiben, und bin natürlich wieder viel zu schnell. Ich ziehe bewusst die Handbremse an, dennoch sind die ersten zwei Kilometer mit 5:08 noch zu schnell. Ich ziehe die Handbremse weiter an, und hänge mich an einen älteren Herren, der genau eine 5:18 läuft. Für seine Zielzeit von 2:00h ist er eigentlich auch zu schnell. Aber das sind hier alle. Das ist auf dieser Strecke auch nicht schwer, von Gmund nach Rottach-Egern geht es stetig bergab, (abgesehen von der kurzen Steigung in Tegernsee.) Aber ab km 11 geht’s dann wieder kontinuierlich nach oben und das böse Ende kommt dann bei km 16,  eine gut 1,5km lange Steigung bei Bad Wiessee. Das wird vielen den Zahn ziehen. Dort ging ich von 3 Jahren jämmerlich ein. Die Steigung bei km 19 gibt einem dann den Rest. Damals hatte ich in Rottach-Egern eine sensationelle Durchgangszeit auf die 10km und es schwante mir, dass ich dieses Tempo unmöglich bis ins Ziel bringen kann. Ich ging dann am Ende auch fürchterlich ein und zahlte ordentlich Lehrgeld. Das wird mir heute nicht passieren.

Bei der ersten Verpflegungsstelle bei km 6 verliere ich meinen Gesprächspartner. Ich selbst möchte die 21km trocken laufen. Fortan laufe ich wieder alleine, und sogleich steigt die Pace wieder Richtung 5:10. Runter bremsen… Noch fühle ich mich wunderbar. Keine Schmerzen, der Puls tuckert im Mittelfeld rum. Das ist ein wahrer Genusslauf, hätte nicht erwartet, so etwas mal zu schreiben. Aber so ist es. Ich genieße das Wetter und die Tatsache, dass ich mit hunderten gleichgesinnten laufen darf.

Die 10km Matte passiere ich bei 52:14. Mit einem 5:14er Schnitt bin ich zwar immer noch etwas schnell, aber das Tempo fühlt sich gut an. Langsamer werde ich auf der zweiten Hälfte dann schon von selbst, da werden die Steigungen schon für sorgen. Am Tegernsee wird einem der negative Splitt schon verdammt schwer gemacht.

Die Strecke von Rottach über Egern, Abwinkel bis Bad Wiessee ist wunderschön, es geht auf kleinen Sträßchen, oder Parkwegen direkt  am See entlang, vorbei an schönen Bauernhäusern und herrschaftlichen Anwesen und Wellness-Hotels.

Möglich, dass die Wellness-Hotels meinen rechten Oberschenkel ermuntert haben sich bemerkbar zu machen, jedenfalls macht sich dieser sich ab ca. km 12 mit leichtem drücken auf sich aufmerksam.

-Na, der ist ja heute zeitig dran-.

Jetzt warten wir mal bis der Kollege, das Knie, in den Schmerzreigen einsteigt.  Mein Oberschenkel und  das Knie sind ja wie „Dick und Doof“, „Pat und Patachon“ oder „Lolek und Bolek“, die treten immer gemeinsam auf.  Mal sehen wann die Show beginnt.

Ich lasse mich nicht beirren, und lauf weiter mein Tempoe, die Stimmung ist weiterhin gut.

Bei km 14 nimmt der Druck etwas zu, und ich merke wie ich langsam etwas unrund laufe. Das Knie hält aber noch still.  Ich versuche bewusst lockerer zu laufen um nicht zu verkrampfen.

-timekiller-Rakete in Action

Bei km 16 beginnt dann die befürchtete Steigung, ich habe aber noch den Tiger im Tank, denn ich habe mir die Kräfte ja eingeteilt und bewältige den Abschnitt auch problemlos und überhole einige Geher. Aber das Beste ist, ich spüre den Oberschenkel nicht mehr und das Knie gibt auch Ruhe.  Sehr gut!  Bis zur nächsten Steigung geht’s wieder gut einen Kilometer bergab, ich ziehe wieder die Handbremse an, schließlich will ich ja heute keine PB aufstellen sondern eher gleichmäßig laufen. Trotzdem springt eine 4:55 raus. OK, es ging  den Berg runter, da ist diese Pace keine Kunst. Nach der letzten Steigung mag ich es dann aber doch wissen, auf dem letzten Kilometer zünde ich die –timekiller- Rakete und setze zur Endbeschleunigung an. Mit 1:50:40.7  (5:14min/km) schließe ich meinen sonntäglichen Trainingslauf ab und bin damit sogar um eine halbe Sekunden schneller als Kai Pflaume der auch am Tegernsee angetreten ist. Na, wenn das mal kein Erfolg ist, dann weiß ich aber auch nicht.

Während Kai seine Zielverpflegung wohl im VIP Bereich einnimmt, geselle ich mich zum normalen Volk. Aber die Verpflegung fürs Volk braucht sich nicht zu verstecken, ich habe selten eine üppigere Zielverpflegung gesehen als hier. Es gibt neben Apfelschorle und Mineralwasser natürlich alkoholfreies Bier, warmen Tee, Obst,  Brezen, Wurstsemmeln, Käsesemmeln, Riegel,  Jogurt, wahrscheinlich auch Kuchen. Und es war von allem wirklich reichlich da. Soviel, dass es sogar einzelne Beutelratten anlockte, die sich Ihre Startbeutel und Blousons mit Riegeln und Jogurt voll stopfen.

Das einzige was im Bereich  der Zielverpflegung fehlte waren Sitzgelegenheiten, dafür war einfach kein Platz mehr.  Aber sitzen konnte ich diesmal auf der Rückfahrt.

Das war ein wirklich schöner Lauf, auch wenn es in Hinblick auf Berlin jetzt vielleicht nicht die klügste Entscheidung war, ich hätte den Lauf nur ungern verpasst. Vielen Dank an Frank, an dieser Stelle nochmal,  der mir seinen Startplatz netterweise  überlassen hat.

-Danke-

In den Ecken haben sich Spinnweben gebildet, die Fenster sind trübe, über den Flur wirbeln Staubflusen, irgendwo knarrt ein Scharnier… so könnte man den Zustand meines Blogs nach vier Wochen Schreibpause beschreiben.

Zeit, die Fenster zu wischen und mal ordentlich durchzusaugen… bzw. den anstehenden Spam aus den Kommentaren zu löschen. –oder hat jemand Interesse an Schiffsbeteiligungen oder Präparaten zur Steigerung der sexuellen Ausdauer?-

Interessierte Leser haben schon vorsichtig angefragt (nein, es waren nicht hunderte), ob bei mir alles in Ordnung sei, oder ob ich nach meinem grandiosen Triathlon Erlebnis  im Juli etwa die Sportsachen für dieses Jahr an  den Nagel gehängt habe.

Nicht doch, ich wüsste nicht wie ich ohne Sport sonst durch die Arbeitswochen kommen würde. Ich glaube ich müsste das Saufen anfangen… Es fehlt mir derzeit einfach nur die Zeit das erlebte in Worte zu fassen.

Die letzen Wochen war ich also alles andere als faul, nein, ich war gut ausgelastet, und Urlaub war ja dann auch noch.

Gleich in der Woche nach dem Chiemsee Triathlon Anfang Juli begann ich mit meinem Trainingsplan für den Berlin Marathon.

Bei MyAsics stellte ich mir, wie schon letztes Jahr, meinen Trainingsplan zusammen. Zielzeit 3:45h.

Laut Trainingsplan  wollte ich viermal pro Woche laufen, und an den Ruhetagen noch zum Schwimmen gehen. Die Realität sah jedoch am Anfang anders aus, ich kam meist nur dreimal zum Laufen und musste meist den vierten Lauftermin fürs Schwimmen opfern.

Nach dem „Starnberger See schwimmen“ im August, fielen dann auch die Schwimmeinheiten weg, und ich  konnte wieder den Laufplan nach Vorgabe weitestgehend erfüllen.

Das Schwimmtraining hat mir eigentlich sehr gut gefallen, das Schöne am Schwimmen, ist ja,  dass man ähnlich wie beim Laufen(wenn man von ganz unten kommt), am Anfang von mal zu mal besser wird, man muss nur dabei bleiben. Das macht Spaß und motiviert.

Ein Spaß den ich beim Laufen derzeit aus einer anderen Warte beobachten darf. Seit 10 Wochen gehe ich einmal pro Woche mit meiner Frau zum Laufen.

Und das war nicht meine Idee. Meine Frau hat nach Ihrer letztjährigen Walkingattacke, schnell eingesehen, dass es Walking nicht bringt, und überhaupt was soll das mit den Stöcken? So bat mich meine Frau, ob ich nicht einmal pro Woche mit Ihr laufen gehen möchte.

–Aha-, die Sache muss ein Haken haben, denke ich, wahrscheinlich ist es nur der perfide Plan meiner Frau etwas mehr gemeinsame Zeit für „Gespräche“ zu haben. Aber kann ich da ablehnen? Gemeinsame Zeit mit der Frau, und dann auch noch laufend?  Wieso eigentlich nicht. Anfang der Woche muss ich eh laut Plan einen ruhigen Lauf einbauen, und da bietet sich ein gemeinsamer Lauf mit der Gattin ja regelrecht an.

Nun trennen uns natürlich Welten, a) laufen Männer gewöhnlich schneller, b) ist meine Frau ja noch der totale Frischling, da gilt es behutsam anzufangen.

So habe ich mal einen kleinen Rundkurs von 4km im ehrenwerten Olympiapark für unsere Gesprächsrunde herausgesucht. Damit ich auf eine vorzeigbare Distanz komme, laufe ich zu unserer Trainingsstätte, während meine Frau das Rad nimmt.

So begaben wir uns auf unsere ersten Trainingsrunden, die wir von mal zu mal mit weniger Gehpausen bewältigten. Sehr schnell wird klar, dass meine Frau tatsächlich einen sportlichen Ehrgeiz entwickelt und wirklich laufen will. Denn der Wunsch nach gemeinsamen Gesprächen kann es nicht sein, der meine Frau bei der Stange hält. Die Gespräche fallen meist sehr spärlich aus. Wenn ich etwas zu sagen habe, erzähle ich und meine Frau wackelt mit dem Kopf.

Mein Horrorszenario, mit einer 10er Pace durch den Park zu schlurfen erfüllen sich dann auch nicht. Mit einer Pace von 6:30min – 7:00min sind wir für ein gemischtes Team recht ordentlich unterwegs. Mittlerweile haben wir auch Stück für Stück die Distanzen erweitert. Das Maximum liegt derzeit bei 6,7 km ohne Gehpausen ( O-Ton bei 6km: „wann kommt endlich das scheiß Fahrrad“).  Bald kann ich sie zu Ihrem ersten 10er anmelden 😉

Während meine Frau an den Basics arbeitet kämpfe ich mit den langen Distanzen. Nach wie vor sind das nicht meine Lieblingseinheiten. Ab 25km tut‘s einfach weh. Während ich letztes Jahr die langen Kanten alleine gelaufen bin, oder es jedenfalls versucht habe, und dann meist aufgrund mentaler Schwäche oft bei 25km ausgestiegen bin. Habe ich diesmal bei den langen Einheiten Gesellschaft gesucht.

Der erste lange Lauf war dann auch völlig unvernünftig und passte so überhaupt nicht in mein Trainingsplan, der zu diesem Zeitpunkt noch bei 13km rumdümpelte. Aber etwas Unvernünftiges hat ja durchaus seinen Reiz. Außerdem hatte ich nette Begleitung und so eine Gelegenheit lässt man nicht sausen.

Lars und ein weiterer Blogger aus München, der hier nicht namentlich erwähnt werden möchte, (da sonst die Trainerin schimpft) begleiteten mich von Starnberg, an der Würm entlang nach München.

Sonntags fuhren wir drei mit der S-Bahn in aller Frühe nach Starnberg und liefen, ohne überhaupt ein Eis am See gegessen zu haben wieder zurück nach München. Toll wie schnell 30km rum gehen können, wenn man nette Begleitung hat. Aber auch bei dem lockeren Lauf (5:58 Pace) offenbarte sich meine altes Leiden. Mein Fahrwerk scheint nur auf 25km ausgelegt zu sein. Danach geht’s steil bergab. Die Knie jubilieren dann bei dem geringsten Gefälle…, das muss besser werden.

Den nächsten langen habe ich dann planmäßig Ende August abgehalten. Eine Begleitung hatte ich diesmal keine, daher wählte ich die Strecke so, dass ich nicht auf die Idee komme abzubrechen, und nahm vorsorglich auch kein Geld für Taxi oder andere Verkehrsmittel mit. Mit dem Trinkrucksack bewaffnet ging es von der Grünwalderbrücke die Isar abwärts bis zum Englischen Garten, um dann durch Schwabing über den Luitpold Park zum Olympiapark  und dann nach hause zu führen.  Aufgrund einer plötzlichen Orientierungslosigkeit die mich in Schwabing überfiel, drehte ich eine extra Runde im Straßengewirr und kam durch die Strafrunde dann auch auf über 30km mit einer durchschnittlichen Pace von 5:45. Aber ab km 25 hat‘s keinen wirklichen Spaß mehr gemacht.  Da galt es Zähne zusammen beißen und kämpfen.

Start 30km, noch guter Dinge

Der dritte Lauf über 30km fand dann unter Wettkampfbedingungen statt. Beim Bad Tölzer Isarlauf am 9. September ging es von Bad Tölz die Isar 15km aufwärts bis ca. Wegscheid, um dann wieder auf der anderen Seite der Isar (in der Sonne) zurück zu laufen. Frank, Lars, und Martin waren mit von der Partie. Während ich Frank schon kurz nach dem Start aus den Augen verlor, lief ich bis ca. km 20 mit Lars und Martin gemeinsam. Während wir uns auf der ersten Hälfte noch locker unterhielten, begann mein Kampf auf dem Rückweg. Ab km 20 konnte ich dann mit meinen routinierten Begleitern nicht mehr mithalten und musste abreißen lassen.

Frank, 10 min früher im Ziel. Hatte ja auch nette Begleitung

Während Lars und Martin zur Endbeschleunigung ansetzten, begann mein Kampf gegen die Gehpause. Dass ich auf dem Rückweg meine Pace von ca. 5:20 – 5:25 zunächst halten konnte ist lediglich dem Gefälle geschuldet. Meine Knie und der linke Oberschenkel schmerzten dabei höllisch. Bei der letzten Getränke Station machte ich dann den entscheidenden Fehler, ich goß mir einen Becher Wasser über den Kopf. Die Soße lief dann auch gleich direkt in die Augen und begann höllisch zu brennen. Halb blind musste ich dann kapitulieren und doch eine Gehpause einlegen. Mit dem letzten trockenen Zipfel des Laufshirts versuchte ich  die Augen wieder Betriebsbereit zu bekommen.

...ziemlich am Ende

Die kurze Gehpause von ca. 300 Metern tat jedoch meinen Beinen ganz gut, obwohl ich Angst hatte nach der Pause überhaupt nochmals anlaufen zu können, so gelang das erstaunlich gut.  Auf die letzten Kilometer konnte ich dann auch die Pace wieder langsam steigern, aber im Durchschnitt ist es am Schluss dann doch nur eine 5:31 geworden. Für meine geplante Marathonzielzeit von 3:45h ist das natürlich viel zu wenig. „Chief-Balla„, der kurz entschlossen den Halbmarathon in Tölz mitlief und auf uns im Ziel wartete, meinte nur knapp, als er mich japsend auf dem Boden neben der Zielverpflegung vorfand. „Mensch, Du siehst ja ziemlich fertig aus.“

Innerlich verabschiede ich mich zu dem Zeitpunkt von meiner geplanten Marathonzielzeit.

Für den letzten finalen langen Lauf über 35km vor dem Berlin Marathon, vergewaltigte ich Frank, mich auf seiner Trainingsrunde letztes Wochenende um den Perlacher Forst mit zu nehmen. Die Pace war mir egal, ich wollte nur schauen, ob das Fahrwerk wenigstens 35km durchhält. Der Lauf war dann auch ganz wunderbar, und hat riesig Spaß gemacht, auch wenn ich die letzten 10 km immer einen Schritt hinter Frank lief und zunehmend wortkarger wurde. Hätte Frank mich nicht gezogen, ich hätte es wohl nicht auf eine 5:50 gebracht. OK, es war als lockerer Lauf geplant und wir haben uns viel unterhalten, aber eine 5:20 war zu keinem Zeitpunkt in Griffweite.

Zeit realistische Ziele für Berlin zu definieren.

Alles unter einer 3:57:52 und damit meine persönliche Bestzeit auf diese Distanz wird ein riesen Erfolg für mich sein.

Eigentlich laufe ich den Marathon ja nur, weil es heißt einmal ist keinmal, und ich mag  nicht zu der Schaar der  „Midlife-Crisis-einmal-Marathonläufern“ zählen.

ICH HABE KEINE Midlife Crisis…

-oder etwa doch? –