42.195, für einen Läufer ist diese Zahl so vertraut wie dem Mathematiker die Kreiszahl π, oder dem O die 2. In der Läuferwelt dreht sich alles um diese Zahl. Jeder Läufer möchte sie irgendwann mal knacken, die 42,195km des Marathons, oder zumindest die Hälfte, ein Halbmarathon sollte es schon sein. Ganz emsige schießen auch übers Ziel hinaus und laufen gleich zwei Marathons und mehr am Stück. Aber für die große Masse ist der Marathon das große Ziel.

Hat man das Ziel einmal erreicht, hören die meisten nicht auf mit dem Schmarrn, sondern rennen einfach weiter.  Neue Herausforderungen werden gesucht, unter Tage im Bergwerk  oder im Elbtunnel wird gelaufen, andere gehen für einen halben Tag ins Gefängnis und drehen gemeinsam mit den Insassen Ihre Runden. Ganz ambitionierte rennen in der Schweiz 42km den Berg hoch.

Ebenso wie die Location, lassen sich Jahreszeiten und Klima austauschen, so gibt es zu jeder Jahreszeit (auch im Winter) Marathons. Wem der hiesige Sommer zu kalt bzw. der Winter zu warm ist, der rennt kurzerhand  beim Marathon des Sables durch die Wüste ober eben durchs Eis beim Baikal Marathon.

Die Veranstaltungen haben eins gemeinsam, die  Teilnehmer mache das alles nur aus Spaß, behaupten jedenfalls alle.

In diesen Reigen der Spaßläufe reiht sich nahtlos unser kleiner

Bestzeit! Marathon!

 

ein, den wir am kommenden Wochenende in München, zu extremer Zeit, bei extremer Kälte und  extremer Dunkelheit  laufen wollen.

Der Start erfolgt in der Nacht vom 27. auf den 28. Oktober genau um 0:00 Uhr.  Als besonderes Geschenk, erhält jeder Läufer, der den Marathon in über 3 Stunden läuft, eine Stunde geschenkt.

Na, ist das nicht großzügig?

Wer hat denn schon Zeit zu verschenken?

Wir! Und wir schenken Euch in der Nacht der Zeitumstellung eine Stunde, wer möchte da schon im Bett liegen und dieses Geschenk verschlafen?

Na, na? Kribbelt es schon in den Beinen?

Weitere Infos gibt‘s auf www.bestzeitmarathon.de. Interessierte bitte eine Mail, mit Name und Jahrgang (für die Urkunde) an info@bestzeitmarathon.de senden, damit wir uns ein bisschen einstellen können. Weitere Infos  über Ablauf  und  Ort erhaltet Ihr dann per Mail.

Für Eure Planung  noch ganz hilfreich, wir werden aller Voraussicht nach im Ostpark laufen.

Nach Berlin, wollte ich eigentlich NIEMALS mehr einen Marathon laufen, aber wenn ich mir anschaue wie Chief-Balla, der alte Technik-Fuchs, sich ins Zeug legt um eine professionelle Zeit- und Rundenmessung zu realisieren, kann ich gar nicht anders als auch mit zu laufen, ist ja auch nur zum Spaß…

Was war das für ein geniales Marathon Wochenende in München! Klasse! Sensationelles Laufwetter, ich bin noch ganz benommen… Ward mir doch vor zwei Wochen, das Glücksgefühl beim Zieleinlauf des Berlin Marathons verwehrt geblieben, so bin ich heute regelrecht trunken vor Glück, und  suhle mich in Selbstzufriedenheit.

Beim 10er anlässlich des München Marathons hatte ich mir nix großartiges vorgenommen, außer vielleicht unter 50 Minuten zu bleiben,  aber das scheint ja mein Geheimnis zu sein. Nix vornehmen, um dann ganz unbeschwert, ordentlich einen raushauen. Es wurde keine Bestzeit, aber zwei Wochen nach dem Marathon wäre das auch zu vermessen gewesen.

Vor dem Start traf ich in den vorderen Reihen @GUracell aus Österreich, eigentlich war ich auf der Suche nach @Jensandmie, den ich bei der Kleiderbeutelabgabe verpasst hatte. Ich erkannte @GUracell sofort, praktisch, diese #Twitterlauftreff -Shirts. Nach einer kurzen Unterhaltung mit @GUracell sortierte ich mich etwas weiter hinten im Startblock ein.

Der Starschuss fällt und das Feld setzt sich in Bewegung. Wie immer sind die ersten hundert Meter etwas eng. Ich verfluche mich innerlich, weshalb ich  nicht  in den vorderen Reihen geblieben bin. Jetzt bin ich hier am Lieschen Müller  umkurven. Beim ersten Kilometer steht die Pace bei 4:40, aber was ist das? Die Entfernungsangabe des Garmins zeigt schon km 3

– ???-

Mist, ich Trottel habe vergessen den Garmin nach dem Warmlaufen zurück zu setzen. Naja, ist ja auch egal, die Jungs von MikaTiming sind ja da, da brauche ich mir um die korrekte Zeiterfassung keine Sorgen zu machen.

Weiter geht’s. Die Kilometer laufen so dahin, ab km 3 fängt das linke Schienbein (welches auch sonst)  an zu schmerzen. –Ha! Das sollen Schmerzen sein? Da lach ich ja! In Berlin, ja, das waren Schmerzen,  richtig dolle Schmerzen, aber das hier, das ist ja Kindergeburtstag. -Abphü!-  Ich ignoriere den Schmerz, und laufe einfach weiter. Man kommt auf die Leopoldstraße, es geht Richtung Siegestor, kurz vor dem Odeonsplatz ist die Wende, dann geht es wieder die Leopoldstraße  zurück in Richtung Münchner Freiheit. Bei km 5 werden Snacks gereicht, aber ich laufe trocken durch, ich mache ja heute nur den Bambinilauf, da brauchts keine Häppchen zwischendurch. Ich versuche konstant meinen Schnitt zu halten, das gelingt auch erstaunlich gut.  Geplant hatte ich  ursprünglich mit einer 4:45 zu starten um dann zu sehen wie es so läuft.  Die ersten Kilometer lief ich in  4:40, und hey, es fühlte sich gut an. Also, hielt ich den Schnitt und schaute wie weit ich damit komme.

Bei Kilometer sieben stelle ich fest, dass mein MP3-Player überhaupt nicht läuft. Und ich laufe IMMER mit Musik, außer ich bin in Begleitung. –Mensch, heut bin ich ja überhaupt nicht bei der Sache-. Erst den Garmin nicht zurück gesetzt, dann die Musikbox nicht angeworfen… Wo habe ich heute bloß meinen Kopf, was kommt da sonst noch?

Auf dem Weg zurück zum Olympiastadion passiert man  nochmals den Startbereich bei km acht. Hier ist man bereits am Abbauen. Die Bühne für die Musikanten wird demontiert und die Werbebanner werden von den Absperrgittern entfernt. Irgendwie hat man das Gefühl man gehöre zur Nachhut. Das Publikum hat sich auch längst in den Olympiapark und ins Stadion zurück gezogen. Und dabei werden die Marathonläufer hier frühestens in einer Stunde erwartet, wie die sich dann erst fühlen werden? Ich finde, das ist der schlimmste Abschnitt beim München Marathon. Der Bereich vom Nordbad, die Schwere-Reiter Straße entlagen, die Ackermannstaße bis hin zum Eingang des Olympiaparks. Hier ist nur wenig los.  Und gerade hier könnten die  Marathonis am dringensten Unterstützung gebrauchen. Jedenfalls habe ich das letztes Jahr so empfunden.

Gedanklich zähle ich die Kilometer bis km 9 runter, dann will ich mal wieder die –timekiller- Rakete zünden. 1200 Meter vor dem Ziel, vor den Toren des Olympiastadions steht ein Moderator und gibt letzte Tipps über Lautsprecher. Es läuft laute Musik,  ich ziehe an, jetzt will ich es wissen. Ich sammle Läufer um Läufer ein. Ich biege in das Olympiastadion ein, durch den Disko-Tunnel geht’s ins Stadion. Die Fotografen, habe Ihre Arbeit aufgenommen –blitz-blitz-blitz-.  Im Stadion hätte ich eigentlich die Tartanbahn erwartet, doch dort wo früher die Tartanbahn war, wartet nun grauer Asphalt, der Rennbelag der DTM. Na, dann wollen wir halt auch noch den Turbo hinzu schalten. Die Stadionrunde führt um einen Kunstrasenplatz, auf den letzten 200 Metern wurde die Tartanbahn dann doch noch aus braunem Kunstrasen nachgebildet. Es ist, als laufe man auf einem Flokati, auf einem dicken Flokati!  Jetzt bloß nicht stürzen…

Mit 46:51 gehe ich über die Ziellinie. Hach, das war ein guter Lauf. Keine Bestzeit, aber ich konnte die gesamte Strecke das Tempo kontrollieren, und das ist nicht immer so bei mir. Das fühlt sich gut an.  Ich bin zufrieden. Im Ziel treffe ich Henrik, der für die RunningCompany Fotos macht. Wir unterhalten uns kurz, doch ich habe wenig Zeit, ich muss weiter. Ich hole mir noch schnell  ein Getränk und schon verlasse ich die Münchner Salatschüssel wieder. Ich muss nach Hause. Meine Tochter muss pünktlich um 12:30 Uhr in Obersendling zur Ballettprobe erscheinnen, sonst gibt‘s Mecker.

Nach der Kleiderabgabe gehe ich zu meinem Fahrrad. Naja, eigentlich ist es ja nicht mein Fahrrad, sondern das Rad meiner Frau, mein alter Klepper glänzte heute früh mit einem Platten, deshalb war ich auch zu dem geplanten Treffen mit @jensandmie zu spät gekommen.  Mit dem Rad meiner Frau gibt es nur ein Problem,  wir haben da keinen Schlüssel mehr für das Speichenschloß, den hat die Gattin dieses Jahr auf dem Tollwood verloren, und für das neue Bügelschloß habe ich keinen Schlüssel. Der Schlüssel ist übers Wochenende in Istanbul, zusammen mit meiner Frau. Ich habe daraufhin das Fahrrad einfach so genommen, und drauf gebaut, dass das jetzt schon keiner klauen wird. Am Olympiastadion habe ich das Fahrrad einfach zu einer Gruppen von Fahrrädern gestellt, die alle wesentlich moderner und besser aussehen, als das Modell meiner Frau.

Wie ich jetzt zu dem Fahrrad komme sind die anderen Fahrräder weg. Nur meines steht noch da. Und!  Es ist ABGESCHLOSSEN -!!!-

-?!?-

Hä, habe ich etwa im Reflex…, nein, ich,  NIE .. Aber wer macht denn sowas? Einfach fremde Räder abschließen….

-Hargl, @#!%!!!-

Dreck, Dreck, Dreck, irgendwas ist aber auch immer. Verzweifelt rüttle ich an dem Bügel. Wir hatten seinerzeit das Fahrrad stehen lassen und  es des Nachts mit dem Auto abgeholt, um dann, auf heimischen Boden mit Hilfe einer Grillgabel als Dietrich das Schloss zu öffnen. Jetzt habe ich natürlich gerade keine Grillgabel zur Hand…

Es hilft nix. Ich muss laufen. Ich muss spätestens um 12:00 Uhr zu hause sein, sonst fällt mein Zeitplan in sich zusammen. Vom Olympiastadion zur Homebase sind es genau 3km, und jetzt ist es  11:45 Uhr. Man muss kein mathematisches Genie sein, um die Pace zu errechnen, die ich jetzt anschlagen muss um im Zeitplan zu bleiben.

Laufschuhe habe ich ja noch an, die Bändel der Kleidertasche werden zusammengezurrt und los geht’s. Timekiller in Action!

Ich bin die Strecke weiß Gott schon hunderte Male gelaufen, aber noch nie so schnell, und vorallem nicht mit einem Kleiderbeutel auf dem Rücken, der mit den Wärmeklamotten und einer Wasserflasche vollgestopft ist, und wie blöd auf dem Rücken rumwackelt.  Die zwei roten Fußgängerampeln auf meinem Weg ignoriere ich diesmal ausnahmsweise, und so gehe ich um 12:01 ein zweites Mal für heute über eine Ziellinie.

Ich scheuche meine Tochter ins Auto, die natürlich noch nicht fertig war, und ziehe mir selbst ein frisches Shirt aus meinem  Wechselbeutel über. Mit einer Flasche Wasser bewaffnet, die ich jetzt dringend brauche, setze ich mich ins Auto und fahre quer durch München von Moosach nach Obersendling. Zum Glück kreuzt die Marathonstrecke nicht meine Route, sonst hätte ich ein richtiges Problem. Der Verkehr, die Ampeln, und die anderen Verkehrsteilnehmer sind milde gestimmt und so kann ich die Tochter um 12:28 pünktlich zur anstehenden Generalprobe abliefern.

-Puh !!!-

So, und jetzt? Ich blicke auf die Uhr. Ich könnte um 13:00 Uhr wieder am Olympiastadion sein, die Elite, die Sub3 Läufer, habe ich zwar verpasst, aber jetzt kommt das normale Volk, die haben jede Unterstützung verdient. Ich parke mein Auto bei der Bundeswehrverwaltung am Rande des Olympiaparks und begebe mich zu Kilometer 41, dort wo der Moderator die Läufer auf Ihren letzten Metern anfeuert. Hier läuft auch Musik, da kann man es aushalten.

Auf dem Handy checke ich die Position von Frank von TrackMyRun. Nach seiner letzten Zwischenzeit bei km32 wird seine Zielzeit mit 13:30 Uhr prognostiziert, das wären 3:30h. Der Hammer, der Junge ist gut unterwegs. Ich stelle mich an die Strecke und feuere die Läufer an.  Leider sind die Namen, die auf die Startnummern gedruckt sind so klein, dass ich Blindfisch diese  erst lesen kann wenn der Läufer eigentlich schon an mir vorbei ist. Ein persönliches ansprechen ist damit  nicht möglich. In Berlin fand ich das ganz nett, wenn mir einer meinen Namen zu gerufen hat. OK, meinen Namen kenne ich im Grunde, aber trotzdem motiviert es mehr, wenn einer ruft, „Los -timekiller-, du packst das“ oder sowas eben.

Zwischendurch checke ich immer wieder das Handy, um die Zwischenzeit bei der 40km Marke von Frank abzurufen, aber die Zwischenzeit kommt und kommt nicht. Ich vermute ein technisches Problem mit der Echtzeitübermittlung der Ergebnisse. Langsam würde es Zeit werden. Ich hatte mir vorgenommen, Frank laufend bis zum Marathontor zu begleiten, vielleicht kann ich Ihn ja auf den letzten Metern noch ein bisschen ziehen. Im Stadion läuft er das dann vollends alleine.

Aus dem Nichts spricht mich plötzlich eine junge Frau an. Erstaunt blicke ich von meinem Handy auf. Das passiert mir jetzt nicht soooo häufig. Ich bin verwirrt, die Letzte die das gewagt hat, ist jetzt mit mir verheiratet.

„Hey, Du bist doch der –timekiller-?“ Ah, und dann auch noch eine Insiderin, eine Läuferin? Ich scanne meine Facebook Freundschaften,  Mensch das könnte doch …

„Ich bin Sarah Emily“.

-Ja, natürlich!- Spontan umarme ich Sie. „Wir stehen da drüben und feuern 100 irische Polizisten an“

-Ah, ja!? Ich hingegen warte nur auf Frank, der muss hier gleich durchkommen, ist schon überfällig, hoffentlich ist dem nix passiert.-

Ich halte noch meine Position direkt am 41er Schild, aber Frank kommt nicht. Habe ich Ihn doch verpasst? Wahrscheinlich, als ich gerade seinen Status auf dem Handy gecheckt hab, anstatt auf die Läufer zu achten. Mist!

Ich gehe zu Sarah rüber und wir feuern gemeinsam die irischen Polizisten an, und wir unterhalten uns nett über virtuelle und reale Laufkollegen und über dies und das, und über den Plan von Sarah, nächstes Jahr vielleicht doch auch wieder beim München Marathon mitlaufen zu wollen. Ein guter Plan!

Gegen 14:30 Uhr verabschiedet Sie sich, es geht zu Ihrer anderen  großen Leidenschaft, dem Eishockey des EHC Red Bull München.

Ich hingegen bleibe noch am Straßenrand stehen, und feuere weiterhin die angehenden Marathonis an, unter die sich nun zunehmend auch die Halbmarathonis gemischt haben, die um 13 Uhr vom Effnerplatz gestartet waren.

Gegen 15:30 verlasse  dann auch ich meinen Posten, es wird Zeit zu duschen.

Und danach geht’s mit der Grillgabel zurück zum Olympiastadion.

Kaum rennt man unter Schmerzen 42 Kilometer durch eine fremde Stadt, schon gehen die Besucherzahlen auf meinem Blog durch die Decke. Wenn das nur nicht so weh tun würde, würde ich das ja öfters machen. Apropos Schmerzen. Ich habe keine! Klingt seltsam, ist aber so.

Direkt nach dem Marathon bin ich zwar noch ziemlich wackelig durch den Tiergarten gehumpelt, aber schon am Montag früh ging es mir wieder blendend.  OK, die Knie spürte ich schon beim Treppen steigen, aber das ist auch alles.

Oberschenkel – nix

Achillessehne –nix

Ich muss ein anatomisches Wunder sein. Liegt vielleicht auch daran, dass am Sonntag meine Scherzzentrale komplett ausgebrannt ist. Vielleicht habe ich ja noch Schmerzen, ich spür nur nix mehr, weil keiner mehr da ist, der den Schmerz meldet.

Wurde mein Köper während einer Pervormance von Pussy Riot (Ortgruppe Berlin) ausgetauscht?

Oder aber, mein Körper wurde über Nacht vertauscht. Einfach so. Gut, ich sehe noch immer genauso (gut) aus,  nur habe ich eben keine Schmerzen mehr. Und! Mein neuer Körper wiegt jetzt 3 kg weniger.

-!?!-

Ich laufe jetzt seit 5 Jahren. Und ich habe noch NIE abgenommen. Habe ich ja auch nicht nötig. Vor dem Marathon brachte ich noch 75 kg auf die Waage und jetzt sind es 3 kg weniger. Ein Indiz dafür dass meine Theorie stimmen muss. Der arme Kerl, der jetzt in meinem abgewrackten Körper steckt, thiiiii!

Am Sonntagnachmittag hatte ich mir schon die abenteuerlichsten Ausreden einfallen lassen, um meinen Geschäftstermin am Montag früh um 9:00 Uhr in Treptow irgendwie absagen zu können. Aber es ging mir am Montagmorgen einfach ausgezeichnet. So, habe ich den Termin wahrgenommen, habe mich zwei Stunden wichtig gemacht und kann jetzt unser Luxusappartement sowie die Fahrtkosten über die Firma abrechen. Hach, manchmal schlagen einfach meine schwäbischen Gene durch.

-Woisch, da ka i gar nix mache, gell! –

Und sonst? Nachdem ich letztes Jahr nach dem Marathon ein paar Wochen in einem rosa Kuckucksheim wohnte und enorme Energie verspürte und einfach glücklich war. Fühle ich mich heuer zwar gut, aber das ist auch alles. Ein weiteres Indiz!? Meine Frau traut dem Frieden zwar noch nicht und lässt mich vorsorglich vorerst nicht alleine einkaufen. Sonst schleppe ich, nach meinen Spontankauf von letztem Jahr (eine Gitarre), diesmal ein Schlagzeug an. Das wollte ich nämlich auch schon immer mal lernen. Aber ich glaub das  spar ich mir auf, bis ich die 3:45 geknackt habe, und das kann dauern,  vor allem mit dem neuen Körper.

Mein neuer Körper hieß früher offenbar Josef Steiner und machte in Steigtechnik - die Ähnlichkeit ist verblüffend -

Selbst die überteuerten Marathon Fotos lassen mich diesmal kalt. Gut, die Fotografen hatten wohl ein einsehen,  so gibt es  nur zwei Fotos auf der Zielgeraden von mir. Man könnte gerade meinen ich wäre nur die letzten 300 Meter vom Brandenburger Tor bis ins Ziel gelaufen.

Ansonsten macht sich eine große Leere breit. Derzeit sind keine weiteren sportlichen Ziele in Sicht, die Saison ist rum.  Zeit für eine Analyse.

Eine 3:45 wäre durchaus machbar gewesen, aber mehrere Faktoren verhinderten dies.

Zum einen habe ich die Menschenmenge unter- und mich überschätzt. Nachdem mein Debüt im letzen Jahr so gut gelaufen ist, und ich auf Anhieb die vier Stunden geknackt habe, habe ich etwas den Respekt vor der Strecke verloren. Sowas rächt sich eben.  Ein Marathon ist ein Marathon, und ist nicht einfach so wiederholbar, jedenfalls für mich nicht, wie sich gezeigt hat.

Auch hatte ich den Marathon nie als meinen einzigen Saisonhöhepunkt angesehen. So gesehen hatte ich drei sportliche Höhepunkte in diesem Jahr. Der Abstand zwischen diesen Events war etwas knapp, sodaß ich recht spät erst in die Marathon Vorbereitung einsteigen konnte. Der Triathlon im Juli über die Olympische Distanz war genial, und die Teilnahme möchte ich auch nicht missen, auch das Starnbergersee Schwimmen im August war super, allein was man da über Musik lernt ;-).  Allerdings hätte ich mich zu dem Zeitpunkt schon mehr auf den Marathon konzentrieren müssen.  Die langen Einheiten sind dieses Jahr aufgrund der netten Begleitung zwar besser gelaufen, wenn auch unter Schmerzen, aber ich habe den Fehler gemacht, dass ich zwischen den langen Kanten zu wenig Pause gemacht habe. So bin ich in den letzten 4 Wochen vor dem Marathon jedes Wochenende einen 30er bzw. 35er gelaufen und am Schluss noch den Halbmarathon am Tegernsee dran gehängt. Vielleicht war das zu viel, bzw. zu kompakt? Ja, ich weiß, es gibt Kandidaten, die laufen wesentlich mehr, aber  wenn ich mir meine Monatsstatistik ansehe, dann bin ich im September soviel wie noch nie zuvor in einem Monat gelaufen.  Ich denke zu einem großen Teil rührten die Schmerzen am Sonntag  von einer klassischen Überlastung her.

Monatslaufleitung

Das muss ich das nächste Mal anders machen. Ist halt immer schwierig, Trainingsplan, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen.  Es bringt halt wenig, wenn man seinen Trainingsplan ständig umwirft und Einheiten tauscht. Bei der Erstellung eines solchen Plans hat sich ja sicher jemand was dabei gedacht. Aber es geht halt oft nicht anders. Ich bin ja nicht umsonst der –timekiller- denn die Zeit ist einfach immer mein härtester Gegner. Da muss man manchmal einfach flexibel sein, was sich dann eben auch in der sportlichen Leistung niederschlägt.

Hab ich was draus gelernt? Ja, aber ob ich es abstellen kann ist fraglich. Ich habe einfach zu viel Spaß an Wettkämpfen, da ist mir ein Jahreshöhepunkt einfach zu wenig. Ich möchte weiterhin gerne pro Jahr mindestens ein Triathlon machen, und auch das Langsteckenschwimmen hat mir sehr großen Spaß gemacht. Und  Marathon? Mal sehen ob es da einen dritten Anlauf gibt.

So klappts dann vielleicht auch mit der 3:45

Apropos Marathon, da lauert ja doch schon das nächste Projekt.

Der BestzeitMarathon!

Noch nix davon gehört? Hier gibt’s mehr Infos. Da packe ich dann auch die 3:45 und dann kommt die Schießbude in den Keller 🙂

Macht laufen vergesslich? Steigt durch exzessives Laufen das Risiko an Alzheimer zu erkranken? Ich glaube ja, und ich bin der lebende Beweis dafür.

Die Qualen des ersten Marathons im vergangen Jahr  sind längst vergessen, so werden recht überheblich neue Ziele gesteckt. In 3:45 sollte der nächste Marathon bewältigt werden, und das in Berlin. Alle sagen, Berlin ist super, Berlin hat eine schnelle Strecke, da trägt Dich die Begeisterung der Zuschauer förmlich ins Ziel, so hieß es.

-Alles Lüge! Man muß selber laufen.-

Bereits während meiner Vorbereitung zeigte sich, dass das Unternehmen doch nicht so ganz einfach werden wird. An den lagen Einheiten hatte ich ziemlich zu knacken. Und ein Marathon beginnt halt erst ab km30. Zu diesem Zeitpunkt war ich im Training mit meinen geschunden Knochen eigentlich schon immer komplett am Ende.  Kleinlaut korrigierte ich meine Ziele. Aber zumindest schneller als im letzten Jahr sollte es werden, und sub 4h ja sowieso. Beim letzten Lauf vor Berlin konnte ich am Tegernsee dann auch  noch etwas Selbstvertrauen tanken und fuhr mit einem guten Gefühl nach Berlin. Vielleicht ist ja doch mehr drin…

Berlin ist ja auch ohne Marathon eine Reise wert, so bin ich mit Gattin, bereits am Freitag angereist, damit ich auch ein bisschen was von Berlin habe.

Der Marathon wird die Verkehrssituation übers Wochenende nicht verbessern...

Am Samstagnachmittag starteten im Tiergarten die Skater auf die Marathonstrecke. Bei der Gelegenheit begutachte ich den Startbereich auf der Straße des 17. Juni, und war von den  Dimensionen sehr beeindruckt.  Von der Startline aus  ging ich Richtung Brandenburger Tor, die Startblöcke A, B, C, D sind noch relativ klein. Der Bereich E und F wird dann schon größer. Mein Startblock G, scheint überhaupt kein Ende nehmen zu wollen. Und danach kommt nur noch der Startblock H mit den Powerwalkern am Ende.  Erschreckend, wenn einem so die eigene Leistungsklasse aufgezeigt wird.

–Du bist einer von Zehntausenden, und Du stehst ganz hinten-

 

Ruhe vor dem Sturm...

Samstag früh gings zeitig mit dem Fahrrad zum Tiergarten, da ich bei 41.000 Startern mit einem mittelgroßen Chaos bei der Anreise, bzw.  bei der Kleiderbeutel Abgabe gerechnet habe. Aber das war alles perfekt organisiert. Wirklich, da muss ich dem Veranstalter ein großes Lob aussprechen. Die Organisation war perfekt.

Ich laufe mich ein bisschen ein, damit mein Fahrwerk auf Temperatur kommt und sortiere mich dann im Startblock G ein.

Um 9:00 Uhr werden die Profis gestartet. Zehn Minuten später ist der Startblock F und G dran. Währen der Startblock langsam an die Ziellinie vorrückt, verschwinde ich nochmal kurz aufs Dixi – die Nervosität-

Als ich wieder an die frische Luft trete, ist der Startblock fast komplett an mir vorbei gezogen. Ich laufe an der Seite nach vorne um nicht ganz von hinten starten zu müssen.  Ich denke der Dixi Ausflug war einer meiner ersten Fehler, den ich am Sonntag gemacht habe, aber da sollte ich ja nicht der einzige gewesen sein.

Um 9:14 starte ich offiziell ins Rennen. Auf den ersten Kilometern bin ich total beeindruckt von der Atmosphäre die an der Strecke herrscht und mir fällt  gar nicht auf, daß ich gar nicht recht vom Fleck komme.

Die Werte die mein Garmin für die ersten Kilometer anzeigt  sind im Grunde nicht schlecht, aber die Realität sieht anders aus, nur das bemerkte ich erst in der Nachbetrachtung.

Es ist extrem voll,  im Zickzack geht’s durch die Meute. Von der blauen Ideal-Linie, die sich durch ganz Berlin schlängelt, bin ich Meilen entfernt. So wundert es nicht, dass mein Garmin die Kilometer immer früher abpiepst. Am Ende waren es 800 Meter, die ich mehr auf der Uhr hatte, und die hatte ich alle auf der ersten Hälfte des Marathons gesammelt.

Masse Läuft

Ein stückweit laufe ich sogar auf dem Gehweg, weil auf der Straße kein Durchkommen ist. Plötzlich fällt mir ein älterer Italiener wie ein Käfer vor die Füße, er ist an den unebenen Gehwegplatten, die so typisch für Berlin sind, hängen geblieben. Ich fasse Ihn unter die Schultern und helfe ihm wieder auf, frage ob alles in Ordnung ist.  „Io sto  bene, grazie“. Ich sortiere mich wieder auf der Straße ein, nicht dass ich der nächste bin, der auf der Nase liegt.

Die erste Verpflegungsstelle kommt, ich bin erstaunt wie viele schon nach 6 km zum Catering gehen. Der Lindwurm kommt ins Stocken und die Sekunden verrinnen. Es geht durch ein Meer an Plastikbechern, das hört sich an, als laufe man durch Cornflakes.

Die nächste Engstelle kommt in der Friedrichstraße, hier wird die Strecke etwas enger, was zur Folge hat, dass sich das Läuferfeld erneut staut. Ein Rollstuhlfahrer, der auf dem Abschnitt entgegen kommt, macht die Situation nicht gerade besser.

Im Schmerzzentrum geht zu dem Zeitpunkt die erste Warnleute an. Die linke Achillessehne meldet ein Problem. Seit letztem Dienstag macht diese sich gelegentlich mit leichtem Druck bemerkbar. Aus dem Grund habe ich auch in der Woche vor dem Marathon die Beine etwas ruhiger gehalten und bin am Freitag und Samstag  überhaupt nicht mehr gelaufen. Schließlich ist ja Tapering angesagt.  Ich will mal hoffen, dass das jetzt nicht schlimmer wird. Schließlich werde ich ja später dann noch genug mit Lolek und Bolek, also dem linken Oberschenkel und dem Knie zu tun haben.

Die Durchgangsmatte bei km 10 überlaufe ich mit einer 55:41, dass ich zu langsam bin, realisiere ich auch jetzt noch nicht, schließlich sind die Splitts, die mein Garmin anzeigt ja noch ganz in Ordnung.

Am Straußberger Platz bei km 12, nehme ich mir die Zeit und laufe bei der Umrundung des Rondells  gaaaaanz außen, um mir die nötige Anerkennung und Anfeuerung von Freunden abzuholen die hier stehen wollten.   Taten sie aber nicht. Später erfahre ich, dass meine EX-Freunde zu dem Zeitpunkt noch in den Betten lagen. Ist am Samstagabend dann doch später geworden.

Die Spitze hat mich längst abgehängt...

Bei Kilometer 14 nehme ich mein erstes Gel, um dann bei der nächsten Wasserstelle  mit Wasser etwas nach  zu spülen. Bisher habe ich versucht  die Verpflegungsstellen bei km 5, 9 und 12 weiträumig zu umlaufen,  diesmal muss ich aber in den Nahkampf an die Theke, und ich bezahle mit weiteren wertvollen Sekunden.

Ich ergattere einen Becher Wasser und schnorchle diesen mit dem  eigens dafür mitgeführten Trinkhalm.

Meine Splits werden besser, langsam nähere ich mich  dem Bereich in dem ich  eigentlich laufen sollte. Ich genieße die Atmosphäre die rundherum an der  Strecke herrscht, es gibt kaum ein Abschnitt an dem Niemand steht und die Läufer anfeuert. Die  Musikgruppen an der Strecke sind der Hammer, rund 90 soll es davon geben. Bei manchen würde man am liebsten stehen bleiben und zuhören. Am besten hat mir eine Trommler Gruppe gefallen, die in einer langen Unterführung standen und im Stile von „we will rock you“ getrommelt haben während alle Läufer dazu im Takt  aus vollem Halse  „YEAH“ riefen und gleichzeitig beide Hände in die Höhe rissen.

-Genial-

Aber die Freude währt nicht lange, bei km 18 geht der nächste Alarm in der Schmerzzentrale ein.  Die Achillessehne macht jetzt ernst und wechselt Ihren Status von Orange auf Rot, das ganze wird mit einem heftigen ziehen unterstrichen.  Wenig später bekomme ich bei km 20 die Quittung, ich kann das Tempo nicht mehr halten und werde wieder langsamer.

Mit einer Zwischenzeit von 1:57:08 zum Halbmarathon kapiert auch der blödeste, dass das mit einer geplanten 3:50 nix mehr werden kann. Bei mir dauert es etwas länger bis ich mit meinen blutleeren Synapsen das soeben erlaufene Ergebnis verdopple.  Bei km 23 ist es amtlich, das Rechenzentrum hat die Hochrechnung bestätigt; das wird nix. Wo habe ich nur die Zeit liegen lassen?

Für eine Analyse bleibt keine Zeit, denn in der Schmerzmeldezentrale geht ein weiterer Notruf ein. Der linke Oberschenkel vermeldet einen Kabelbrand. In der Zentrale bricht Hektik aus. Man versucht den Oberschenkel zu stabilisieren, das geht aber auf Kosten der Pace. Die Adrenalinausschüttung wird hoch gefahren um den Schmerz zu löschen. Der Laufstil wird aber zunehmend unrunder.

Wenig später macht der Druckanstieg im linken Knies das Chaos in der Zentrale komplett.

Ein Notfallplan wird kurzerhand aus der Schublade gezogen. Linderung durch Schmerzverlagerung, heißt der Plan.  Zur Ablenkung werden willige Passanten und Kinderhände abgeklatscht bis die Handflächen brennen.

Das lenkt zwar ab, aber meine Linke Seite steht weiterhin in hellen Flammen.  Bei der Timekillerproduktion, ist offenbar für die  linke Seite, ausschließlich minderwertiger Schrott verbaut worden.

Bei km 27 werden Gel-Tütchen gereicht. Auf dem folgendem Kilometer  bis zum „wilden Eber“ bekommt man daraufhin kaum seine Beine vom Boden. Alles klebt.

Die  Stimmung am „wilden Eber“, einer der Höhepunkte der Strecke, kann ich gar nicht mehr so richtig aufnehmen. Ich befinde mich längst in einem Tunnel aus Schmerz und Adrenalin, die äußeren Eindrücke dringen nur noch durch einen Nebel zu mir durch.  Durchhalteparolen werden wie ein Mantra immer und immer wieder wiederholt. Zum Glück habe ich meine Frau bei km 36 positioniert. Zumindest bis dahin möchte ich durchhalten. Wehe, die liegt auch noch im Bett, Sie war ja am Vorabend auch mit den Freunden vom Straußberger Platz unterwegs.

Bei Kilometer 32 reißt mich eine Textbotschaft auf einer Videoleinwand  aus meiner Lethargie.

Als ich über eine Zeitmatte gehe, erscheint auf einer großen Videoleinwand gegenüber die Botschaft:

„Timekiller, Zeit für den Zielsprint“

Ja, wie geil ist das denn.  Ich spüre förmlich wie neue Energie durch mich strömt.  Ich werde heute keine Bestzeit mehr abliefern, aber jetzt möchte ich zumindest  finishen.  Die nächsten Kilometer verbringe ich damit zu überlegen wer mir diese Botschaft geschickt haben könnte. Dann zähle ich nur noch die Kilometer bis zu km 36 runter.

Bei  km 35 (und 25) nehme ich ein weiteres Gel aus meinem Gürtel, danach geht es jeweils  in die Schlacht an der Getränketheke.  Ein Wasserloch verpasse ich, weil ich das Gewühl am Anfang umgehen wollte, und dann ist die Theke auch schon vorbei. Und jetzt? Etwa zurück gehen?

-NIEMALS-

War Erich Honecker eigentlich Marathon-Läufer? War von Ihm nicht das Zitat „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“

Am Ku-Dam angekommen ist das Läuferfeld endlich soweit auseinandergefallen, dass man ohne Schlangenlinien Laufen könnte. Aber an Überholen ist in meinem Zustand nicht mehr zu denken. Ich muss schauen, dass ich nicht selbst zum Verkehrshindernis werde.

Kurz hinter 36 Kilometer entdecke ich meine Frau und hole mir meine verdiente Streicheleinheit ab, soviel Zeit muss sein.

Hol mich hier raus...

Jetzt sind es „nur“ noch sechs Kilometer, versuche ich mich zu motivieren.

Auch die Zuschauer an der Strecke versuchen  zu Motivieren. Sie halten dazu selbst gebastelte Transparente in die Höhe.

„Quäl Dich, Rainer“

„Katrin, keiner hat gesagt es wird leicht“

„Papa, Du wolltest es so“

„Lauf die Sau“

Mein Absoluter Favorit aber ist:

„heul doch“

Ja, innerlich weine ich längst… Alle haben mir für den Marathon viel Spaß gewünscht. Nein, ich bin ehrlich, Spaß macht  das momentan nicht. Vielleicht bis km 15, aber jetzt? Spaß? Dass ich nicht lache. Was für eine bescheuerte Idee, 42 Kilometer durch eine Stadt zu rennen.  Gestern, die Skater, ja, das sah nach Spaß aus, aber das hier… Ich will  jetzt auch Rollen haben.

So geht Spaß...

Am Gendarmenmarkt bei Kilometer 40 keimt Hoffnung auf, den Rest  nun doch auch noch zu schaffen.  Hinter jeder Wegbiegung  vermute ich nun das  Brandenburger Tor zu sehen, aber es dauert noch verdammt lange bis ich endlich auf die Zielgerade einbiegen darf.

Ein Moderator ruft  „nur noch ein Kilometer bis ins Ziel“, ich schiele auf die Uhr: 3:55

-Arghh, das wird eine total enge Kiste-

Ich mobilisiere die letzten Kräfte, pfeife auf die Schmerzen und gebe das letzte was der geschundene Körper noch zu leisten vermag.  Ich renne durch das Brandenburger Tor, eigentlich wollte ich diesen Abschnitt genießen, aber dazu habe ich jetzt keine Zeit. Ich habe einen Marathon zu finishen und zwar  SUB 4h.

Die Erlösung ist nah...

Nach dem Tor  habe ich freie Sicht auf das Ziel.

–Oh Gott, ist das noch weit-.

300 endlose lange Meter.  Ich gebe alles.  In der Schmerzzentrale ist alles wild am Blinken und Piepsen, Funken sprühen aus den Armaturen …

Mit 3:59:12 gehe ich über die Ziellinie und ich bin…

…froh, dass es rum ist. Das mache ich nie wieder schießt es mir durch den Kopf.

Nach der Ziellinie möchte ich mich eigentlich sofort  hinlegen. Aber es ist kein Platz. Über Lautsprecher werden die Finisher aufgefordert langsam weiter zu gehen. –Ich will jetzt nicht mehr gehen, ich bin 42 km gelaufen, jetzt ist Schluss-. Ich spiele mit dem Gedanke einfach zu kollabieren, dann würde  ich davongetragen werden und würde eine erstklassige Zielverpflegung bekommen, vieleicht sogar intravenös.  Eine leckere Ringer Lactat…

Stattdessen legt man mir eine Plane um, und  hängt mir meine Finisher Medaille um.

Was zu trinken wäre jetzt ganz schön! Aber es sollte noch etwas dauern bis ich zur Zielverpflegung weiter geschleust worden bin.  In der Verzweiflung reiße ich das letzte Gel vom Gürtel und schlürfe dieses aus.  Das gibt mir die nötige Kraft um beim Erdinger Stand zwei Weißbier zu ergattern und mit  einer Tüte Zielverpflegung  auf der Wiese vor dem Reichstag ein freies Plätzchen zu suchen.

Die Tüte mit der Zielverpflegung ist etwas mager.  Eine Banane, ein Apfel, ein Milchbrötchen, Kekse und ein Tetrapack Wasser.  Nix Salziges. Und dafür bin ich jetzt so weit gelaufen?  Während ich die Banane mampfe, fällt mein Blick auf meine Waden. Diese scheinen ein Eigenleben zu entwickeln. Irgendwas arbeitet da unter der Haut. Ich spüre nix, aber es sieht aus, als ob ein Frettchen unter einer Decke mit einem Ball spielt.  Eigentlich müsste jetzt  gleich der Krampf kommen…

Um 14:30 bin ich mit meiner Frau in einem Cafe am Rande des Tierparks verabredet.  Ich komme natürlich zu spät. Ich bestelle ein Bier und einen Zwiebelkuchen. Wenig später kommt eine Familie angerauscht und annektiert die Plätze hinter uns. Die Frau ist extrem betriebsam und beginnt das Mobiliar des Cafes neu zu ordnen . Da es etwas eng ist bittet sie mich  mit dem Stuhl zu rutschen, damit Ihr Mann die Beine hochlegen kann. „Wissen Sie, mein Mann ist gerad ein Marathon gelaufen und wir haben heute noch viel vor“

-Ne, echt?- entfährt es mir, und ich denke:

So eine arme Sau…

Freitag Nachmittag,  Berufsverkehr in München. Die Stadt ist voll. Ich komme von Starnberg, meine Tour führt mich direkt ins Zentrum (Sendlinger Tor), danach geht’s  nach Harlaching, und dann wieder komplett quer durch München nach Moosach. Im Stop-and-Go geht es gemächlich vorwärts. Im Radio gibt es nur ein Thema. „Der Verkaufsstart des neuen Apple iPHONE 5“, es wird von Menschen berichtet, die 9 Stunden, also in Worten -„NEUN“- Stunden vor den Läden ausgeharrt haben um schließlich ein simples Telefon zu kaufen. Ich bin fassungslos. –wie blöd kann man denn sein- Kann man das nicht übers Internet bestellen? Ich bin fassungslos, womit die Leute Ihre Zeit verplempern. Das würde ich ja nie tun…

Wobei, mein Vorhaben, nach meinem Termin im Zentrum, das nächste Date in Moosach mit einem  Schlenker über Harlaching anzufahren, ist jetzt auch nicht der puren Vernunft entsprungen.

Nach dem langen Lauf am vergangen Wochenende mit Frank, gärte in mir der Gedanke, vielleicht doch noch beim Tegernseelauf teilzunehmen. Nicht als Wettkampf, nein, eher so als Trainingslauf. Eine Woche vor einem Marathon  einen Halbmarathon auf Zeit zu Laufen wäre ja auch ziemlich dämlich. Laufexperten würden mir diesen Lauf regelrecht um die Ohren hauen. Zu Recht.

Aber als lockerer Trainingslauf? Mal das ursprünglich angesetzte Wettkampftempo testen.  Wie fühlen sich 5:18 auf 21km an, und vorallem was sagt der Oberschenkel dazu. Die Pace ist machbar. Am Wochenende müsste ich ohnehin laut Plan 13km im Wettkampftempo absolvieren, da kann ich dann auch gleich die 20 bzw. den HM voll machen, und dann auch noch Wettkampfatmosphäre schnuppern. Wieso also nicht.

Die Homepage vom Tegernseelauf bringt dann schnell die Ernüchterung „Ausgebucht“. Auch eine freundliche Mail an den Veranstalter mit der vorsichtigen Anfrage, ob es vielleicht noch ein Minikontingent an der Tageskasse gibt, ändert nichts an der Tatsache: Ausgebucht ist Ausgebucht

Naja, dann eben nicht, war ja nur so ne Idee.

Aber das Schicksal meinte es gut mir. Passend zum Geburtstag von Emil Zatopek, erhalte ich über Twitter eine Meldung von Frank, dass er am geplanten Tegernseelauf aus privatorganisatorischen Gründen nicht teilnehmen kann.

-Hoffnung keimt auf-

Und so fahre ich nun zwei Stunden durch die Stadt um einen Startplatz für einen Lauf abzuholen, bei dem ich voraussichtlich nicht mal zwei Stunden auf der Strecke sein werde. Tja, Läufer …

Sonntag früh geht’s dann für meine Verhältnisse zeitig  aus den Federn, denn die Anreise nach Gmund am Tegernsee sollte nicht zu kurzfristig erfolgen. Bei meiner ersten Teilnahme vor drei Jahren hätte ich beinahe den Start verpasst, da ich bis kurz vorher noch im Anreise-Stau stand. Daher zog ich wie schon letztes Jahr die alternative Anreise mit der Bayerischen Oberland Bahn (BOB) vor.

Da das Wetter gut zu werden schien waren neben den Läufern auch jede Menge Ausflügler und Wanderer unterwegs und die Bahn war damit entsprechend voll. Wäre es erlaubt, wären sicherlich auch einige auf dem Dach gesessen, aber in Bayern ist das natürlich verboten, wir sind ja hier nicht in Indien. Aber die Stimmung im Zug ist gut, da gibt’s keine Gemurre und Gemaule, alle sind ja freiwillig hier. Montags früh in der U- und S-Bahn  herrscht da eine andere Stimmung. Und  wenn man schon so nah beisammen steht kann man sich auch gleich unterhalten und so ergeben sich nette Gespräche.

In Gmund angekommen, meldete ich noch schnell die Startnummer auf meinen Namen um, nicht dass ich durch meinen Trainingslauf,  Franks Ruf  als Ausdauersportler ruiniere. Das Ummelden war auch überhaupt kein Problem, kostete zwar 10€ Gebühr, war aber ansonsten problemlos. Andere Veranstalter stellen sich ja da so ein bisschen an. Naja,  eigentlich nur  SCC EVENTS, die den Berlin Marathon veranstalten. Die machen generell keine Ummeldungen und auch das Laufen mit fremder Startnummer ist verboten. Ein tiefes „BUUUUUUUHH“ an dieser Stelle an SCC EVENTS Berlin!!! Es geht auch anders!

Der Start/Ziel Bereich in Gmund, der direkt hinter dem Bahnhof liegt, ist etwas eng, daher können  auch nur 4600 Teilnehmer an diesem Lauf teilnehmen, da verwundert es dann doch, dass der Veranstalter einen VIP Bereich mit Bistro Tischchen und Pavillon Zelten von dem ohne hin schon spärlichen Platz abknapst.

Ich weiß nicht so recht was ich von  VIP Bereichen  bei Volksläufen halten soll. Auf der einen Seite verstehe ich ja, dass Sponsoren etwas Ihren Partnern und  Kunden bieten wollen, auf der anderen Seite nervt mich dieses VIP-Gedöns. Ich finde das passt nicht zu einem Volkslauf. Wir sind doch hier nicht bei der Formel-1.  Naja, muss wohl so sein. Laufen ist ein Massensport geworden, da mögen sich wohl manche von der Masse abheben…   mir  egal, ich gehöre zum gemeinen Laufvolk und da fühle ich mich wohl. Außerdem habe ich heute gute Laune…

Wirklich, meine Laune ist glänzend, ich genieße das geschäftige Treiben im Start/Zielbereich, ich bade mich in Vorwettkampf-Atmosphäre. Innerlich sollte ich ja ganz ruhig sein, schließlich geht es für mich ja um nix, ich plane keine Bestzeit oder so, sondern will  nur locker mit dem Feld mitrollen, aber die Wettkampf-Nervosität nimmt auch von mir Besitz. Das ist schon erstaunlich, wie ergeht es mir dann erst in einer Woche, AuWeia!

Es bleibt auch noch genug Zeit, um mich locker 2,5 km einzulaufen um mich dann im MitteIfeld in den Startblock einzureihen. Hier ist es weniger eng als eben noch in der BOB. Alles sehr entspannt, zumindest in dem Bereich in dem ich stehe. Die Zielzeit meiner unmittelbaren Nachbarschaft liegt so zwischen 1:45h und 2:00h, also genau mein Bereich.

Mit 5 Minütiger Verspätung geht’s dann los. Die Meute stürmt davon, ich lasse mich mittreiben, und bin natürlich wieder viel zu schnell. Ich ziehe bewusst die Handbremse an, dennoch sind die ersten zwei Kilometer mit 5:08 noch zu schnell. Ich ziehe die Handbremse weiter an, und hänge mich an einen älteren Herren, der genau eine 5:18 läuft. Für seine Zielzeit von 2:00h ist er eigentlich auch zu schnell. Aber das sind hier alle. Das ist auf dieser Strecke auch nicht schwer, von Gmund nach Rottach-Egern geht es stetig bergab, (abgesehen von der kurzen Steigung in Tegernsee.) Aber ab km 11 geht’s dann wieder kontinuierlich nach oben und das böse Ende kommt dann bei km 16,  eine gut 1,5km lange Steigung bei Bad Wiessee. Das wird vielen den Zahn ziehen. Dort ging ich von 3 Jahren jämmerlich ein. Die Steigung bei km 19 gibt einem dann den Rest. Damals hatte ich in Rottach-Egern eine sensationelle Durchgangszeit auf die 10km und es schwante mir, dass ich dieses Tempo unmöglich bis ins Ziel bringen kann. Ich ging dann am Ende auch fürchterlich ein und zahlte ordentlich Lehrgeld. Das wird mir heute nicht passieren.

Bei der ersten Verpflegungsstelle bei km 6 verliere ich meinen Gesprächspartner. Ich selbst möchte die 21km trocken laufen. Fortan laufe ich wieder alleine, und sogleich steigt die Pace wieder Richtung 5:10. Runter bremsen… Noch fühle ich mich wunderbar. Keine Schmerzen, der Puls tuckert im Mittelfeld rum. Das ist ein wahrer Genusslauf, hätte nicht erwartet, so etwas mal zu schreiben. Aber so ist es. Ich genieße das Wetter und die Tatsache, dass ich mit hunderten gleichgesinnten laufen darf.

Die 10km Matte passiere ich bei 52:14. Mit einem 5:14er Schnitt bin ich zwar immer noch etwas schnell, aber das Tempo fühlt sich gut an. Langsamer werde ich auf der zweiten Hälfte dann schon von selbst, da werden die Steigungen schon für sorgen. Am Tegernsee wird einem der negative Splitt schon verdammt schwer gemacht.

Die Strecke von Rottach über Egern, Abwinkel bis Bad Wiessee ist wunderschön, es geht auf kleinen Sträßchen, oder Parkwegen direkt  am See entlang, vorbei an schönen Bauernhäusern und herrschaftlichen Anwesen und Wellness-Hotels.

Möglich, dass die Wellness-Hotels meinen rechten Oberschenkel ermuntert haben sich bemerkbar zu machen, jedenfalls macht sich dieser sich ab ca. km 12 mit leichtem drücken auf sich aufmerksam.

-Na, der ist ja heute zeitig dran-.

Jetzt warten wir mal bis der Kollege, das Knie, in den Schmerzreigen einsteigt.  Mein Oberschenkel und  das Knie sind ja wie „Dick und Doof“, „Pat und Patachon“ oder „Lolek und Bolek“, die treten immer gemeinsam auf.  Mal sehen wann die Show beginnt.

Ich lasse mich nicht beirren, und lauf weiter mein Tempoe, die Stimmung ist weiterhin gut.

Bei km 14 nimmt der Druck etwas zu, und ich merke wie ich langsam etwas unrund laufe. Das Knie hält aber noch still.  Ich versuche bewusst lockerer zu laufen um nicht zu verkrampfen.

-timekiller-Rakete in Action

Bei km 16 beginnt dann die befürchtete Steigung, ich habe aber noch den Tiger im Tank, denn ich habe mir die Kräfte ja eingeteilt und bewältige den Abschnitt auch problemlos und überhole einige Geher. Aber das Beste ist, ich spüre den Oberschenkel nicht mehr und das Knie gibt auch Ruhe.  Sehr gut!  Bis zur nächsten Steigung geht’s wieder gut einen Kilometer bergab, ich ziehe wieder die Handbremse an, schließlich will ich ja heute keine PB aufstellen sondern eher gleichmäßig laufen. Trotzdem springt eine 4:55 raus. OK, es ging  den Berg runter, da ist diese Pace keine Kunst. Nach der letzten Steigung mag ich es dann aber doch wissen, auf dem letzten Kilometer zünde ich die –timekiller- Rakete und setze zur Endbeschleunigung an. Mit 1:50:40.7  (5:14min/km) schließe ich meinen sonntäglichen Trainingslauf ab und bin damit sogar um eine halbe Sekunden schneller als Kai Pflaume der auch am Tegernsee angetreten ist. Na, wenn das mal kein Erfolg ist, dann weiß ich aber auch nicht.

Während Kai seine Zielverpflegung wohl im VIP Bereich einnimmt, geselle ich mich zum normalen Volk. Aber die Verpflegung fürs Volk braucht sich nicht zu verstecken, ich habe selten eine üppigere Zielverpflegung gesehen als hier. Es gibt neben Apfelschorle und Mineralwasser natürlich alkoholfreies Bier, warmen Tee, Obst,  Brezen, Wurstsemmeln, Käsesemmeln, Riegel,  Jogurt, wahrscheinlich auch Kuchen. Und es war von allem wirklich reichlich da. Soviel, dass es sogar einzelne Beutelratten anlockte, die sich Ihre Startbeutel und Blousons mit Riegeln und Jogurt voll stopfen.

Das einzige was im Bereich  der Zielverpflegung fehlte waren Sitzgelegenheiten, dafür war einfach kein Platz mehr.  Aber sitzen konnte ich diesmal auf der Rückfahrt.

Das war ein wirklich schöner Lauf, auch wenn es in Hinblick auf Berlin jetzt vielleicht nicht die klügste Entscheidung war, ich hätte den Lauf nur ungern verpasst. Vielen Dank an Frank, an dieser Stelle nochmal,  der mir seinen Startplatz netterweise  überlassen hat.

-Danke-

In den Ecken haben sich Spinnweben gebildet, die Fenster sind trübe, über den Flur wirbeln Staubflusen, irgendwo knarrt ein Scharnier… so könnte man den Zustand meines Blogs nach vier Wochen Schreibpause beschreiben.

Zeit, die Fenster zu wischen und mal ordentlich durchzusaugen… bzw. den anstehenden Spam aus den Kommentaren zu löschen. –oder hat jemand Interesse an Schiffsbeteiligungen oder Präparaten zur Steigerung der sexuellen Ausdauer?-

Interessierte Leser haben schon vorsichtig angefragt (nein, es waren nicht hunderte), ob bei mir alles in Ordnung sei, oder ob ich nach meinem grandiosen Triathlon Erlebnis  im Juli etwa die Sportsachen für dieses Jahr an  den Nagel gehängt habe.

Nicht doch, ich wüsste nicht wie ich ohne Sport sonst durch die Arbeitswochen kommen würde. Ich glaube ich müsste das Saufen anfangen… Es fehlt mir derzeit einfach nur die Zeit das erlebte in Worte zu fassen.

Die letzen Wochen war ich also alles andere als faul, nein, ich war gut ausgelastet, und Urlaub war ja dann auch noch.

Gleich in der Woche nach dem Chiemsee Triathlon Anfang Juli begann ich mit meinem Trainingsplan für den Berlin Marathon.

Bei MyAsics stellte ich mir, wie schon letztes Jahr, meinen Trainingsplan zusammen. Zielzeit 3:45h.

Laut Trainingsplan  wollte ich viermal pro Woche laufen, und an den Ruhetagen noch zum Schwimmen gehen. Die Realität sah jedoch am Anfang anders aus, ich kam meist nur dreimal zum Laufen und musste meist den vierten Lauftermin fürs Schwimmen opfern.

Nach dem „Starnberger See schwimmen“ im August, fielen dann auch die Schwimmeinheiten weg, und ich  konnte wieder den Laufplan nach Vorgabe weitestgehend erfüllen.

Das Schwimmtraining hat mir eigentlich sehr gut gefallen, das Schöne am Schwimmen, ist ja,  dass man ähnlich wie beim Laufen(wenn man von ganz unten kommt), am Anfang von mal zu mal besser wird, man muss nur dabei bleiben. Das macht Spaß und motiviert.

Ein Spaß den ich beim Laufen derzeit aus einer anderen Warte beobachten darf. Seit 10 Wochen gehe ich einmal pro Woche mit meiner Frau zum Laufen.

Und das war nicht meine Idee. Meine Frau hat nach Ihrer letztjährigen Walkingattacke, schnell eingesehen, dass es Walking nicht bringt, und überhaupt was soll das mit den Stöcken? So bat mich meine Frau, ob ich nicht einmal pro Woche mit Ihr laufen gehen möchte.

–Aha-, die Sache muss ein Haken haben, denke ich, wahrscheinlich ist es nur der perfide Plan meiner Frau etwas mehr gemeinsame Zeit für „Gespräche“ zu haben. Aber kann ich da ablehnen? Gemeinsame Zeit mit der Frau, und dann auch noch laufend?  Wieso eigentlich nicht. Anfang der Woche muss ich eh laut Plan einen ruhigen Lauf einbauen, und da bietet sich ein gemeinsamer Lauf mit der Gattin ja regelrecht an.

Nun trennen uns natürlich Welten, a) laufen Männer gewöhnlich schneller, b) ist meine Frau ja noch der totale Frischling, da gilt es behutsam anzufangen.

So habe ich mal einen kleinen Rundkurs von 4km im ehrenwerten Olympiapark für unsere Gesprächsrunde herausgesucht. Damit ich auf eine vorzeigbare Distanz komme, laufe ich zu unserer Trainingsstätte, während meine Frau das Rad nimmt.

So begaben wir uns auf unsere ersten Trainingsrunden, die wir von mal zu mal mit weniger Gehpausen bewältigten. Sehr schnell wird klar, dass meine Frau tatsächlich einen sportlichen Ehrgeiz entwickelt und wirklich laufen will. Denn der Wunsch nach gemeinsamen Gesprächen kann es nicht sein, der meine Frau bei der Stange hält. Die Gespräche fallen meist sehr spärlich aus. Wenn ich etwas zu sagen habe, erzähle ich und meine Frau wackelt mit dem Kopf.

Mein Horrorszenario, mit einer 10er Pace durch den Park zu schlurfen erfüllen sich dann auch nicht. Mit einer Pace von 6:30min – 7:00min sind wir für ein gemischtes Team recht ordentlich unterwegs. Mittlerweile haben wir auch Stück für Stück die Distanzen erweitert. Das Maximum liegt derzeit bei 6,7 km ohne Gehpausen ( O-Ton bei 6km: „wann kommt endlich das scheiß Fahrrad“).  Bald kann ich sie zu Ihrem ersten 10er anmelden 😉

Während meine Frau an den Basics arbeitet kämpfe ich mit den langen Distanzen. Nach wie vor sind das nicht meine Lieblingseinheiten. Ab 25km tut‘s einfach weh. Während ich letztes Jahr die langen Kanten alleine gelaufen bin, oder es jedenfalls versucht habe, und dann meist aufgrund mentaler Schwäche oft bei 25km ausgestiegen bin. Habe ich diesmal bei den langen Einheiten Gesellschaft gesucht.

Der erste lange Lauf war dann auch völlig unvernünftig und passte so überhaupt nicht in mein Trainingsplan, der zu diesem Zeitpunkt noch bei 13km rumdümpelte. Aber etwas Unvernünftiges hat ja durchaus seinen Reiz. Außerdem hatte ich nette Begleitung und so eine Gelegenheit lässt man nicht sausen.

Lars und ein weiterer Blogger aus München, der hier nicht namentlich erwähnt werden möchte, (da sonst die Trainerin schimpft) begleiteten mich von Starnberg, an der Würm entlang nach München.

Sonntags fuhren wir drei mit der S-Bahn in aller Frühe nach Starnberg und liefen, ohne überhaupt ein Eis am See gegessen zu haben wieder zurück nach München. Toll wie schnell 30km rum gehen können, wenn man nette Begleitung hat. Aber auch bei dem lockeren Lauf (5:58 Pace) offenbarte sich meine altes Leiden. Mein Fahrwerk scheint nur auf 25km ausgelegt zu sein. Danach geht’s steil bergab. Die Knie jubilieren dann bei dem geringsten Gefälle…, das muss besser werden.

Den nächsten langen habe ich dann planmäßig Ende August abgehalten. Eine Begleitung hatte ich diesmal keine, daher wählte ich die Strecke so, dass ich nicht auf die Idee komme abzubrechen, und nahm vorsorglich auch kein Geld für Taxi oder andere Verkehrsmittel mit. Mit dem Trinkrucksack bewaffnet ging es von der Grünwalderbrücke die Isar abwärts bis zum Englischen Garten, um dann durch Schwabing über den Luitpold Park zum Olympiapark  und dann nach hause zu führen.  Aufgrund einer plötzlichen Orientierungslosigkeit die mich in Schwabing überfiel, drehte ich eine extra Runde im Straßengewirr und kam durch die Strafrunde dann auch auf über 30km mit einer durchschnittlichen Pace von 5:45. Aber ab km 25 hat‘s keinen wirklichen Spaß mehr gemacht.  Da galt es Zähne zusammen beißen und kämpfen.

Start 30km, noch guter Dinge

Der dritte Lauf über 30km fand dann unter Wettkampfbedingungen statt. Beim Bad Tölzer Isarlauf am 9. September ging es von Bad Tölz die Isar 15km aufwärts bis ca. Wegscheid, um dann wieder auf der anderen Seite der Isar (in der Sonne) zurück zu laufen. Frank, Lars, und Martin waren mit von der Partie. Während ich Frank schon kurz nach dem Start aus den Augen verlor, lief ich bis ca. km 20 mit Lars und Martin gemeinsam. Während wir uns auf der ersten Hälfte noch locker unterhielten, begann mein Kampf auf dem Rückweg. Ab km 20 konnte ich dann mit meinen routinierten Begleitern nicht mehr mithalten und musste abreißen lassen.

Frank, 10 min früher im Ziel. Hatte ja auch nette Begleitung

Während Lars und Martin zur Endbeschleunigung ansetzten, begann mein Kampf gegen die Gehpause. Dass ich auf dem Rückweg meine Pace von ca. 5:20 – 5:25 zunächst halten konnte ist lediglich dem Gefälle geschuldet. Meine Knie und der linke Oberschenkel schmerzten dabei höllisch. Bei der letzten Getränke Station machte ich dann den entscheidenden Fehler, ich goß mir einen Becher Wasser über den Kopf. Die Soße lief dann auch gleich direkt in die Augen und begann höllisch zu brennen. Halb blind musste ich dann kapitulieren und doch eine Gehpause einlegen. Mit dem letzten trockenen Zipfel des Laufshirts versuchte ich  die Augen wieder Betriebsbereit zu bekommen.

...ziemlich am Ende

Die kurze Gehpause von ca. 300 Metern tat jedoch meinen Beinen ganz gut, obwohl ich Angst hatte nach der Pause überhaupt nochmals anlaufen zu können, so gelang das erstaunlich gut.  Auf die letzten Kilometer konnte ich dann auch die Pace wieder langsam steigern, aber im Durchschnitt ist es am Schluss dann doch nur eine 5:31 geworden. Für meine geplante Marathonzielzeit von 3:45h ist das natürlich viel zu wenig. „Chief-Balla„, der kurz entschlossen den Halbmarathon in Tölz mitlief und auf uns im Ziel wartete, meinte nur knapp, als er mich japsend auf dem Boden neben der Zielverpflegung vorfand. „Mensch, Du siehst ja ziemlich fertig aus.“

Innerlich verabschiede ich mich zu dem Zeitpunkt von meiner geplanten Marathonzielzeit.

Für den letzten finalen langen Lauf über 35km vor dem Berlin Marathon, vergewaltigte ich Frank, mich auf seiner Trainingsrunde letztes Wochenende um den Perlacher Forst mit zu nehmen. Die Pace war mir egal, ich wollte nur schauen, ob das Fahrwerk wenigstens 35km durchhält. Der Lauf war dann auch ganz wunderbar, und hat riesig Spaß gemacht, auch wenn ich die letzten 10 km immer einen Schritt hinter Frank lief und zunehmend wortkarger wurde. Hätte Frank mich nicht gezogen, ich hätte es wohl nicht auf eine 5:50 gebracht. OK, es war als lockerer Lauf geplant und wir haben uns viel unterhalten, aber eine 5:20 war zu keinem Zeitpunkt in Griffweite.

Zeit realistische Ziele für Berlin zu definieren.

Alles unter einer 3:57:52 und damit meine persönliche Bestzeit auf diese Distanz wird ein riesen Erfolg für mich sein.

Eigentlich laufe ich den Marathon ja nur, weil es heißt einmal ist keinmal, und ich mag  nicht zu der Schaar der  „Midlife-Crisis-einmal-Marathonläufern“ zählen.

ICH HABE KEINE Midlife Crisis…

-oder etwa doch? –

Die Nachwehen meines Schwimmevents vom letzten Samstag machten sich noch ein paar Tage später bemerkbar. Meine Wade, die durchaus real verkrampft war, machte mir übers Wochenende zu schaffen.

Am Samstag hatte ich zwar leichte Schmerzen, das hielt mich jedoch nicht davon ab, nachmittags  einen (wirklich) lockeren Lauf zu unternehmen. Da war ich noch zuversichtlich, dass die Wade schnell wieder heile sei. Am Sonntag früh bekam ich jedoch die Quittung. Ich kam kaum aus dem Bett und die Treppe weder rauf noch runter. Da war an Laufen nicht zu denken und schon gar nicht an einen langen Lauf, der laut Trainingsplan auf dem Programm gestanden hätte. So habe ich die Zeit genutzt und habe dafür einen laaaaaangen Aufsatz geschrieben.

Montag früh besorgte ich dann in der Apotheke eine neue Tube Kytta Salbe. Ich hatte zwar noch Voltaren, aber das hat bei mir noch nie geholfen. Da montags immer lauffrei ist, wollte ich mit dieser liebgewonnen Tradition nicht brechen und wagte erst am Dienstag einen erneuten Angriff auf die Wadenmuskulatur.

Acht Kilometer gaaanz locker, die Wade hielt, aber es war trotzdem nicht mein Lauf. Ich fühlte mich träge, müde, ich quälte mich durch meinen geliebten Olympiapark. Das hat kein Spaß gemacht. Allein die Vorstellung, dass jetzt im Marathon Endspurt die Einheiten wieder länger werden müssten, jagt mir ein Schauer über den Rücken.

So kann’s ja nicht weitergehen. Bei längeren Läufen bin ich in der Vergangenheit immer ganz gut gefahren, wenn ich mich damit auf komplett neues Territorium begeben habe.

So beschloss ich am Mittwoch (es war ja Feiertag in Bayern) spontan, mal von München nach Wolfratshausen zu laufen.

Ich habe mir über das Garmin-Portal die gewünschte Route zusammen geklickt und habe sie auf meinen FR 910XT geladen. Da München flächenmäßig recht groß ist, bin ich mit der S-Bahn an den Stadtrand nach Großhesselohe gefahren. Dort befindet sich auch die gleichnamige Eisenbahnbrücke über die Isar, die bei Selbstmördern und Bungee-Jumpern recht beliebt ist. An der Isar entlang wollte ich bis Wolfratshausen laufen, um von dort dann wieder mit der S-Bahn zurück nach München zu fahren.

So, der Plan.

Blick von der Großhesseloher Brücke in Richtung München

Zunächst verlief auch alles planmäßig. In Großhesselohe ausgestiegen und dem Wegweisern zur Brücke gefolgt. Meine Route verlief am östlichen Ufer Flussaufwärts. Den Abschnitt bis zur Grünwalder Brücke bin ich schon öfters spazieren gegangen, es geht auf welligem Pfad durch den Wald. Etwas nervig sind die vielen Radler, die hier unterwegs sind, so bin ich meist auf einem kleinen Trampelpfad an der Seite gelaufen. An der Grünwalder Brücke zweigt dann der offizielle Radweg nach Grünwald ab, um dann in einem großen Bogen zurück zur Isar zu führen. Hier wählte ich die direkte Variante an der Isar entlang. Der Abstieg vom Brückensockel hinunter zur Isar ist jedoch geröllig und steil, da muss man etwas aufpassen. Nun erwartet einen aber ein super Trail am Ufer der Isar entlang. Keine Fußgänger, keine Mountainbiker, nur Schlauchboote auf der Isar, ein Traum. Mitunter musste man über umgestürzte Bäume hopsen bzw. unter Ihnen hindurch schlüpfen und im Slalom durch  dürre Tannenwäldchen kurven. Das hat wirklich Spaß gemacht, war aber auch gehörig anstrengend, da kein richtiger Laufrhythmus aufkommen will und man ständig auf den Untergrund achten muss.

Nach ca. 9 Kilometer bin ich dann wieder auf einen breiteren Schotterweg gekommen. Wobei der hier verwendete Schotter die Körnung von bundesdeutschem Bahndammschotter hat. Ich spürte jeden Stein durch meine Schuhe, zumal ging es hier gehörig nach oben. Erst später stellte ich fest, dass ich mich von meiner geplanten Route entlang der Isar etwas entfernt hatte. Aber es war zu vermuten, dass ich bei der Floßrutschn im Mühltal wieder auf meine ursprünglich geplante Route treffen würde. An der Flossrutschn legte ich einen kurzen Fotostopp ein.  Leider waren keine Flöße mehr am Start,  die mit „Heißa und Jeronimo“ die Rutsche runter sausen.

So sieht’s dann mit Floß aus

Die Isar wird an mehreren Stellen zwecks der Stromerzeugung aufgestaut, die Flöße die heutzutage nur noch als Touristenattraktion eingesetzt werden, können über Rutschen die Staustufen passieren. Die Rutsche im Mühltal ist dabei die Größte mit 354m Länge und einem Höhenunterschied von 18m. Die Flöße bekommen bei der Durchfahrt eine Geschwindigkeit von bis zu 45km. Es gibt zwischen Wolfratshaussen und München noch zwei weitere Floßrutschen, die sind aber bei weitem nicht mehr so spektakulär.

Von der Mühle ging es auf geteerter Straße  weiter am Isarkanal entlang Richtung Süden zur Aumühle. Der Kanal scheint hier überhaupt nicht enden zu wollen, hinzu kommt, dass man hier in der prallen Sonne läuft.  Langsam merke ich die Strapazen der zurückliegenden  Strecke, ich werde müde. Was aber viel schlimmer ist, dass meine Fußsohlen schmerzen. Das hatte ich ja noch nie.  Ich denke das Trail gehopse hat die Sohlen mehr beansprucht als sonst. Oder brauche ich neue Schuhe? Vielleicht hätte ich heute doch lieber zu den Trail-Schuhen greifen sollen. Ist ja nicht so, dass man nur ein paar Laufschuhe sein eigen nennt.

Die Sonne steht grell am Himmel, die Füße schmerzen, eine gute Gelegenheit ein paar Running-Willis einzulegen, also Gehpausen. Sollen ja, wenn man es richtig macht, schneller machen. Wir werden sehen…

Mich hingegen frustrieren Gehpausen, da merke ich, dass noch viel zu tun ist, bis ich am 30. September durch das Brandenburger Tor laufe.  An der Aumühle angekommen,  bin ich so frustriert, dass ich bei  einem alkoholfreies Weißbier im Biergarten über Sinn und Unsinn des Laufens nachdenke.

Ob sich die Bedienung vertan hat und mir stattdessen ein normales oder ein leichtes Weissbier serviert hat weiß ich nicht (geschmeckt hat es nicht so), jedenfalls war ich nach dem „alkoholfreien“ Weißbier total benommen. Soweit ist es schon gekommen, dass ich von einem alkoholfreien Bier betrunken werde. Eine Schande ist das, das sind die Schattenseiten des Sports, aber das spricht wieder keiner von…

Von der Aumühle führt der Weg  weiter schnurgerade am Isarkanal entlang bis zum nächsten Stauwehr. Geradeaus laufen ist ätzend! Die Stimmung sinkt, die letzten Reste der Motivation wurden vom Weißbier fortgespült. Am Ickinger Stauwehr, lässt ein Wegweiser zur S-Bahnsation , mein Plan bis Wolfratshausen zu laufen in sich zusammen fallen.

Bei 1200 Metern bis zur S-Bahn in Icking bedarf es vieler Argumente um sich die verbleibenden 5 km bis Wolfratshausen schön zu reden.

Die Höhenmeter die mich allerdings auf dem letzten Kilometer erwarteten hätten ein echtes Argument für Wolfratshausen sein können, aber für ist es jetzt zu spät, ein andermal dann vielleicht.

22km und 426 HM sind bei 28°C ist dann auch genug.

Vielleicht sollte ich mir im Sommer nach Alternativen suchen

4:30 Uhr: „Ti Amo“ dröhnt es ein letztes Mal durch die Nacht. Die Nachbarn feiern die Hochzeit Ihrer Tochter. Zu Ehren des italienischen Bräutigams, bzw. der Sizilianischen Familie wird das komplette italienische Musikprogramm, das man in den MP3 Archiven finden konnte rauf und runter gespielt. Damit sich die Nachbarschaft nicht beschwert, wurde diese einfach komplette mit eingeladen. Das scheint zu funktionieren. Es ist ein ungeschriebenes Gesetzt in unserer Straße. Wenn Du was zu feiern hast, lade die anderen mit ein, dann gibt’s keinen Ärger. Da kann man dann auch mal ein Feuerwerk um 2:00 Uhr nachts abbrennen, ohne dass die Polizei mit feiern will.

Ich habe das lustige Treiben um 1:30 Uhr, etwas angeschickert verlassen, schließlich muss ich ja früh raus, wenn ich zum Starnberger See schwimmen will.

6:00 Uhr: Der Wecker gibt ein kurzes Pi.. gefolgt von einem leisen Quietschen von sich, dann ist Ruhe.

6:50 Uhr: Die U-Bahn schließt die Türen und fährt ohne -timekiller- Richtung Hauptbahnhof. Der liegt im Bett und schläft…

6:51 Uhr: Ich schrecke hoch, der erste Blick gilt dem Wecker, doch der verweigert die Auskunft. Meine Armbanduhr ist auskunftsfreudiger.

-Kurz vor sieben! Scheiße, Verschlafen!-

In meinem Hirn formt sich ein Gedanke, „Jetzt bloß kein Stress, leg dich wieder Hin und schlafe weiter“, doch mein Körper hat offenbar andere Instruktionen erhalten. Wie ich mich versehe stehe ich auch schon in der Küche und löffle gut gehäufte Kaffeelöffel in die Filtertüte. Wer die acht  Tassen Kaffee trinken soll ist mir allerdings schleierhaft.

Gut, ich bin wach, ich habe Kaffee. Wie komme ich jetzt nach Possenhofen? Das Auto hat die Gattin nach Oldenburg entführt.

7:05 Uhr: Ich entferne die Abdeckplane von meinem Moped. Ein guter Zeitpunkt in die Motorrad Saison zu starten. Ob es gut war, dass ich letzten November die Batterie für den Winter nicht ausgebaut habe, wird sich jetzt gleich zeigen. Ich stecke den Zündschlüssel ein, das Lämpchen für den Leerlauf leuchte auf. Das ist mal ein Anfang.  Ich drehe den Benzinhahn auf, und wage einen ersten Versuch.

–RarRarRarRarRarRarRar-

–RarRarRarRarRarRarRar-

–RarRarRarRarRarRarRar-

Hm?

Ach, ich bin etwas aus der Übung, ich hab ja noch den Choke!

-RarRarRarRöööööööööööööööhrRööööööhr-

Geil, die Kiste läuft, hat TÜV, und ist angemeldet, Starnberg ich komme.

7:20 Uhr: Ich packe meine vorbereitete Tasche in meinen Motorradrucksack um, trinke zwei Kaffee, mache mir noch schnell ein Müsli (mit Nektrarine und Banane), und checke die Twitter-Timeline. @JensandMie, @laufblog (bzw. Frank) und @Stella_schwimmt sind  heute also auch am Start, mal sehen ob ich die treffe.

7:30 Uhr: Ich rolle aus der Ausfahrt und lasse dabei mehrmals den Motor aufheulen. Die Nachbarn sollen schließlich wissen, dass ich wach bin und wie angekündigt jetzt duchr den Starnberg See schwimmen werde. Apropos Motor. Irgendwie läuft der unrund, da ist  wohl einer der Zylinder nicht aus der Winterpause gekommen.  Na ja, egal, wofür hat man vier Zylinder. Gut, dass ich mir damals keine Savage gekauft habe,  das hätte jetzt ernsthaftere Konsequenzen. Bis Possenhofen komme ich auch mit 3 Zylindern.

8:00 Uhr: Ich biege auf den Parkplatz am Possenhofener „Paradies“ ein. Dort kommt mir Frank mit seiner  Klappbox entgegen. Er erkennt mich trotz Helm auf Anhieb, erstaunlich!

Peter Maisenbacher kann auch Schwimmen

8:05 Uhr: Wir annektieren eine Bank im Biergarten, und kommen mit Andreas, einem IronMan Veteran ins Gespräch. Peter Maisenbacher, der Laufmoderator in München und Umgebung hat auch schon seinen Dienst aufgenommen. Etwas später gesellt sich Jens zu uns. Jens ist letztes Jahr die Strecke in 1:06 geschwommen. Unglaublich! Verstohlen mustere ich Ihn, ob er nicht irgendwo einen Propeller hat, Nein, kein Propeller, aber die Figur eines Fisches, eines schnellen Fisches.

Jens, ohne Propeller

Wir unterhalten uns alle angeregt, so ist die Nervosität, die sich langsam bei mir breit macht noch nicht richtig zu spüren.

8:15 Uhr: Es wird Zeit in die Neoprenanzüge zu schlüpfen, jetzt wird’s ernst.

8:30 Uhr: Der Check-In der Schwimmer beginnt. Ich registriere meinen Transponder an einer blauen Box, so weiß der Veranstalter, dass er mich suchen muss, wenn ich auf der andere Seite des Sees nicht ankomme. Jens und Frank schwimmen sich bereits ein. Ich checke erstmal das gegenüberliegende Ufer. Wo muss ich überhaupt hin? Gegenüber in der Höhe von Leonie  erhebt sich im leichten Dunst ein größeres Gebäude, ein Hotel. Rechts vom Hotel ist der Steg für den Schwimmausstieg um sich für die Zwischenzeit zu registrieren, erklärt man mir.  Dort muss ich also hin. Das sind 2 Kilometer. Wenn ich zeitig dran bin, und noch kann, schwimme ich auch wieder zurück. Sollte ich erst nach 10:00 Uhr in Leonie ankommen, werde ich aus dem Rennen genommen, weil dann der Schiffsverkehr unsere Schwimmroute kreuzt. Wer zu lahm ist, oder ohnehin nur 2 km schwimmen will, so wie ich ursprünglich geplant hatte, darf dann mit dem Dampfer zurück nach Possenhofen fahren.

2000 Meter können total weit sein

An unserem Platz treffe ich dann auch Stella, eine der wenigen Schwimmer, die ohne Neopren schwimmt. Respekt! Aufgrund der Wassertemperatur müsste man sicherlich keine Gummipelle tragen, aber der zusätzliche Auftrieb durch den Anzug ist schon eine Erleichterung und gibt vor allem Sicherheit.

Ich gehe dann auch mal ins Wasser und ziehe ein paar kurze Bahnen. Von Einschwimmen kann nicht die Rede sein. Ich werde jetzt gleich 4km schwimmen, da werde ich doch nicht mein ganzes Pulver verschießen. Warm werde ich auf der Strecke ganz allein. Ein Freizeitläufer der einen Marathon  mit einer Zielzeit von 5 Stunden laufen möchte, läuft sich ja auch nicht warm.

Wie ich so rum paddle, treffe ich wieder Frank, Jens und Andreas, die sich bereits in den vorderen Reihen des Schwimmstarts positioniert haben. Man unterhält sich, so versäume ich rechtzeitig eine für mich günstige Position zu suchen. Ich schwimme in die hinter…

8:50: Startschuss! Ich befinde mich noch auf den Weg zum hinteren Rand, da überrascht mich der Startschuss. Ich bin nicht am Rand, sonder mitten im Startfeld. OK,  Richtungsänderung dann also los, nach Leonie.

Ich kraule los, die ersten Meter gehen gut, dann staut es sich vor mir. Ich werde langsamer und weiche aus.  Um eine Übersicht zu bekommen schwimme ich ein paar Züge Brust, dann wieder Kraul. Ich schwimme auf die nächste Gruppe auf und suche nach einer Lücke um zu passieren. Ein  Schwimmer hinter mir ist nicht so Rücksichtsvoll und schwimmt einfach über mich drüber.  Kurze Zeit später bekomme ich von einem weiteren Schwimmer die Hand auf den Kopf. Prima, ganz Klasse.

Wie fahrt Ihr eigentlich Auto? Wenn sich ein Stau bildet, fahrt Ihr da auch  ungebremst rein?

Aggressionen kommen auf, ich versuche mich frei zu schwimmen. Werde dabei natürlich viel zu schnell und komme außer Atem. Zudem sind die Wellen im Starnbergesee etwas höher als ich das vom Feldmochinger See gewohnt bin. Das verunsichert,  die Folge ist, dass ich ein paar Züge Brust einlege. Vor mir taucht eine Schwimmerin auf, die alle 3 Züge die Richtung ändert. Da komme ich unmöglich vorbei. Ich verliere die Lust. Ich beschließe auszusteigen, das hat doch alles keinen Sinn. Spaß ist was anderes. Ich lasse mich zurück fallen und drehe mich um. Das Feld hat sich etwas auseinander gezogen, aber ich bin noch immer mitten drin. Ich beschließe nach außen zu schwimmen, um dann an der Seite zurück zum Ufer zu schwimmen.

Auf dem Weg zur Außenbahn macht sich das Gewissen bemerkbar.

„He, du kannst doch jetzt nicht aussteigen?“

-Doch, kann ich. Siehste ja-

„Du hast Dich doch so auf diese Herausforderung gefreut“

-Ja, schon, wären da nicht die anderen Blindfische und die Wellen, das ist doch doof. Ich bin gerade mal 200 Meter geschwommen und kann nicht mehr. Wie soll ich denn da 2km, geschweige denn 4km schaffen? Ich habe keine Lust mehr-

„Jetzt, komm! In Brust schaffst Du das doch locker“

-Meinst Du?-

„Ja, klar! Wer ist letztes Jahr durch die Bucht von Plakias geschwommen? Das waren hin und zurück auch locker 3000 Meter“

-Ja, schon, das war aber auch im Salzwasser-

„Und jetzt hast du einen Neo, also mach! Bedenke, wenn Du jetzt aussteigst bist Du wieder eine Woche lang stinkig. Es ist niemand da, an dem Du Deine Laune auslassen kannst, das bringt‘s nicht.“

-OK, aber nur Brust. Wenn ich untergehe bist Du schuld-

„Ja, Ja“

So korrigiere ich wieder meinen Kurs, und beginne im Stil eines Haubentauchers das gegenüberliegende Ufer anzupeilen.

Nach ein paar hundert Metern kehrt Ruhe ein. Die rhythmisch monotonen Bewegungen beruhigen.

„Na, geht’s wieder? Wenn Du willst, kannst du es ja nochmal mit Kraul versuchen.“

-OK, dann also Kraul-

Das Problem beim Kraul ist, dass man sein Ziel nicht sieht.  So blicke ich ca. alle 10 Züge auf, um mich zu orientieren. Das Hotel scheint nicht näher zu kommen. Treibe ich ab?

Langsam macht sich die rechte Wade bemerkbar. Was soll das denn jetzt? Kündigt sich da ein Wadenkrampf an? Wäre ungünstig, jetzt, mitten auf dem See. Sicherheitshalber blicke ich mich mal nach den Begleitbooten um.  Ich reduziere den Beinschlag und ziehe die Beine hinter mir her, bis das Gefühl in der Wade wieder verschwindet. In der Zwischenzeit ist auch das Ufer näher gekommen. Man kann die Schwimmer erkennen, die nach der Zwischenzeitnahme  wieder vom Steg ins Wasser hüpfen und uns nun entgegen schwimmen.  Es herrscht Rechtsverkehr, so halten sich die Schwimmer auf dem Rückweg etwas nördlicher. Allerdings nicht alle. Ein Schwimmer ist versehentlich etwas zu weit südlich geraten, oder bin ich zu nördlich? Jedenfalls kommt mir plötzlich ein Schwimmer entgegen. Beim Aufblicken erschrecke ich dermaßen, dass sich schlagartig beide Waden verkrampfen.

-Arghh-

Mit einem seitlichen Armschlag kann ich dem entgegenkommenden noch ausweichen. Aber die Waden sind bretthart. Ich drehe mich auf den Rücken und versuche die Beine zu lockern.

Wie Treibholz liege ich im Wasser. Das gibt’s doch nicht. Beim Bahnenschwimmen habe ich früher schon öfters einen Wadenkrampf bekommen, allerdings immer nur dann, wenn ich mich bei der Wende kräftig vom Beckenrand abgestoßen habe. Ich habe daraufhin etwas mit Magnesium experimentiert,  davon Durchfall bekommen, es dann wieder sein lassen und mich dann fortan einfach weniger stark vom Beckenrand abgestoßen. Seitdem hatte ich eigentlich Ruhe. Bis heute.

-Geil, wenn der Schmerz nachlässt-

Der Krampf lockert sich langsam, ich drehe mich  wieder in  Bauchlage  und Kraule vorsichtig weiter. Die Beine ziehe ich hinter mir her.  Noch gut 300 Meter zum Steg. Das packe ich. Zuversicht macht sich breit.  Irgendwann kann ich dann auch  wieder mit den Beinen paddeln.

Kurz vor dem Steg, strample ich wieder etwas mehr mit den Beinen, dass mir auf der Treppe zum Steg nicht die Beine wegknicken (ist ein Tipp von Claudi). Gut komme ich die Treppe hoch, und registriere mich zur Zwischenzeit. Ein kurzer Blick auf die Uhr. 40:49! ??? Hatte ich die Uhr zwischendurch abgedrückt? Ne, eigentlich nicht. Bei dem bisherigen Verlauf des Schwimmens ist das gar nicht soooo schlecht für mich.

So, und nun? Aufhören und mit dem Dampfer zurück? Der letzte Abschnitt ist, abgesehen vom Wadenkrampf, eigentlich ganz gut gelaufen. Wie geht’s der Wade? Ist locker und schmerzt nicht, jedenfalls spüre ich gerade nix. Ich schnappe mir einen Becher Iso und hüpfe ich wieder ins Wasser.  Ich halte mich nördlich, um nicht auch in den Gegenverkehr zu

Das Ziel ist von Leonie aus gesehen etwas kleiner

kommen. Aber wo muss ich überhaupt hin? Das Ziel, ein aufgeblasener roter Zielbogen ist kaum zu sehen.  Hier am Ostufer sind auch die Wellen höher. Ich versuche mich davon jetzt aber nicht beirren zu lassen und suche schnell wieder meinen Rhythmus. Immer wieder muss ich meinen Kurs nach Süden korrigieren.  Aber ich bin im Fluss. Ich ziehe gleichmäßig dahin. Jetzt kommt der schöne Teil des Schwimmens, die Gedanken entkoppeln sich vom Körper. Der Körper macht sein Ding, die Gedanken werden frei. Die monotone Bewegung und das rhythmische Atmen haben etwas Meditatives. Die Gedanken schweifen ab.  Ich stelle fest, der Starnberger Sees ist weniger Grün, als die anderen Seen, die ich in meiner Vorbereitung durchkrault habe. Etwas Musik wäre jetzt schön. „Ein Tag am Meer“ von Fanta4 würde jetzt gut passen. Wie heißt eigentlich der vierte der Fantastischen Vier. Da gibt es Smudo, Hausmeister Thomas D. und Michi Beck. Wie heißt der vierte? Hä, haben die sich etwa verzählt, kann ja nicht sein. Notiz an mich: Später mal googeln.

Läuft jetzt eigentlich ganz gut das Schwimmen. Könntest ja heute Nachmittag auch noch zum Straßenlauf nach Dachau. So wie Jens.

Vor Schreck zieht sich meine rechte Wade zusammen. Diesmal fackelt die Wade nicht nicht lange, sonder macht komplett zu. Ein stechender Schmerz ist zu spüren.

Kurz kommt Panik auf. Wie hieß es bei der Wettkampfbesprechung zum Chiemsee Triathlon, wenn man in Not gerät, soll man mit der Badekappe winken. Soll ich jetzt winken? Ne, das wäre ja zu peinlich, wenn ich hier ein Fall fürs DLRG werde.

„Wenn Dir das peinlich ist, dann kann die Not ja nicht so groß sein“ schaltet sich  mein Gewissen ein. „Stelle Dich nicht so an, drehe Dich wieder auf den Rücken und spiele Treibholz“

-Ein Beißholz wäre jetzt nicht schlecht-

„Schnautze, ich muss der Wade gut zureden“

-Hallo, was ist das denn für ein Ton! Du bist Schuld, Du hast gesagt ich soll weiter schwimmen.-

„Ja, nach Leonie solltest Du schwimmen. Vom zurück schwimmen habe ich nichts gesagt.“

-Ich winke jetzt!!!-

„Du winkst nicht, sonst brauchst Du dich bei Münchner Sportveranstaltungen überhaupt nicht mehr sehen zu lassen! Willst Du etwa morgen in der Zeitung stehen.“

>Beim 4. Starnberger See Schwimmen, kam es zu einem Zwischenfall, ein Teilnehmer der zur Selbstüberschätzung neigt, musste erschöpft gerettet werden<

~And. Ypsilon~, meldet sich die Wade

-Hä, was?-

~And. Ypsilon, so heißt der vierte Fanta. Mit Bürgerlichen Namen eigentlich Andreas Rieke, er produziert auch die…~

-Ach, die Wade versteht was von Musik, schau an. Schau zu,  dass Du wieder geschmeidig wirst. Wir sind hier mitten auf dem See und nicht in einer Quiz-Show.-

~Ich wollt ja nur behilflich sein~

„Hallo Jungs, können wir dann wieder?“ mahnt das Gewissen.

Langsam nehme ich wieder Fahrt auf. Noch gut 500 Meter, dann ist der Drops gelutscht. Machen die Arme heute halt mal ein bisschen mehr, hängen ja sonst auch nur rum, die Beine brauche ich noch für den Marathon in Berlin. Mit kräftigen Armschlägen geht’s dem Zielbogen entgegen, die Füße korrigieren nur noch leicht die Lage, insofern man bei mir von Lage sprechen kann.

Nach 1:25:05 geben mich die Fluten des Starnberger Sees wieder frei. Frank ist mit einer super 1:13:03 natürlich längst im Ziel. Jens ist sogar schon umgezogen. Er hat diesmal, noch unglaublichere 1:03:22 gebraucht, und dann geht er auch noch heute Nachmittag mit einer Zielzeit von 36 Minuten beim Dachauer Straßenlauf an den Start.

~dafür kennen sich seine Waden nicht mit deutschem Sprechgesang aus~, äfft die Wade

-Ja, aber dafür sind die viel lockerer drauf, nicht so verkrampft –

Winkt da etwa einer?

 

 —

Ruhe vor dem Sturm

Es ist Samstagabend 18:00 Uhr, ich stehe in der Schlange des Getränkestandes.  Im Eventzelt, das anlässlich des 1. Chiemsee Triathlons  auf einer Wiese direkt am Ufer des Chiemsees aufgebaut wurde, herrscht drückende Schwüle. In der Schlange vor mir wird ausschließlich alkoholfreies Weißbier geordert. Die Essensausgabe hingegen ist verwaist. Die Sportler können sich nicht recht mit den Bierzelt-Schmankerln anfreunden. Pasta-Party war bereits am Freitag, schade. Heute gibt es Steaksemmel, Bratwurst, Pommes und so… Es kann aber auch an der Hitze liegen, dass keiner so richtig Hunger hat. Im Zelt hat es gefühlte 40 °C. Ich bestelle gleich mal zwei alkfreie Weißbier bevor die noch ausgehen, wer weiß wie lange die Besprechung dauert. Während ich warte dringt ein Gerücht an mein Ohr.

„Neopren ist bei der Kurzdistanz verboten, der See ist zu warm“

Ich frage nach und erfahre, dass laut Triathlonordnung der Neopren bei der Olympischen Distanz nur bis maximal 21,9°C erlaubt ist. Bei der Mitteldistanz liegt die Grenze bei 22,9°C.

Aha!  Noch halt ich das für ein Gerücht. Aber da könnte was dran sein. Ich war mittags mit der Familie beim Baden im Chiemsee. Und das Wasser ist wirklich warm, vor allem im ufernahen Bereich. Weiter draußen und in tieferen Wasserschichten ist es schon frischer. Aber die werden hier schon einen diplomierten Wetterfrosch für die korrekte Ermittlung der Wassertemperatur haben.

Mir geht es weniger um die Temperatur als um die Erleichterung beim Schwimmen. Das Schwimmen ist meine große Baustelle.  Ich kann schon schnell schwimmen, allerdings brauche ich mir danach nicht mehr viel vorzunehmen. Am Freitag hatte ich noch ein spontanes Schwimmtraining eingefügt um meine neu erworbenen Silikon Ohrstöpsel zu testen. Nach dem Schwimmen stellt häufig mein Gleichgewichtsinn seinen Dienst ein. Offenbar lassen Wassermassen, die mir durch das Ohr in den Kopf gluckern, mein Gleichgewichtsorgan absaufen. Sonst ist es egal, wenn ich nach dem Schwimmen durch die Gegend taumle, beim Triathlon bzw. beim Radfahren ist es jedoch von Vorteil wenn man alle seine Sinne beisammen hat.

Beim Stöpsel Test bin ich dann erstmals 1500 Meter am Stück gekrault. Die Zeit war zwar unterirdisch,  das gab aber Selbstvertrauen, und im Neo geht’s dann auch  nochmal etwas flotter.

Die anschließende Wettkampfbesprechung lassen meine letzten Hoffnungen auf eine vernünftige Schwimmzeit zerplatzen und somit schmälern sich auch  die Chancen auf  meine anfixierte Zielzeit von Sub 2:45.

Ansonsten geht’s bei der Wettkampfbesprechung viel um Verbote, gelbe, schwarze rote Karten, sonst gibt es nicht viel Neuigkeiten, stand ja alles ausführlich in den Wettkampfinformationen (die scheinbar nur die wenigsten lesen).

Im Gasthof,  wo ich mich übers Wochenende mit der Familie eingemietet habe, geht’s mit dem Anhang zum Abendessen. Für den Sportler gibt’s Tagiatelle mit Pfifferlingen, die Gattin wählt Schweinelendchen  bekommt aber stattdessen ein Schweineschnitzel serviert. Ist egal, geschmeckt hat‘s trotzdem.

Ich hatte die Familie überredet mich zum CST zu begleiten und versprochen Samstag Mittags mit dem Schiff nach Herrenchiemsee zu fahren um dort das Schloss zu besichtigen, dieser Plan zerschlug sich jedoch relativ schnell, da der Dampfersteg von Chieming nicht so häufig angefahren wird wie erhofft, und ich das ganze Triathlon Vorspiel  mit Startunterlagen abholen, Fahrrad einchecken, obligatorische Wettkampfbesprechung usw. nicht mehr mit dem Sigthtseeing Programm unter einen Hut bekam. So waren wir nur beim Baden und baden macht hungrig.

Nach dem Essen machten wir  noch einen Spaziergang durch Chieming und schauten nochmals am Eventzelt vorbei, dort wurde von 19 – 23 Uhr ein „Musikprogramm“ angeboten. Leider wird das dargebotene Programm von den Triathlon-Gästen nicht sehr rege genutzt, es ist recht leer im Zelt. Es mag vielleicht auch an der Musik gelegen haben, das hatte für mich eher was  von Seniorenabend. Aber gut, mein Musikgeschmack ist nicht das Maß aller Dinge. Ein Freund sagt mal zu mir, „ich habe ein Geschmack wie eine Wildsau“. Es ist natürlich auch schwierig für solch eine Veranstaltung ein massentauglichen Mix zu finden, Chieming hat ja neben den Triathleten auch noch andere Gäste.

Ich kaufe mir ein weiteres alkoholfreies Weißbier und setze mich mit meiner Frau ans Wasser. Die Tochter ist im Zimmer geblieben, die ist platt für heute.

Blaue Stunde am Chiemsee

 

Vorm zu Bett gehen verteile ich meine Utensilien auf die drei farbigen Turnbeutel  die man mit den Startunterlagen bekommen hat.  Boxen sind in der Wechselzone verboten. Alles soll in die Beutel verstaut werden, auch der Neo nach dem Schwimmen, aber das fällt für mich ja flach, hat also auch etwas Gutes, ohne Neo zu schwimmen.

Die Nacht verläuft sehr unruhig, es ist extrem warm in unserem Zimmer. Die Fenster kann man nicht aufmachen, da sofort Myriaden an Moskitos ins Zimmer stürmen. So jage ich 30 Minuten mit der Handtuchkeule durch‘s Zimmer um der unfreiwilligen nächtlichen Blutspende  zu entgehen. Also nochmal,  erst Licht aus, dann Fenster wieder auf, sonst gehen wir ein wie Primel. Das hat wiederum den Nachteil, dass mich die benachbarte  Kirche stündlich aus dem Schlaf bimmelt. Man ist halt auf dem Lande…

Um 6 Uhr stehe ich auf, Wecker brauche ich keinen, ich kontrolliere nochmals den Inhalt meiner Turnbeutel, -habe ich wirklich alles dabei?-. Ich stelle mich unter die Dusche, und schlüpfe in mein Skinfit TriSuite. Um Sieben gehe ich zum Frühstück. Ein einfaches Frühstücksbüffet erwartet mich, kein Honig, dafür 5 Sorten Marmelade, kein Toast dafür Semmeln. Für mein Wettkampffrühstück sollte das ausreichen.

Andere Triathleten sind ebenfalls schon beim Frühstück. Alle alleine, entweder schlafen deren Familien auch noch, oder sie sind alleine Vorort. Mir deucht, der gemeine Triathlet ist ohnehin eher so der „einsame Wolf Typ“.

Um 8:00 Uhr breche ich mit meinen 3 Turnbeuteln auf, um meine Wechselzone einzurichten. Fahrrad und Helm mussten bereits am Samstag eingecheckt werden.  Mein Wechselplatz ist extrem eng. Ich habe gerade mal 30 cm Platz. Aber egal, bis ich mein Rad abhole sind die anderen längst auf der Strecke, dann habe ich genug Platz das Rad vom Haken zu nehmen. Ich klicke meine Radschuhe in die Pedale, und fixiere die Schuhe mit der patentierten -timekiller-Technik. Ich lege die Laufschuhe und Kappe bereit, hänge das Startnummernband über den Lenker, Helm oben drauf. Sonnenbrille und Sehbrille kommen in den Helm. Hoffentlich wirft mir jetzt keiner den Helm runter und die Brille geht zu Bruch….

Um 8:45 müssen alle die Wechselzone verlassen. Kurz vorher wird noch der Teilnehmer mit der Startnummer 2xx ausgerufen. „An Deinem Rad ist soeben ein Schlauch geplatzt“ Na bravo! Wie heißt der arme Pechvogel? Murphy?

Mit Schwimmbrille, die dioptrische Gläser hat, begebe ich mich zum Schwimmstart im angrenzenden Strandbad. Die Leute schauen, zu Recht.  Es sieh total doof aus, wenn einer  an Land mit Schwimmbrille rumläuft, aber anders würde ich nicht zum Start finden. Ohne Sehverstärker bin ich blind wie ein Grottenolm.

Neidisch schaue ich den Mitteldistanzlern zu wie sie sich in Ihre Anzüge zwängen. Der CST fokusiert sich klar auf die Mitteldistanz (2/80/20), so stehen hier auch gut doppelt so viele Sportler am Start. Für die Olympische Distanz (1,5/40/10), bzw. den Kurz Triathlon (das hört sich so ein bisschen nach Bambini-Lauf an) standen lediglich 250 Startplätze zur Verfügung.

Die Mitteldistanz wartet auf den Start

Punkt 9:00 Uhr wird die Mitteldistanz mit Böllerschüssen ins Rennen geschickt. Ich bin 30 Minuten später dran, so kann ich mir in Ruhe den Schwimmstart ansehen und mir einen strategisch günstigen Platz für den eigenen Start aussuchen. Es ist für die Uhrzeit schon recht warm und die Sonne drückt.

Ist es denn die Möglichkeit, meine Brille beschlägt von innen, obwohl ich noch überhaupt nicht im Wasser bin. Kann man denn aus den Augen schwitzen? Oder Tränen der Furcht?

30 Minuten später stehe ich selbst im Wasser, ich hatte mich ein wenig eingeschwommen und warte nun auf den Countdown.

5, 4, 3, 2, 1 -BÖLLER-

Ich kraule los, -ich bin im Rennen- schießt es mir durch den Kopf, -Deine erste Olympische Distanz-.  Um mich herum habe ich noch genug Platz. Es wird in einer sehr breiten Linie gestartet. Kein Gedrängel wie zuletzt an der Regattastrecke.  Ich versuche nicht zu schnell anzugehen, gleichmäßig atmen, entspannt lospaddeln, die  ersten 200 Meter gehen ganz gut, Unterwasser sehe ich nur Grün. Von Zeit zu Zeit blicke ich auf um zu sehen, ob ich noch auf Kurs bin.

–Oh, Gott ist das noch weit bis zur ersten Wende-Boje-

Das Feld verdichtet sich. Der erste Fuß taucht vor mir auf, dort eine Hand. Zwei Schwimmer haben mich in die Zange genommen. Ich lege ein paar Brustzüge ein und lasse die Krauler vorbei ziehen. Danach wird wieder gekrault. Wellen kommen auf. Verflixt, der 9:40 Dampfer schickt seine Bugwelle zur Schwimmstrecke rüber. Beim Luftholen schwappt mir eine Welle in den Mund, ich verschlucke mich. Hustend gehe ich zum Bruststil über. Den Rest bis zur gelben Boje bei ca. 600 Meter schwimme ich Brust, dort biegt die Olympische Distanz ab. Im Kraulstil geht es weiter, allerdings nicht weit, denn ich stelle fest, dass hier eine ablandige Strömung herrscht, und das gesamte Feld abgetrieben wird. Ich muss häufig den Kurs korrigieren. Irgendwann ist mir das zu doof und ich schwimme wieder Brust bis zur nächsten Boje. So habe ich wenigsten mein Ziel vor Augen. Ab der Boje geht es zurück in den Hafen, dort ist  der Schwimmausstieg. Ich habe ständig im Hinterkopf dass ich mich nicht total verausgaben darf, schließlich habe ich heute noch ein bisschen was vor, so versuche ich wieder ein gutes Stück ruhig zu kraulen und kann so auch noch an ein paar Schwimmern vorbei ziehen. Ich habe keine Ahnung wie ich im Feld liege, meine Brustintervalle haben mich sicherlich weit zurück fallen lassen. In meinem Bauch gluckert es, ich muss mehrmals Rülpsen, was sich unter Wasser mit Ohrstöpseln recht lustig anhört.

Vor den Ausstieg wird es nochmals eng. Beine, Hände, Köpfe, Leiber, irgendwie komme ich durch das Gewühl und gelange zum Ausstieg, ein Helfer hilft mir auf, mit wackligen Beinen laufe die Rampe hoch, ein Blick auf den Garmin, 34 Minuten, 4 Minuten über dem selbst gesetzten Soll, aber gut, ohne Neo?

Die gut 100 Meter in die Wechselzone geht’s im Laufschritt. Während dem Laufen ziehe ich die Badekappe runter und popel die Stöpsel aus den Ohren. Kein Wassereinbruch zu verzeichnen. -Sehr gut, heute also keine Schlangenlinien-

In der Wechselzone angekommen, hängen die benachbarten Räder noch da, verflixt, wo stecken die? Ich wechsle die Brillen, kurz abgetrocknet, Socken an, Helm auf, Kinnriemen zu, (sonst gibt’s ne gelbe Karte) Startnummernband rum und Rad von der Stange hiefen.

–habe ich alles?-

Kurz halte ich inne.

-ja, alles da, also los-.

"högschte" Konzentration

Sockig geht es durch die Wechselzone bis zum Radaufstieg. Diesmal klappt das Aufsteigen. Links auf den Schuh steigen, mit dem rechten Bein über die Stange, gleich in den geöffneten Schuh schlüpfen, antreten und Fahrt aufnehmen. Jetzt noch links in den Schuh schlüpfen und die Klettverschlüsse der Schuhe schließen. Hat gut geklappt. Jetzt ein paar hundert Meter locker treten um den Puls zu beruhigen. Es geht aus Chieming raus, und gleich leicht den Berg hoch. Meine Beine fühlen sich trotz der ausgedehnten Brustpassagen noch recht gut an. Ich schalte hoch und gehe an den ersten Radlern vorbei. Nach einer schmalen Unterführung, ca. 2 km vom Start entfernt steht am Wegesrand ein weiterer Pechvogel, dessen Hinterrad unlängst mit einem lauten Knall einen spontanen Druckausgleich gemacht hat.

–der Arme, hoffentlich passiert mir das nicht-

Auf das Radfahren habe ich mich am meisten gefreut. Mal ordentlich gas geben können.  Wann kann man schon mal auf einer gesperrte Straße fahren?

Man muss sich zwar trotzdem an die StVo halten (rechtsfahrgebot), aber damit kann ich leben. Vor engen Kurven kann man dennoch schön ausholen. Ich selbst bin da noch relativ vorsichtig, da fehlt mir einfach die Praxis. Ich bremse meist etwas stärker als notwendig ab,  denn ich möchte wegen ein paar Sekunden weniger nicht unbedingt im Straßengraben landen.

Es geht meist auf kleinen Nebenstraßen durch eine wunderschöne Landschaft, durch nette Orte wo die Anwohner am Straßenrand stehen und uns Fahrer anfeuern. Der Kurs ich nicht ganz einfach, er hat einige scharfe Kurven und mehrere Anstiege. Aber dort wo es rauf geht, geht es irgendwo wieder runter.  Ab Kilometer 30 geht es hauptsächlich bergab. Ich lege das große Ritzel auf und gebe ordentlich Dampf. Das was ich an den Steigungen habe liegen lassen muss ich ja irgendwo wieder rausholen. Mit über 70 km/h schieße ich durch einen Weiler. -Hier sind sicherlich nur 50 km/h erlaubt, ob das Punkte in Flensburg gibt?- Gut 5 km vor dem Ziel nehme ich das Tempo raus, schalte runter und trete nur noch locker, um die Beine für die nächste Belastung vorzubereiten.  Das schöne ist, der Kurs hat hier mehr Gefälle als Steigungen.  In Chieming angekommen, öffne ich rechtzeitig die Klettverschlüsse von meinen Radschuhen, sodaß ich vor der Wechselzone nur noch aus den Schuhen hüpfen muss.

Ziemlich eirig taumle ich durch die Wechselzone, die Beine drohen wegzuknicken, wie soll ich denn damit jetzt noch 10 km laufen? Diesmal habe ich genug Platz mein Rad aufzuhängen. Helm ab, Sonnenbrille ab, alles in den orangen Turnbeutel stopfen und über den Lenker hängen. In die Schuhe geschlüpft, Kappe auf, ein Schluck aus der Pulle, ein Gel gegriffen und ab auf die Laufstrecke. Die Beine wackeln noch immer und ich habe das Gefühl ich stehe. Der Garmin sagt etwas anderes: 4:40 auf den ersten Kilometer. Holla! Ich muss das Tempo rausnehmen, sonst breche ich hinten raus ein. Der Zweite Kilometer wird mit 5:09 verbucht, langsamer, aber in dem Abschnitt geht es auch einen kurzen giftigen Anstieg hinauf, Kilometer 3 und 4 laufe ich wieder unter 5:00  Minuten. Egal, ich laufe jetzt einfach mal weiter und warte auf den Einbruch. Bei Kilometer 7 ist es dann soweit. -Ich kann nicht mehr- Die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel, die Luft flirrt, der Mund ist trocken, die Beine werden schwerer und schwerer. Hatte ich auf dem Rad, benebelt vom Adrenalin , schon mit einer Mitteldistanz Teilnahme geliebäugelt, lässt nun die Vorstellung, noch über 10km laufen zu müssen, diese Idee als absolut schwachsinnig erscheinen. Ich sehne mich nach Wasser, weshalb ist denn noch keiner auf die Idee zu kommen einen Triathlon Rückwärts zu laufen, also erst Laufen, dann Rad, und dann ins Wasser, das würde bei solchen Temperaturen doch viel mehr Sinn machen? Ich werde den Vorschlag mal bei der DTU einreichen…  „Regel 3537: Ab 30°C alles andersrum…“

-Oh Gott ich fantasiere-

Rauchschwaden die über die Strecke ziehen reißen mich aus den Gedanken. Ich komme an einem Hof vorbei. Hier wird richtig Party gemacht. Es wird gegrillt, Zuschauer prosten uns mit Bierflaschen zu. Feixend werde ich zum Grillen eingeladen. Selbst wenn ich jetzt in meinem Zustand eine Wurst essen könnte, ich dürfte das gar nicht annehmen, dafür gibt’s nämlich eine gelbe Karte, oder gar ne Rote?

Wenn ich jetzt stehen bleiben würde, ich würde nicht wieder in Gang kommen, also Zähne zusammen beißen und weiter. Die Pace fällt, der Puls steigt. Nach einer Verpflegungsstelle bespritzt ein Anwohner mit einem Gartenschlauch die Läufer (das ist erlaubt), -höre ich da ein zischen auf der Haut?-

Das tut gut. Noch zwei Kilometer, dann habe ich es geschafft, mein erste Olympische Distanz. Ich liefere mir schon seit einigen Kilometern ein abwechselndes Überholspiel mit einem Läufer, der Gehpausen einlegt und mich anschließend wieder überholt, bis ich Ihn bei seiner nächsten Gehpause wieder einhole.

Kurz vor dem Ziel zieht er wieder an mir vorbei. So nicht Freundchen, ich kratze die letzten Reserven zusammen,  und setze früh zum Zielspurt an. Am Eingang zum Zielkorridor steht meine Tochter und ruft mir zu:

„Noch eine Runde?“

-ZIEL-  japse ich und stürme an Ihr vorbei. Ich gehe am „Geher“ vorbei, der ebenfalls angezogen hat. Kurz vor der Ziellinie steht ein Spalier Cheerleader, die jeden Finisher mit einer Pong-Pong Laola begrüßen. Ich sausen durch den Pong-Pong Tunnel und gehe hinter der Ziellinie keuchend zu Boden. Kurze Zeit später bekomme ich einen Klapps auf den Po, „Mensch Papa, du bist ja noch  ganz schön schnell, ich bin gar nicht hinterher gekommen“. -Peinlich, peinlich-, in meinem Tunnel-Modus habe ich gar nicht bemerkt wie meine Tochter neben mir lief und mit mir einlaufen wollte. Wer kann denn ahnen, dass der Nachwuchs bei 32°C freiwillig einen 100 Meter Sprint hinlegt.

Das muss ich das nächste Mal anders machen. Soviel Zeit muss sein.

Im Ziel klatscht mich Sven Hindl, der Organisator des Spektakels persönlich ab, und gratuliert mir zum Finish. Der CST ist sein Baby. Jahrelang hat er für diese Veranstaltung gekämpft. Nun endlich ist  auch er auf der Zielgeraden angelangt. Zusammen mit seinem Team, der Hilfe der Gemeinde und vielen Helfern hat er einen wunderbaren Triathlon geschaffen, der das Zeug dazu hat eine feste Größe im Triathlon Zirkus zu werden.

Ich verlasse den Ziel-Bereich, und hole mir bei der Zielverpflegung ein Spezi und ein alkoholfreies Weißbier. Zu essen gibt es Obst und Kuchen, leider nichts Salziges.

Ich lege mich mit der Familie in den Schatten. Beim Aufstehen, um noch ein Bier zu holen, beginnen meine Waden zu krampfen. -Arrgh- Ich schicke die Tochter zum Imbissstand im Eventzelt, Brezen kaufen. Sie kommt zurück mit drei Brezen und zwei Weißwürsten. Die Brezen sind für mich, die Weißwürste isst die kleine. Weil auf den Brezen das Salz recht spärlich vertreten ist hat sie noch 2 Salztütchen mitgebracht, kluges Kind.

Eines der Salztütchen lecke ich wie Brause aus der Hand, das sollte meinen Mineralienhaushalt wieder ins Lot bringen.

So, und jetzt hole ich mir mein Grillwürstchen ab…

Alles in Allem war das eine ganz ordentliche Premiere, mein Ziel von Sub 2:45 habe ich mit 2:46:12 nur knapp verfehlt.  Allerding war die Radstecke auch knapp 2 km länger und auch die Laufstrecke hatte 400 Meter mehr. Im Triathlon scheint die exakte Länge nicht so wichtig zu sein, da sind Läufer anders. Der Läufer hasst nichts mehr als eine nicht vermessene Strecke. Ich denke im Triathlon lässt sich das aufgrund der örtlichen Gegebenheiten auch nur schwerlich realisieren. Im Triathlon zählt das Ergebnis im Gesamtfeld. Und mit einem 76 (63M) Gesamtplatz von 211 (153M) bzw. ein  8.  Platz (von 20) in der Altersklasse (Senioren1) kann ich mehr als zufrieden sein.

Und hier für die Zahlenfreaks die harten Facts

Schwimmen: 33:51 (22,13 min/km)

T1: 2:45

Bike: 1:16:03 (32,7km/h)

T2: 0:57

Run: 0:52:38 (5:04 min/km)

Es ist vollbracht. Der CST  2012 liegt hinter mir. Das Sauerstoffzelt habe ich mittlerweile wieder verlassen, der Sonnenbrand auf dem Rücken ist am Abklingen und die Lendenwirbel tun auch fast gar nicht mehr weh.

Die gute Nachricht vorweg, ich bin nicht Letzter geworden, und es wird natürlich einen ausführlichen Bericht geben.

Sehr ausführlich! Ich bin momentan dabei den Bericht etwas einzukürzen, oder soll ich eine griechische Tragödie draus machen? Sozusagen ein Drama in 3 Akten.

Ihr werdet von mir lesen, versprochen!

Euer -timekiller-

Die Mitteldistanz wartet auf den Start