Kaum rennt man unter Schmerzen 42 Kilometer durch eine fremde Stadt, schon gehen die Besucherzahlen auf meinem Blog durch die Decke. Wenn das nur nicht so weh tun würde, würde ich das ja öfters machen. Apropos Schmerzen. Ich habe keine! Klingt seltsam, ist aber so.
Direkt nach dem Marathon bin ich zwar noch ziemlich wackelig durch den Tiergarten gehumpelt, aber schon am Montag früh ging es mir wieder blendend. OK, die Knie spürte ich schon beim Treppen steigen, aber das ist auch alles.
Oberschenkel – nix
Achillessehne –nix
Ich muss ein anatomisches Wunder sein. Liegt vielleicht auch daran, dass am Sonntag meine Scherzzentrale komplett ausgebrannt ist. Vielleicht habe ich ja noch Schmerzen, ich spür nur nix mehr, weil keiner mehr da ist, der den Schmerz meldet.
Oder aber, mein Körper wurde über Nacht vertauscht. Einfach so. Gut, ich sehe noch immer genauso (gut) aus, nur habe ich eben keine Schmerzen mehr. Und! Mein neuer Körper wiegt jetzt 3 kg weniger.
-!?!-
Ich laufe jetzt seit 5 Jahren. Und ich habe noch NIE abgenommen. Habe ich ja auch nicht nötig. Vor dem Marathon brachte ich noch 75 kg auf die Waage und jetzt sind es 3 kg weniger. Ein Indiz dafür dass meine Theorie stimmen muss. Der arme Kerl, der jetzt in meinem abgewrackten Körper steckt, thiiiii!
Am Sonntagnachmittag hatte ich mir schon die abenteuerlichsten Ausreden einfallen lassen, um meinen Geschäftstermin am Montag früh um 9:00 Uhr in Treptow irgendwie absagen zu können. Aber es ging mir am Montagmorgen einfach ausgezeichnet. So, habe ich den Termin wahrgenommen, habe mich zwei Stunden wichtig gemacht und kann jetzt unser Luxusappartement sowie die Fahrtkosten über die Firma abrechen. Hach, manchmal schlagen einfach meine schwäbischen Gene durch.
-Woisch, da ka i gar nix mache, gell! –
Und sonst? Nachdem ich letztes Jahr nach dem Marathon ein paar Wochen in einem rosa Kuckucksheim wohnte und enorme Energie verspürte und einfach glücklich war. Fühle ich mich heuer zwar gut, aber das ist auch alles. Ein weiteres Indiz!? Meine Frau traut dem Frieden zwar noch nicht und lässt mich vorsorglich vorerst nicht alleine einkaufen. Sonst schleppe ich, nach meinen Spontankauf von letztem Jahr (eine Gitarre), diesmal ein Schlagzeug an. Das wollte ich nämlich auch schon immer mal lernen. Aber ich glaub das spar ich mir auf, bis ich die 3:45 geknackt habe, und das kann dauern, vor allem mit dem neuen Körper.
Selbst die überteuerten Marathon Fotos lassen mich diesmal kalt. Gut, die Fotografen hatten wohl ein einsehen, so gibt es nur zwei Fotos auf der Zielgeraden von mir. Man könnte gerade meinen ich wäre nur die letzten 300 Meter vom Brandenburger Tor bis ins Ziel gelaufen.
Ansonsten macht sich eine große Leere breit. Derzeit sind keine weiteren sportlichen Ziele in Sicht, die Saison ist rum. Zeit für eine Analyse.
Eine 3:45 wäre durchaus machbar gewesen, aber mehrere Faktoren verhinderten dies.
Zum einen habe ich die Menschenmenge unter- und mich überschätzt. Nachdem mein Debüt im letzen Jahr so gut gelaufen ist, und ich auf Anhieb die vier Stunden geknackt habe, habe ich etwas den Respekt vor der Strecke verloren. Sowas rächt sich eben. Ein Marathon ist ein Marathon, und ist nicht einfach so wiederholbar, jedenfalls für mich nicht, wie sich gezeigt hat.
Auch hatte ich den Marathon nie als meinen einzigen Saisonhöhepunkt angesehen. So gesehen hatte ich drei sportliche Höhepunkte in diesem Jahr. Der Abstand zwischen diesen Events war etwas knapp, sodaß ich recht spät erst in die Marathon Vorbereitung einsteigen konnte. Der Triathlon im Juli über die Olympische Distanz war genial, und die Teilnahme möchte ich auch nicht missen, auch das Starnbergersee Schwimmen im August war super, allein was man da über Musik lernt ;-). Allerdings hätte ich mich zu dem Zeitpunkt schon mehr auf den Marathon konzentrieren müssen. Die langen Einheiten sind dieses Jahr aufgrund der netten Begleitung zwar besser gelaufen, wenn auch unter Schmerzen, aber ich habe den Fehler gemacht, dass ich zwischen den langen Kanten zu wenig Pause gemacht habe. So bin ich in den letzten 4 Wochen vor dem Marathon jedes Wochenende einen 30er bzw. 35er gelaufen und am Schluss noch den Halbmarathon am Tegernsee dran gehängt. Vielleicht war das zu viel, bzw. zu kompakt? Ja, ich weiß, es gibt Kandidaten, die laufen wesentlich mehr, aber wenn ich mir meine Monatsstatistik ansehe, dann bin ich im September soviel wie noch nie zuvor in einem Monat gelaufen. Ich denke zu einem großen Teil rührten die Schmerzen am Sonntag von einer klassischen Überlastung her.
Das muss ich das nächste Mal anders machen. Ist halt immer schwierig, Trainingsplan, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Es bringt halt wenig, wenn man seinen Trainingsplan ständig umwirft und Einheiten tauscht. Bei der Erstellung eines solchen Plans hat sich ja sicher jemand was dabei gedacht. Aber es geht halt oft nicht anders. Ich bin ja nicht umsonst der –timekiller- denn die Zeit ist einfach immer mein härtester Gegner. Da muss man manchmal einfach flexibel sein, was sich dann eben auch in der sportlichen Leistung niederschlägt.
Hab ich was draus gelernt? Ja, aber ob ich es abstellen kann ist fraglich. Ich habe einfach zu viel Spaß an Wettkämpfen, da ist mir ein Jahreshöhepunkt einfach zu wenig. Ich möchte weiterhin gerne pro Jahr mindestens ein Triathlon machen, und auch das Langsteckenschwimmen hat mir sehr großen Spaß gemacht. Und Marathon? Mal sehen ob es da einen dritten Anlauf gibt.
Apropos Marathon, da lauert ja doch schon das nächste Projekt.
Der BestzeitMarathon!
Noch nix davon gehört? Hier gibt’s mehr Infos. Da packe ich dann auch die 3:45 und dann kommt die Schießbude in den Keller 🙂
Heimo, lauf den Marathon im nächsten Jahr doch einfach schon im Frühjahr.
Dann kannst Du Dich im fröhlich-erfrischenden Wintertraining voll und ganz auf das Laufen konzentrieren und musst vielleicht nicht so oft den Trainingsplan umwerfen.
Ich würde aber auch gar nicht mehr zu viel in eine Analyse stecken. Es gibt Tage, da läuft es einfach nicht und dann kommen wir älteren Herren halt eine Viertelstunde später ins Ziel. Und solange das noch nicht abgebaut ist, müssen wir uns meiner Meinung nach keine Sorge machen 😉
Viel Spaß bei der Wettk(r)ampfplanung 2013 :-))
Schöne Grüße
Lars
Hallo Lars,
vielleicht mache ich das sogar. Dann könnte ich mich im September/Oktober auch wider voll auf das Oktoberfest konzentrieren.
Grüße -timekiller-
Hallo Heimo,
ich denke, diese Saison solltest Du abhaken. Aber das meine ich nicht negativ, sondern wirklich im Sinne von „beenden“. Du hattest viele schöne Momente. Das war gut! Der finale Marathon ist leider etwas anders verlaufen als geplant, aber Du hast ja selbst schon erkannt, woran es gelegen hat. Punkt!
Ich würde mir jetzt genau überlegen, was ich 2013 machen will und dann entsprechend das neue Laufjahr einteilen. Hierzu kann ich Dir (wenn auch nur nach erst wenigen Wochen mit VICSYSTEM) aus eigener Erfahrung raten, schau Dir mal die Online-Trainingssysteme an. Gerade wenn Du hin und wieder auch mal einen Trainings- / Wettkampftermin verschieben oder ausfallen lassen mußt, paßt sich der langfristige Plan immer wieder den neuen Voraussetzungen an, ohne das Du Dir groß den Kopf zerbrechten mußt. Das spart viel Zeit und geistige Energie!
Grüße aus Köln!
Mario
Hallo Mario,
zumindest mein Bodenprogramm (Stabi) bestreite ich seit dem 30er in Tölz nach einer Vorlage von VICSYSTEM. Das ist doch schon mal ein Anfang, oder?
Grüße -timekiller-
Geniess Dein „Loch“. Ich freue mich auf meines, wenn es denn überhaupt zum Frankfurt-Marathon kommt. Ich werde ihn sowieso nur im Notlaufprogramm absolvieren können.
Die Idee von Lars, einen Frühjahrsmarathon zu laufen, finde ich garnicht schlecht. Das dürfte wirklich Deine weitere Jahresplanung entlasten.
Außerdem steh ruhig dazu, für einen Baumarktkatalog zu modeln ist doch keine Schande 😉
Grüße nach München
Volker
Hallo Volker,
ich weiß noch nicht recht, dann wäre ja in 2013 meine Saison schon im April/Mai beendet? Und was mache ich dann das restliche Jahr?
Die Idee muss erst noch ein bisschen wirken…
Grüße -timekiller-
Na dann päpple dich mal schön auf! So geht das doch nicht 😉
Wenn man erst einmal das erreicht hat, was man sich für die Saison vorgenommen hat, kommt meist irgendwie so ein Nichts. Bei ist das zumindest auch gerade so. Nicht einmal kleine Veranstaltungen reizen mich. Vielleicht der Lohn und Rache des Großen?! Ich würde sagen, so wie die anderen, ‚Loch‘ genießen und Saison beenden.
Viel Spaß dabei!
Hallo Din,
ja, ich genieße mein Loch. Laufen zu dürfen und nicht zu müssen, das hat was.
Grüße nach Berlin
-timekiller-
Schön zu lesen, dass es dir gut geht! Und komm, du hast längst beschlossen, beim Bestzeitmarathon mitzulaufen, gib es doch zu ;).
Das „Loch“ kann ich nachvollziehen, geht mir gerade genauso. Aber das ist auch eine Kunst: die Pause wirklich einzuhalten und zu genießen. Z.B. am Wochenende München Marathon schauen. Ich habe mir noch die 10 Km-Bestzeit für dieses Jahr vorgenommen. Aber auch die hat keine Eile.
Hallo Henrik,
einer muss Euch ja die Becher anreichen und die Runden zählen 🙂
Ich hatte ja eigentlich schon für den Sonntag einen schnellen 10er beim München Marathon geplant, aber das lasse ich mal schön bleiben. Ich laufe zwar, aber ganz ohne Bestzeitambitionen. Mal ein bisschen die Atmosphäre auf der Leopoldstraße genießen.
Grüße -timekiller-
Du hattest gar keine Schmerzen? Dann lese ich hier auch nicht weiter.
Und die Fotos von der Zielgeraden sind doch eigentlich die wichtigsten. Ups, Mist… habe ich dich weitergelesen… 😉
Ich? Schmerz? Nie…!
bin ja auch nur die Zielgerade gelaufen 😉
Hallo Heimo,
so wie ich Dich, Deine Ambitionen und Deine zeitlichen Möglichkeiten kennengelernt habe, hätte ich bei einem Frühjahrsmarathon Bedenken.
Du müßtest auch weiterhin über den Winter und im Frühjahr das Lauftraining ggü. Schwimmen (Dein eigentlicher Begrenzer) und Radfahren (Rolle/Ergometer, im März/April erste lange Ausfahrten) deutlich übergewichten, Schwerpunkt wäre weiterhin die Ökonomisierung (hoher Umfang/lange Läufe mit geringstmöglichem Energieverbrauch) anstatt Spritzigkeit und Tempo auf den kürzeren Distanzen (10k und HM für die Olympische und die Halbdistanz im Triathlon), und im April/Mai käme zunächst die Regeneration nach einem Frühjahrsmarathon anstatt erste Formtest beim Triathlon.
Da wäre aus meiner Sicht das Ziel einer Halbdistanz im Sommer sinnvoller, um dann darauf aufbauend im August und September ggf. nochmal ein Marathontraining für einen späten Herbstmarathon draufzupacken.
Ich habe in diesem Sommer auch gelernt, dass man nicht alles haben kann. Nach der neuen PB über die 21,1km im Mai habe ich das Rad- und Schwimmtraining erheblich ausgeweitet, dafür hat mein Tempo beim Laufen stagniert trotz guter Umfänge über Sommer. Ich hätte heute Schwierigkeiten, die gleiche Zeit nochmals zu laufen.
Es ist halt die Frage, was Du gerne in 2013 erreichen möchtest. Neue Bestzeiten über die OD, Finish (in guter Zeit) einer Halbdistanz, oder Verbesserung der Marathonzeit ? Es ist sicher auch alles im selben Jahr möglich, solange alle Resourcen (Zeit, Gesundheit, …) verfügbar sind.
Viele Grüße
Frank
Hallo Frank,
Danke für Deine Einschätzung,
Du hast schon recht, ein Frühjahrsmarathon würde meinen bisherigen Jahresblauf ziemlich durcheinander bringen. Ich lasse das jetzt alles mal ein bisschen sacken, und dann mache ich mir Gedanken wie es 2013 weiter geht. Da ich nicht alles haben kann werde ich mich wohl auf 1 bis 2 Ziele beschränken müssen.
Grüße -timekiller-
Der erste bestandene Marathon ist der schönste, daran lässt sich leider nichts ändern. Auch neue Bestzeiten lassen den Endorphinspiegel nicht in die Dimensionen schießen wie beim „ersten Mal“.
Drei Große Ereignisse im Jahr, das ist doch schon etwas. Und dann auch noch der Spaßlauf Ende des Monats… Von „keinen weiteren Zielen“ zu schreiben ist da wohl Understatement. Aber vielleicht war es ja auch der Andere in Deinem Körper 😉
Viele Grüße aus Trier
Rainer 😎
Hallo Rainer,
ja, da hast Du recht, beim Marathon ist das „erstemal“ am Besten. Schade eigentlich.
Vielleicht freut sich ja mein neuer Körper noch ein bisschen bei seinem (vielleicht ersten?) Marathon.
Grüße -timekiller-
Du hattest einen harten, aber herzlichen Lauf durch Berlin… und deine aktuelle Verfassung zeigt einfach, dass dein Bewegungsapparat sich gut an die lange Belastung gewöhnt hat. So kannst du nach einer entsprechenden Ruhephase wieder neu durchstarten und nicht – wie so manch andere Wochen an Wehwechen herumkauern.
Das Setzen neuer Ziele ist immer so eine Sache: aber hast du dir schon überlegt das Laufen mit einer netten Reise in ein anderes Land zu verbinden? In eine Stadt oder Region, die du noch nicht kennst? Für mich ist das immer eine zusätzliche, wunderschöne Facette. 🙂
Und wenn du überlegst deinen Umfang zu steigern… zieh dir vorher das Buch von Meb Keflezghi „Run to Overcome“ ein. Er hat super Tipps bezüglich Umfangsteigerung und Leistungsentwicklung auf Lager und macht gleich zusätzlich unglaublich Lust auf NYC…
Viel Spaß beim Planen und … was auch immer du anstellst 🙂
Running Zuschi
Hallo Running Zuschi,
nette Idee, das Laufen mit dem Reisen zu verbinden, auch wenn das für mich derzeit nicht möglich ist. Aber weshalb nicht sich pro Jahr bsp ein Marathonziel entsprechen heraus zu suchen. Bsp, London, Barcelona, Wien…
Mal sehen.
Danke auch für den Buchtipp, werde ich mir mal vormerken.
Grüße -timekiller-
Was RunningZuschi da empfiehlt ergibt einen Sinn, sie weiß wovon sie schreibt. Und auch ich kann die Wirkung dieser Idee bestätigen. Vielleicht klappt’s einmal?!
Freut mich dass es dir gut gegangen ist und der Lauf zu keinem Stress- sondern eher Wohlfühlmarathon wurde. Auch eine Variante, denn Bestzeitlaufen muss nicht sein. Zumindest nicht immer! Daher Gratulation und liebe Grüße, die – wie bei RunningZuschi – aus Kärnten kommen!
Hallo Reinhard,
naja, der Marathon selbst war jetzt kein Wohlfühlmarathon, das kann ich nun wirklich nicht behaupten. Da war ich schon sehr am kämpfen. Mehrmals ist mir der Gedanke gekommen: NIE WIEDER!
Aber NACH dem MRT gings mir gut, was ich sehr erstaunlich fand, so schmiede ich schon neue Pläne.
Grüße aus München
-timekiller-