Angriff beim Nikolauslauf

Montag, Dezember 6, 2010

Ungünstiger hätten die Bedingungen nicht sein können, um beim Nikolauslauf am Samstag seine persöhnliche Bestzeit zu knacken. Wie in ganz Deutschland liegt in München eine geschlossene Schneedecke, und die Wege und (Neben-)Straßen sind schnee- und eisverkrustet. Der Nikolauslauf ist Teil der Winterlaufserie, bestehend aus einem 10  km, 15 km und 20 km Lauf.  Ich bin dieses Jahr zum dritten mal am Start.

Nach 51:51 in 2008, 51:56 in 2009 wollte ich nun wenigstens  diese Zeiten unterbieten. In den Jahren zuvor wurde der 10km Lauf allerdings auf einer anderen Strecke durch den Olympiapark gelaufen. Ein direkter Vergleich ist daher nicht ganz gegeben.

Ob ich überhaupt an dem Lauf teilnehme  war bis Samstag Mittag nicht wirklich sicher. Meine Läufe unter der Woche sind mir sichtlich schwer gefallen und ich fühlte mich ein bisschen schlapp. Samstag Vormittag, hatte ich etwas muse und stöberte durch meine Lauf-Blog-Bookmarks und bin auf den Bericht von runningfreak über sein Debüt beim 24h Lauf gestoßen. Angestachelt von dieser außergewöhnlichen Leistung, konnte ich nicht anders als meine Sachen zu packen und mich um meine eigenen Grenzen zu kümmern. -50er Grenze heute bist du fällig-.

Da ich nicht gerne friere, habe ich mich bei -4 °C  warm eingepackt und bin um 14 Uhr locker in den Olympiapark gejoggt. Auf dem Weg dorthin, kamen jedoch erste Zweifel, ob heute eine günstige Gelegenheit sei, seine Grenzen auszutesten. Die Wege bis zum Olypiapark waren tief zerwühlt, ein laufen/joggen war schwierig bzw. sehr anstrengend. Die Wege im Park waren jedoch bestens geräumt und gestreut. Ich bin dann doch  völlig nassgeschwitzt und schon mit einem Puls von 175 in der Olympiaschwimmhallen angekommen, wo die Startnummern abgeholt, und man sich umkleiden konnte. Beim Eintritt in die aufgeheizte Schwimmhalle, legte meine Schweißproduktion nocheinmal zu. Ich fühlte mich wie ein Würstchen in einem Dampkochtopf aus Polyester. Ich glaube aus meine Kragen sind kleine Dampfwölkchen aufgestiegen…

Erstmal aus den Schichten gepellt und trochen gelegt. Ich beschloss bei dem Lauf mit einer Schicht weniger anzutreten. Wieder draußen wars dann doch etwas frisch, aber da musste ich jetzt durch -schlotter-.

Nikolauslauf rund um den Olympiaturm

Ich sortierte mich im mittleren Starterfeld ein, und um punkt 15 Uhr wurde gestartet. Fest entschlossen, mich diesmal nicht gleich wieder nach den ersten 400 Metern abhängen zu lassen, bin ich munter losgalopiert. Bei Kilometer eins stand 4:37 auf der Uhr, nicht schlecht, jetzt ein bisserl vom Gas, sonst geht mir hintenraus die Puste aus. Wie ich noch in Gedanken meine Renntaktik durchgehe knalle ich, in höhe der BMW-Welt, an der kurzen Ansteigung zur Brücke, beinahe auf einen Rollstuhlfahrer, der sich offensichtlich im Schnee festgefahren hat. Ich kann gerade noch ausweichen, und überlege kurz den ADAC zu rufen, habe aber kein Handy dabei, OK, ich komme in der nächsten Runde  ja nochmal vorbei, wenn er dann noch da steht,  schiebe ich Ihn den Buckel vollends rauf.

Der Rundkurs durch den Olympiapark war zum Teil Eis- und Schneefrei, über weite Passagen ging es aber über festgetrampelten Schnee. Am See entlag, war das Geläuf  etwas weicher und  ziemlich zerwühlt und es fiel mir schwer das Tempo zu halten. Irgendwie hatte ich Probleme meine Kraft verlustfrei in Vorschub zu wandeln.  Vor mir  lief eine dreier Läuferkette, hinter der ich schon seit einem Kilometer herdackelte, es fehlten mir aber die nötigen PS um an der Gruppe vorbei zu ziehen. Da nagelt ein kleiner, älterer Mann (ca. 60 Jahren), mit kleinen Trippelschritten an uns vorbei. -Holla-   der läuft ja mit einer ganz anderen Übersetzung, das ist wohl der Geländegang. Mal sehen, ob ich das auch drauf habe! Ich erhöhe die Schrittfrequenz und reduziere die Schrittlänge und tippel ebenso an den drei Musketieren vorbei. Ich versuche an der Senioren-Nähmaschine dran zu bleiben, aber ich bin diese Gangart nicht gewohnt, und muss Ihn ziehen lassen.

Sonst läufts, vor allem meine Nase, die legt sich so richtig ins Zeug. Die Kapazität meines Ärmels ist bald erschöpft, -noch einmal wischen-, gleich kommt der Fotograf bei der Zwischenzeit, da möchte man ja nicht wie ein Niagarfall- Imitator aussehen.

Die ersten 5 Kilometer bewältigte ich jeweils unter 5:00 Minuten pro Kilometer und nach 24 Minuten überquerte ich die Zwischenzeitmatte. -Perfekt- jetzt, das Tempo halten.

Bei Kilomter sieben fängt mein MP3 Player an in regelmäßigen Abständen zu quitschen, komisch? Irgendwie wird das Quietschen lauter, moment, das ist kein Quietschen es ist eher ein Stöhnen? Mein MP3 kann stöhnen? Ich blicke mich um und  sehe einen Frau die bei jedem ihrer Schritte laut stöht. -Weiea-, ist wohl eine Tennisspielerin, vielleicht gar Monica Seles? Das Stöhnen ist so laut, dass ich mich nicht auf meinen Rhytmus konzentrieren kann, -ich muss hier weg-, also versuche ich das Tempo zu erhöhen, und versuche vor dem ächzenden Elend zu fliehen. Die Frau jagt mich förmlich über die letzten drei Kilometer. Kurz vorm Ziel, an der letzten Steigung zum Olympiastadion, zünde ich meine -timekiller- Rakete und kann noch einige Läufer kasieren, zum Ziel geht es dann nur noch bergab, mit Karacho rase ich durch den Erdinger-Alkoholfrei Pavilion, in dem sich die Zielmatte befindet  und zerschelle dabei um ein Haar am Moderator der Veranstaltung, „Peter Maisenbacher“,  der es sich auch bei 800 Teilnehmern nicht nehmen läßt, jeden Finisher persöhnlich abzuklatschen. Bei uns war der Kontakt etwas stürmischer… Sorry.   Dann der Blick zur Uhr, handgestoppte 48:49!  -Jaaawollll- PB nur knapp verpasst, aber bei den Bedingungen haue ich jetzt ein Ei drauf.  Brutto kommt da noch ein bisschen was drauf, aber es bleibt deutlich unter 50 Minuten.

Völlig fertig schleppe ich mich in die Olympiaschwimmhalle zur Zielverpfelegung. Ich alter Amateur greife mir eine handvoll Schokoladenlebkuchen. In meiner dampfenden Hand, schmilzt schlagartig die Schokolade, binnen Sekunden saue ich mich ein, -prima-,  ach egal, kommt alles an den Ärmel.

Sogar am Erdinger Stand hat sich noch keine Schlange gebildte, wow, das ist doch die wahre Auszeichnung…

Nach drei weiteren alkoholfreien Weißbieren gings dann wieder nach hause.

Aber langsam, gaaaanz langsam.

Schnell noch die Laufschuhe geputzt und rausgestellt, vielleicht bringt der Nikolaus ja ein neues Laufshirt.

4 Comments

  1. Wie immer bist du – bei der Art wie du schreibst – mitten drin im Geschehen. Danke daher für die 10 KM die ich hier miterleben durfte und Gratulation zu dieser Top-Zeit, die bei diesen Bedingungen wesentlich höher einzustufen ist!

    1. timekiller sagt:

      Klar, wie lautet noch der Slogan eines Sport-TV Senders? „Mittendrin statt nur dabei“. Sport ist Live einfach am besten, schön wenn ich dieses Gefühl vermitteln konnte.

  2. Evchen sagt:

    Ja, sauber! Herzlichen Glückwunsch zum Pulverisieren Deiner alten Bestzeit! Uns hast Du mal wieder einen sehr schmunzelwerten Bericht abgeliefert. Mehr davon, both. 🙂

  3. LocalZero sagt:

    Glückwunsch auch von mir zur neuen Bestzeit!

    Ist doch gar nicht so schlecht der Kurs im Olympiapark, oder? Wenn anderswo sich der Schnee schon türmt, kann man da irgendwie immer noch ganz gut laufen. Beim nächsten Lauf der Winterserie bin ich dann auch mal wieder da, falls das Wetter nicht völlig abartig ist!

    Schöne Grüße!
    Lars

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