Last Action Hero

Montag, Januar 3, 2011

Die letzte Aktion für 2010 steht an, der 27. Silversterlauf vom MRRC durch den vereisten Olympiapark. Ich freue mich schon lange auf dieses Event. Es herrscht hier immer eine ganz besondere Atmosphäre. Diesmal ist die Freude besonders groß, da ich mich bei dem Lauf mit LocalZero von nachderkurve.wordpess.com treffen möchte.

Es ist elf Uhr am Freitag Vormittag, alles ist gepackt, ich bin startklar, trinke noch den letzten Schluck meiner speziell angemischten Zuckerplörre, da klingelt das Handy. Verdammt „die Arbeit“ ist am Apparat, ich wundere mich, dass der Kollege am Silvestervormittag überhaupt noch arbeitet. Vielleicht will er mir nur einen guten Rutsch wünschen, das könnte ich gut gebrauchen. Etwas widerwillig gehe ich ran.

-Jaaaaa?  Hm, hm, aha…verstehe-

Glückwünsche gibt es keine, dafür ein kleineres Problem. Nix akutes, hätte nur bis Montag erledigt sein sollen und jetzt klemmt was…, nun ist  mein Rat erwünscht. Zur Lösung des Problems fällt mir spontan nichts Brauchbares  ein, ich denke nur:

-du mußt los,  du bist viel zu  spät dran, schließlich willst du die 3 km zum Start an der Event-Arena joggen, um dich aufzuwärmen.-

Ich vertröste den Kollegen, und verspreche mich in zwei Stunden nochmals zu melden, lege auf und laufe los. Ich lasse den ersten km ganz langsam angehen, schließlich wärme ich mich ja auf, und möchte dann später Vollgas geben. Aber selbst das lockere laufen fällt mir schwer, beim zweiten Kilometer bin ich schon ziemlich außer Atem und die Beine schmerzen, vor allem das Schienbein.

-Oh je, das wird ein harter Ritt-

An der Event-Arena angekommen, bahne ich mir gleich den Weg zur Startnummernausgabe und mache mich auf eine längere Schlange gefasst, schließlich kann das bei knapp 2500 Startern etwas dauern. Aber nichts dergleichen tritt ein, ohne lange anzustehen bekomme ich meine Startnummer mit Einmal-Chip, der an der Perforation von der Startnummer abgetrennt und am Schuh verknotet werden muss. Perfekt, ich linse auf die Uhr, vielleicht schaffe ich den ersten Treffpunkt ja noch. Ich muss mich aber noch kurz trockenlegen, da meine Schweißproduktion schon angelaufen ist, also wechsle ich noch kurz das Oberhemd und verstaue meinen Sack auf einem T-Träger über einem Notausgang. Garderobe, bzw. Kleiderabgabe gibt’s hier nicht, braucht man auch nicht, schließlich sind Läufer freundliche und ehrliche Menschen. Auf dem Weg zum Treffpunkt komme ich noch an der seeeeehr langen WC-Schlange vorbei, und kontrolliere innerlich die Füllstandsanzeige meiner Blase…. –fast voll, mach mal lieber einen Boxenstop-. Also reihe ich mich auch ein, ich prüfen mehrmals, ob ich auch wirklich an der Herren-Tö anstehe und nicht etwa bei den Damen bzw. bei irgendeinem Gratisdingens. Bis ich meinen Ballast losgeworden bin, sammelt sich das Läuferfeld bereits zum Start. Ich schau mich noch am Treffpunkt um, ob ich jemand entdecke auf den die Beschreibung und Startnummer passt… Niemand da, OK, du bist auch gut 20 Minuten zu spät dran, vielleicht finde ich LokalZero ja in der Startaufstellung…

Einer der die 10km in 40 Minuten läuft wird sich nicht hinten bei den Amateuren anstellen, also drängle ich mich nach vorne, finde aber niemanden. Wenig später fällt der Startschuss. Aus der fünften Startreihe heraus beginne ich den Lauf. –Ich habe hier vorne nix verloren- Ich halte mich rechts, damit das Feld an mir vorbei ziehen kann.  Da mein Forerunner gestern den Dienst quittiert hat, bin ich nun mit meiner alten ALDI-Pulsuhr unterwegs, und habe keine Info über meine aktuelle Pace, Wahnsinn wie schnell man sich an den technischen Schnickschnack gewöhnt. Ich versuche mein Tempo zu laufen, und mich nicht zu sehr vom Feld ziehen zu lassen. Km 1 bei 4:36 abgedrückt, nicht schlecht, aber für mich zu flott, ich bin oft genug eingebrochen, also das Tempo weiter raus nehmen. Km 2 bei 4:51, -Perfekt, so kann es weiter gehen-.

Quelle: MRRC

Der Kurs wurde dieses Jahr aufgrund des anstehenden AUDI FIS Ski Welt Cup Parallel Slaloms geändert und zog sich in einer langen Schleife durch den gesamten Olympiapark. Eigentlich gefällt mir dieser Kurs wesentlich besser als der übliche, hat eben ein paar  kurze Anstiege mehr als sonst. Es war aber nicht einfach zu laufen, man musste ständig den Weg auf Eisplatten sondieren, bzw. die optimale Linie suchen.

Bei  km 3 zieht LocalZero an mir vorbei, jedenfalls denke ich, dass er es sein könnte, zum rufen fehlt mir die Puste, ich versuche dran zu bleiben, realisiere aber schnell, dass das nix wird. Was will ich auch? Plaudern? Das kann ich höchstens bei einer Pace ab 6:30, also laufe ich weiter mein Ding. Kurz später komme ich wieder an der Event-Arena vorbei, viele Zuschauer säumen hier den Weg. Allerdings ist es hier in einer engen spitzen Kurve auch extrem glatt. Die Läufer wackeln wie „Enten auf Speed“ durch die Kurve. Wäre ich Zuschauer, hätte ich mir auch diese Stelle zum Zuschauen ausgesucht. Wirklich sehr lustig was hier dargeboten wurde. Ich komme ohne Blessuren durch das eisige Eck, und mache mich auf weitere Rutschpartien im nördlichen und weniger frequentierten Olypark gefasst. An den Meldungen, dass das Streugut knapp wird, muss was dran sein. Hier wurde jedenfalls sehr sparsam das kostbare Streugut verteilt. Ich halte trotzdem  meine Pace bei knapp 5:00.

Bei km 9 biegt der ursprüngliche Weg ab und  führt durch den abgelassenen Olympiasee am Zielbereich des Slaloms vorbei, und wieder zurück auf die Zielgerade. Eine Zielgerade, die nicht enden möchte. Ich zünde die –timekiller- Rakete und versuche noch ein paar Läufer zu kassieren, aber meine Rakete entpuppt sich diesmal als Blindgänger, das Ziel kommt nicht näher, ich vertage den Zielspurt auf einen günstigeren Zeitpunkt und ziehe erst 200 Meter vorm Ziel nochmal an. Mit 4:26 schließe ich den letzen Kilometer ab, immerhin eine Steigerung zum ersten Kilometer. Mit 48:52 war ich schließlich im Ziel. Ist jetzt nicht die PB, aber was will ich mehr, Sub 50 das passt schon.

Wie ich wieder zu Atem gekommen bin, begebe ich mich zur Tassenausgabe und zur Zielverpflegung.

Ich brauche nicht lange und ich entdecke LocalZero. Völlig entspannt schlürft er seinen Zitronentee.

-Puh, der wartet schon lange-

Ich spreche Ihn an, und wir haben uns sofort was zu erzählen.  Eigentlich irre, schließlich kennen wir uns überhaupt nicht. Ich lerne einen sehr sympathischen Menschen kennen, der eine gesunde Einstellung zum Laufen und zum Leben hat. Wir Ratschen eine ganze Weile miteinander, während neben uns die Sektkorken knallen.

Auf dem Rückweg von der Event-Arena zurück zur Home-Base, sickerte langsam wieder das Problem des Vormittags durch.  Zuhause angekommen, bin ich fest der Überzeugung, dass dieses Problem diese Jahr nicht mehr gelöst werden muss.  -Jetzt ist einfach auch mal Feierabend-. Also, Kollege angerufen und zum Feierabend verdonnert, und dann unter die Dusche.

Das wars, das Jahr ist gelaufen, … so dachte ich, bis wir bei unserer Silvesterabend Einladung SingStar auf der PlayStation spielen mussten…

-..das hat mir jetzt wirklich alles abverlangt, ich habe hier mehr geschwitzt, als bei meinen letzten Läufen….

Ich wünsche Euch allen ein gesundes, verletzungsfreies und erfolgreiches neues Jahr 2011

Euer

-timekiller-

8 Comments

  1. Evchen sagt:

    Frohes neues Jahr Herr timekiller!
    Einen schönen und würdigen Lauf hast Du da zum Jahresabschluß hingelegt. Bravo!
    Und jetzt bin ich neidisch, daß Du Lars getroffen hast. Menno.
    Es ist schon erstaunlich, wie „echt“ viele Laufblogger sind, gell? Man hat schon fast das Gefühl, sie ein bißchen zu kennen, wenn man sie das erste Mal sieht.

    1. timekiller sagt:

      Danke für die Glückwünsche, vielleicht sieht man sich auch ein mal… Wer weiß was uns dieses Laufjahr bringt?
      Grüße -timekiller-

  2. Laufhannes sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zu diesem letzten Lauf des Jahres! Silvesterläufe waren bisher noch nicht meins, aber für dich war er wohl genau richtig. Mit der Zeit kannst du dich sehen lassen – die PB fällt dann, wenn die echten Höhepunkte dran sind.

    1. timekiller sagt:

      Hallo Hannes, Danke für die Blumen. In meinem Trainigszustand ist jeder Lauf ein Höhepunkt, bzw. eine echte Herausforderung 🙂 Da gilt es den Level zu halten.
      Grüße -timekiller-

  3. Pierle sagt:

    Einen Silvesterlauf hatte ich auch geplant. Allerdings wurde schon vor Weihnachten bekannt gegeben, dass der aufgrund der Witterung abgesagt wird. Egal – war mir eh nicht so wichtig.

    Lars ist bestimmt ein guter Schauspieler – der war doch nur 3 Minuten vor dir im Ziel – so entspannt kann der da doch auch noch nicht gewesen sein 😉

    1. timekiller sagt:

      🙂 Naja, Lars hat auch das Feld von hinten aufgerollt, während ich nach hinten durchgereicht wurde 🙂
      Ein Profi regeneriert halt schneller, mit oder ohne Zitronentee 😉

  4. LocalZero sagt:

    Auch von mir noch alles Gute für’s neue Jahr – es hat mich sehr gefreut, Dich mal „live und in Farbe“ zu treffen!

    Und: Das Geheimnis der totalen Entspannung im Ziel ist natürlich einfach nur der legendär lauwarme Zitronentee in München *ooommmm* 🙂

    Schöne Grüße &
    Bis demnächst mal wieder!

    Lars

    1. timekiller sagt:

      😉 Ja, „in Farbe“ war ich wirklich mit meinem orangenen Leibchen…

      Grüße -timekiller-

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