Es geht nicht immer nur bergauf

Montag, August 8, 2011

Samstag Abend wollte ich noch läuferisch die Welt aus den Angeln heben. Die letzten Wochen liefen einfach super. Keine Verletzungen, keine Erkältungen, termintechnisch alles OK, d.h. keine Trainings ausgelassen,  gute Ergebnisse bei den letzte Wettkämpfen. Alles Supi.

Seit Anfang Juni verfolge ich nun meinen Marathon-Trainingsplan bei MyAsics. Vier Läufe pro Woche, am Wochenende eine lange Einheit. Das hat bisher auch ganz gut geklappt, wobei mir die längeren Einheiten noch zu schaffen machen. Am Samstag Nachmittag stand ein lockerer Lauf von 8 km auf dem Programm. Da meine Standardstrecke am Samstag wegen einer Veranstaltung gesperrt wer, wählte ich einen lockeren Lauf am Moosacher Güterbahnhof. OK, die Strecke ist um etwa 2 km länger, aber da ich das im Regenerations-Modus laufen wollte, sollte das ja kein Problem darstellen. Der Lauf war dann auch dufte und ich fühlte mich danach einfach toll.

Sonntag sollte es dann über 22 km gehen, wobei die ersten 9 km schnell und der Rest dann locker gelaufen werden sollte. Hm, schnell angehen? Normalerweise gehe ich die längeren Einheiten ja andersrum an. Ich zuckel los, und gebe nach hinten raus dann gas. Aber wir wollen ja nicht unseren Trainingsplan in Frage stellen. Die  werden sich ja was dabei gedacht haben, laut Trainingsplan wird auf diese Weise das Durchhaltevermögen trainiert.  Da ich mich vor einem Lauf nicht aufwärme sondern gleich loslaufe, werte ich die ersten KM als Aufwärmphase mit ca 5:45 min / pro KM. Danach sollten es dann 9 km in ca. 5:20 werden. Alles was danach kommt, konnte dann in ca. 6:10 – 6:30 gelaufen werden,  so der Plan.

Ich konnte mich am Sonntag jedoch nicht recht aufraffen. Ich wäre gerne Abends gelaufen, aber da wollten wir u.U. mit den Nachbarn zusammensitzen, also hat mich meine Frau um 11 Uhr, während einer Regenpause, aus dem Haus geworfen: „So, du läufst jetzt, sonst kommen wir ja heute zu gar nix mehr“. Na, da will ich mal nicht widersprechen, und füge mich meinem Schicksal. Lust hatte ich ja keine. Also präpariere ich noch mein Camelbak und ziehe los. Nachdem ich bei meinem Camelbak-Debüt letzte Woche den Sack randvoll gemacht hatte, und die 22 Kilometer mit einem gluckerndem 2 kg Wasser Höcker durch die Stadt gelaufen bin,  füllte ich diesmal lediglich 500 ml ein, was den Tragekomfort erheblich verbesserte.

Und los ging‘s. Erste Disziplin Aufwärmen: Da bin ich gut, ohne Druck loszuppeln und mal in den Körper rein hören wie es heute so laufen wird. Meist kann man nach den ersten 2 Kilometer schon sagen, „das passt“, oder aber „ geh nach hause“. Diesmal sagte mein Körper: „Alter Mann, geh nach hause – sofort“.

Aber ich will ja nicht hören. Also laufe ich weiter und ziehe nach den 2 Aufwärmkilometern das Tempo ein bisschen an. Beim ersten Kilometer bin ich noch etwas zu zaghaft und schaffe die vorgegebene Pace nicht ganz. Den nächsten KM bin ich dann im Soll. Beim dritten Kilometer (also beim fünften inkl. Aufwärmphase) bin ich bereits außer Puste. Prima, das wird was werden.

Nicht nur die Puste fehlt, auch das Schienbein brennt, das hatte ich ja schon lange nicht mehr.

Jetzt könnte mal eine rote Ampel kommen, an der man zwanglos verschnaufen kann, aber die habe ich heute bereits alle hinter mir gelassen, heute waren die natürlich auch alle grün.

Ich schleppe mich weiter und versuche die Pace von wenigstens 5:30 zu halten. Nach 11 Kilometern bin ich dermaßen KO, dass meine Pace auf 5:50 min beim letzten Kilometer gefallen ist.

Vielleicht sollte ich mal was trinken, ich nuckle an meinem Camelbak. Hm, lecker, warmes Wasser. 500ml sind zwar leichter, erwärmen sich aber auch schneller…

In Pasing bin ich am „Point of  no Return“ angekommen, egal welche Wegvariante ich jetzt wähle, es sind Minimum 11 km nach hause.  Zeit ist jetzt aber egal, aber ich möchte nicht wie letzte Woche Gehpausen einlegen. Also schleppe ich mich von Kilometer zu Kilometer über die letzten 11 km. Die Pace? Unterirdisch!

Die Kilometer ziehen sich tranig dahin. Nach 2 Stunden und 2 Minuten bin ich wieder zuhause angelangt. Ist jetzt nicht der knaller, aber letzte Woche war ich mit 2 Stunden 19 Minuten auf der selben Strecke noch langsamer.

Die langen Einheiten sind also noch immer nicht mein Ding, zumindest, wenn die erste Hälfte schnell angegangen werden soll, das schlaucht ungemein.

Aber zumindest ist eine Tendenz zu erkennen.

18 Comments

  1. Supermario72 sagt:

    Nun gut – gibt auch mal solche Tage. Hauptsache, Du hast das Ding durchgezogen!

    Also Blick nach vorn und auf zu neuen Taten!

    Grüße aus Köln!
    Mario

    1. timekiller sagt:

      Hallo Mario,

      ja, solche Läufe muss es wohl auch geben, und am Wochenende war ich da ja nicht alleine.

      Grüße -timekiller-

      1. Saba sagt:

        Damit warste wirklich nicht alleine – Betonbeine, wohin man schaut 😉

        Wird auch wieder besser. Hoffich.

        Liebe Grüße
        Saba

  2. volker sagt:

    Mein lieber Heimo, das beruhigt mich jetzt. Ansonsten wärst Du mir auch so langsam unheimlich geworden. Solche Läufe sind normal und passieren ab und zu. Und so verrissen hast du ja wahrlich nicht. Ist für einen Trainingslauf immer noch ein gutes Ergebnis. Ich denke, Du liegst Marathontrainingsmäßig gut im Rennen.

    Gruß aus Oldenburg
    Volker

    1. timekiller sagt:

      Servus Volker,

      so ein Dämpfer tut auch mal ganz gut, da bleibt der Respekt vor der Strecke erhalten.

      Grüße -timekiller-

  3. Pierle sagt:

    Oh, Volker wagt es, den Timekiller beim Namen zu nennen. Wenn man allerdings in seinem Blog genaue Zielzeiten von offiziellen Läufen angibt, ist es mit der Anonymität eh schnell vorbei 😉

    LG Carsten

    1. timekiller sagt:

      Oh, mein Gott, ich bin enttarnt…

      jetzt kommt mir bald meine Frau auf die schliche, und dabei habe ich immer gesagt, dass ich Pornos gucke, wenn ich abends so lange am Notebook sitze.

      Grüße vom -timekiller- alias Heimo

    2. Volker sagt:

      Ach was… 😉

  4. Henrik sagt:

    Immer wieder sehr erheiternd, deine Beiträge! Wieso schnell loslaufen und dann dann langsam auslaufen, kann ich auch nicht so richtig verstehen. Weil genau das tust du beim Marathon sicher nicht (freiwillig). 22 Km ist schon ein langer Kanten, aber lustig wird es erst, wenn du (ganz ohne so ein Trinkrucksackkram) eine Unterzuckerung trainierst. Du glaubst gar nicht, WIE hart es wird, sich da durchzuschleppen :).

    1. timekiller sagt:

      Oh, Gott, das hört sich übel an, gibt es dafür wirklich Trainingsprogramme? In meinem Trinkrucksack ist ja auch nur Leitungswasser, und mit Gels habe ich bisher noch nichts am Hut. Wenn die Einheiten länger werden, am nächsten WE stehen 27 km an, kann ich mich ja auf was gefasst machen.

      Grüße -timekiller-

  5. Christian sagt:

    Danke, you made my day! Manchmal ist es einfach nicht so leicht und locker, v.a. wenn man sklavisch an einen Trainingsplan gekettet durch die Gegend läuft 😀
    Versuch doch die längeren Läufe als Erholung und Entspannung zu sehen, aber wahrscheinlich funktioniert das bei dem Tempo einfach nicht. Ich wünsch Dir trotzdem viel Spass

    Salut

    1. timekiller sagt:

      Hallo Christian,

      „an den Trainingsplan gekettet“ ist gut. Mangelndes Talent muss bei mir halt mit Fleis bzw. Training kompensiert werden. Aber meinen nächsten Langen am Wochenende möchte ich diesmal etwas gemütlicher angehen. Vielleicht wirds ja wirklich ein Genusslauf.

      Grüße -timekiller-

  6. Gerd sagt:

    Wenn´s immer nur Spaß machen würde wäre es ja auch langweilig, oder.
    Du hast es hinter Dich gebracht und wirst davon profitieren. Manchmal tut´s halt weh! 😉

    1. timekiller sagt:

      Ja, da hast du recht. Nach solchen Läufen stellt sich die Genugtung erst auf der Couch ein.

      Grüße -timekiller-

  7. Evchen sagt:

    Bei mir ist diese Woche das Jammertal schon wieder durchstanden und die Beine fühlen sich vielleicht nicht gerade frisch, aber doch locker an. Wie ist es Dir? Ich mag dieses virtuell gemeinsam leiden. 🙂

    1. timekiller sagt:

      Hallo Eva,

      ich denke ich habe diese Woche die Talsohle erreicht. Update folgt dann heute Nachmittag in meinem Post. Im Gegensatz zu Dir bin ich noch am Leiden.

      Grüße von ganz unten

      -timekiller-

  8. Christian sagt:

    Wenn man den richtigen Trainingsplan verfolgt, kommt man nicht umhin, sich über Wochen bis zum Maximum zu fördern, um am Tag X entsprechend vorbereitet zu sein.
    Schlechte Tage kommen immer mal vor und es ist die Disziplin durchzuhalten, die das ganze am Ende erfolgreich macht. Also mach dir nicht zu viele Sorgen – du bist auf dem richtigen Weg!

    1. timekiller sagt:

      Hallo Christian,

      wenn der Plan aufgeht ist ja gut. Ich habe ja noch die Stille Hoffnung, dass das alles einen Sinn ergibt, auch wenn’s manchmal weh tut.

      Grüße aus München

      -timekiller-

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