Vergeigt

Donnerstag, Februar 2, 2012

Möglich, dass ich am Ende des Jahres, beim Komplettieren des Projektes „2000 km“,  dankbar bin für die 500 Meter extra, die ich am Mittwoch im Olympiapark versenkt habe.  Heute ist da nur Unverständnis. –???- Wie konnte das passieren?

Es war der letzte Lauf der ZHS Cross Serie, und ich wollte endlich mal eine Serie komplett machen, wenigstens 3 Läufe waren notwendig um in die Wertung zu kommen. Also trat ich  bei -6 °C wieder im ZHS Stadion an. Nichts wollte ich dem Zufall überlassen, die 4:40 Pace von letzter Woche sollte  zumindest gehalten werden, wenn nicht gar schneller. Ich habe sogar den lockeren Lauf am Dienstagabend (bei -10°C) ausfallen lassen um am Mittwoch die nötige Frische mitzubringen. Im Nachhinein war das vielleicht ein Fehler, denn  es fehlte die notwendige Lockerheit in den Beinen. Selbst am Material habe ich nicht gespart, kurzerhand hatte ich mir noch Yaktrax Ketten besorgt, da die Rutscherei bergab letzte Woche doch grenzwertig war, und am Wochenende noch Schnee dazu gekommen war. Schlussendlich habe ich die Ketten dann aber doch weggelassen. Der Kurs war auf einem Großteil der Strecke eisfrei, und auf Asphalt sind die Spiralfedern dem Vorschub nur wenig dienlich.

Ich bin wieder wie gewohnt (zu)schnell angegangen und konnte auf den zweiten km  sogar eine 4:23 verbuchen,  aber ein Rennen wird ja hinten raus gewonnen, somit gab es unterwegs noch keine Erfolgsmeldungen zu twittern. Die Dame mit Stirnlampe und zweitem Atem überholte mich diesmal auch erst 300 Meter später. Aber bei der letzten Überquerung des Olympiasattels ging ich gewaltig ein. Die Schenkel brannten, die Atmung war nur noch ein flaches Japsen, und vom Puls will ich gar nicht erst anfangen. Ich hatte keine Kraft mehr, der Akku war leer. Kurz, ich zog keine Wurst mehr vom Teller. Ich glaube ich muss etwas mehr Krafttraining in den Trainingsplan einbauen. Ich konnte die durchschnittliche Pace zwar noch unter 5:00 halten, aber selten fühlte ich mich erschöpfter als  zu diesem Zeitpunkt. Dementsprechend konnte ich dann auch nicht wie geplant beim Abstieg das Feld von hinten aufrollen sonder tapste nur japsend dem sich immer weiter entfernenden Tross hinterher. – Abgehängt, mal wieder, ich war wieder alleine, nicht Letzter, aber fast-.

Später auf der langen Geraden an der Parkharfe entlang, konnte ich am Horizont wieder einen Läufer erkennen. –ich hole auf- Ein kleiner Funke, des längst erloschen geglaubten Ehrgeizes, lodert wieder auf.  Ich versuchte mich ran zu kämpfen.

Nachdem ich die Hohlgasse hinterm Olympiastadion passiert hatte war ich noch etwas näher heran gekommen, -ich komme näher-. Ich wunderte mich noch weshalb der Läufer vor mir den langgezogenen Bogen Richtung  ZHS Stadion ganz außen lief und sogar die Baumgruppe nicht aussparte.  –ich wittere meine Chance- Da ich die Kurve innen lief, so wie sonst auch, konnte ich weiter Boden gut machen, der andere war schnell, wirkte aber nicht so gehetzt. Wie ich meine letzten Kräfte mobilisiere und zum finalen Überholmanöver ansetze und ich mir den Hasen  aus der  Nähe ansehe,  stelle ich fest, dass er gar nicht zu unserer illustren Truppe gehört, jedenfalls trägt er kein Startnummern-Lätzchen. Und vor lauter aufholen und ran kämpfen,  habe ich doch tatsächlich die Abzweigung in Form eines schmalen Trampelpfades zum ZHS Stadion verpasst. -Ja, ich Depp!- Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht im Olympiapark auskennen würde. Aber mit dem ganzen Schnee der hier im dunklen rumliegt habe ich irgendwie die Orientierung verloren.

Richtig

Falsch

Ich hätte einfach stehenbleiben und umdrehen sollen, dann hätte ich vielleicht nur ein paar Sekunden verloren, aber meine Gedanken waren auf Grund einer akuten Sauerstoff Unterversorgung etwas träge und so habe ich mich weder durchs Gebüsch geschlagen, noch stürzte ich mich die Böschung Richtung Stadion hinab, ich überhörte auch die innere Stimme die immerzu sagte, „Wenn möglich und erlaubt, bitte wenden“, so bin ich auf der offiziellen Fahrstraße zum Tor des ZHS-Geländes in einem GROSSEN Bogen außen rum gelaufen. Den Schlussspurt im Stadion habe ich mir dann gespart, mein müde flackerndes Feuerchen des Ehrgeizes wurde vor zwei Minuten mit einem C-Rohr vom Acker geputzt.

Mein Ergebnis habe ich ordentlich vergeigt, bei einem Umwege von 500 Metern braucht man sich über ein 2 Minuten schlechteres Ergebnis nicht wundern. Wenigstens als Trainingseinheit kann ich den Lauf gelten lassen, auch wenn es nur eine 4:41 Pace wurde.

Aber, ich war nicht Letzter.

Wer weiß wo sich die Nachhut verlaufen hatte.

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www.runalyze.de

17 Comments

  1. Volker sagt:

    Die Orientierung scheint wohl doch ein Schwachpunkt bei Dir zu sein 😯

    Komm doch mal nach Oldenburg zum Citylauf. Da bist auch im 5:00er Schnitt noch im Mittelfeld, dann brauchst Du Dich nicht so zu hetzen 😉

    500 m extra kommen mir irgendwie bekannt vor 🙂

    Was war denn mit der Timekiller-Rakete? Fehlzündung? ❓

    Liebe Grüße von jenseits des Grünkohl-Äquators

    Volker

    1. -timekiller- sagt:

      Hoffentlich gibt mein Garmin nicht wieder den Geist auf, sonst bin ich ja total aufgeschmissen, ohne Ortung.

      Bei der -timekiller-Rakete waren die Akkus alle, vielleicht muss ich die mal mit Grünkohl tunen.

      Grüße -timekiller-

  2. Claudia sagt:

    Nun stell Dir mal vor, was es für ein super Gefühl gewesen wäre, wenn das ein Startnummernträger gewesen wäre! 🙂
    Kann ja mal passieren.
    Trotzdem Glückwunsch… immerhin bist Du die Serie gelaufen! Klasse.

    1. -timekiller- sagt:

      Wohingegen das Gefühl, sich mit einem lockeren Trainingsläufer gemessen zu haben, nicht so dolle ist. Wird wahrschienlich so ein Ultraläufer gewesen sein, der auch die 50km von Rodgau in einem 4:20 Schnitt runterreißt :-).

      Grüße -timekiller-

  3. Supermario72 sagt:

    „Rückfall in alte Zeiten“ fällt mir dazu nur ein! 😉 Oder hast Du beim Stehendschießen einmal nicht getroffen und mußtest eine Strafrunde absolvieren? Ach nee – das ist ja Biathlon ….

    So – genug gefrotzelt! 🙂

    Das paßt scho‘! 4:41er-Schnitt trotz „Ehrenrunde“ – immerhin! Haken dran – noch ist alles „Spielerei“.

    Glückwunsch trotzdem – jeder gefinishte Lauf zählt!

    Grüße aus Köln!
    Mario

    1. -timekiller- sagt:

      Ha, Biathlon! Auf diese Assoziation bin ich noch gar nicht gekommen. Ich hätte wahrscheinlich auch auf die falschen Scheiben geschossen.

      Grüße -timekiller-

  4. Dass ist ja ein Ding! Mit ein Grund warum ich nie ganz hinten, bzw. ganz vorne *lacht* laufen will! Vielleicht kannst du beim nächsten Mal den Garmin vom Auto nehmen, der dir dann auch noch die Route ansagt?
    Neben den leichten „Schadensmeldungen“, die du hier unfreiwillig einsammelst, gebührt dir auch Lob. Denn viele gibts nicht, die hier noch gefinisht hätten. Großes Kompliment!

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Reihhard,

      nochmal passiert mir das nicht 🙂 (hoffe ich).

      Den Spott kann ich ertagen. Wer so dämlich ist, hat es nicht anders verdient.

      Grüße und danke fürs Kompliment.

      -timekiller-

  5. Wunderbar Lustig! Zwar nicht für dich aber für mich! 🙂 Ich an deiner Stelle hätte wohl den Lauf abgebrochen den so was nimmt einen doch jegliche Motivation. Deswegen mein Lob an dich!!!

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Frank,

      na, wenn mir das auf dem ersten Kilometer passiert wäre, und es um etwas gegangen wäre, wäre ich wohl ausgestiegen. Aber so, zurück musst ich ja eh.

      Grüße -timekiller-

  6. Laufhannes sagt:

    Hihi. Ich hoffe, man darf leise Kichern 🙂

    Aber ein wenig Verlaufen ist zum Glück kein Genickbruch. Sei lieber stolz auf dich, dass du die ganze Serie gemacht hast. Ist auch etwas wert!

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Hannes,

      es darf auch laut gelacht werden :-), ich habe da kein Problem mit.
      Mit dem Fauxpas, wird es nächstes Jahr schon einfacher meine Gesamtzeit für die Serie zu unterbieten. Ist doch auch was wert.

      Grüße -timekiller-

  7. Eddy A sagt:

    Ich kann fühlen, was Du hier ausdrückst – denn ich bin der absolute Orientierungs-Legastheniker! Darum (und natürlich _nur_ darum!) halte ich es wie Reinhart, und laufe niemals ganz vorne oder ganz hinten *bg*

    Und natürlich kichere ich nur leise, sondern gratuliere Dir ganz laut!!

    1. -timekiller- sagt:

      Ups, irgendwie ist Dein Kommentar untergegangen, Sorry.

      Bei gerade mal 37 Teilnehmern fällt das Feld etwas auseinander, vorallem, wenn 50% der Teilnehmer eine durchschnittliche Pace von unter 4:10 laufen. Da gehört man schnell zum alten (orientierungslosen) Eisen.

      Grüße -timekiller-

  8. Axel sagt:

    Manchmal gewinnt der Andere, manchmal verliert man selber. So ist das halt! 😉

  9. Evchen sagt:

    Ach, bei meiner ersten Wunsch-10-er-Zeit habe ich mich auch verlaufen, weil ich einem Ortskundigen (!), der nicht mehr ganz bei sich war, gefolgt bin. Hat trotzdem gepaßt und ein schöner Trainingslauf war das allemal. Schön und spaßig, bei Dir runalyze zu sehen. 😀

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Eva,
      die Schwester im Geiste…, vielleicht können wir uns ja mal gemeinsam verlaufen?

      Grüße -timekiller-

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