Ich hatte meine Ziele fürs Frühjahr recht hoch gesteckt, zu hoch wie ich in den letzten zwei Wochen feststellen musste. Mein Projekt Sub45 war vielleicht doch zu ambitioniert. Zehn Sekunden hört sich wenig an, wenn man aber seine Pace pro km um 10 Sekunden drücken möchte, dann ist das richtig Arbeit. Allein beim Betrachten meines Trainingsplans traten mir die Schweißperlen auf die Stirn. Bei vier Einheiten pro Woche, davon zwei Tempoeinheiten von 7-10 km mit einer Pace von 4:30 – 4:40; da muss ein alter Mann ganz schön für rackern. Bei einem Intervalltraining vor zwei Wochen bekam ich dann die Quittung. Das Ergebnis: multiple Schmerzen im linken Bein.
Ich habe daraufhin die Tempoeinheiten gestrichen, die Umfänge und Intensität reduziert, und das Alternativprogramm ausgebaut (Ergometer, Schwimmen). Eine Teilnahme am Westparklauf, wo ich einen ersten Angriff für die Sub45 starten wollte, war daher erstmal aus dem Fokus.
Eine Teilnahme machte ich abhängig von meinem Lauf am Freitag. Da traf sich die Westparkcombo zum lockeren Feierabendlauf durch eben besagten Westpark. Wenn ich mit Lars und Henrik mithalten kann, mein linker Haxen hält, dann wollte ich am Sonntag an den Start gehen, ganz unter dem olympischen Motto „dabei sein ist alles“.
Da ich mir nicht sicher war, ob ich überhaupt angemeldet war, musste ich am Sonntag schon früh los, da eine Nachmeldung nur bis spätestens eine Stunde vor Start möglich ist.
Ich war natürlich angemeldet, war ja klar, die Anmeldebestätigung von SAS ist nur in den untiefen meines Postfachs untergegangen.
Jetzt war ich natürlich viiiiieeeel zu früh da. Ich konnte sogar direkt am Audi-Dome parken, was soll ich jetzt gut 80 Minuten vorm Start tun? Schon mal eine Stunde warmlaufen? Ich trottete durch die Gegend auf der Suche nach einem Opfer dem ich ein Gespräch ans Bein nageln kann, aber ich wurde nicht recht fündig, ich war auch einfach noch zu verschlafen. So früh bin ich ja selbst Wochentags nicht unterwegs. Außerdem war mir saukalt. Daher setzte ich mich wieder ins Auto und nuckelte ein bisschen an meinem „Spezialgetränk“ und checkte auf dem Smartphon mal die anderen Läuferblogs, was die so treiben.
Kurz nach Neun treibt mich dann doch die Langeweile zum Warmlaufen, so bin ich schon mal 3 km durch den Park gewackelt. Es ist ungemütlich, 100% Luftfeuchtigkeit und kalt.
Als ich wieder am Auto war, um noch einen finalen Schluck aus der Pulle zu nehmen, setzte ich auch den Garmin zurück. Das dazu gehörende „Piep“ war dann auch das letzte was der FR für den Sonntag von sich gab. Die Anzeige ist eingefroren… ist es so kalt? Panisch drücke ich auf allen Knöpfen rum, nix zu machen, ich kann die Uhr noch nicht einmal mehr ausschalten. Die Pulsanzeige verharrt bei entspannten 105 bpm, innerlich koche ich jedoch… -GRRRR-
Wird das jetzt zur Regel, dass ich beim Westparklauf ohne Pulsuhr antrete? Letztes Jahr funktionierte zwar die Uhr, lag aber im heimischen Bad. Dieses Jahr habe ich die erste Hürde gemeistert, jetzt lässt mich aber die Technik im Stich. Gut, dass es dieses Jahr beim Westparklauf erstmalig eine Nettozeitnahme gibt, dann brauche ich mir um die Zeitnahme keine Sorgen zu machen.
Und der Rest…? Ach, Scheiß drauf, laufen wir halt mal nach Gefühl.
Ich reihe mich im Mittelfeld in die Startaufstellung ein, bei einer Nettozeitnahme gibt es ja auch kein Grund zu drängeln. Pünktlich geht’s los. Ich lasse mich mit der Masse mittreiben. Mein Plan wäre gewesen konstant 4:45 zu laufen, wenn das Bein sich meldet eben etwas langsamer. Mal sehen wie weit ich damit komme.
Noch auf dem ersten Kilometer kommt die erste Steigung über die Ringbrücke in den westlichen Teil des Parks. Über diese Brücke müssen wir insgesamt viermal rüber, noch geht’s ganz gut. Der erste Kilometer wäre geschafft. Kurz nach Kilometer zwei bleibt mir beinahe das Herz stehen. Wir haben gerade den Biergarten am Rosengarten passiert, es geht ein kurzes Gefälle runter, und ich gebe Gas, da läuft Sie plötzlich vor mir, ein Traum von einer Läuferin mit athletischen Schritten, ich sehe nur noch ROSA, darüber tanzen grüne Sterne, in großen weißen Buchstaben steht B I A N C A auf der Shorts. Höre ich Engelsgesang? Hallöchen Popöchen!!! Das nenne ich nun wirklich mal eine Tight. -Huuiuiuiuiuiui-. Die Frau scheint ein heißes Gemüt zu haben. Während ich heute früh überlegt habe, im Skianorak zu laufen, trägt Sie neben dem äußerst knappen Höschen vom Modell AfH*, ein giftgrünes, ärmelloses Top, und rosa Kniestrümpfe. Das ist echt die Wucht! Sollte ich jemals meiner Frau erotische Wäsche schenken, dann werde ich einen Abstecher in Biancas Sportboutique machen, oder gibt’s das jetzt auf der Erotikmesse?
Ich bin versucht mich für den Rest es Laufes hinter Bianca zu klemmen, aber wir sind ja hier nicht beim Lapdance. Ich ziehe an Ihr vorbei und klemme mich an einen weit weniger attraktiven Hintern. Hier steht kein Name drauf, an der Hüfte hängt dafür die Startnummer „63“. Er läuft genau mein Tempo, ich schließe zu Ihm auf, und wir laufen die restlichen 8km Seite an Seite, bzw. hintereinander wie einTandem. Mal läuft er vorraus, mal ich. Er blinzelt ab und zu auf seine Uhr. Er scheint zufrieden zu sein. Der Blick auf meine Uhr zeigt noch immer die eingefrorenen 105 bpm.
Als wir die Westparkrunde einmal absolviert haben und über die Zwischenzeitenmatte gehen, wage ich meinen Laufpartner nach der
Durchgangszeit zu fragen. „22:52“ kommt es knapp.
-OK, nicht schlecht, dann warten wir mal auf den Einbruch-.
Wir begeben uns auf die zweite Runde. Die Steigung über den Ring ist nicht flacher geworden. Ist da jetzt auch noch Wind dazu gekommen? Ich falle etwas zurück, habe meinen Paceläufer aber beim anschließenden Gefälle wieder eingeholt. Was macht mein Bein? Nix, fröhlich verrichtet es seine Arbeit. Mein Zugpferd läuft wie ein Uhrwerk, später finde ich heraus dass es sich bei meinem Laufpartner um einen erfahrenen Ultraläufer handelt. An der letzen Steigung im östlichen Westpark auf dem letzten Kilometer schwinden mir dann doch etwas die Kräfte und ich falle weiter zurück.
Geht da heute noch was? Zeit die –timekiller-Rakete zu zünden, ich kämpfe mich wieder von hinten an mein Pacemaker heran. Er hört meinen schweren Atem und zieht auch an, ich hänge Ihm im Nacken, kann ich noch eine Schippe drauf legen? Ich kann, doch der Verfolgte gibt Fersengeld. Wie die bekloppten rennen wir auf das Ziel zu, habe ich noch irgendwo einen Tiger im Tank? Ich schaffe es … nicht mehr. Gut ein Schritt später komme ich ins Ziel. Ich klatsche mich mit Andreas ab, und bedanke mich für den Lauf, und für das Finish. Das hat wirklich Spaß gemacht.
Im Ziel treffe ich Henrik von den Running Twins, der mit seinem Lauf nicht ganz so zufrieden ist wie ich. Wir unterhalten uns kurz, dann zieht er gemeinsam mit dem Team der Running Company zum Auslaufen ab, mich zieht es hingegen ins Verpflegungszelt zum warmen Multivitaminsaft.
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46:03 lautet mein offizielles Ergebnis. Nicht schlecht, eine 4:36 Pace kann sich sehen lassen. Ist das jetzt eine PB? Letztes Jahr konnte ich beim Sommernachtslauf im Juli eine 45:40 ins Ziel bringen, allerdings bezweifle ich, dass es sich damals um eine offiziell vermessene Strecke handelte, da der Kurs wegen einer Veranstaltung kurzfristig geändert werden musste.
Mein neues Projekt heißt jetzt übrigens „Sub46“
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* Arsch frisst Hose
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Weitere Bilder und ein Startvideo gibts auf www.ganz-muenchen.de
Na das ist ja der Laufbericht endlich! 🙂
Und wie immer – herzerfrischend und äußerst humorvoll! Hatte schon bei den Runningstwins gelesen, dass Du im Westpark auch mit am Start warst.
Oh Mann – wann wirst Du wohl mal endlich einen Lauf bestreiten, bei dem von der Anmeldung bis zum Auslaufen alles glatt geht!? Dieser ganze Spökes immer drumherum ist ja wirklich wie ein Fluch. Ich meine, ich lache ja immer wieder gern darüber, aber mal im Ernst, mindestens eine Sache geht doch bei Dir immer schief, oder? 😉 Wobei – die Sache mit der Uhr, ist echt Scheiße! Du hattest das Teil doch erst im Umtausch, oder? Und jetzt schon wieder Totalausfall? Da muß aber jetzt mal ordentlich was zusätzlich von Garmin herausspringen!
Der Lauf selber ist Dir ja zum Glück trotzdem gut gelungen. Super, dass auch Dein Bein wieder im Lot ist! Allerdings – solange Du noch auf fremde Weiberärsche glotzen kannst – bist Du noch lange nicht am Ende Deiner Möglichkeiten. 😉
Aber ernsthaft – die sub45 hast Du allemal drauf! Noch ein paar Wochen konsequentes Training und Du läufst die 10km im sicheren 4:30er Schnitt. Ich würde mir dafür aber mal eine wirklich flache Strecke suchen, ohne Brücken und so’n Kram. Schau Dir mal die Profis an, die wissen auch ganz genau, auf welchen internationalen Strecken man einen Rekordlauf in Angriff nehmen kann und wo es sich eher nicht lohnt, auf Bestzeit zu laufen.
Also – herzlichen Glückwunsch!
Grüße aus Köln!
Mario
Hallo Mario,
Tja, was soll ich sagen, beim Garmin war wohl der Akku zu schwach und hat dann den Dienst etwas unerwartet eingestellt. Nachdem das Gerät dann am Nachmittag irgendwann mal ausging, konnte ich es auch wieder aufladen. Momentan scheint wieder alles OK zu sein.
Ist meine Schuld, da hätte ich schon drauf achten müssen, dass der Akku geladen ist.
Und sonst? Was hätte ich zum Schreiben wenn bei mir alles glatt laufen würde…
Mit dem Lauf bin ich wirklich zufrieden. Ich werde mich jetzt Sekunde um Sekunde meinem Ziel nähern. Der nächste Lauf wird dann auch flacher. Aber Hügel stehen hier in Bayern ja überall rum, so richtig flach ist es hier nirgends. Ich sehe es als Herausforderung 🙂
Grüße -timekiller-
Du könntest ja jetzt auch behaupten, dass Bianca dich für 1:04 abgelenkt hat und dass du sonst unter 45Min geblieben wärest 😉
Mal wieder ein typischer Timekiller-Bericht – mit Technikproblemen, weiblichen Ablenkungen und
einem mehr als ordentlichen Ergebniss.
Glückwunsch dazu – also zu dem Ergebnis jetzt, nicht zu Bianca 😉
hm, stimmt, wenn ich recht überlege habe mindestens eine Minute gebraucht um aus dem Pulk heraus zu kommen, der sich hinter Binaca aufgestaut hatte… 😉
Grüße -timekiller-
Wozu braucht man schon ein Garmin? In diesem Falle wäre ein Fotoapparat für den AfH wohl besser gewesen! 😉 Der scheint genügend motiviert zu haben!
Harhar, ein Smartphone hätte es auch getan, da hätte ich sogar zwei Fliegen mit einer Klappe geschalgen…
Du merkst es wird Frühling 🙂
Grüße -timekiller-
Schön mal Bilder von Dir auf Deinem Blog zu sehen! 🙂
Und immer wieder gibt es doch eklatante Unterschiede zwischen uns. Während Dir der knackige Hintern zu langsam war, sind sie mir meistens zu schnell 😉
Das mit dem Garmin ist ärgerlich. Aber mit Deinem persönlichem Pace-Maker hattest Du ja Glück.
Tolles Ergebnis. Herzlichen Glückwunsch!
Grüße vom Deich
Volker
Hallo Volker,
ja, den Pace-Maker habe ich mir richtig gut ausgesucht. Ich denke allein mit Garmin wäre ich nicht so konstant gelaufen. Ich bin ja die zweite Runde nur geringfügig langsamer gelaufen.
Das nächste mal bin ich dann wieder auf mich selbst gestellt. Mal sehen was dann rauskommt.
Grüße -timekiller-
Ein toller Bericht – ich bin quasi mit Dir mit gelaufen! Obwohl… nee… so schnell kann ich in diesem Leben nicht laufen. Andererseits: wer weiß, welche Energie-Reserven ich aufgebracht hätte, wenn ich Bianca auch gesehen hätte (AfH, höhö).
Gratuliere Dir natürlich auch zu dieser Traum-Zeit! Alle Achtung!
Was ich nicht verstanden habe: wieso hast Du den eingefrorenen Garmin nicht einfach im Auto gelassen? Ohne den Ballast hättest Du noch mal eine Sekunde rausholen können! 🙂
Hallo Eddy,
wenn ich mir Deine Statistik so ansehe, gibt es zwischen uns gar nicht so große Unterschiede. Da du jetzt den Fokus auf Ultra legst, steht die Zeit natürlich nicht mehr so im Vordergrund. Aber drauf hättest Du es allemal. Auch mit Ü40.
Bzgl. Garmin, hatte ich immer noch die Hoffnung, dass sich das Gerät bis zum Start resetten läßt. Ansonsten hätte ich natürlich ohne den Ballast locker 4Sekunden rausgeholt 😉
Grüße nach Bremen -timekiller-
Erst einmal danke für den schönen Bericht! Ja, das muss man inzwischen dazu sagen, denn solch schöne liest man nicht mehr oft.
Natürlich auch Glückwunsch zu dem Ergebnis. Für „multiple Schmerzen“ in der Vorbereitung ein gutes Resultat.
Das neue Ziel sub46 gilt aber nur als Ersatz, solange du nicht richtig trainierst, oder? Du willst dich doch nicht unterfordern!
Hallo Hannes,
vielen Dank für die Blumen 🙂
Nur Mut, mit dem Frühling spriesen sicherlich auch bald auf anderen Blogs wieder mörder Laufgeschichten zum Schenkel klatschen.
Mein Ziel Sub46, gilt jetzt mal für die nächsten 2 Wochen, wer weiß vielleicht kann ich ja dann schon an das neue Sub45:50 Projekt gehen.
Grüße aus dem sonnigen München
-timekiller-
Hallo!
Na Du wirst ja echt zum Timer-killer! Ohne Uhr laufen, furchtbar, haben wir zuletzt zum Faschingslauf… quasi zwangsweise… gemacht 😉
Aber Glueckwunsch zur tollen Zeit – hier ist eher noch Projekt Sub50, das ich zwar inzwischen für machbar halte, aber noch nie wirklich gemacht habe, ausser einmal auf dem Laufband, aber ob das zählt?
Nur was den nasskalten Westpark angeht kann sich bei mir kein echtes Mitleid einstellen. Wir waren den Tag vorher anderweitig unterwegs, weisst schon, total Balla-Balla halt. Da war ich froh, dass mein Forerunner das Schwimmen im 1 Grad kalten Wasser ueberlebt hat… Akku hatte ich allerdings auch vorher geladen, war nach knapp 5h Laufen immernoch halb voll – also der vom Garmin, meiner nicht!
Gruesse vom „Piff“
(seit Siterelaunch nun aber auch mit eigenem Nick 😉
Hallo Piff,
läufst du auf dem Laufband dann auch in voller Balla-Balla Montur? So zu Trainingszwecken?
Ja, ich glaube auch, dass der Westparklauf für Euch viel zu lasch ist. Ihr wärt wahrscheinlich noch durch den See geschwommen.
Grüße -timekiller-
Hi,
ah, da wollte ich ja auch noch antworten… Dieses ganze rumgeblogge, wo bin ich da nur rein geraten! Man kommt ja kaum noch zum Laufen.
Aber zu Deiner Frage: nein, da das Laufband im Fitnesstudio steht halte ich mich da bisher vornehm zurück. Da mache ich aber ohnehin eher kürzere dann schnelle oder steile Läufe, die langen Einheiten versuche ich schon draussen.
Mehr oder weniger alle Balla-Balla Outfits wurden allerdings vor dem Einsatz mittels eines Laufes z.B. entlang der Isar auf Praxistauglichkeit getestet, zuletzt auch der neue 3D-Helm mit 4 Kameras – da ist der eine odere andere irritiert zurückbleibende Wanderer dann nicht zu vermeiden…
Chief Balla
Ja, in Eurem „Hannibal Lecter“ Kostüm hätte ich Euch ja gerne mal an der Isar getroffen 🙂
Hallo,
also Du musst nicht glauben, dass wir das nicht getestet hätten. Da kennen wir nichts. Hier extra für Dich ein exklusives Trainingsbild der Lecter Twins:
http://www.balla-balla.org/?attachment_id=299
…man sieht, Passanten halten Abstand. Völlig unnötig, wir hatten doch schon nen Clown gefrühstückt 🙂
Aber kann es sein, dass wir hier Offtopic werden? Gut, Tandem durch Park ist es noch.
Chief Balla
zu geil! Da hat einer ein Foto gemacht und Euch dann laufen lassen? 😉
Ich freue mich auf ein Wiedersehen.
Grüße -timekiller-
K l a s s e Bericht, wie wir es vom Timekiller gewohnt sind! Sub45 würde ich nicht lockern, mit Tempotraining bekommst du das hin – Dachau wartet! Und die eine Minute war nicht Bianca, sondern dem Gruselwetter und den Steigungen geschuldet, eklig war’s!