Der gegen den Wind fährt,

Donnerstag, April 19, 2012

oder Flachlandtraining Teil II

Was bisher geschah… => Flachlandtraining

Ohne weitere Zwischenfälle wurde der Ausflug in die Oldenburger City beendet. Man musste sich noch beeilen, denn zuhause wartete schon Grünkohl mit Pinkel (das ist ne Wurst), lecker!

Am Karfreitag Vormittag hatte ich mich nochmals mit Volker verabredet. Wir trafen uns bei Sandkrug, am Fuße der Osenberge.  Osenberge hört sich gewaltig an, handelt es sich doch „nur“ um größere bewaldete Sanddünen die von der Eiszeit übrig geblieben sind. Aber etwas magisches hat der Wald dort schon. So ranken sich auch wundersame Sagen um die Osenberge, beispielsweise soll dort einmal ein geheimnisvolles Zwergenvolk gelebt haben.

Volker war schon länger nicht mehr hier, meinte aber den Weg durch die Osenberge zur Hunte zu finden. So zogen wir los, bogen mal rechts, mal links ab, und irgendwann wussten wir dann nicht mehr wo wir sind.  Bei mir ist das ja nix neues, aber bei Volker? Kann Orientierungslosigkeit ansteckend sein? Mit Hilfe der Minikarte des Garmins schlugen wir uns weiter in Richtung die Volker vermutete. Gab es in der Nähe des Parkplatz noch viele „Gassigeher“, begegnet uns hier keine Menschenseele mehr. Wir liefen einfach mal weiter, schließlich ist der Weg das Ziel. Nach mehreren Orientierungsstopps begegnen wir doch tatsächlich einem Fußgänger, ein älterer, kleiner, etwas gedrungener Mann mit Pudelmütze kommt des Weges. Ich selbst hätte ja NIE gefragt … aber der Volker der traut sich. Er spricht den Gesellen an, um den Weg zur Hunte zu erfragen.

Dieser hebt nur abwehrend die Hand und gibt einen kehligen Laut von sich. „Araugha !“ Und stapft mit energischen Schritten an uns vorbei.

Volker und ich schauen uns verwundert an.  –Na hoffentlich wird der nicht irgendwo vermisst-

Vielleicht war‘s ja auch ein direkter Nachfahre der Osenbergerzwerge, und wir sind hier bei „Blair Witch Project Reloaded“, wer weiß?

Während sich Volker noch nachdenklich am Kopf kratzt entdecke ich ein Schild, das uns den Weg zur Hunte weist. –gerettet-

So gelangten wir also doch noch zur Hunte, und von dort ging es auf verschlungenem Pfad zurück Richtung Auto. (Ich erwähne jetzt nur beiläufig, dass wir auf dem Rückweg noch zweimal einen Bahndamm überqueren mussten, aber das schien wohl völlig normal zu sein, denn es verunsicherte  Volker keineswegs.)

Wieder zurück am Parkplatz, stellten wir beide fest, dass wir noch ewig hätten weiter laufen können, aber die anstehenden Mittagsschlemmereien, zogen uns jeweils an den heimischen Mittagstisch. Wir haben dann aber trotzdem noch gut 30 Minuten gequatscht bevor wir uns schließlich verabschiedeten.

Deichläufer meets -timekiller-

Zuhause gab‘s dann lecker Fisch, es  ist ja Karfreitag. OK, Räucheraal ist jetzt so ziemlich der fetteste Fisch den ich kenne, aber unglaublich lecker.  Dazu gabs leckerPils, der Fisch muss ja schwimmen. Das trifft sich ganz gut, schließlich muss ich noch etwas an meiner Trinkfestigkeit feilen, beim Osterfeuer am Samstag Abend, werden in der Regel keine Gefangen gemacht.

Vor dem Feuerzauber stand aber nochmals eine Radausfahrt auf dem Programm. Da mir Mittwochs der Gegenwind  ein Strich durch meinen  35er Plan machte, beschloss ich diesmal die Runde in anderer Richtung zu fahren. Auch Ausrüstungstechnisch habe ich nachgerüstet. Morgens beim Discounter fiel mir eine gepolsterte Radlerhose in die Hände. Da ich bisher komplett ungepolstert auf dem Rad unterwegs war, wollte ich zumindest mal ausprobieren, ob eine spezielle Radlerhose Linderung  meinen vier Buchstaben bringt. Der Tragekompfort der Radlerhose mit Po-Protector ist allerdings, naja, gewöhnungsbedürftig. Es fühlt sich an, als ob man eine Windel, bzw. eine riesige Slipeinlage trägt (so stelle ich mir das jedenfalls vor). –irgendwie ungangenehm-

Die ersten Kilometer laufen SUPER. Ich kann so richtig Gas geben, die ersten  15 Kilometer bekomme ich sogar einen 35 Schnitt hin. Doch dann wendet sich das Blatt.  Ist es die plötzliche Erschöpfung, oder ist hier über Nacht ein Berg gewachsen? Tatsächlich, eine Steigung, nicht steil, schließlich befinden wir uns ja immer noch im Oldenburger Land (nicht in Friesland), und da gibt es keine Berge,  nur unscheinbare Erhebungen. Die fallen nur auf, wenn man versucht sie mit 35 km/h  zu bezwingen.  Jedenfalls fällt mein Tempo erstmals unter  30km/h. Ich wechselte noch zweimal die Straßenseite um auch brav auf dem Radweg zu bleiben. Dann komme ich nach Saage, von dort sind es  15 km nach Wardenburg. 15 harte Kilometer, der Rückenwind der mich auf den ersten 15 Kilometer schön geschoben hat, bläst mir jetzt gehörig ins Gesicht. Oder ist das nur der normale Fahrtwind? An den noch laublosen Bäumen ist keine Regung zu erkennen, aber die Windräder am Horizont drehen sich wie wild. Ein Werbeschild bei einer Gaststätte rotiert wie irr und hebt gleich ab, also doch Wind…

Richtung Autobahn geht’s dann auch noch leicht nach oben, und der Wind bläst weiter unbarmherzig von vorne. Mein Tempo fällt und fällt… Verdammte Axt, Wind, direkt von vorne, und das die ganze restliche Strecke. Mein Po schmerzt höllisch, das Polster bringt ja  überhaupt nix. Die tiefe Fahrposition habe ich längst aufgegeben bevor mir noch eine Bandscheibe flöten geht.

-Ein Königreich für ein Hollandrad…-

Ich glaube ich muss an mein Zimmerfahrrad ein Tri-Lenker ranbasteln um die tiefe Fahrposition zu üben. Mittlerweile dümple ich mit 20 – 28 km/h dahin. Scheiß auf den Schnitt, ich will nur noch ankommen. In Wardenburg ist der Radweg auch noch  gepflastert. Meine Reifen sind mit 7 Bar bretthart aufgepumpt, die kleinsten Unebenheiten werden ungedämfpft übertragen. Durch die Vibrationen am Lenker werden schlagartig meine Hände pelzig.   –Vielleicht doch auf die Straße?-

Ich schließe meine Ausfahrt mit einem 28 Schnitt ab. Ist jetzt nicht überragend, aber angesichts des Gegenwinds, die Berge Norddeutschlands, will ich das mal als ordentliches Training gelten lassen.

Jetzt noch schnell unter die Dusche, und dann ab zum Osterfeuer. Ich schiebe schon gehörig Kohldampf.

Das Osterfeuer verläuft wie üblich. Frustrierte Werder Fans gestehen mir Ihre heimliche Liebe zum FC- Bayern. Die Freundschaft wird mit einer Runde Schluck besiegelt, ich revanchiere mich mit einer runde Pils, so nimmt der Abend seinen Lauf. Ich bin jetzt zwar kein Bayern Fan, sondern sympathisiere da eher mit dem blauen Nachbarn aus der zweiten Liga, aber dies zu erklären habe ich schon vor Jahren aufgebeben. Ich gelte in der Nachbarschaft als Bayer, auch wenn mein Dialekt eindeutig schwäbisch ist. Aber so ist das halt, wer aus München kommt, muss Bayer sein oder zumindest ein Fan vom FC Bayern.

Ostersonntag war dann wie erwartet trainingsfrei. Der Tag Pause hat aber gut getan, so konnte ich beim abschließenden Lauf des Flachlandtrainings am Montag noch mal einen schnellen 10er raushauen, bevor es dann wieder 8 Stunden nach hause ging.

Zeit genug, um all die Ostersüßigkeiten der Familie zu vernichten.

13 Comments

  1. Wie kann man ungepolstert auf dem Rennrad fahren? Hast du eine Couch als Sattel?? 🙂 Würde ja gerne mal ein Bildchen von deiner Rennmaschine sehen…….
    Bei uns gibt es eine Strecke die von Löchern und Unebenheiten nur so übersät ist und diese Strecke, weiß der Geier warum, fahr ich am meisten. Und das mit 8Bar. Vielleicht liegt es daran das ich hinterher mich untenrum immer etwas „eigenartig“ fühle! 🙂

    1. -timekiller- sagt:


      -Trommelwirbel-
      -Tusch-
      -Konfettiregen-

      Frank, Du bist mein 1000. Kommentar.
      Glückwunsch!
      Zur Belohnung gibt es ein Bild von meinem Radl:

      Tri-Bike

      Grüße -timekiller-

      1. sehr schickes Teil! Würde mir auch gut stehen! Da würde ich locker einen 40er Schnitt fahren!!! Bergab mit Rückenwind! 😉

        1. -timekiller- sagt:

          Ja, geht mir genauso 🙂 also mit dem Rückenwind und so..

          Grüße -timekiller-

  2. Volker sagt:

    Grünkohl im April, das ist ja völlig außerhalb der Saison 😉

    Verlaufen ansteckend? Hmmm, zumindestens habe ich mich seit dem nicht wieder verlaufen. Das könnte allerdings daran liegen, dass ich noch nicht wieder in dem Wald laufen war 😉

    Das man hier oben so Feinheiten wie den Unterschied zwischen Bayern und Schwaben nicht kennt darf Dich nicht wundern. Andererseits sind wir für ja auch alles Ostfriesen 🙁

    Schönes Bild vom Osterfeuer. Da vergißt man doch gleich die paar Kilometer mit dem Rad gegen den Wind, oder? 😉

    Cooles Teil übrigens, Dein Rad

    Grüße
    Volker

    1. -timekiller- sagt:

      Ja, beim Grünkohl gibts eine Ausnahmegenehmigung, wenn der Schwiegersohn zu Besuch kommt. Wobei, von den Außentemperaturen hat das doch gut gepasst.

      Das nächste mal gehen wir nochmal zu den Osenbergen, und testen wie es um unsere Orientierung bestellt ist.

      Grüße -timekiller-

      Gr

  3. Balla Doc sagt:

    Hi timekiller,

    also „Leute“, im Prinzip also „Menschen“, nach dem Weg zu fragen, bringt m. E. überhaupt nichts.

    Wollte mal das Auto aus der Werkstatt abholen und praktischerweise durch den Wald dorthin joggen und bin dabei deutlich über das Ziel hinausgeschossen.
    War aber auch vertrackt. Die Bäume waren alle grün, standen alle nebeneinander und zeigten alle nach oben. Ein Wanderer meinte auf meine Frage nach dem richtigen Weg hilfsbereit „Da sind sie hier ganz verkehrt. Am Besten, sie nehmen den Bus!“

    Der Wald war aber schön. Schön grün jedenfalls.

    Grüße
    Balla Doc

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Doc,
      Dein Kommentar ist genauso amüsant zu lesen wie Dein Beitrag bei Euch, auf den ich einfach mal hier verlinke:
      http://www.balla-balla.org/2012/bhb-2012-harter-war-nur-nicht-mitzulaufen/

      Grüße -timekiller-

  4. Supermario72 sagt:

    Na endlich Teil 2! Ich wollte schon nachfragen! 😉

    Herrlich geschrieben! Du solltest glatt mal über ein Buch nachdenken. Und das ist mein Ernst! Ich empfehle das dem Steffen von den Runningfreaks auch immer. Dessen Laufberichte sind auch immer der Hammer!

    Übrigens könntet Ihr zwei – der Volker und Du – glatt Brüder sein. Irgendwie seht Ihr Euch auf dem Foto sehr ähnlich finde ich. 🙂 Und mit dem Verlaufen habt Ihr ja schon einmal eine Gemeinsamkeit mehr. Wer weiß, wer weiß …. ?

    Eine Radlerhose mit Polster vom Discounter also! Okay – gegen die Discounter-Sachen ist nix einzuwenden. Damit komme ich auch prima zurecht. Aber ein Sitzpolster zwischen den Beinen mag ich auch nicht. Hatte einmal so eine Hose gekauft und direkt nach dem Anprobieren zu Hause wieder zurück gebracht. Gut – ich fahre auf meinem MTB i.d.R. nicht mehr als 50km am Stück, aber die dann mit einer normalen Lauftight. Allerdings ist mein Sattel vielleicht einen Ticken „ergonomischer“ geformt als Dein „Ritzenputzer“. 😉 Aber Dein Bike ist ansonsten wirklich astrein! Gefällt mir sehr gut!

    Alles in allem hast Du den Urlaub im Norden ja aber wirklich gut genutzt fürs Training. Nicht schlecht! Wann steht der nächste Wettkampf an?

    Grüße aus Köln!
    Mario

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Mario,

      ein Buch? Wer soll denn das lesen? Für ein Buch langt mein Geschreibsel nicht, ich habe ja noch nicht mal eine Kolumne bei Runnersworld oder Spiegel-Online. ;-(

      Ein Buch würde ja auch bedeuten, dass es hier nix mehr zu lesen gibt, und das wäre dann doch auch schade, oder?

      Auf Volkers Blog gab es auch schon ähnliche Kommentare, bzg. unserer Ähnlichkeit, aber glaube mir, das liegt jetzt wirklich nur an den blauen Shirts.

      Grüße -timekiller-

      1. Supermario72 sagt:

        Also ich würde Dein Buch kaufen und lesen!

        Quasi so die besten Lauf- und Trainingsberichte! Best of …. 😉

        Das würde klappen, glaub mir! Schau doch mal, was dieser Achim Achilles so schreibt. Wobei mir dessen Art nicht (mehr) gefällt. Sich als „Nichtskönner“ immer nur über andere lustig zu machen, finde ich nicht gerade erstrebenswert.

        Grüße aus Köln!
        Mario

  5. LocalZero sagt:

    Für ein Trainingslager – egal für welche Sportart auch immer – z.B. Laufen, Rennradfahren oder Grünkohlessen scheint der dortige Landstrich ja nun wirklich echt geeignet zu sein.

    Nur die Werderfans mit der Affinität zur Münchner Millionärstruppe verunsichern mich jetzt doch a bissi. Mir wäre da vor Schreck glatt das Pils aus der Hand gefallen 🙂

    Schöne Grüße
    Lars

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Lars,

      ich bin mir sicher die Dunkelziffer der heimlichen Bayernfans ist erschreckend hoch. Am kommenden Mittwoch wird man das wieder in den bundesdeutschen Kneipen beobachen können 🙂

      Grüße -timekiller-

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