Leichtfüßig – der Rückenwindschuh

Montag, Februar 24, 2014

Wer als Läufer etwas auf sich hält nennt Minimum 3 bis 4 Paar Laufschuhe sein eigen. Und damit sind nicht die ausgelatschten Treter der Vorjahre gemeint, sondern Schuhe die abwechselnd zum Einsatz kommen. Für jeden Bedarf ist da etwas dabei, die normalen Trainingsschuhe, der leichtere Wettkampfschuh, der robustere Trail Schuh, etc.Schuhregal
Und die ausrangierten Modelle wandern nicht etwa in die Tonne, sondern werden wie Trophäen zusammen mit unzähligen Startnummern und Finisher-Shirts im Keller aufbewahrt.  Zu groß ist die Emotionale Bindung  zum lieb geworden Schuh, der einen treu über tausend Kilometer getragen hat, als dass man sie so einfach dem Müll übereignen könnte. Eine feierliche Beisetzung wäre da schon angebrachter. Vielleicht baue ich für meine lieb gewonnen Schuhe ja mal eine Vitrine, aber das muss ich erst noch bei meiner Regierung durchboxen.

Aber ich schweife ab, eigentlich wollte ich nur berichten, dass ich in meiner Schuhsammlung ein neues „Lieblingsteil“ habe.

Den ASICS GEL-SUPER J33

ASICS_GEL-SUPER-J33

Zugegeben, ein Exot in meiner Laufschuhsammlung, die sich hauptsächlich aus gut gedämpften neutral Schuhen zusammen setzt. Da ich öfters mal Knieprobleme habe, bin ich bisher nicht auf den Barfuß bzw. Natural-Running Zug aufgesprungen. So begnügte ich mich bisher mit meinen Dämpfungsmonstern und war glücklich. Bis mir ASICS den neuen GEL-SUPER J33 zum Testen anbot. Ein neuer Natural-Schuh speziell für Überpronierer.

Nach anfänglicher Skepsis, ob der dünnen „Schläppchen“, wuchs die Begeisterung mit dem ersten „Reinschlüpfen“. Der Oberschuh besteht aus einem nahtlosen, Kunststoff verstärkten Mesh-Gewebe und fühlt sich dadurch schon sehr leicht an. Eine Fersenkappe fehlt komplett, was zusätzlich ein leichtes, unbeengtes Gefühl gibt. Die Waage bestätigt dieses Leichtgefühl. Lediglich 206* Gramm bringt der Schuh auf die Waage. Zum Vergleich, der ASICS Nimbus 15 (mein Ex-Lieblingsschuh) wirft 330 Gramm in die Waagschale.

Den Gewichtsunterschied merkt man dann auch sofort beim Loslaufen. Eine gewisse Leichtigkeit macht sich breit. Ihr kennt das Gefühl, es ist wie wenn man nach 3-4 Tagen Laufpause ausgeruht seine Runden zieht. Es ist wie Laufen mit Rückenwind.

Die Sohle, bei der die neue FluidAxis-Technologie zum Einsatz kommt, ist dünner, bietet aber dennoch mehr Dämpfung als ich erwartet hätte. Durch die sogenannten Flex-Kerben passt sich die Sohle schön der Abrollbewegung des Fußes an und bietet ein direktes Bodengefühl.

Nicht nur die Leichtigkeit des Schuhs macht Spaß, sondern auch das Laufen selbst. Ich habe das Gefühl, dass ich mit dem Schuh mehr auf dem Vorfuß laufe, im Gegansatz zu dem Herrn im Video, der mit dem Schuh ja deutlich auf der Hacke läuft. Mein Gefühl kann jedoch subjektiv sein, an den 6 Millimeter Sprengung alleine kann es ja kaum liegen, oder die FluidAxis-Technologie ist doch mehr als ein Marketing Begriff.

Bei meinem ersten Ausritt mit dem GEL-SUPER J33, begnügte ich mich noch mit einer kleinen 5km Runde. Aber das Laufgefühl war so toll, dass ich die Runden Stück für Stück ausdehnte. Auch beim 10km Nikolauslauf und beim Silvesterlauf im Olympia Park kam der Schuh zum Einsatz, aber da habe ich dann schon die fehlende Dämpfung gemerkt, vor allem die Waden haben das zu spüren bekommen. Den 15er und den 20er der Münchner Winterlaufserie bin ich dann aber doch lieber wieder mit meinen Dämpfungsmonstern gelaufen.

ASICS33 ist die Natural-Kategorie des japanischen Laufschuhherstellers. In diesem Bereich bietet ASICS momentan 4 Modelle an, die der folgenden Matrix zu entnehmen sind.Natural_MatrixNeu in der Kategorie ist die gestützte Variante (Structured Cushioning). Der neue GEL-ELECTRO33 und GEL-SUPER J33 wurde speziell für Überpronierer entwickelt. Die neutral Modelle (Neutral Cushioning) wären der GEL-EXCELL33 3und der GEL-LYTE33 3. Das Leichtgewicht in dem Quartett ist dabei der GEL-LYTE33 3 mit nur 195 Gramm*.

Nun habe ich natürlich mit dieser Art von Schuhen noch überhaupt keine Erfahrung bzw. Vergleichsmöglichkeiten. Einen Natural-Schuh mit einem Dämpfungsschuh zu vergleichen ist so, als wolle man Äpfel mit Melonen vergleichen. Mich hat aber positiv überrascht wieviel Komfort Natural-Schuhe überhaupt bieten, und vor allem dass diese Art von Laufschuh doch auch etwas für mich ist. Mich persönlich würde der direkte Vergleich zum GEL-LYTE33 3 interessieren, ob ich da die fehlenden Pronationshilfe bemerken würde.

Natürlich ist ein Minimal-Schuh nicht für das tägliche Training gedacht. Alle ein bis zwei Wochen darf der J33 nun mit mir auf die Strecke. Wenn es glatt ist, muss der Schuh aber zuhause bleiben, denn die Sohle ist leider nicht ganz so griffig.

Der SUPER J33 hat das Zeug dazu einen Platz in meiner „Hall of Fame“ Vitrine zu bekommen, davor werde ich aber noch ein paar „Leicht-Modelle“ ausprobieren, das Interesse ist geweckt.

* Männer Schuhgröße 9

9 Comments

  1. Deichlaeufer sagt:

    Ah, der Herr Timekiller blogt mal wieder. Auch wenn es „nur“ ein Schuhtest ist. Schön von Dir zu lesen.

    LG aus dem hohen Norden
    Volker

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Volker,

      arg viel spannendes gibt es bei mir momentan auch nicht zu berichten, aber die Saison beginnt ja erst 🙂

      Grüße -timekiller-

  2. Eddy sagt:

    Hmmmm, ich besitze zwar drei Paar Laufschuhe. – Aber ich entsorge alte Treter gleich in der grauen Tonne, wenn es soweit ist. Wie muss ich jetzt Deinen ersten Satz („Wer als Läufer etwas auf sich hält…“) für mich interpretieren…? *grübel*

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Eddy,

      drei Paar Laufschuhe lasse ich gerade noch gelten, schließlich bist Du ja Läufer aus Leidenschaft 🙂

      Grüße -timekiller-

  3. Supermario72 sagt:

    Hallo Heimo,

    sieht gut aus – der Neue! Aber wahrlich sehr flach gehalten. Solche Schuhe sind in der Regel was für technisch sehr ausgereifte und vor allem leichte (<70kg) Läufer. Insofern wäre ich vorsichtig damit! Aber das hast Du ja auch selbst schon erkannt.

    Ich laufe den GEL LYTE 33 2. Von daher würde ich Dir zum Nachfolgemodell LYTE 33 3 durchaus raten. Der 2er lief sich von Anfang an super! Ein Schuh für alle Distanzen. Schön leicht, sehr flexibel, aber trotzdem noch ausreichend gedämpft.

    Man darf ja bei all dem "Natural Running" nicht vergessen, was das eigentlich heißt. Von Natur aus sind wir Mensch Vorfußläufer. Und nichts anderes bedeutet "Natural Running". Allerdings laufen die meisten von uns ja eher Mittelfuß oder gar Ferse. Und dafür sind diese dünnen neuartigen Treter einfach nicht konzipiert. Das geht auf Dauer zu sehr auf die Gelenke, Sehnen und Bänder.

    Andererseits könnte man z. B. Deinen neuen Schuh nutzen, um mal ganz bewußt kleinere Strecken auf dem Vorfuß zu laufen. Mache ich auch hin und wieder. Eigentlich gar nicht so schwer, aber eben ungewohnt und etwas unrund und anstrengend. 😉

    In jedem Fall weiterhin viel Spaß!

    Grüße aus Köln!
    Mario

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Mario,
      cool, Du läufst den LYTE33 auf alle Distanzen? Das würde ich mich nicht trauen. Hast Du nur „Leicht-Modelle“ in deinem Schuhschrank, oder sind da auch klassisch gedämpfte Schuhe dabei?

      Grüße -timekiller-

  4. Andreas sagt:

    Hört sich interessant an, da es sich für mich ähnlich verhält: Für längere Distanzen lieber gedämpft, für kürzere kann man mal was Leichtes probieren. Aber das man da aufpassen muss, habe ich anfangs auch schnell feststellen müssen – die Waden, die Knie …

    1. -timekiller- sagt:

      Hallo Andreas,

      ja, die Waden haben das gestern beim 10km Westparklauf ordentlich zu spüren bekommen. U.u. vertrage ich aber auch die Pronationsstütze nicht, was mich wundert, da ich beim ZHS-Crosslauf und beim Nikolauslauf keine Beschwerden hatte. Naja, vielleicht hatte ich auch nur einen schlechten Tag. Ich werde das beobachten.

      Grüße -timekiller-

  5. Jan Jagusch sagt:

    Danke, für den inspirierenden Bericht. Hoffe ich kann hier noch mehr über Natural Running in Zukunft lesen.

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