Seitdem der Sport in mein Leben Einzug gehalten hat, benutze ich so gut wie keine Aufzüge und Rolltreppen mehr. (Außer im Notfall, also nicht der Emergency-Notfall, sondern wenn ich es mal furchtbar eilig habe, oder etwas transportieren muss).
In der U-Bahn nutze ich die Treppe, oder, wenn nur eine Rolltreppe vorhanden ist, gehe ich auf der Lauftreppe. In Kaufhäusern wird das mitunter etwas eng, da dort die Treppen schmaler sind. Um nicht unhöflich zu sein, kann es da schon mal vorkommen, dass ich hinter so einem Trollo oder Trulla im Schneckentempo darauf warte, bis mein Körper die passende potentielle Energie erreicht, bzw. ich das richtige Stockwerk erreich habe.
Bei öffentlichen Rolltreppen staune ich immer mit welcher Geduld Leute drauf warten bis die Rolltreppe Ihre Laufrichtung ändert. Mitunter versucht der Wartende den Richtungswechsel zu beschleunigen in dem er wie wild auf die Richtungs-Anzeigen hämmert. Gewirkt hat das bisher noch nie, aber irgendwas muss man ja tun, während man wartet. In der Zwischenzeit habe ich längst die Treppe erklommen, und kann über das Schicksal der Wartenden leider nichts berichten. Aber ich habe gehört, dass schon mal jemand vor einer Rolltreppe verhungert ist.
Jetzt ist es ja nicht so, dass Rolltreppen ein wartungsfreies Erklimmungshilfsmittel sind. Ganz im Gegenteil. Die Rolltreppen müssen ständig gewartet werden und sind häufig kaputt. Was mich persönlich ja nicht stören würde, ich gehe ja ohnehin zu fuß. Aber der Schwabe in mir fragt sich manchmal: -Was des koschdet?- Die Tickets für den Nahverkehr in München könnten locker um die Hälfte billiger sein, würde man nicht das ganze Geld in der Personen-Fördertechnik versenken.
OK, OK, für Senioren und Behinderte sind Rolltreppen und Aufzüge ja schon ganz sinnvoll, aber der Rest kann doch laufen. Das hält fit und macht einen schönen Po.
Bei Aufzügen verhält es sich ähnlich. Solange ich nichts transportieren muss, nehme ich die Treppe. Acht Stockwerke sind meine persönliche Grenze, nicht, dass ich nicht könnte, aber der Aufstieg dauert mir dann einfach zu lange. Das gute ist natürlich, dass München nicht gerade mit Hochhäusern gesegnet ist, und ich in den wenigsten davon zu tun habe.
Dabei ist mein Verhältnis zu Treppen durchaus ambivalent. Es ist nicht so, dass ich Treppen liebe. Vor sieben Jahren haben sie dazu geführt, dass ich überhaupt mit dem Laufen begonnen habe.
Ich wohne in einem Eichhörnchen-Haus. In einem solchen ist die Wohnfläche nicht wie sonst üblich auf einer Ebene angeordnet, sondern, dort wird die Fläche einfach übereinander gestapelt. Das hat jetzt weniger einen sportlichen Hintergrund, sondern ist den horrenden Quadratmeterpreisen von über 1200€ in München und anderen Großstädten geschuldet.
In unserem Eichhörnchen Haus haben wir vom Keller bis unters Dach fünf Geschosse mit jeder Menge Treppen dazwischen.
Als ich vor gut sieben Jahren, zwecks der Optimierung der häuslichen Kommunikationsmöglichkeiten mehrmals vom Keller ins Turmzimmer unterm Dach aufsteigen musste, und ich jedes mal pumpte wie ein Maikäfer beschloss ich, dass sich etwas an meiner körperlichen Fitness feilen sollte.
So begann ich das Laufen….
Sieben Jahre später kann ich zwar mehrere Stunden (vier) in einer Ebene Laufen, aber das Treppensteigen spüre ich noch immer in den Beinen.
Und so trainiere ich weiter und sehe das alltäglichen Treppensteigen als meine tägliche Fitness-Einheit an. Bevor ich Abends im Fitti in Funktionsklamotten auf den Stepper gehe, um meinem Gluteus Maximus ein knackigeres Antlitz zu verpassen, nutze ich lieber jede Gelegenheit die sich mir im Alltag bietet.
Ob ich mit diesem Treppen Training den Mt. Everest Treppenmarathon in Radebeul meistern könnte bezweifle ich zwar, aber das habe ich auch gar nicht vor. So weit geht meine Treppenliebe dann auch wieder nicht. Das darf ich meinen Knien auch gar nicht antun, schließlich sind das in Radebeul 8848 Höhenmeter auf einer Länge von 84,39 Kilometern.