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Es ist erstaunlich, ja, es kommt genauso überraschend wie jedes Jahr Weihnachten. H06Kritiker behaupten zwar, dass ich diesen Erfolg weniger meinen sportlichen Leistungen zuschreiben kann, sondern es das Ergebnis einer simplen arithmetischen Reihe ist, aber Aufstieg ist Aufstieg.

Sei es wie es ist. Ich werde aufsteigen, und zwar in die Königsklasse.

-die M45-

Zahlenmäßig stellt diese Altersklasse regelmäßig die größte Gruppe im Startfeld eines Volkslaufes. Auffällig dabei ist, je länger die Distanz, desto stärker sind die M45er vertreten.  Ja, da wird die Luft eng, da wird einem nichts geschenkt, da kommt man nicht mal eben so unter die ersten zehn in der Altersklasse, denn die Konkurrenz ist groß.

Experten behaupten, dass die quantitativ exponierte Position der AK M45 mit hormonellen Prozessen  der Protagonisten zusammenhängt. In höheren Klassen lässt dieser Prozess wohl nach, und die Teilnehmerzahlen sinken wieder. Dann gilt es die erlangte Form zu wahren, um vielleicht auch mal aufs Stockerl zu kommen, aber dafür bedarf es einen langen Atem. Wenn man sich mal die Zeit nimmt und bei einer Siegerehrung ganz bis zum Schluss bleibt, staunt man nicht schlecht, wenn man die Zeiten hört, die es braucht, um selbst in den höheren Altersklassen aufs Stockerl zu kommen. Derzeit würde mein Leistungsvermögen (wenn ich es denn konservieren könnte) selbst in der M70 nur für einen zweiten Platz reichen.

Es liegt also auf der Hand, es muss etwas getan werden. Nach gut eineinhalb Jahren im Schlapp-Schritt Modus habe ich wieder Lust auf eine persönliche Bestzeit.

Es ist Zeit für Projekt 45.

Ziel 1: Sub 45 min auf 10km
Ziel 2: Sub 1:45 auf 21,1km
Ziel 3: Sub 3:45h auf 42,2km

Da ich mit meinem bisherigen Trainingssystem „Nach-Lust-und-Laune“ in den letzten Jahren keine nennenswerte Fortschritte verzeichnen konnte, wird mich ab Januar ein richtiger Profi bei der Umsetzung meiner Ziele unterstützen.

Die Ziele für 2015 sind definiert, jetzt kann das Jahr kommen.

Ich freue mich drauf.

Timewarp

seit vielen Jahren besteht der Brauch im Frühjahr und im Herbst die Uhren umzustellen. Was das genau bringen soll weiß keiner mehr so genau. Angeblich verfolgte man ursprünglich den Plan dadurch Energie einzusparen, da das Tageslicht so besser ausgenutzt werden könne.
Mittlerweile bezweifeln selbst Experten die Auswirkung dieses Tuns. Trotzdem hält man an dieser Gewohnheit fest. Steckt da vielleicht doch etwas anderes dahinter? Etwas, das wir mit unserem begrenzten Horizont gar nicht fassen können?

Die Zeit ist eine der komplizierteren physikalischen Größenarten.  Im Gegensatz zu anderen physikalischen Größen hat die Zeit eine eindeutige, unumkehrbare Richtung. Und dennoch widersetzen wir uns jedes Jahr diesem Naturgesetzt aufs neue. Durch die halbjährliche Zeitverschiebung entstehen Kräfte die mit herkömmlichen Messgeräten noch nicht zu erfassen sind.

Empfindliche Menschen leiden unter Schlaflosigkeit, sind niedergeschlagen, neigen zur Depression und Ihr Tagesrhythmus ist für Tage, gar für Wochen im Arsch Eimer.

Auch ich gehöre zu der Sorte Mensch, die empfindlich reagiert wenn die Zeit widernatürlich beschleunigt bzw. verzögert wird.  Die Herbstumstellung, bei der man faktisch eine Stunde Schlaf geschenkt bekommt, bereitet mir seit jeher das größte Problem.
Durch die „geschenkte“ Stunde, wache ich zu früh auf, kann aber morgenmuffelig wie ich bin, mit der Zeit nix anfangen.  Dafür wird es Abends  früher dunkel, und ich werde früher müde,  so komme ich zu nix, bin nur müde und keiner erledigt die Arbeit. -ein Teufelskreis-

Ich wäre nicht der -timekiller- würde ich nicht mit dem Phänomen Zeitumstellung experimentieren. Schon in frühster Jugend versuchte ich im Selbstversuch mich der Zeitumstellung entgegen zu stemmen.

Durch rigoroses „Durchmachen“ versuchte ich dem Fluch der Zeitumstellung zu entgehen.

Jetzt ist das „Durchmachen“ von Nächten meist mit einem erheblichen Alkohlabusus verbunden, wodurch das Empfinden für Raum und Zeit aber komplett aus den Fugen gerät und ausnahmslos mit Kopfschmerzen endet.

Vor 3 Jahren formierte sich mit Chief-Balla, Running Twin Henrik und mir die BZM-Gruppe  mit einer Besseren-Zeitumstellungs-Methode, die dem Malheur (vgl. schlechte Zeit) sportlich zu leibe rückt. Die BZM-Groundcrew tritt vehement dem Zeitchaos entgegen und weiß die Nacht der Zeitunbeständigkeit mit einem Zeittunnelmarathon bzw. BestZeitMarathon für sich zu nutzen.

Chrononauten

Die BZM-Theorie besagt, das nächtliche Zeitgeschenk in den Wind zu schlagen und statt dessen mit erheblichen Schlafentzug von mindestens 24 – 26 Stunden zu kontern. Der Körper hat so die Möglichkeit, die durch die Zeitkomprimierung freigewordene Energie aufzusaugen und zu speichern.

Die geschenkte Zeit die von „Schläfern“ nicht genutzt werden kann, entkoppelt sich von der trägen Masse und schwebt frei durch den Raum bzw. durch die Nacht, wo sie von laufenden Nachtschwärmern aufgesammelt werden kann und so zu höherer Glückseligkeit führt. Um möglichst viel „freie Zeit“ aufzusammeln gilt es, die entkoppelte Raumzeit zu bündeln und in einen Art Strudel zu kanalisieren.

Dazu organisiert die BZM-Grondcrew  um Mitternacht einen Marathon, was nichts weiter ist als eine Art Zeit-Zentrifuge, in der unerschrockene Chrononauten  den Nachtraum auf einem  Rundkurs gegen den Uhrzeigersinn laufend durchqueren und so aus der Umgebung weitere „freie Zeit“ ansaugen können zur Maximierung des eigenen Läuferglücks.

Als kleiner, aber nicht ganz unerheblicher Nebeneffekt  kann in dieser Nacht der Marathon eine Stunde schneller gelaufen werden als sonst. Das ist die Chance für ambitionierte Freizeitläufer auch mal in die Nähe des Marathon-Weltrekords zu kommen.
Nach solch einer  durchwachten und durchzirkelten  Nacht ist der Körper dann bereit, sich jedem Rhythmus neu unter zu ordnen, ohne wenn und aber.

Die Zahl der Chrononauten  steigt rasch. Waren es beim Ur-BZM vor 3 Jahren noch 7 wagemutige Läufer, zirkelten dieses Jahr 96 Timebandits durch die Nacht. Dabei rekrutieren sich die Chrononauten nicht nur aus lokalen Timejumpern, sondern zieht Chrononatuen auch ganz Deutschland, gar aus ganz Europa an. Neben Luxemburg, Schweiz, Österreich waren dieses Jahr auch Läufer aus Frankreich mit am Start. Deichläufer Volker kam extra quer durch die Republik angereist um an unserem Zeitexperiment teilzunehmen.

Mit dem Weltrekord hat es dieses Jahr zwar nicht geklappt, aber die Sache mit der Glückseligkeit scheint zu funktionieren. Nachts um 4:00 Uhr habe ich in durchweg glückliche Gesichter geblickt. Glück überfällt einen ja nicht so einfach im Alltag. Für echte Glücksgefühle muss man etwas besonderes machen, etwas wagen, seine persönliche Komfortzone verlassen. Und kann man seine Komfortzone besser verlassen als nachts bei herbstlicher Witterung im hügeligen Münchner Ostpark?

HappyRunners1

Ich glaube kaum…

Seitdem der Sport in mein Leben Einzug gehalten hat, benutze ich so gut wie keine Aufzüge und Rolltreppen mehr. (Außer im Notfall, also nicht der Emergency-Notfall, sondern wenn ich es mal furchtbar eilig habe, oder etwas transportieren muss).

IMG_0218In der U-Bahn nutze ich die Treppe, oder, wenn nur eine Rolltreppe vorhanden ist, gehe ich auf der Lauftreppe. In Kaufhäusern wird das  mitunter etwas eng, da dort die Treppen schmaler sind. Um nicht unhöflich zu sein, kann es da schon mal vorkommen, dass ich hinter so einem Trollo oder Trulla im Schneckentempo darauf warte, bis mein Körper die passende potentielle Energie erreicht, bzw. ich das richtige Stockwerk erreich habe.
Bei öffentlichen Rolltreppen staune ich immer mit welcher Geduld Leute drauf warten bis die Rolltreppe Ihre Laufrichtung ändert. Mitunter versucht der Wartende den Richtungswechsel zu beschleunigen in dem er wie wild auf die Richtungs-Anzeigen hämmert. Gewirkt hat das bisher noch nie, aber irgendwas muss man ja tun, während man wartet. In der Zwischenzeit habe ich längst die Treppe erklommen, und kann über das Schicksal der Wartenden leider nichts berichten. Aber ich habe gehört, dass schon mal jemand vor einer Rolltreppe verhungert ist.IMG_0322

Jetzt ist es ja nicht so, dass Rolltreppen ein wartungsfreies Erklimmungshilfsmittel sind. Ganz im Gegenteil. Die Rolltreppen müssen ständig gewartet werden und sind häufig kaputt. Was mich persönlich ja nicht stören würde, ich gehe ja ohnehin zu fuß. Aber der Schwabe in mir  fragt sich manchmal:  -Was des koschdet?- Die Tickets für den Nahverkehr in München könnten locker um die Hälfte billiger sein, würde man nicht das ganze Geld in der Personen-Fördertechnik versenken.

OK, OK, für Senioren und Behinderte sind Rolltreppen und Aufzüge ja schon ganz sinnvoll, aber der Rest kann doch laufen. Das hält fit und macht einen schönen Po.

Bei Aufzügen verhält es sich ähnlich. Solange ich nichts transportieren muss, nehme ich die Treppe. Acht Stockwerke sind meine persönliche Grenze, nicht, dass ich nicht könnte, aber der Aufstieg dauert mir dann einfach zu lange. Das gute ist natürlich, dass München nicht gerade mit Hochhäusern gesegnet ist, und ich in den wenigsten davon zu tun habe.

Dabei ist mein Verhältnis zu Treppen durchaus ambivalent. Es ist nicht so, dass ich Treppen liebe. Vor sieben Jahren haben sie dazu geführt, dass ich überhaupt mit dem Laufen begonnen habe.

Ich wohne in einem Eichhörnchen-Haus. In einem solchen ist die Wohnfläche nicht wie sonst üblich auf einer Ebene angeordnet, sondern, dort wird die Fläche einfach übereinander gestapelt. Das hat jetzt weniger einen sportlichen Hintergrund, sondern ist den horrenden Quadratmeterpreisen von über 1200€ in München und anderen Großstädten geschuldet.
In unserem Eichhörnchen Haus haben wir vom Keller bis unters Dach fünf Geschosse mit jeder Menge Treppen dazwischen.

Als ich vor gut sieben Jahren, zwecks der Optimierung der  häuslichen Kommunikationsmöglichkeiten  mehrmals vom Keller ins Turmzimmer unterm Dach aufsteigen musste, und ich jedes mal pumpte wie ein Maikäfer beschloss ich, dass sich etwas an meiner körperlichen Fitness feilen sollte.

So begann ich das Laufen….

Sieben Jahre später kann ich zwar mehrere Stunden (vier) in einer Ebene Laufen, aber das Treppensteigen spüre ich noch immer in den Beinen.

Und so trainiere ich weiter und sehe das alltäglichen Treppensteigen als meine tägliche Fitness-Einheit an. Bevor ich Abends im Fitti in Funktionsklamotten auf den Stepper gehe, um meinem Gluteus Maximus ein knackigeres Antlitz zu verpassen, nutze ich lieber jede Gelegenheit die sich mir im Alltag bietet.

Ob ich mit diesem Treppen Training den Mt. Everest Treppenmarathon in Radebeul  meistern könnte bezweifle ich zwar, aber das habe ich auch gar nicht vor. So weit geht meine Treppenliebe dann auch wieder nicht. Das darf ich meinen Knien auch gar nicht antun, schließlich sind das in Radebeul 8848 Höhenmeter auf einer Länge von 84,39 Kilometern.

IMG_6606Ich renne wie bekloppt durch ein kleines Hafenstädtchen. Mein Herz hämmert, die Lunge pfeift, der Schweiß fließt in strömen, immer wieder drehe ich mich nach meinen Verfolgern um. Ich habe ca. 5 Minuten Vorsprung bis mich die Spitze des  entfesselten Mobs erreicht. Gut 1500 wilde Wikinger sind mir auf den Fersen, und meine Frau mitten drin…

Vielleicht hätte ich mich doch nicht lauthals über die Urlaubsqualität Dänemarks beklagen sollen. DabeiIMG_1275 war es ja meine Idee. Nix wollte ich machen in meinem Urlaub, gaaar nix, außer vielleicht ein bisschen sporteln. Dänemark erschien mir dafür der ideale Ort zu sein. Aber dass man hier in Dänemark, bzw. Nordjütland, wo es uns hinverschlagen hat, außerhalb der Saison und bei schlechtem Wetter, wirklich nix machen kann, damit hatte ich so nicht gerechnet. Selbst das Laufen fiel bei Windstärke 7 und Sturmböen bis 110 km/h etwas beschwerlich aus. Da wurden die Laufrouten nach Windrichtung und nicht nach schönen Strecken ausgewählt.

Was sich anhört wie ein Albtraum ist durchaus real. OK, die Wikinger entpuppen sich bei näherer Betrachtung als handelsübliche Dänen, aber trotzdem verfolgen Sie mich und ich mache gerade keinen Strandspaziergang und suche Bernstein, sondern nehme am Lemvig Bylob also dem Stadtlauf Lemvigs teil.

IMG_1313Die pure Langeweile führte uns in das kleine dänische Hafenstädtchen Lemvig, direkt am Ufer des Limfjord gelegen. Beim Bummel durch die übersichtliche Fußgängerzone entdeckte ich ein kleines unscheinbares Plakat zum Lemvig Bylob, Strecke 5,3 km und 8,8 km.  -Die Strecken sind ja lächerlich, da machste mit- dachte ich.

Steffen bestätigte, bzw. übersetzte per Twitter meine Vermutung: Startunterlagen und Nachmeldungen gibt es am Veranstaltungstag zwischen 16:30 und 18:30. Start ist um 19:00 Uhr.

Bei der Nachmeldung, kamen dann erste Zweifel auf. Meiner Gattin händigte man für die kurze Strecke die Startnummer 1781 aus und ich bekam für die 8,8km die Startnummer 142!
Hä? Offenbar liegen den 5,3km Startern Informationen vor die ich nicht habe. Ob es an der Strecke liegt? Dänemark zählt ja topografisch eher zu den flacheren Ländern, aber gilt das für ganz Dänemark?

Kurz nach 18:00 Uhr füllt sich langsam das kleine Städtchen. Um die Historische Kirche aus dem 13. IMG_6640Jahrhundert gruppieren sich Läufergrüppchen. Es sind auffallend viele Schüler und Sportvereine dabei. Aber alle tragen sie eine blaue 5,3km Startnummer. Ein aufmerksamer Helfer bemerkt mich mit meiner roten Startnummer in der Startaufstellung und dirigiert mich gaaanz nach vorne. Dort ist ein eigener kleiner  Startblock für die längere Distanz, dieser wird dann um 19:00 Uhr, 5 Minuten vor den anderen gestartet.

Plötzlich bin ich nervös, Ich wollte ja eigentlich nur einen lockeren Volkslauf mitmachen, und nun stehe ich hier im erlauchten Kreis der 8,8km Starter, quasi der Laufelite Lemvigs. Da will man sich keine Blöße geben, schließlich habe ich ein Land zu vertreten. Schnell muss eine Renntaktik her.

Die Strecke teilt sich bei km 3,5 und wird bei km 7,5 wieder zusammen geführt. Dazwischen lauert das, was die meisten Läufer abschreckt.  Also erstmal ruhig angehen, damit ich hinten raus genug Körner übrig habe, für das was da kommen möge. Aber nicht zu langsam, ich möchte keines falls von der Spitze der 5,3km Läufer eingeholt werden, aber kann ich überhaupt noch schnell laufen? Mein letztes Tempotraining, bzw. schnellerer 10k Wettkampf liegt ewig zurück. War das der Forstenriedlauf im April mit einer 4:45 Pace?

Durch das gemeinsame herunter zählen des Countdowns werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Tre, To, En, Nul…  Das Startfeld rast die Fußgängerzone Richtung Hafen entlang. Vor vor mir zerschellt gerade ein Mann an einem fest stationierten Mülleimer, kippt zur Seite, rollt sich elegant ab und rennt einfach weiter. Huiuiui, ich sags ja, Wikinger…
Noch auf dem ersten Kilometer geht es bereits die erste Steigung hoch. Auf einer Serpentine geht es in die Oberstadt, diese Straße bin ich vorher erst mit dem Auto herunter gefahren. Da habe ich mir noch gedacht, gut, dass hier die Route nicht entlang führt. Denkste. 30 Höhenmeter auf dem ersten Kilometer, die Uhr quittiert den ersten Kilometer nach nur 4:44 Minuten. Auweia, war bei den Höhenmetern vielleicht ein bisserl schnell. Kräfte einteilen geht aber anders. An einem Friedhof entlang  und über das Green eines Golfplatzes geht es wieder runter zum Hafen. 4:30 min für den zweiten Kilometer. Auf der langen Geraden am Hafen entlang bin ich bereits fix und fertig, der Blick auf die Uhr verrät mir auch weshalb, 4:32 min. Ich versuche nach der wilden Hatz der ersten Kilometer etwas zur Ruhe zu kommen. Gleich kommt die Abzweigung, von hinten ist noch niemand mit einer blauen Startnummer zu sehen, wenigstens dieses Ziel habe ich erreicht. Jetzt bin ich gespannt was mich nun erwartet. Ein Streckenposten mit einem roten Fähnchen winkt mich in ein Wohngebiet. Ich biege um die Ecke und sehe wie sich die Straße in leichten Windungen den Berg hinaufschraubt.

-Boa, ist das steil-

Ich hatte doch noch überhaupt keine Zeit Kräfte für den Aufstieg zu sammeln. Ich verdränge den ersten Impuls einfach stehen zu bleiben. Wie sage ich immer? Wo es rauf geht geht es auch wieder runter, also rauf da, du faules Stück, und du bleibst nicht stehen…

IMG_6674Auf dem vierten Kilometer habe ich dann endlich die Pace, die ich auf dem ersten Kilometer ursprünglich anstreben wollte, 5:04. Der Puls ist allerdings jenseits von gut und böse und die Oberschenkel fühlen sich an wie Quallenmus. -das sind ja geradezu ideale Bedingungen für einen negativen Splitt-, ganz hervorragend habe ich das wieder hin bekommen. War das doch wieder die  „Vollgas-und-Einbrechen“ Renntaktik?
Nach einem viel zu kurzen horizontalen Abschnitt, geht es wieder runter Richtung Hafen. -jetzt schon?- Ich hatte mit einer längeren Schlaufe gerechnet, aber gut, ist mir auch recht.

Meine Freude währt nicht lange, als ich unten angelangt bin wedelt wieder eine Dame mit einem roten Wimpel und zeigt in die nächste Querstraße.

-Ja, scheiß die Wand an-, das kann doch nicht deren Ernst sein? Das ist hier ja noch steiler, und dazu auch noch viel länger, jedenfalls ist das Ende der Straße nicht zu sehen.  Heißt „Bylob“ zufällig doch Berglauf und nicht Stadtlauf auf deutsch?
Die Schritte werden kleiner und so tripple ich den Berg hoch. Die ersten Teilnehmer vor mir gehen bereits, aber ich will hier nicht den Running-Willi machen, langsam, aber dennoch ziehe ich an ein paar Willis vorbei.

Oben angekommen, schreien mich meine Oberschenkel förmlich an, -HÖR AUF MIT DEM SCHEISS-. Die Anwohner haben Campingtische auf die Straße gestellt, und verteilen Wasserbecher, ich will jetzt nix trinken, aber ein Sauerstoffzelt wäre ganz nett. Auf 50 Meter Meereshöhe scheint die Luft in Dänemark schon dünner zu werden. Und mein Puls? -ach fragt nicht…- Eine Pace von 5:29 auf den sechsten Kilometer sagt ja alles.

Auf einer lang gezogenen Serpentine geht es zurück in die Stadt. Ich bin so im Eimer, dass ich auf dem IMG_6676folgenden Abstieg kaum Tempo machen kann (4:36). Ist ja schließlich auch Tag 13 meines Urlaub-Streak. Ich hoffe inständig, dass wir nicht nochmals den Fjord hoch geschickt werden, drei mal ist echt genug. Unsere Route trifft nun wieder auf die Kurzstrecke. Das Hauptfeld ist hier mittlerweile längst durch gerauscht. Jetzt gilt es die Nachhut und und die Walker zu umzirkeln. Auffällig ist, dass die Walker keine Hieb und Stichwaffen mit sich führen.
Ist ja seltsam, weshalb heißt das bei uns Nordic Walking, wenn die Nordmänner und Frauen ganz ohne Stöcke auskommen? -Hm, Hm, Hm?- Mich beschleicht das Gefühl, dass ich da eben einem riesen Schwindel der Skistock-Maffia auf die Schliche gekommen bin, aber ich kann das jetzt nicht weiter verfolgen, ich habe hier ein Rennen zu beenden.

Der zackig gesetzte Kurs führt uns nochmals an der Kirche bzw. dem Start/Ziel Bereich vorbei. Hier steht meine Tochter und knipst Beweisfotos, auch meine Frau ist schon da. Sie hat Ihren Kurs in nur 28:50 Minuten mit einer 5:26 Pace bewältigt, Respekt!  Ich will  jetzt auch ins Ziel, das überholen der 5,3km Läufer beflügelt und setzt letzte Energie frei (4:28min).  Zeit mal wieder die -timekiller-Rakete aus dem Hangar zu holen. Bisschen spät gezündet, so schieße ich mit einer 4:16  ins Ziel und werde jäh von einem  Absperrgitter gebremst. Japsend bleibe ich hier am Zaun erstmal hängen und warte bis sich mein Atem wieder beruhigt hat.

Um die Kirche herum herrscht Volksfeststimmung. Sponsoren präsentieren sich mit Windrädchen und Luftballons. In Trinkflaschen wird Wasser verteilt, ansonsten gibt es knackige Apfel. Schon erstaunlich, wie dieses kleine Städtchen mit gerade mal 7000 Einwohnern gut 2000 Läufer mobilisieren kann.

Mann, war das ein Ritt. 41:22 min auf 8,8 Kilometer mit einer 4:42 min/km Pace, nicht auszudenken was da ohne 150 Höhenmeter drin gewesen wäre.

So eine  Gegenwindanlage direkt am Meer ist schon ein ziemlich gutes Training.

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Musikgenuss beim Gräfelfinger Kulturfestival

Musikgenuss beim Gräfelfinger Kulturfestival

Laufen und Musik gehört für mich einfach zusammen. Laut einer Studie von Nike, laufen 3 von 4 Läufern mit Musik. Die Auswahl der Musik  kann dabei durchaus eine leistungssteigernde Wirkung haben. Aber darum geht es mir heute nicht.

Als ich vor rund 7 Jahren mit dem Laufen anfing,  war ich der einsame Laufwolf, alleine zog ich meine Runden. Damit das nicht ganz so langweilig ist, lief ich mit Musik. Meine Playlist, die ich nur beim Laufen höre, hat sich seit dem nicht groß verändert. Von Zeit zu Zeit kommt ein neues Stück hinzu. Was ich in den letzten Jahren häufiger gewechselt habe, sind die Ohrhörer.

Die normalen Ohrhörer kann ich eine Zeit lang einsetzen, aber wenn die Kunststoffummantelung der Kabel über die Jahre steif werden, und sich in eine Spiralfeder verwandeln, halten die Hörer während des Laufens nicht mehr im Ohr fest.

Ich weiß nicht, ob es an meinem eigenwilligen Laufstil liegt, aber der linke Ohrhörer treibt mich dann zum Wahnsinn.  Also muß ein vernünftiges Hörgerät her, das auch bei meinem Laufstil in den Lauschern verweilt.

Am naheliegensten sind da die Sporthörer, die mit einem Ohr-Bügel versehen sind. Als Brillenträger ist das aber ziemlich doof. Ich habe noch keinen Bügel-Sporthörer gefunden, der sich mit meinem Brillenbügel den Platz hinter meinem Ohr teilen will.

Auf der Suche nach einem neuen Kopfhörer bin ich bei meinem Hardware-Dealer auf eine interessante Alternative gestoßen.

Den Sennheiser MX 685 Sports

Sennheiser MX 685

Laut Beschreibung auf der Verpackung, hat der Hörer ein „Slide-To-Fit In-Ear System“.

„Slide-to-Fit“ ? Was soll das sein. Auch wenn ich die Packung genauestens Studiert habe, stand ich auf dem Schlauch und kann mir nicht vorstellen wie dieses System halten soll.

Aber bin ich Blogger oder bin ich Blogger? Weshalb warten bis einem vom Hersteller irgendwelche Produkte zum testen Angeboten werden, die einen oft gar nicht interessieren.  Man kann ja auch mal selbst aktiv werden.

Also habe ich  Sennheiser angeschrieben, um dem Slide-to-Fit Geheimnis auf den Grund zu gehen.

Postwendend kam ein Päckchen von der Sennheiser PR-Abteilung. Von den Mitbewerbern die ich ebenfalls zu dem Thema angeschrieben habe, habe ich hingegen nicht mal eine Antwort per Mail erhalten.  Das fand ich ziemlich BOSE. 😉

IMG_1167Der Sennheiser MX 685 Sports sieht im Grunde wie ein normaler Ohrhörer aus. Auffällig ist der kleine Gummi Haken, der über den eigentlichen Hörer heraussteht. Dieser Gummi Haken ist beweglich im Schaft gelagert.

Das Geheimnis des „Slide-to-Fit In-Ear System“ ist so simpel wie genial. Mit diesem Gummihaken arretiert man den Hörer an der „Reling“ des Außenohrs. Da das menschliche Ohr in seiner Größe stark variieren kann, wurde der Haken beweglich ausgeführt.

Aber hält das denn? Das erste anprobieren ist noch etwas fummelig. Aber vor dem Spiegel kommt man schnell zu recht. Mit etwas Routine kann man den Ohrhörer dann auch schnell mit einer Hand justieren.

Kommen wir zum Test;

Erstes vorsichtiges hüpfen, -der Hörer hält-

Stärkeres hüpfen, – der Hörer hält-

Wildes kopfwackeln, -der Hörer hält-

Wildes headbangen, -ich bin erstaunt, der Hörer hält-

 

Wie sieht es beim Laufen aus?

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Im Einzelhandel werden die Sennheiser MX 685 für gut 50€ angeboten. Übers Internet sind die Hörer aber deutlich günstiger zu bekommen.

Der normale Lauf ist die kleinste Herausforderung für den MX 685, selbst auf einem wurzeligen Single Trail über Stock und Stein sitz der Hörer sicher im Ohr.

Die Hörer sitzen auf dem Ohr und nicht im Gehörgang, was ich sehr angenehm finde. So ist man (abhängig von der Lautstärke) nicht komplett von der Außenwelt abgeschlossen, sondern bekommt auch das Hupen des heranrasenden 12-Tonners noch mit.

Zur Klangqualität kann ich ansonsten wenig sagen, ich bin kein HiFi Junkie, ich tue mich da sehr schwer einen Unterschied zu anderen Kopfhörern festzustellen. Weder besser noch schlechter als andere Hörer. Kritiker des MX 685 bemängeln fehlende Bässe, das mag aber auch an den kastrierten MP3s liegen, die wir so hören. Ich finde den Klang  OK. Primär will ich ja nur während des Sports etwas Musik hören und keiner Oper lauschen.

Einzig eine Lautstärkenregelung am Kabel wäre noch schön, aber sonst ist der Sennheiser MX 685 Sport ein guter Sport Hörer, den ich jedem Musik-Läufer empfehlen kann.

 

 

Die einen backen einen Kuchen und stecken eine Kerze drauf, andere laden zum Laufen ein…

citytrailrun2014

Die Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig.

München, Juni 2014 – Anlässlich des ersten Jahrestages der Caverion Deutschland GmbH veranstaltet der Gebäudetechnik und Facility Services Spezialist am 1. Juli in Kooperation mit Salomon den Caverion City Trail Run. Auf einer knapp 8 Kilometer langen Runde geht es vorbei an ausgewählten Caverion Referenzgebäuden und durch den Olympiapark. Mitmachen kann jeder. Die Anmeldung erfolgt unter: www.caverion.de/city-trail-run. Die ersten 100 Teilnehmer erhalten ein hochwertiges Funktions-Shirt des Kooperationspartners Salomon. Vor und nach dem Lauf besteht die Möglichkeit die Umkleide und Duschen des neu eröffneten Fitness-Studios body + soul München Nord zu nutzen.

Start und Ziel des Caverion City Trail Run ist am neuen Hauptsitz der Caverion Deutschland, im 88north in der Riesstraße 8, München. Teilnehmer können sich individuell zwischen 8:00 Uhr und 19:00 Uhr auf den „Sightseeing-Kurs“ begeben. Eine Zeitmessung erfolgt nicht.

Der Kooperationspartner Salomon Deutschland wird während des ganzen Tages begleitende Runden mit einem erfahrenen Lauftrainer anbieten. Gleichzeitig werden auf der Strecke sowie beim Start- und Zielpunkt Funktionstests verschiedener neuer Produkte durchgeführt.

Lauf-Route Caverion City Trail

Lauf-Route des Caverion City Trail

„Wir wollten bewusst keinen Wettbewerb aus der Veranstaltung machen“, erläutert Michael Giffels, Leiter Marketing und Kommunikation bei Caverion. Vielmehr liege den Veranstaltern daran, den Blick für die Gebäudetechnik zu schärfen. „Wer den Caverion City Trail Run abläuft bekommt eine der schönsten Strecken im Olympiapark zu sehen und wird nebenbei auf Architektur und Gebäudetechnik aufmerksam gemacht.“, so Michael Giffels weiter. Mit der kostenlosen Lauf- App von Salomon kann die Strecke exakt nachgelaufen werden und hält zusätzliche Informationen bereit. Unter dem Titel „Gebäude sind wie Körper“ will das Unternehmen bis Oktober auf das enorme Potenzial moderner Gebäudetechnik aufmerksam machen. So können je nach Komplexität eines gewerblich bzw. industriell genutzten Gebäudes allein durch Einsatz moderner Technik bis zu 30 Prozent Energiekosten eingespart werden.

Die klassischen Laufevents werden ja meist in Runden ausgetragen. Man läuft 5, 10, 21, oder gar 42 Kilometer und kommt doch IMG_7590-w1200wieder dort an, wo man einst losgelaufen ist. Gut, man sagt, die Strecke ist egal, der Weg ist das Ziel, aber unsinnig ist das ja schon so ein bisschen.

Aus technischen und organisatorischen Gründen ist das in vielen Fällen aber auch gar nicht anders realisierbar.

Privat reizen mich die One-Way-Strecken aber mehr. Das macht schon etwas her, wenn man behaupten kann, man ist von München nach Starnberg, oder nach Freising bzw. zum Flughafen gelaufen. Ich finde das hat Charme.

Auf meiner Suche nach geeigneten One-Way-Laufstecken bin ich auf eine interessante Laufveranstaltung gestoßen.

den 3. Schliersee Lauf & Walk

am 25.Mai 2014,

Seit diesem Jahr heißt der Lauf offiziell Sixtus-Lauf, aber das wird der Veranstaltung keinen Abbruch tun, es ist nur etwas verwirrend, da man hinter diesem Namen nicht unbedingt einen schönen Landschaftslauf vermutet.

Im ersten Moment mag man meinen, Schliersee Lauf, klar, da läuft man halt um den See rum, aber falsch, der Sixtus-Lauf hat mehr zu bieten,  denn der Schliersee ist gar nicht so groß. Nach gut 7,5 km ist man da schon wieder rum, bei einem Halbmarathon müsste man da gleich 3mal rum laufen.

IMG_7487-w1200Die Veranstalter haben den Start einfach nach Bayrischzell verlegt. Von dort geht es auf unversiegelten Wegen durch die herrliche Landschaft des Schlierachtal nach Schliersee. Da das Gelände in Bayern nicht ganz flach ist, liegen da auch noch ein paar Höhenmeter rum. Drum lautet die Wertungsklasse für den Halbmarathon dann auch „21,1km KSK Miesbach-Tegernsee Trailrun“. Aber ich denke das mit dem „Trailrunning“ wird sich in Grenzen halten, schließlich starten auf der gleichen Strecke auch die Walker.

Neben der 21km One-Way-Strecke gibt es auch eine 10km und eine 7,5km Runde um den Schliersee.

Bereits am Samstag wird um 9:00 Uhr auf der Halbmarathon Strecke der kulinarische Erlebniswalk angeboten. Während der geführten Wanderung werden entlang der Strecke Schmankerl aus der Region angeboten. Die Verköstigung ist beim kulinarischen Erlebniswalks im Startgeld enthalten.IMG_0449-w1200

Apropos Startgeld. Der Spaß ist nicht ganz billig, wer sich  noch bis 30.4 anmeldet spart jedoch 5 €. Ab Mai kostet der 21,1km Trailrun dann 40€. Aber dafür gibt es dann auch ein Funktionsshirt (die ersten 1000), Chip-Zeitnahme, Streckenverpflegung, Duschen und einen Shuttleservice mit der BOB nach Bayrischzell.

Da ich momentan auf Landschaftsläufe stehe, werde ich mir diesen Lauf nicht entgehen lassen. Ich werde berichten…

Donnerstag früh, 8:00 Uhr
Ein Facebook Post meines Lauffreundes Ludwig erregt meine Aufmerksamkeit.

„Heute ein bisserl früher: nachdem ich gestern schon im Rangierbahnhof unterwegs war, aber die Strecke etwas mehr „flow“ braucht bin ich heute wieder unterwegs auf den kleinen Trails im Rangierbahnhof. Wer Zeit und Lust hat, 17:45 ab den den Altglascontainern in der Pasteurstrasse für ca. 1 Stunde.“

Lust?, ja, ich habe Lust, aber 17:45 ist mir unter der Woche einfach zu früh, außerdem hatte ich mir für heute Intervalle verordnet, aber in letzter Zeit laufe ich lieber in Gesellschaft, als strikt nach Trainingsplan.

11:00 Uhr
Der Vormittag entwickelt sich positiv und die Termine sind vor Ihrer Zeit erledigt was bei mir sehr selten vorkommt. Ich schöpfe Hoffnung und sage auf Facebook der Trailrunde zu.

16:00 Uhr
Man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben, es kommt wie es kommen musste. Bei einem Routinebesuch bei einem Kunden ist ein hartnäckiges Problem aufgetaucht.

17:20 Uhr
Das Problem ist provisorisch behoben, aber ich stelle fest, dass ich für meine Laufverabredung viel zu spät dran bin.

17:25 Uhr
Überstürzt verlasse ich den Kunden. Noch auf dem Weg zur U-Bahn schicke ich Ludwig eine Nachricht:

„Ich schaffe es nicht, bin noch am Marienplatz. Lauf schon mal los, ich komme auch zur Pasteurstr, vielleicht laufen wir uns ja über den Weg, Sorry“.

17:30 Uhr
Das Glück ist mir hold, wie ich auf den Bahnsteig komme fährt gerade meine U-Bahn ein.

17:45 Uhr
Grußlos  stürme ich ins Haus, renne die Treppe hoch, ziehe mich um. Auf der Toilette checke ich schnell die Nachrichten bei Facebook, Ludwig schreibt:

„bin gerade angekommen, warte noch“, „sitze im Auto und muss arbeiten >.<“  IMG_0287

17:50
ich sitze im Auto und quäle mich durch den Feierabendverkehr. Laut Naiv solle ich um 18:05 am Treffpunkt sein. -Arg, 20 Minuten zu spät-, ich hasse es wenn ich zu spät komme. An einer der vielen Ampeln diktiere ich per Siri:

„Bin in 5 Minuten da“.

18:08 Uhr
Der Verkehr hat zu den angekündigten 5 Minuten nochmals 5 Minuten oben drauf gepackt. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Ludwig wollte heute früher los, da es für die Trails sonst zu dunkel wird.

18:10 Uhr
Endlich bin ich am Treffpunkt angelangt. Ludwig steht noch im Business Outfit am Auto und telefoniert wild gestikulierend. -das sieht nach Ärger aus-  

18:12 Uhr
Fluchend legt Ludwig auf und begrüßt mich. „Gut, dass Du kommst ich wäre sonst nachhause gefahren, ich hab grad soIMG_4895 ein Ärger…“. Schnell zieht er sich um und wir starten zu unserer Feierabend Runde. Ohne viel Worte rennen wir in den Wald. Ludwig flucht noch leise vor sich hin.  Ansonsten beschränkt sich die Kommunikation hauptsächlich auf Richtungsangaben. Jeder von uns ist noch viel zu sehr mit seinem Tag beschäftigt.  Auf flachen Trampelpfaden geht es im Zickzack durch den Allacher Forst. Die Richtung scheint  erstmal egal zu sein, Hauptsache Laufen abseits der ausgetretenen Wege. Wir legen ein ordentliches Tempo vor, der erste Kilometer wird deutlich unter 5:00 min gelaufen, man könnte meinen wir sind auf der Flucht.

Ludwig navigiert mich irgendwie querfeldein zum Allacher See, dort geht es ins Unterholz, auf einem schmalen Pfad geht es direkt am Ufer entlang um den See. Am Ostende des Sees verlassen wir den Pfad und passieren die Unterführung unter der B304 . Auf der Schotterstraße geht es hoch zum Damm entlang des Moosacher Rangierbahnhofes. Neben dem Weg befindet sich noch ein erhöhter Wall, mit steilen Flanken, auf den Ludwig jetzt zusteuert.

IMG_4897Kann man da laufen? Das ist doch ein Gebüsch? Von unten kaum sichtbar, schlängelt sich durch die Hecke ein schmaler Pfad. Zum Teil muss man sich unter Ästen ducken. Auf dem schmalen Grat geht es gut zwei Kilometer entlang. Der Wall fällt steil Richtung Gleisanlagen ab. Hier sollte man nicht daneben treten. Alle Sinne sind auf das hier und jetzt fokussiert. Der nächste Schritt, der nächste Anstieg, die nächste Wurzel, das nächste Loch, der Atem, der Puls…, sonst ist nichts.
Wir verlassen den Wall und laufen ein kurzes Stück auf der Schotterstraße bis uns wieder ein Dickicht verschluckt. Hier erwarten uns kurze aber knackige Anstiege, schlängelnde Pfade, Wurzeln und Abstiege bis uns der Trial wieder auf einem breiteren Weg ausspuckt. Wir folgen dem Weg hoch in Richtung Gleisdamm. Dort empfängt uns ein prächtiges Farbenspiel, das der Sonnenuntergang an den Himmel Trail-Sunsetgemalt hat. Nach einem Selfie, soviel Zeit muss sein, geht es zurück Richtung Allacher See. Ludwig will aber noch eine optimalere Wegführung ausprobieren und so laufen wir einen steilen Hang hinunter und umrunden auf einem Trampelpfad den nahe gelegenen Campingplatz, um gleich darauf an der Unterführung der B304 zum Allacher See wieder heraus zu kommen.   Da es am Nordufer des Sees schienbar keinen Pfad gibt, laufen wir  am Südufer wieder zurück. Allerdings ist es jetzt schon fast zu dunkel um hier überhaupt noch laufen zu können. Unbeirrt rennen wir weiter, ich vielleicht einen Tick langsamer.

Da es für einen Abstecher in den Wald jetzt eindeutig zu dunkel ist, laufen wir auf der Forststraße zurück zum Ausgangspunkt. Erst hier kommen IMG_4901wir dazu uns  zu unterhalten. Wir stellen fest, dass wir den Alltag in den  letzten 45 Minuten weit hinter uns gelassen haben. Die Last die noch vor einer Stunde auf unseren Schultern lag, wiegt mit etwas Abstand nicht mehr ganz so schwer. Wir konnten in der letzten Stunde unsere Probleme zwar nicht lösen, aber wir haben die nötige Kraft geschöpft um auch morgen wieder die Welt ein bisschen zu retten.

Mit diesem Wissen beenden wir nach 10 Kilometern durch unwegsames Terrain nach 55 Minuten überglücklich unseren Feierabend Lauf.

Jetzt haben wir wirklich Feierabend, das war Abschalten vom Feinsten.

Danke Ludwig, dass Du auf mich 25 Minuten gewartet hast.

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Ludwig hat auf seinem Blog Hale-Hearty.de , den ich jedem Empfehle, der wissen will wie man sich auf eine Triathon Langdistanz vorbereitet, auch den Trail mit GPS Koordinaten vorgestellt,  wer also wissen will wo wir uns rumgetrieben haben, bitte hier klicken.

Wer als Läufer etwas auf sich hält nennt Minimum 3 bis 4 Paar Laufschuhe sein eigen. Und damit sind nicht die ausgelatschten Treter der Vorjahre gemeint, sondern Schuhe die abwechselnd zum Einsatz kommen. Für jeden Bedarf ist da etwas dabei, die normalen Trainingsschuhe, der leichtere Wettkampfschuh, der robustere Trail Schuh, etc.Schuhregal
Und die ausrangierten Modelle wandern nicht etwa in die Tonne, sondern werden wie Trophäen zusammen mit unzähligen Startnummern und Finisher-Shirts im Keller aufbewahrt.  Zu groß ist die Emotionale Bindung  zum lieb geworden Schuh, der einen treu über tausend Kilometer getragen hat, als dass man sie so einfach dem Müll übereignen könnte. Eine feierliche Beisetzung wäre da schon angebrachter. Vielleicht baue ich für meine lieb gewonnen Schuhe ja mal eine Vitrine, aber das muss ich erst noch bei meiner Regierung durchboxen.

Aber ich schweife ab, eigentlich wollte ich nur berichten, dass ich in meiner Schuhsammlung ein neues „Lieblingsteil“ habe.

Den ASICS GEL-SUPER J33

ASICS_GEL-SUPER-J33

Zugegeben, ein Exot in meiner Laufschuhsammlung, die sich hauptsächlich aus gut gedämpften neutral Schuhen zusammen setzt. Da ich öfters mal Knieprobleme habe, bin ich bisher nicht auf den Barfuß bzw. Natural-Running Zug aufgesprungen. So begnügte ich mich bisher mit meinen Dämpfungsmonstern und war glücklich. Bis mir ASICS den neuen GEL-SUPER J33 zum Testen anbot. Ein neuer Natural-Schuh speziell für Überpronierer.

Nach anfänglicher Skepsis, ob der dünnen „Schläppchen“, wuchs die Begeisterung mit dem ersten „Reinschlüpfen“. Der Oberschuh besteht aus einem nahtlosen, Kunststoff verstärkten Mesh-Gewebe und fühlt sich dadurch schon sehr leicht an. Eine Fersenkappe fehlt komplett, was zusätzlich ein leichtes, unbeengtes Gefühl gibt. Die Waage bestätigt dieses Leichtgefühl. Lediglich 206* Gramm bringt der Schuh auf die Waage. Zum Vergleich, der ASICS Nimbus 15 (mein Ex-Lieblingsschuh) wirft 330 Gramm in die Waagschale.

Den Gewichtsunterschied merkt man dann auch sofort beim Loslaufen. Eine gewisse Leichtigkeit macht sich breit. Ihr kennt das Gefühl, es ist wie wenn man nach 3-4 Tagen Laufpause ausgeruht seine Runden zieht. Es ist wie Laufen mit Rückenwind.

Die Sohle, bei der die neue FluidAxis-Technologie zum Einsatz kommt, ist dünner, bietet aber dennoch mehr Dämpfung als ich erwartet hätte. Durch die sogenannten Flex-Kerben passt sich die Sohle schön der Abrollbewegung des Fußes an und bietet ein direktes Bodengefühl.

Nicht nur die Leichtigkeit des Schuhs macht Spaß, sondern auch das Laufen selbst. Ich habe das Gefühl, dass ich mit dem Schuh mehr auf dem Vorfuß laufe, im Gegansatz zu dem Herrn im Video, der mit dem Schuh ja deutlich auf der Hacke läuft. Mein Gefühl kann jedoch subjektiv sein, an den 6 Millimeter Sprengung alleine kann es ja kaum liegen, oder die FluidAxis-Technologie ist doch mehr als ein Marketing Begriff.

Bei meinem ersten Ausritt mit dem GEL-SUPER J33, begnügte ich mich noch mit einer kleinen 5km Runde. Aber das Laufgefühl war so toll, dass ich die Runden Stück für Stück ausdehnte. Auch beim 10km Nikolauslauf und beim Silvesterlauf im Olympia Park kam der Schuh zum Einsatz, aber da habe ich dann schon die fehlende Dämpfung gemerkt, vor allem die Waden haben das zu spüren bekommen. Den 15er und den 20er der Münchner Winterlaufserie bin ich dann aber doch lieber wieder mit meinen Dämpfungsmonstern gelaufen.

ASICS33 ist die Natural-Kategorie des japanischen Laufschuhherstellers. In diesem Bereich bietet ASICS momentan 4 Modelle an, die der folgenden Matrix zu entnehmen sind.Natural_MatrixNeu in der Kategorie ist die gestützte Variante (Structured Cushioning). Der neue GEL-ELECTRO33 und GEL-SUPER J33 wurde speziell für Überpronierer entwickelt. Die neutral Modelle (Neutral Cushioning) wären der GEL-EXCELL33 3und der GEL-LYTE33 3. Das Leichtgewicht in dem Quartett ist dabei der GEL-LYTE33 3 mit nur 195 Gramm*.

Nun habe ich natürlich mit dieser Art von Schuhen noch überhaupt keine Erfahrung bzw. Vergleichsmöglichkeiten. Einen Natural-Schuh mit einem Dämpfungsschuh zu vergleichen ist so, als wolle man Äpfel mit Melonen vergleichen. Mich hat aber positiv überrascht wieviel Komfort Natural-Schuhe überhaupt bieten, und vor allem dass diese Art von Laufschuh doch auch etwas für mich ist. Mich persönlich würde der direkte Vergleich zum GEL-LYTE33 3 interessieren, ob ich da die fehlenden Pronationshilfe bemerken würde.

Natürlich ist ein Minimal-Schuh nicht für das tägliche Training gedacht. Alle ein bis zwei Wochen darf der J33 nun mit mir auf die Strecke. Wenn es glatt ist, muss der Schuh aber zuhause bleiben, denn die Sohle ist leider nicht ganz so griffig.

Der SUPER J33 hat das Zeug dazu einen Platz in meiner „Hall of Fame“ Vitrine zu bekommen, davor werde ich aber noch ein paar „Leicht-Modelle“ ausprobieren, das Interesse ist geweckt.

* Männer Schuhgröße 9

Es gibt sicherlich bessere Läufe als den ZHS Crosslauf,  um nach vier Monaten Abstinenz wieder in den Volkslauf-Zirkus einzusteigen. Aber vor meinem offiziellen Start beim Nikolauslauf im Rahmen  der Winterlaufserie im Olympiapark, wollte ich mal eine Standortbestimmung durchführen.

-Mal sehen was der alte Diesel noch so drauf hat-

Bis 19 Uhr fanden sich gut 70 Läufer im ZHS-Stadion ein. Alles junges, knackiges Sportler-Gemüse, aber auch ein paar Laufveteranen waren dabei, die gemeinsam mit mir die Nachhut bilden sollten.

Meinen ersten schnelleren Lauf seit Monaten wollte ich aber bewusst locker angehen, sofern das beim ZHS-Crosslauf überhaupt möglich ist. Pace so um die 5:00 Minuten?

Doch bereits im Vorfeld machte sich das alte Fieber wieder bemerkbar, sodass ich noch in der Startaufstellung  die Pace gedanklich wie auch auf dem Garmin auf eine 4:50 justierte. Das sollte ja nach vier Monaten ohne Tempotraining noch drin sein, oder?

tartanbahn_bei_nachtGleich nach dem Startschuss fällt das Feld  auf seine ZHS typische Weise  auseinander,  die Schnellen vorne weg, dann lange nix, und dann kommt die Nachhut mit mir im Schlepptau.

Auf dem ersten Kilometer versuche ich noch kontrolliert zu laufen, und nicht wie sonst üblich, mein ganzes Pulver schon auf den ersten Metern abzufackeln. Mit einer 4:47 gelingt mir das auch ganz gut, sieht man mal davon ab, dass es auf dem ersten Kilometer eigentlich stetig bergan geht.  Auf dem zweiten Kilometer habe ich mich etwas geschont (4:57), schließlich geht es gleich  über Serpentinen den Olympiapass hoch, außerdem hatte ich mit meinem Pulsgurt zu kämpfen. Von der Erdanziehung bemächtigt, rutschte dieser tiefer und tiefer. Normalerweise wird der Abwärtsdrang des Gurtes durch meinen Bauchansatz gebremst. Wurde ich Opfer einer Bliztdiät? Oder aber mein jüngstes Sportprogramm „jeden Tag eine Stunde Sport“ zeigt erste Ergebnisse.  Da das Wohlstandsbäuchlein  das Rutschen nicht verhindert, misst der Pulsgurt die restlichen fünf Kilometer den Puls am Nabel.

-Auf die Werte bin ich ja dann mal gespannt-

Oben auf dem Olympiasattel stehen bereits die Schneekanonen, die bei Temperaturen von -2 C°,  Schnee für den Audi FIS Ski World Cup am Neujahrstag vorproduzieren. Der Weg ist hier Schnee- und Eisverkrustet und daher etwas schwierig zu laufen.   Kurz nach der Olympia-Alm kommt mir auch schon der erste Läufer wieder entgegen, das zeigt mir, ich bin langsamer als sonst unterwegs, oder aber, der Kerl hat im Gegensatz zu mir über  den Sommer kräftig trainiert. Ab der Alm geht es für mich talwärts in Richtung Eishalle, eine gute Gelegenheit etwas Atem zu schöpfen, doch die Erholung währt nicht lange, denn nach einer kleinen Schleife am Fuße des Olympiaberges gilt es diesen wieder zu besteigen.  Vor mir sehe ich im Dunst  zwei Läufer, einer fällt merklich zurück.

Der Ehrgeiz ist geweckt, Stück für Stück kämpfe ich mich heran. Auf der Hälfte des Passes kann ich an einem  vorbei ziehen. Am Sattel erreiche ich dann auch den zweiten Läufer, der hier japsend eine Geh-Pause eingelegt hat. Jetzt gilt es das Tempo zu halten, nicht dass mich die Verfolger beim Abstieg gleich wieder einkassieren. Ungebremst jage ich die Serpentinen runter. Vom Fuße des Olympiaberges sind es jetzt noch zwei Kilometer zurück ins ZHS Stadion, aber da lauern  noch 3 kurze Anstiege, die sich meinem Vorwärtsdrang entgegen stellen. Nach dem Abstieg habe ich sogar noch etwas Luft und kann auf den letzten zwei Kilometern  noch eine Schippe drauf legen.

-auch mal schön wenn man sich sein Rennen richtig eingeteilt hat-

Ab der Olympiahalle geht es dann nur noch abwärts, jetzt darf ich nur nicht wieder die Abzweigung zum ZHS verpassen. Zurück auf dem ZHS-Gelände drehe ich noch eine einsame Runde auf der Tartanbahn. Diesmal sitzt mir mal keiner im Nacken der mich noch zu einem infernalischen Zielspurt nötigt. -Schade eigentlich-

Mit einer 35:13 bin ich nach 7,3km schließlich im Ziel.

Das war jetzt nicht übermäßig schnell, genau genommen war es fast das schlechteste Ergebnis von all meinen ZHS Läufen, aber es fühlte sich SAUGUT an  und die Pulswerte waren SENSATIONELL !

Das alte Fieber ist zurück.

 

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Vergeigt