Die Nachwehen meines Schwimmevents vom letzten Samstag machten sich noch ein paar Tage später bemerkbar. Meine Wade, die durchaus real verkrampft war, machte mir übers Wochenende zu schaffen.
Am Samstag hatte ich zwar leichte Schmerzen, das hielt mich jedoch nicht davon ab, nachmittags einen (wirklich) lockeren Lauf zu unternehmen. Da war ich noch zuversichtlich, dass die Wade schnell wieder heile sei. Am Sonntag früh bekam ich jedoch die Quittung. Ich kam kaum aus dem Bett und die Treppe weder rauf noch runter. Da war an Laufen nicht zu denken und schon gar nicht an einen langen Lauf, der laut Trainingsplan auf dem Programm gestanden hätte. So habe ich die Zeit genutzt und habe dafür einen laaaaaangen Aufsatz geschrieben.
Montag früh besorgte ich dann in der Apotheke eine neue Tube Kytta Salbe. Ich hatte zwar noch Voltaren, aber das hat bei mir noch nie geholfen. Da montags immer lauffrei ist, wollte ich mit dieser liebgewonnen Tradition nicht brechen und wagte erst am Dienstag einen erneuten Angriff auf die Wadenmuskulatur.
Acht Kilometer gaaanz locker, die Wade hielt, aber es war trotzdem nicht mein Lauf. Ich fühlte mich träge, müde, ich quälte mich durch meinen geliebten Olympiapark. Das hat kein Spaß gemacht. Allein die Vorstellung, dass jetzt im Marathon Endspurt die Einheiten wieder länger werden müssten, jagt mir ein Schauer über den Rücken.
So kann’s ja nicht weitergehen. Bei längeren Läufen bin ich in der Vergangenheit immer ganz gut gefahren, wenn ich mich damit auf komplett neues Territorium begeben habe.
So beschloss ich am Mittwoch (es war ja Feiertag in Bayern) spontan, mal von München nach Wolfratshausen zu laufen.
Ich habe mir über das Garmin-Portal die gewünschte Route zusammen geklickt und habe sie auf meinen FR 910XT geladen. Da München flächenmäßig recht groß ist, bin ich mit der S-Bahn an den Stadtrand nach Großhesselohe gefahren. Dort befindet sich auch die gleichnamige Eisenbahnbrücke über die Isar, die bei Selbstmördern und Bungee-Jumpern recht beliebt ist. An der Isar entlang wollte ich bis Wolfratshausen laufen, um von dort dann wieder mit der S-Bahn zurück nach München zu fahren.
So, der Plan.
Zunächst verlief auch alles planmäßig. In Großhesselohe ausgestiegen und dem Wegweisern zur Brücke gefolgt. Meine Route verlief am östlichen Ufer Flussaufwärts. Den Abschnitt bis zur Grünwalder Brücke bin ich schon öfters spazieren gegangen, es geht auf welligem Pfad durch den Wald. Etwas nervig sind die vielen Radler, die hier unterwegs sind, so bin ich meist auf einem kleinen Trampelpfad an der Seite gelaufen. An der Grünwalder Brücke zweigt dann der offizielle Radweg nach Grünwald ab, um dann in einem großen Bogen zurück zur Isar zu führen. Hier wählte ich die direkte Variante an der Isar entlang. Der Abstieg vom Brückensockel hinunter zur Isar ist jedoch geröllig und steil, da muss man etwas aufpassen. Nun erwartet einen aber ein super Trail am Ufer der Isar entlang. Keine Fußgänger, keine Mountainbiker, nur Schlauchboote auf der Isar, ein Traum. Mitunter musste man über umgestürzte Bäume hopsen bzw. unter Ihnen hindurch schlüpfen und im Slalom durch dürre Tannenwäldchen kurven. Das hat wirklich Spaß gemacht, war aber auch gehörig anstrengend, da kein richtiger Laufrhythmus aufkommen will und man ständig auf den Untergrund achten muss.
Nach ca. 9 Kilometer bin ich dann wieder auf einen breiteren Schotterweg gekommen. Wobei der hier verwendete Schotter die Körnung von bundesdeutschem Bahndammschotter hat. Ich spürte jeden Stein durch meine Schuhe, zumal ging es hier gehörig nach oben. Erst später stellte ich fest, dass ich mich von meiner geplanten Route entlang der Isar etwas entfernt hatte. Aber es war zu vermuten, dass ich bei der Floßrutschn im Mühltal wieder auf meine ursprünglich geplante Route treffen würde. An der Flossrutschn legte ich einen kurzen Fotostopp ein. Leider waren keine Flöße mehr am Start, die mit „Heißa und Jeronimo“ die Rutsche runter sausen.
So sieht’s dann mit Floß aus
Die Isar wird an mehreren Stellen zwecks der Stromerzeugung aufgestaut, die Flöße die heutzutage nur noch als Touristenattraktion eingesetzt werden, können über Rutschen die Staustufen passieren. Die Rutsche im Mühltal ist dabei die Größte mit 354m Länge und einem Höhenunterschied von 18m. Die Flöße bekommen bei der Durchfahrt eine Geschwindigkeit von bis zu 45km. Es gibt zwischen Wolfratshaussen und München noch zwei weitere Floßrutschen, die sind aber bei weitem nicht mehr so spektakulär.
Von der Mühle ging es auf geteerter Straße weiter am Isarkanal entlang Richtung Süden zur Aumühle. Der Kanal scheint hier überhaupt nicht enden zu wollen, hinzu kommt, dass man hier in der prallen Sonne läuft. Langsam merke ich die Strapazen der zurückliegenden Strecke, ich werde müde. Was aber viel schlimmer ist, dass meine Fußsohlen schmerzen. Das hatte ich ja noch nie. Ich denke das Trail gehopse hat die Sohlen mehr beansprucht als sonst. Oder brauche ich neue Schuhe? Vielleicht hätte ich heute doch lieber zu den Trail-Schuhen greifen sollen. Ist ja nicht so, dass man nur ein paar Laufschuhe sein eigen nennt.
Die Sonne steht grell am Himmel, die Füße schmerzen, eine gute Gelegenheit ein paar Running-Willis einzulegen, also Gehpausen. Sollen ja, wenn man es richtig macht, schneller machen. Wir werden sehen…
Mich hingegen frustrieren Gehpausen, da merke ich, dass noch viel zu tun ist, bis ich am 30. September durch das Brandenburger Tor laufe. An der Aumühle angekommen, bin ich so frustriert, dass ich bei einem alkoholfreies Weißbier im Biergarten über Sinn und Unsinn des Laufens nachdenke.
Ob sich die Bedienung vertan hat und mir stattdessen ein normales oder ein leichtes Weissbier serviert hat weiß ich nicht (geschmeckt hat es nicht so), jedenfalls war ich nach dem „alkoholfreien“ Weißbier total benommen. Soweit ist es schon gekommen, dass ich von einem alkoholfreien Bier betrunken werde. Eine Schande ist das, das sind die Schattenseiten des Sports, aber das spricht wieder keiner von…
Von der Aumühle führt der Weg weiter schnurgerade am Isarkanal entlang bis zum nächsten Stauwehr. Geradeaus laufen ist ätzend! Die Stimmung sinkt, die letzten Reste der Motivation wurden vom Weißbier fortgespült. Am Ickinger Stauwehr, lässt ein Wegweiser zur S-Bahnsation , mein Plan bis Wolfratshausen zu laufen in sich zusammen fallen.
Bei 1200 Metern bis zur S-Bahn in Icking bedarf es vieler Argumente um sich die verbleibenden 5 km bis Wolfratshausen schön zu reden.
Die Höhenmeter die mich allerdings auf dem letzten Kilometer erwarteten hätten ein echtes Argument für Wolfratshausen sein können, aber für ist es jetzt zu spät, ein andermal dann vielleicht.
22km und 426 HM sind bei 28°C ist dann auch genug.