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Ich bin am Arsch. Nachdem meine lange Wochenendeinheit ja schon ein ziemlicher Kampf war, freute ich mich auf  zwei Ruhetage am Montag und Dienstag. Mittwoch ging es wieder (relativ) frisch an die 8km Einheit. Donnerstag sollten dann flotte 13,5 km in 5:20er Pace folgen. Vielleicht war Donnerstag ja auch nicht mein Tag. Nach der Arbeit war ich eigentlich völlig erledigt, hatte sich doch ein kleiner Blitz-Schnupfen eingeschlichen, und gegessen hatte ich auch nicht viel, und den Kopf voll ungelöster Probleme…

Da ich abends noch mit der Familie zum Feuerwerk wollte,  (ratet mal wo, genau im Olympiapark ) zog ich auch gleich um sieben Uhr los Richtung Moosacher Güterbahnhof. Der erste Kilometer war schon zäh, der zweite nicht minder, bei Kilometer 3 fühlte ich mich so jämmerlich, dass ich den Lauf abgebrochen habe und wieder nachhause spaziert bin.

-Abbruch nach 3 Kilometern-  hier muss der Begriff „Abkacken“  neu definiert werden.

–FRUST- macht sich breit.

Ebendiesen Frust habe ich anschließend mit einer Flasche Wein auf dem Hippie-Hügel am Theatron runtergespült, während wir in Canabisrauchschwaden auf das Abfeuern des Feuerwerkes warteten.

Diese Niederlage konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen. Freitagmittags nachdem die Hirnödeme sich gelegt hatten, startete ich einen neuen Versuch, eigentlich ist ja Ruhetag, aber so ein Marathontraining ist ja kein Wunschkonzert. Also nochmals auf die Strecke, die mich gestern abgeworfen hat. Ich versuchte die Strecke lockerer anzugehen als am Vortag, hatte allerdings die 26°C nicht auf dem Schirm. Die Strecke am Moosacher Güterbahnhof bietet um die Mittagszeit kaum Schatten, so verwunderte es kaum, dass mir nicht ein Läufer begegnet ist. Diese Hitze ist man ja überhaupt nicht mehr gewohnt.

–Weshalb ich auf der ganzen Strecke das Lied „Sex in der Wüste“ von Ideal im Kopf hatte weiß ich jetzt auch nicht! Der Sinn steht mir momentan nun wirklich nicht nach Sex! – Ist wohl noch eine Nachwirkung vom Wein gestern, geraucht hatte ich ja nix, oder? Höchstens passiv kiffen!

Es kam wie es kommen musste, bei flirrender Hitze, matschiger Birne, trockenem Mund, konnte ich an einer kurzen Steigung nicht mehr, meine Beine blieben bei km 10 einfach stehen.

Nach kurzem Innehalten konnte ich die widerspenstigen Dinger wenigstens zum Gehen überreden.  Nach ca. 500 Metern versuchte ich wieder anzulaufen. –Wackel-.“Du läufst jetzt nach Hause, spazieren war gestern“.   Mit ach und krach habe ich die letzten 3 km noch runtergerissen, an meine durchschnittliche Pace von 5:20 kam ich natürlich nicht mehr ran.

Mannomann, wie soll man denn 42km am Stück schaffen, wenn man schon bei 13km am schwächeln ist? Habe ich mir da vielleicht doch zu viel vorgenommen? Ist der Trainingsplan zu stramm? Bin ich zu schwach?

Was tut man, wenn die Motivation am Boden liegt? Genau, man meldet sich für einen Wettbewerb an.

Gesagt, getan, soeben habe ich mich für den Tegernseelauf am 18. September angemeldet.  Als Vorbereitungslauf für den MT geradezu ideal. Wenn der in die Hose geht, habe ich immer noch Zeit mich beim Münchner Marathon für den Bambinilauf zu melden.

So, jetzt ist aber gut, ab jetzt gibt’s nur noch Erfolgsmeldungen, die Talsohle ist durchschritten…

Ganz nebenbei, ich habe gerade festgestellt, dass dies mein 50.  Artikel war!  Unglaublich, dass man so viel übers Laufen schreiben kann, oder?

Samstag Abend wollte ich noch läuferisch die Welt aus den Angeln heben. Die letzten Wochen liefen einfach super. Keine Verletzungen, keine Erkältungen, termintechnisch alles OK, d.h. keine Trainings ausgelassen,  gute Ergebnisse bei den letzte Wettkämpfen. Alles Supi.

Seit Anfang Juni verfolge ich nun meinen Marathon-Trainingsplan bei MyAsics. Vier Läufe pro Woche, am Wochenende eine lange Einheit. Das hat bisher auch ganz gut geklappt, wobei mir die längeren Einheiten noch zu schaffen machen. Am Samstag Nachmittag stand ein lockerer Lauf von 8 km auf dem Programm. Da meine Standardstrecke am Samstag wegen einer Veranstaltung gesperrt wer, wählte ich einen lockeren Lauf am Moosacher Güterbahnhof. OK, die Strecke ist um etwa 2 km länger, aber da ich das im Regenerations-Modus laufen wollte, sollte das ja kein Problem darstellen. Der Lauf war dann auch dufte und ich fühlte mich danach einfach toll.

Sonntag sollte es dann über 22 km gehen, wobei die ersten 9 km schnell und der Rest dann locker gelaufen werden sollte. Hm, schnell angehen? Normalerweise gehe ich die längeren Einheiten ja andersrum an. Ich zuckel los, und gebe nach hinten raus dann gas. Aber wir wollen ja nicht unseren Trainingsplan in Frage stellen. Die  werden sich ja was dabei gedacht haben, laut Trainingsplan wird auf diese Weise das Durchhaltevermögen trainiert.  Da ich mich vor einem Lauf nicht aufwärme sondern gleich loslaufe, werte ich die ersten KM als Aufwärmphase mit ca 5:45 min / pro KM. Danach sollten es dann 9 km in ca. 5:20 werden. Alles was danach kommt, konnte dann in ca. 6:10 – 6:30 gelaufen werden,  so der Plan.

Ich konnte mich am Sonntag jedoch nicht recht aufraffen. Ich wäre gerne Abends gelaufen, aber da wollten wir u.U. mit den Nachbarn zusammensitzen, also hat mich meine Frau um 11 Uhr, während einer Regenpause, aus dem Haus geworfen: „So, du läufst jetzt, sonst kommen wir ja heute zu gar nix mehr“. Na, da will ich mal nicht widersprechen, und füge mich meinem Schicksal. Lust hatte ich ja keine. Also präpariere ich noch mein Camelbak und ziehe los. Nachdem ich bei meinem Camelbak-Debüt letzte Woche den Sack randvoll gemacht hatte, und die 22 Kilometer mit einem gluckerndem 2 kg Wasser Höcker durch die Stadt gelaufen bin,  füllte ich diesmal lediglich 500 ml ein, was den Tragekomfort erheblich verbesserte.

Und los ging‘s. Erste Disziplin Aufwärmen: Da bin ich gut, ohne Druck loszuppeln und mal in den Körper rein hören wie es heute so laufen wird. Meist kann man nach den ersten 2 Kilometer schon sagen, „das passt“, oder aber „ geh nach hause“. Diesmal sagte mein Körper: „Alter Mann, geh nach hause – sofort“.

Aber ich will ja nicht hören. Also laufe ich weiter und ziehe nach den 2 Aufwärmkilometern das Tempo ein bisschen an. Beim ersten Kilometer bin ich noch etwas zu zaghaft und schaffe die vorgegebene Pace nicht ganz. Den nächsten KM bin ich dann im Soll. Beim dritten Kilometer (also beim fünften inkl. Aufwärmphase) bin ich bereits außer Puste. Prima, das wird was werden.

Nicht nur die Puste fehlt, auch das Schienbein brennt, das hatte ich ja schon lange nicht mehr.

Jetzt könnte mal eine rote Ampel kommen, an der man zwanglos verschnaufen kann, aber die habe ich heute bereits alle hinter mir gelassen, heute waren die natürlich auch alle grün.

Ich schleppe mich weiter und versuche die Pace von wenigstens 5:30 zu halten. Nach 11 Kilometern bin ich dermaßen KO, dass meine Pace auf 5:50 min beim letzten Kilometer gefallen ist.

Vielleicht sollte ich mal was trinken, ich nuckle an meinem Camelbak. Hm, lecker, warmes Wasser. 500ml sind zwar leichter, erwärmen sich aber auch schneller…

In Pasing bin ich am „Point of  no Return“ angekommen, egal welche Wegvariante ich jetzt wähle, es sind Minimum 11 km nach hause.  Zeit ist jetzt aber egal, aber ich möchte nicht wie letzte Woche Gehpausen einlegen. Also schleppe ich mich von Kilometer zu Kilometer über die letzten 11 km. Die Pace? Unterirdisch!

Die Kilometer ziehen sich tranig dahin. Nach 2 Stunden und 2 Minuten bin ich wieder zuhause angelangt. Ist jetzt nicht der knaller, aber letzte Woche war ich mit 2 Stunden 19 Minuten auf der selben Strecke noch langsamer.

Die langen Einheiten sind also noch immer nicht mein Ding, zumindest, wenn die erste Hälfte schnell angegangen werden soll, das schlaucht ungemein.

Aber zumindest ist eine Tendenz zu erkennen.

München, kurz vor den großen Sommerferien, ein günstiger Zeitpunkt noch mal so richtig am Rad zu drehen, auf der Arbeit geht‘s mal wieder so richtig rund. Ist natürlich alles waaaahnsinnig dringend, alles Prio 1…

Und da wollte ich mich doch am Donnerstag ab 17:00 Uhr heimlich still und leise verkrümeln, denn am Abend stand der Sommernachtslauf auf meiner Lauf-Agenda. Gegen 16:00 Uhr sah es jedoch eher danach aus, dass das eher ein Weltuntergangslauf werden würde, draußen goss es aus Kübeln.

-Schnell mal das Niederschlagsradar konsultieren-, Der Kachelmann in mir (also wettertechnisch) sagt, das hört auf, der Lauf könnte trocken verlaufen. Also stehle ich mich kurz nach fünf von der Arbeit.

Zuhause angekommen freut sich die Familie, dass Vati so früh nach hause gekommen ist.

Frau: „Schon zu hause? Hast du einen halben Tag Urlaub genommen?“

-timekiller.: „Höhö, guter Witz“

Tochter:  Oh, toll Papi, dann kannst du ja mit mir Barbie spielen…

-timekiller-: Ne, geht nicht ich habe heute Abend noch den Sommernachtslauf, da muss ich spätestens um sieben los, ich mag noch was essen und umziehen muss ich mich auch noch.

Tochter (entrüstet): „Mensch Papa, du machst jetzt auch wirklich jeden Lauf mit!“

-timekiller-(sprachlos): —

Schmollend packe ich meinen Beutel, zur Sicherheit nehme ich mal was zum Wechseln mit und eine Regenjacke ist vielleicht auch kein Fehler, wer weiß, ob meine Prognose stimmt.

Kurz vor sieben verabschiede ich mich von der Familie, und jogge  zum Aufwärmen schon mal locker in den Olympiapark.

Rund um das Olympiastadion herrscht jede Menge trubel, Sattelschlepper rangieren, aus dem Stadion dröhnt laut Musik. Morgen am Freitag, spielt „Take That“ im Olympiastadion. Wir kommen heute schon mal in den Genuss des Soundchecks.  Das ist auch der Grund weshalb wieder die Laufstrecke geändert werden musste. Ich nehme jetzt das vierte mal am Sommernachtslauf teil, aber jedesmal auf einer anderen Strecke. Diesmal haben sich die Veranstalter eine besonders schöne Streckenvariante einfallen lassen. Zweimal sollte es dabei über den Olympiaberg gehen. Auf dem Streckenplan als „Heartbreak-Hill“ bezeichnet.

Strecke des Sommernachtslauf 2011

35 Höhenmeter auf 700 Metern hören sich nicht viel an, unsere Leser aus Österreich mögen darüber nur müde lächeln, aber das hat es schon in sich, Schließlich werden hier auf dem Hügel ja auch im Winter Skirennen veranstaltet, und es ist ja leider auch nicht die einzige Steigung auf der Strecke, die anderen sind zwar wesentlich kürzer, aber nicht minder steil. Also keine Strecke um seine PB zu verbessern. Insgeheim hatte ich nach dem Firmenlauf darauf gehofft, hier und heute meine PB zu verbessern. Aber zweimal über den Berg, das kostet Körner… Ich stelle mal die Pace auf meinem Garmin auf 4:50, das ist immer noch ambitioniert genug.

An der „Werner-von-Linde-Halle“ (direkt hinter dem Olympiastadion) sammeln sich langsam die Läufer. 1200 Teilnehmer sind gemeldet, das werden auch jedes Jahr mehr. Entsprechend lange sind die Schlangen vor den Toiletten.

Dennoch schaffen es alle sich pünktlich zum Start zu versammeln.

Der Startschuss fällt und die Meute prescht los. Wobei, ich habe das Gefühl,  alle lassen es etwas verhaltener angehen, wahrscheinlich haben viele Respekt vor der Strecke. Auch ich versuche mich einzubremsen und nicht wieder den alten Fehler zu machen…

Bei km 1 bekomme ich die Quittung: 4:28 min. –prima gemacht, schneller geht ja kaum noch-

Am Kilometerschild hat der Veranstalter ein Spruch angebracht: „KM 1: wenn der mal nicht zu schnell war“ Ich muss spontan lachen, wie treffend.

Hinter mir schließt ein Läufer auf und fragt, „Und? Wie schnell?“ Ich gebe Ihm die Zeit durch, dann lässt er sich wieder zurückfallen.

Km 2 kommt schneller als erwartet, der Spruch auf dem Schild diesmal: „Der Berg erscheint steiler je näher man kommt“. Meine Uhr zeigt 4:24 min! -???- Ich kann mich nicht entsinnen jemals so schnell unterwegs gewesen zu sein. Ungläubig klopfe ich auf die Uhr, ist das Ding kaputt?

Der Läufer von km1 schließt wieder zu mir auf, „Und? Wie schnell?“

-Zu schnell, 4:24 min- keuche ich. „Ach, des bast scho“ entgegnet er.

Und jetzt geht es auch noch den Berg hoch, verdammt das wird ganz übel ausgehen, ich werde so was von eingehen…

Ich zwinge mich langsamer zu laufen, den Berg hoch fällt das nicht ganz so schwer.  Bei Kilometer 3 zeigt die Uhr 5:00 min, und der Spruch auf dem KM-Schild: „Grabe den Brunnen bevor du Durst bekommst“. -hier auf dem Berg muss ich dann aber tief buddeln-

Jetzt geht’s erstmal wieder runter. Das heißt: Gang raus und laufen lassen. Bei km 4 durchbreche ich mit 4:18  die –timekiller-Schallmauer. Das dazugehörige Schild habe ich jedoch verpasst, war da eins?

Wieder schließt der wissbegierige Läufer auf, und Fragt nach der Zeit.

-Ja bin ich denn hier die Zeitansage?-

Langsam habe ich für derartige Kommunikation keine Puste mehr. -4:18- hauche ich.

Und dann zieht er an mir vorbei und läßt mich sowas von stehen. Ja holla, der will‘s jetzt aber wissen.

Es geht zurück zum Aufwärmplatz, die Verpflegungsstelle lasse ich links liegen, vor mir sehe ich wie der „Mann ohne Uhr“ in den Zielkorridor einbiegt. –Ach ne, nur ne kleine Runde, Feigling!-

Ich begebe mich weiter auf die zweite Runde, über eine kurze Steigung geht es zurück auf die bekannte Strecke. Direkt am  Olympiastadion führt die Strecke steil nach unten um dann gleich wieder steil nach oben zu gehen, da gilt es Schwung mitnehmen. Im Physikunterricht hat die Umwandlung von potentieller in kinetische Energie und zurück eigentlich immer ganz gut geklappt. OK, ein bisschen Verlust gibt’s immer. Aber hier sind wir halt nicht im Labor, und ich bin  kein Perpetuum mobile. Vielleicht liegt‘s ja auch an der erhöhten Reibung in meinen morschen Gelenken. Ab der Hälfte der Steigung muss ich ziemlich beißen. Das Schild bei Km 6 sagt: „noch vier, dann Bier“ -Oh Gott, sind die gemein…-

Es geht wieder über den Heartbreak-Hill, mein Puls geht dabei gleich durch die Decke, die Oberschenkel brennen, und das 7 km Schild sagt: „Der Weg ist das Ziel“ –Na Bravo, aber nur im Ziel gibt Bier-

Das Schild bei km 8 habe ich wieder verpasst, war da eins? Die Uhr zeigt für die letzten Kilometer konstante 4:48 min an. Ich beginne zu rechnen… Das könnte ja doch noch reichen, jetzt muss ich dran bleiben, ich ziehe wieder an. Mit 4:42 min werden meine Bemühungen belohnt. Zeit die –timekiller-Rakete zu zünden,

-Pfffft-

Da kommt nix, Fehlzündung! Ich versuche nochmal zu zünden, aber die Lunte ist wohl feucht geworden. Da es nicht geregnet hat, wird wohl mein Schweiß schuld sein. Da überholt mich eine ältere drahtige Läuferin, durchtrainiert bis zum kleinen Zeh. Die Frau hat wahrscheinlich 1% Körperfett. Da werde ich doch bei meinen 15% noch irgendwo ein paar Reserven locker machen können. Fett brennt doch. Na also! Die –timekiller-Rakete zündet, spät, aber immerhin. Ich stürme wie ein bekloppter über die Bahn, ich kassiere noch das Dörrfleisch und kann eine weitere Läuferin kurz vor der Zielmatte einholen, den nächsten Herren schaffe ich nicht mehr.  Egal, mit einer Pace von 3:58 auf den letzten Kilometer fahre ich eine PB von 45:42 ein.

So, jetzt hole ich mir mein Bier, das habe ich mir jetzt verdient.

Der Sieger Gerhard Karl beim Abstieg vom "Heartbreak-Hill" -Bild von X2RUN.COM-

Man mag von Firmenläufen halten was man will, mir machen sie einfach nur Spaß. Allerdings muss man an diese Massenläufe mit der richtigen Einstellung rangehen, sonst kann das ziemlich nervig werden. Sportlich darf man das nicht so verbissen sehen. Es zählt das Miteinander. Für viele dienen die Firmenläufe als Einstiegsdroge in einen tollen Sport. Angespornt vom Gruppenzwang  überwinden viele Ihren Schweinehund, und ziehen nach Feierabend noch die Laufschuhe an, um bei Ihrem sportlichen Jahresevent nicht die allerschlechteste Figur zu machen. Direkt nach dem Lauf, noch vollgepumpt mit Endorphinen,  nehmen sich viele vor, zukünftig nun regelmäßiger laufen zu wollen. Bei vielen kehrt allerding auch recht schnell, wenn der Hormonspiegel sich wieder normalisiert hat, der Schweinehund zurück.  -Bis zum nächsten Firmenlauf-

Die Münchner Version des B2RUN gehört zu den größeren. OK, er kann mit dem J.P.Morgan C.C. Lauf in Frankfurt nicht mithalten, dafür ist der Olympiapark einfach zu klein. Während beim JPMCC rund 70.000 Läufer auf die Strecke gehen ist der Münchner Lauf bereits bei 30.000 Läufern ausverkauft, und das ist gut so.

Ich habe mich von den Kollegen eines Kunden überreden lassen, den diesjährigen Lauf zu organisieren. Ich habe mich da nicht lange bitten lassen und habe die Sache in die Hand genommen. Anmelden ist ja kein Problem, man muss halt zeitig dran sein, denn der Münchner Lauf war bereits Anfang Mai ausverkauft. Jetzt noch Team T-Shirts organisieren und gut. OK, das mit den T-Shirts war jetzt nicht ganz so einfach, da ist ein bisschen was schief gelaufen. Nachdem die Shirts Anfang der Woche noch nicht geliefert waren, habe ich da mal nachgehakt, um dann zu erfahren, dass die angeblich meine Druckfreigabe nicht erhalten haben… GRM@Bl!…

Am Donnerstag früh (und nach etlichen Telefonaten) wurden dann schließlich die Shirts per Express geliefert. Na, sind das nicht wieder die besten Voraussetzungen für eine PB?

Unser Team, ein bunt zusammen gewürfelter Haufen, außer zwei Wiederholungstätern hatte bisher keiner an Volksläufen o.ä. teilgenommen. Die Spannweite der Lauferfahrung ging vom blutigen Anfänger über den Gelegenheitsläufer bis zu mir :-). Für die meisten waren die 6 km durchaus eine Herausforderung. Es war spannend zu verfolgen wie sich die Kollegen vorbereiteten, von Zeit zu Zeit wurde ich sogar um Rat gefragt, irgendwie hat sich wohl herumgesprochen, dass ich etwas mehr laufe als andere. Ich weiß nicht wie die drauf kommen, schließlich liest von denen keiner meinen Blog, weiß ja auch keiner.

Ein B2RUN Debütant kann nicht wirklich verstehen, weshalb man sich mindestens 1 Stunde vor Startschuss im Park einfinden sollte. -Da gab es etwas Gemaule-, aber, wer zu spät kommt, muss sich hinten anstellen, und das kann dann dauern…

Bild von tz-online.de

Bild von tz-online.de

Der Park füllte sich denn auch recht schnell. Der Veranstalter hat die Startaufstellung nach Leistungsklassen eingeteilt, wie man das von großen Laufveranstaltungen gewohnt ist. Ist ja nett, aber mal ehrlich, bei einem Firmenlauf hält sich doch wirklich kein Schwein an diese Vorgabe. Das ist doch ein Firmenlauf, da treten die Firmen als Team an, also stellen die sich auch als Gruppe an. Und da wird keiner die Dicke aus der Buchhaltung in den Walker-Block stecken.
OK, die Siemens AG wird sich jetzt nicht mit all seinen 1200 Starten geschlossen anstellen. Aber kleinere Firmen, wie wir schon.

Pünktlich um 19:30 wurde gestartet. Für uns sollte es noch ca. 30 Minuten dauern bis wir auf die Strecke durften. Also noch Zeit genug sich Gedanken zu machen wie man den Lauf angehen möchte. Vorgenommen habe ich mir nix. Die Distanz stellt jetzt eigentlich keine Herausforderung dar. Bei meinem derzeitigen Wochenpensum von 40km bei Laufeinheiten zwischen 8 und 25km laufe ich mich auf den ersten 6 km ja erst warm. Auf Zeit laufen fällt bei der Teilnehmerzahl flach, dafür ist es einfach zu voll, außerdem sollte man sich für einen flotten 6er im Vorfeld schon etwas aufwärmen, aber in einem Pulk von 30.000 Läufern ist daran nicht zu denken. Also verbuchen wir den Lauf unter dem Motto „Dabei sein ist alles“.

Ab der Startlinie ging es dann auch erwartet zäh dahin, zu Beginn ist das ja meist so, also erstmal abwarten, vielleicht lichtet sich das Feld ja noch etwas…
Nach 500 Metern laufe ich auf eine Läuferkette auf, da war kein durchkommen. Ich setze links den Blinker und gehe auf dem Grünstreifen vorbei. –Hey, hier kommt man ja gut voran… Fortan bleibe ich bevorzugt auf der Außenbahn, da ist mehr Platz, ist jetzt halt eher ein Crosslauf, aber OK. Die Taktik funktioniert aber leider nicht auf der ganzen Strecke. An manchen Stellen wurde das Läuferfeld in Absperrgitter gezwängt. Die Alternative quer durch die Zuschauer an diesen Stellen wäre keine Option gewesen, also begebe ich mich auch hinters Gatter. Ich komme mir vor wie eine Kuh die zum Schlachthof getrieben wird. Hier ist‘s dann auch etwas enger, sodass ich fast zum stehen komme, ich will ja nicht rüde rempeln. Naja, ein bisschen habe ich wohl schon gerempelt, aber nur ein bisschen. Der Zielspurt fiel dann auch aus, weil es sich vor dem Marathontor wieder staute hat wie auf der A8 zu Ferienbeginn. Und dann, kommt man endlich ins Olympiastadion und hofft noch auf den letzten Sprint auf der Tartanbahn, aber da ist keine Tartanbahn mehr… Das innere des Olympiastadions hat sich in einen riesigen Parkplatz verwandelt, nix Tartanbahn, nix Rasen. Alles Asphalt. Sehen so jetzt die Sportstadien aus? -Ja, wenn eine Woche zuvor die DTM (link) dort zu Gast war-.Vielleicht haben ja die Rennwagen genug Gummi auf den Asphalt gerieben, dann würde es ja wieder passen.

Bild von tz-online.de

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Die –timekiller- Rakete kann ich also diesmal im Hangar lassen. Die 6,1 km schaffe ich dennoch in 29:30 Min.
So, jetzt noch zum vereinbarten Kollegen-Treffpunkt. Dort spielen sich unglaubliche Szenen ab. Verschwitzte Körper mit hochroten Köpfen umarmen sich und beglückwünschen sich gegenseitig zu ihrer tollen Leistung. Und ich muss sagen ich bin stolz auf unser Team, die meisten habe die Strecke unter 40 Minuten geschafft. Für Laufanfänger ist das wirklich ordentlich.

Nach einem Weißbier, und nachdem man sich genug beglückwünscht hatte, ging‘s dann wieder nach Hause. Allerdings nicht auf direktem Wege. Da ich gestern meine Trainingseinheit nicht absolvieren konnte (zu viel Arbeit) und am Donnerstag eigentlich ein längerer Lauf von 13 km auf dem Programm gestanden hätte, habe ich den Nachhauseweg über den Olympiaberg auf etwa 7 km ausgedehnt. Natürlich, ging das nicht ohne dass ich mir blöde Kommentare anhören durfte wie z.B. „He, der Lauf ist vorbei“, bzw. „das ist die Falsche Richtung“, oder „ da hat sich einer verlaufen“.

Sollen sie reden, ich sage „nach dem Lauf ist vor dem Lauf“, und der steht bereits nächsten Donnerstag an, da findet der Sommernachtslauf ebenfalls im Olympiapark statt, da kommt dann vielleicht auch die –timekiller-Rakete wieder zum Einsatz.

Die Vorzeichen für den 33. Sport Scheck Stadtlauf in München  am Sonntag standen eigentlich recht ungünstig. Ich hatte wenig geschlafen, da ich erst um 2:00 Uhr ins Bett kam, und um 6:00 Uhr aufstehen ist nicht gerade eine meiner Stärken. Zudem hat es in Strömen geregnet, als ich das Haus um 7:00 Uhr verlassen habe, um mit der U-Bahn zum Start am Marienplatz zu fahren.  Dort angekommen, hat aber der Regen aufgehört, und es sollte auch kein neuer mehr nachkommen. Zum Aufwärmen bin ich locker die Kaufingerstraße hoch bis zum „Stachus“ und wieder runter gelaufen, das muss reichen, schließlich habe ich ja noch 21 km vor mir. Ich begebe mich in meinen Startblock „1:45 – 2:00 Stunden“. Ich habe irgendwie das Gefühl, ich bin der einzige, der sich bei der Auswahl des Startblocks an seiner eigenen (realistischen) Leistung orientiert.  Bei 7000 HM Startern, siegt doch bei einigen der Egoismus in der anonymen Masse: „Ach bei mir fällt das ja nicht weiter auf, ich stelle mich mal in die erste Reihe.“

Samstag Nacht, nachdem ich im Tiefflug von Oldenburg nach München gebraust war, checkte ich noch meine HM-Ergebnisse der letzten Jahre, und habe nochmals nach meiner PB geschaut, die ich überraschenderweise im Mai beim Halbmarathon im Olympiapark aufgestellt hatte. 1:49:16, das ist  eine durchschnittliche Pace von 5:10 min. Das wird hart, ich glaube nicht, dass ich das beim Stadtlauf wiederholen kann. Der Sport Scheck Stadtlauf durch den Englischen Garten ist nicht gerade Bestzeiten geeignet, da es einfach zu voll ist und es gibt viele enge Kurven. Ich hatte auch nicht speziell für den HM trainiert, und werte daher den Lauf als lange Trainingseinheit im Rahmen meines MT-Trainingsplans. Also beschließe ich mal mit 5:15 zu starten, um dann zu sehen wie es läuft.

Punkt Acht fällt der Startschuss, und es ergießt sich eine orangene Welle über den Marienplatz in Richtung Odeonsplatz, hinein in den Englischen Garten.  Der zweite Startblock wird ca. fünf Minuten später auf die Strecke gelassen. Ich befinde mich im dritten Block, aber der scheint nicht nochmals gesondert gestartet zu werden. Ich lasse mich noch vor dem Start etwas zurückfallen und gehe dann um 8:08 Uhr auf die Strecke.

Der erste Kilometer ist gewohnt eng und turbulent, und man muss höllisch aufpassen, dass man nicht über irgendwelche Beine bzw. Absperrgitter stolpert. Die Anzeige meiner Durchgangszeit für den ersten Kilometer verpasse ich auf dem Garmin, müsste aber OK sein, wahrscheinlich zu schnell. Kilometer zwei laufe ich in 5:00 Minuten, also Gas raus nehmen. Die nächsten sieben Kilometer laufe ich konstant in 5:10, ich befürchte schon, dass mein Uhr steht…  Aber alles OK.

Die ersten zehn Kilometer vergehen wie im Fluge, keine Schmerzen in den Beinen, alles super.  Ich nehme mal vorsorglich einen Gel-Chip, den ich im Mund auflösen lasse. Bei der nächsten Getränkestelle möchte ich die Überreste davon herunter spülen. Aber die Wasserstelle kommt erst bei km 12, da ist schon nichts mehr von dem klebrigen Zeugs übrig. Ich lasse den Verpflegungsstand links liegen und ziehe vorbei. Das Wetter ist ideal, bedeckter Himmel und nicht zu warm, da muss nicht nachgetankt werden.  Bestzeitenwetter! Ist da heute mehr drin? Ich beginne zu rechnen… aber ich habe ja gerade mal etwas mehr als die Hälfte hinter mir, also Ball flach halten. Auf Kilometer 14 – 16 breche ich etwas ein. Nach 5:20; 5:30 und 5:36, laufen die nächsten Kilometer dann aber wieder besser. Kilometer 17 laufe ich sogar erstmals unter 5 Minuten. Noch 4 Kilometer, jetzt dran bleiben. Ich kann meinen 5:10er Schnitt über die nächsten Kilometer wieder halten.

-es läuft-

Die Strecke wendet sich dem Ende zu, durch den Hofgarten geht es zurück auf den Odeonsplatz, von dort durch die Theatinerstraße zum Ziel auf dem Marienplatz. Die Straße ist nun gesäumt von Zuschauern, die die Läufer anfeuern, Endspurt ist angesagt. Bei Kilometer 20 ziehe ich das Tempo an,  auf den letzen 500 Metern gebe ich dann so richtig Gas. Den letzen Kilometer laufe ich in unglaublichen 3:57 min!

–Z – I – E – L –

1:46:17 !!!

Mein Herz pocht wie verrückt, ist es die Begeisterung, oder die Anstrengung?

Das hätte ich wirklich nicht für möglich gehalten. TOLL. Und dabei habe ich diese Woche schon 30 Kilometer in den Beinen. Und das Finish zeigt, dass da noch Reserven übrig waren, die ich während des gesamten Laufes überhaupt nicht angerührt hatte.  Ja, ich bin wirklich zufrieden…

Gut gelaunt gehe ich nach der Zielverpflegung nach Hause, bereit mich von meiner Familie feiern zu lassen.  Ich betrete über die Terrassentüre das Wohnzimmer und rufe:

-Hallo Familie,  Euer Laufhero ist zurück…-

Aus dem oberen Stockwerk kräht es nur:

„Gut, dann kannst du ja gleich mal deine Dreckwäsche vom Urlaub raus legen, ich wasche gleich“

-PLOPP –   so zerplatzt sie,  die  Blase der Glückseligkeit.

Herzlich Willkommen, zurück in der Realität!

Und jetzt,  zurück zur Tagesordnung.

Am Mittwoch habe ich meinen Urlaub unterbrochen, da ich einen Auftrag in Hannover zu erledigen hatte, den ich freundlicherweise übernommen habe,  da ich ja „in der Gegend“ war. Allerdings wurde ein Paket das ich für den Termin dringend benötigte nicht geliefert. Das Paket wurde letzten Freitag in München über DHL aufgegeben. Wer weiß was da wieder schief gelaufen ist, jedenfalls hat es das Paket laut Sendungsverfolgung  bis Mittwoch gerade mal bis Augsburg geschafft.

–DAS IST EIN S-K-A-N-D-A-L-

Jetzt darf ich am Freitag nochmals nach Hannover, sind ja nur zwei Stunden Fahrt. Grrrr…

Damit der Tag wenigstens einen positiven Aspekt hat, wollte ich am Abend unbedingt noch laufen. Egal bei welchem Wetter. Und Wetter hatten wir ja am Mittwoch jede Menge, vor allem Unwetter. Auf der Fahrt  von Hannover zurück nach Oldenburg wäre ich mit einem Boot, oder gleich mit der Arche, wesentlich schneller vorangekommen, so hat das geregnet.

Laut Trainingsplan standen heute neun schnelle Kilometer auf dem Programm. Genau das richtige für heute. Es zog zwar schon wieder eine Regenfront heran, aber ich musste einfach los. Ich habe mir wieder die Regenjacke meiner Frau geschnappt und bin los. Schon auf dem ersten Kilometer fängt es an zu tröpfeln,  -Ahh, ich glaube ich habe ein Dejavu-

Aber es bleibt zunächst beim Tröpfeln. Hier kann man ja unglaublich weit gucken… Der Waldrand der in einem Kilometer Entfernung liegt, ist noch in der Sonne. Hoffnung keimt auf, vielleicht kann ich ja doch dem Regen entkommen, ich gebe Gas. Den ersten Kilometer laufe ich gleich unter 5 Minuten.  Durch den Wald geht’s dann etwas langsamer, der Feldweg ist nicht gerade eine Tartanbahn, außerdem zahle ich Tribut für meinen forschen Start. Nach 5 Kilometern geht’s wieder auf Asphalt und ich kann wieder Gas geben. Der Regen hält sich noch zurück.

In meinen Gedanken spukt noch immer der DHL-Ärger rum. Die Deutsche Post ist der gleiche Mist-Verein wie die Telekom, naja, ist ja kein Kunststück, war ja alles mal eins.  Kundendienst wird hier wirklich Großgeschrieben, allerdings nur auf den bunten Werbebroschüren…

Vor Weihnachten war ich mal in München in der Arnulfstraße im Briefzentrum, ich brauchte für ein Versand 200 Briefmarken a 55 Cent. Die Schlange war unmenschlich lange, es war ja Weihnachten. Also stelle ich mich an. Nach ca. 20 Minuten komme ich auch schon an die Reihe, und ordere meine 200 Briefmarken. Der Beamte hinterm Tresen sagt nur :

„Wir haben keine Briefmarken“,

-wie, Sie haben keine Briefmarken?-

„Wir führen keine Briefmarken mehr, wir nehmen nur noch Pakte und Großsendungen an, und geben Paketsendungen aus“.

–Aber, Sie sind doch die Post, sie müssen doch Briefmarken haben… ???-.

„Briefmarken, gibt’s am Automaten.“

–klar, ich lasse jetzt 200 Briefmarken aus dem Automaten!-

„Dann müssen Sie in den nächsten Post-Shop 500 Meter von hier“

–HrgldreckskackklrslP05TsCheisS-

Hui, 4:30, Wut verleiht Flügel. Langsam wird’s warm unter meinem Poncho. Den Regen habe ich abgehängt,  jetzt kommt sogar noch die Sonne raus. Ich öffne meine Regenjacke, damit der Dampf abziehen kann,  die Jacke bläht sich auf wie ein Bremsschirm. Ne, bremsen tun wir morgen wieder,  also Jacke wieder zu, und etwas langsamer weiter, Kräfte sammeln für den Endspurt.  Bei Kilometer 8 höre ich die innere Glocke zur letzen Runde, und ziehe nochmals an, wie ein Irrer renne ich die Landstraße entlang…

Ahhhh, jetzt gehts mir wieder besser.

45 Minuten für die 9 Kilometer können sich sehen lassen, finde ich jedenfalls.

–WUT verleiht Flügel-

18 Kilometer sollten es werden am Sonntag, jedenfalls schrieb das der Trainingsplan vor. Dem Wetter nach, hätten es aber auch 18 Bahnen im Freibad werden können. Den halben Tag habe ich das Niederschlagsradar auf wetter.com konsultiert, um eine geeignete Regenpause abzupassen. In der ersten Regenpause hat mich jedoch die Familie ins Oldenburger Naturkunde Museum zum Moorleichen begucken abgerufen. Gegen fünf sollte dann meine Stunde schlagen, im Niederschalgsradar machten sich ein paar helle Punkte um Oldenburg bemerkbar. Ich warf mich in die Klamotten und habe aber noch zur Sicherheit die Regenjacke meiner Frau mit genommen. Meine Regenausrüstung liegt natürlich im München im Schrank.  Auf Mapmyrun, habe ich davor meine Strecke ausgetüftelt. Bei 18 km kommt doch etwas Strecke zusammen, da kann man sich nicht  ausschließlich im nahgelegenen Forst vergnügen. Auf dem Radweg sollte es von  Wardenburg Richtung Ahlhorn gehen, dann nach Charlottendorf abzweigen und weiter bis Littel laufen. Von dort sollte es dann über kleine Sträßchen wieder zurück nach Wardenburg  gehen.

Eigentlich wollte ich bei dem Lauf mein neuen Camelbak ausprobieren, den ich noch am Freitag beim Sportscheck besorgt hatte, als ich die Startunterlagen für den Stadtlauf (HM) am 26.6 in München abgeholt habe. Aber bei der Wetterprognose, wird mangelndes Wasser wohl eher nicht meine Sorge sein, also muss der erste Einsatz noch ein bisschen warten.

Locker in 5:38 – 6:10 min  sollte die Strecke gelaufen werden. Die ersten zwei Kilometer kämpfte ich noch mit der Ausrüstung. Die Regenjacke, die ich in die kleine dazugehörige Tasche gestopft hatte und mit einem Gummiband um meine Hüfte geschnallt habe, bommelte wie ein Bunny-Schwänzchen an meinem Hintern. Ich versuchte die Position zu verändern, half aber alles nichts. –vorne ist auch keine Option-

Wie ich noch experimentiere fängt es auch schon wieder an zu regnen, also ziehe ich schließlich die Jacke an und damit kehrt bei der Jackenthematik Ruhe ein.

Es tröpfelte nicht nur, nein es Goss gleich, die seitlichen Windböen machten die ganze Sache nicht besser. Ich halte den Kopf gesenkt, damit das Schild meiner Kappe meine Brille vor Regen schützt. Somit sehe ich von der Strecke hauptsächlich meine Schuhe, den Asphalt und eben das schwarze Schild meiner Kappe.

–ein Genusslauf ist was anderes-

Nach ca. 7 km müsste meine Abzweigung nach Charlottenburg kommen, in meinem Blindflugmodus habe ich etwas bedenken, dass ich an der Abzweigung vorbeirausche, doch die Sorge ist unbegründet und ich sehe rechtzeitig den Wegweiser, und biege ab.

Was ich bei meiner Tourenplanung nicht berücksichtig habe, ist dass die Straße hier keinen Rad bzw. Fußweg hat, also laufe ich auf der linken Straßenseite dem Verkehr entgegen. Den Blindflugmodus muss ich hier aus Sicherheitsgründen abschalten, was besonders ärgerlich ist, da jetzt der Wind von vorne kommt. Der Regen hat zum Glück etwas nachgelassen, dafür tropft es noch gehörig von den Bäumen.  So langsam macht sich Unmut breit. Ich checke die Systeme.

Puls: OK, um 70% HFmax

Pace: OK, 5:45 min (Das habe ich letzte Nacht auch von München nach Oldenburg gebraucht, (in Stunden natürlich)

Strecke: ca. 8 km

Schuhe: Nass

Hose: Nass

Oberteil: Noch trocken…

Stimmung: lustlos

Hätte ich ein Handy mitgenommen, ich hätte mich jetzt abholen lassen.

In Charlottenburg – West komme ich an einer Abzweigung nach Littel vorbei, hier könnte ich abkürzen.  Aber noch bleibe ich standhaft und laufe weiter auf meinem Kurs.

Auf dem nächsten Streckenabschnitt lauern tümpelartige  Pfützen, die umschifft werden müssen, dabei liegt die Herausforderung  aber nicht darin „nicht hineinzutreten“, sondern in der zeitlichen Koordination.

Bloß nicht  die Pfützen gleichzeitig mit einem Auto passieren, sonst ist Land unter, somit baue ich unfreiwillig ein paar Sprints mit gelegentlichen Sprüngen und  Ausfallschritten in mein Lauf ein.

Ich erreiche Charlottenburg-Ost und damit die Abzweigung nach Littel, ohne dass ich von einem Pfützen Tsunami weggespült werde. In Richtung Littel geht es wieder über freies Gelände, Dummerweise setzt jetzt auch wieder der Regen ein.  Auch der Wind nimmt zu. Weshalb muss der Wind denn immer von vorne kommen? Ich stemme mich förmlich gegen den Wind, und habe das Gefühl zu stehen. Die haben hier im Norden zwar keine Berge, aber  gegen den Wind zu laufen kann locker mit einem Bergtraining mithalten. Der Wind ist  quasi der Berg Norddeutschlands. Und hier ist es gerade richtig gebirgig, geradezu hochalpin.

Der Wind drückt den Regen durch die Membran meiner Regenjacke, es wird klamm im Oberhaus. Die Hose ist mittlerweile mit Wasser vollgesogen, und die Schwerkraft tut Ihr übriges, der Gummi am Hosenbund versagt seinen Dienst und lässt die Hose rutschen. Da muss mal eben nachgerzurrt werden.  Ich konnte zwar erfolgreich den großen Pfützen ausweichen, die Schuhe sind aber trotzdem vollkommen durchnässt.

Nach Littel verlasse ich wieder die Bundesstraße und laufe auf einem kleinen Sträßchen Richtung Oberlethe. Auch hier gibt es kein Radweg, dafür aber auch kein Verkehr. Die Straße ist gepflastert mit den hier üblichen „Dreistern Pflastersteinen“. Es ist die Hölle hier zu laufen. Am Rand ist die Fahrbahn leicht geneigt, und die großen Rillen zwischen den Steinen erleichtern nicht gerade das Laufen.  Zeit für einen Systemcheck

Puls: OK, um 75% HFmax

Pace: OK,  konstant bei 5:45 min

Strecke: ca. 15 km

Schuhe:  Wassereinbruch im Keller, – es gluckert-.

Hose: hat sich in einen Schwamm verwandelt.

Oberteil: Wet T-Shirt Contest geeignet

Stimmung: apathisches dahin trotten

Das System hat auf Autopilot gestellt, der Laufapparat ist komplett von der Einsatzzentrale getrennt, die Gedanken werden frei. In diesem Zustand muss sich wohl auch immer Marvins Herrchen befinden, wenn er den Dialog mit seinem Schweinehund sucht. Ihr kennt doch Marvin, oder? Marvin, bzw. sein Herrchen hat übrigens ein neues Buch herausgegeben, „sei kein Frosch, Schweinehund – SPORT“. Es lassen sich die Geschichten zwar auch im Internet lesen, aber als Bettlektüre sind die Bücher bestens geeignet. Im Schlafzimmer herrscht bei uns Elektronik Verbot, da muss dann auf klassische Medien zurückgegriffen werden. Wer Achim Achilles durch hat, bekommt mit Marvins „ES, läuft“, und  „sei kein Frosch, Schweinehund – SPORT“ Nachschub für seine Laufbelletristik Bibliothek.

Kurz vor Oberlethe komme ich auf eine Bundesstraße und danach geht es gleich wieder rechts ab auf den Wassermühlenweg, wieder Dreisternpflaster -ächz-.  Bei km 18 passiere ich die Wassermühle, ein wirklich gutes Restaurant, schlagartig macht sich Hunger breit. Ich beschließe hier heute meinen Hunger zu stillen, aber davor muss ich mich erst trocken legen. Also Endspurt, ab nach Hause.

Nach 1:51 und 20 Kilometern bin ich dann wieder an der Homebase angelangt, jetzt erstmal in die Badewanne, und danach zum Carboloading  mit der Gattin in die Wassermühle.

ich bin verletzt!

Nein, es sind nicht die Knie, die bei meinen Ausritt nach Starnberg etwas gelitten hatten. Das Knie hatte sich relativ schnell wieder beruhigt und ich konnte wie gewohnt meinen Trainingsplan verfolgen.

Es sind die Knöchel. Die sind geschwollen, und zwar beide! Ich sehe aus wie eine Adipöser mit Rechtsherzinsuffizienz  und ordentlich Wasser in den Beinen. Ich erspare Euch die Bilder von meinen Stampfern. (Es gibt nichts ekligeres, als  Bilder von geschwollenen Füßen).

Verletzungen sind  ja wie Urkunden in der  Ruhmeshalle des Trainings ,  jeder der ordentlich trainiert muss auch mal verletzt sein, irgendwas zwickt ja immer ;-)…

Aber bei mir ist es nicht mal eine richtige Läuferverletzung, jedenfalls nicht unmittelbar. Ich bin nicht etwa umgeknickt und habe mir dabei meine Bänder lädiert, nein, ich wurde gestochen, und zwar in BEIDE Knöchel.

Es ist unmittelbar nach dem Laufen passiert, als ich am Pfingstsonntagabend nach einem längeren Lauf, genüsslich im Garten noch eine Apfelschorle getrunken habe.

Mein Schweißdunst, muss auf die Mücken wie eine  Einladung zum Schlachtfest gewirkt haben, jedenfalls wurde ich ziemlich verzwiebelt, während die Anderen unbehelligt blieben.

Seit gestern Mittag pumpen sich nun meine Knöchel zu ungeahnter Dicke auf.  Und das juuuuuuuckt !!!

Über Nacht habe ich mit Essigumschlägen, Quarkpackungen und Zwiebelumschlägen versucht den Schaden im Zaum zu halten. Hat aber alles nichts gebracht, außer dass es jetzt in unserem Schlafzimmer nach Döner riecht.

Heute früh habe ich mir dann in der Apotheke eine Kortisonsalbe geholt. Aber ich befürchte, das  Training heute Abend muss ausfallen, ich passe einfach nicht in den Laufschuh.

Heute ist es soweit,  ich habe  meinen Marathon Trainingsplan aktiviert. Ist mein erster Marathon, ich bin also noch ein Frischling, quasi ein Greenhorn unter den Läufern. Die Ultras unter Euch beömmeln sich wahrscheinlich eh über die Klimmzüge die unsereins veranstaltet um diese Distanz zu meistern. Aber ohne geht’s halt nicht, das musste ich letzes Wochenende schmerzlich erfahren.

Da ich ja schon lange für den Marathon in München angemeldet bin, habe ich in den letzten Monaten zunehmend meine Trainingsintensitäten und die Laufumfänge langsam erhöht. Länger als 23 km ist dabei aber nie rausgekommen. Vergangenes Wochenende wollte ich mal sehen, wie weit ich komme, wenn ich im Standgas locker so vor mich hinzuzuppel.

Da ich meinen üblichen Strecken momentan etwas überdrüssig bin, bin ich auf die Idee gekommen einfach mal von München nach Starnberg zu laufen. Auf mapmyrun.com habe ich vormittags die Strecke abgemessen (30km) und habe mir die Route notiert. Der Radweg nach Starnberg entlang der Würm sollte mir dabei als grobe Orientierung dienen.

Keine Ahnung wie weit ich komme, aber egal, entlang der Strecke gibt es genug S-Bahn Haltestellen, an denen ich wieder zurück fahren kann und zur Sicherheit habe ich diesmal auch das Handy mitgenommen, damit ich im Nirgendwo des bayerischen Outbacks einen Notruf absetzen kann.

Von der –timekiller-Ranch ging‘s zum Nyphenburger Schloß, von dort entlang des Würm-Kanals Richtung Pasing. Diesen Streckenabschnitt bin ich schon oft gelaufen. Die alten Gründer und Jugendstil Villen entlang des Kanals sind einfach nur schön. In Pasing angelangt musste ich mich erstmals orientieren, und stelle fest, dass ich meinen Spickzettel verloren habe.

-Na, toll, das geht ja gut los-.

Meine Orientierung ist ja nicht die beste, in der Vergangenheit habe ich mich daher ja auch schon öfters verlaufen… (Link1 und Link2 zeugen von dieser Unfähigkeit).

Doch mein Gedächtnis ist besser als meine Orientierung und ich konnte mich wenigstens  noch an die Straßennamen erinnern, an denen ich abbiegen musste um in den Pasinger Stadtpark zu kommen.   Von dort ging es immer grob nach Süden.

Auf der Autobahnbrücke nach Gräfelfing, treffe ich dann zufällig einen Mitarbeiter eines Kunden.

„He, -timekiller-, was machst du denn hier? Trainierst wohl für den Firmenlauf?“

-Firmenlauf? Pffft,  ne, ich laufe nach Starnberg, ein Eis essen.-

„Nach Starnberg? Das sind ja locker noch 20 km von hier!“

-Ja, zurück nehme ich dann aber die S-Bahn. –

Na, dann viel Spaß. Wenn du am Montag nicht zu unserem Meeting kommst, lassen wir dich suchen.“

-Ja, das macht mal, Tschö.-

Ich erkundige mich noch nach dem Verlauf des Radwegs und setze meine Tour fort.

10km liegen hinter mir, ich fühle mich frisch. Dennoch ärgere ich mich über meine große Klappe. Understatement scheint nicht meine Sache zu sein.

Entlang der Würm geht es nun durch Wohngebiete von Gräfelfing, Planegg, Krailling, Stockdorf. Die Ortschaften gehen hier einfach nahtlos ineinander über. Ist jetzt nicht der Knaller hier zu laufen, aber es ist wenigstens verkehrsruhig. Das Tückische an dem Streckenabschnitt sind die vielen Biergärten die hier ständig auf einen lauern, aber ich bin standhaft, noch…

Nach Stockdorf geht’s dann endlich wieder in den Wald, Häuser habe ich jetzt genug gesehen. Ich genieße den Wald, hat ein Stadtläufer ja nicht täglich.  Plötzlich zweigt der Radweg jedoch 90 Grad ab, obwohl (laut meiner Orientierung) Gauting geradeaus wäre. Ich folge mal dem Radweg. Nach ein paar Metern, bricht aus dem Unterholz ein Läufer. Ich frage Ihn verduzt, -geht’s da nach Gauting?-

“Do, kimmst scho hi, is halt a bisserl eng.“

Ich biege auf den Pfad ein. Auf einem Kaninchenpfad geht es durch einen grünen Tunnel. –ist das toll- Es darf hier nur keiner entgegen kommen, sonst muss einer in die Dornen.

Nach ca. 500 Metern komme ich wieder ans „Tageslicht“, fortan ging es über freies Gelände Richtung Gauting.

So langsam setzt mir dann auch die Strecke zu, die Schritte wurden kürzer und die Erschöpfung nimmt zu. Fünf Buchstaben beherrschen meine Gedanken

–D-U-R-S-T-

Nach zwanzig Kilometern schlage ich in Gauting auf, zwei Stunden sind für die Strecke jetzt nicht der Brüller, aber OK, ich bin ja nur am Testen. Trotzdem bin ich fertig wie Brot. Ich beschließe hier mein Experiment zu beenden. Ich halte Ausschau nach einem Biergarten. Hier kann mich dann meine Frau abholen, nachdem ich mich durch die Getränkekarte getrunken habe… Aber es kommt keiner…

In der Ortsmitte von Gauting komme ich stattdessen direkt an einem REWE vorbei.

Eine OASE! Ich stürme den Laden und konsultiere die Getränke Abteilung. Noch am Regal leere ich die erste 0,5 Flasche Adelholzener Fruchtschorle. An der Kasse zahle ich zwei Flaschen, wobei eine davon schon leer ist. Vor dem Laden setze ich mich auf die Stufen und trinke genüsslich die zweite Flasche. Ahhhhh! Ich hole mir noch eine dritte Flasche für die Rückfahrt.

Die Pause hat gut getan. Der Geist ist allerdings etwas benebelt, denn ich beschließe doch noch die letzten 10 km nach Starnberg anzugehen. „Sind ja nur noch zehn Kilometer“. Wie ich noch in Gedanken bin, befinde ich mich bereits auf dem Weg nach Starnberg und nicht zur S-Bahn. Die Beine sind nach der Pause etwas wackelig. Irgendwie scheinen Sie nicht zu meinem Körper zu gehören. Na, das wird sich hoffentlich geben, wenn ich erst wieder ein paar KM locker gelaufen bin. Aber locker ist was anderes,  es wird nicht besser…

Die Flasche halte ich in der Hand wie ein Staffelstab und wechsle jeden KM von rechts auf links. Ab km 25 kommt der Schmerz. Vor allem die Knie schmerzen, es kracht im Gebälk, ich versuche langsamer zu laufen, aber der Schmerz hält an.  Ich beiße die Zähne zusammen, aber es geht nicht mehr, ich muss eine Gehpause einlegen. Nach ein paar hundert Meter laufe ich wieder an. Ich schaffe keinen Kilometer und muss wieder gehen. Die letzen 10 km von Gauting nach Starnberg sind eigentlich die schönsten auf der ganzen Strecke. Es geht durch den Wald entlang der Würm, traumhaft. Ein Alptraum hingegen ist der Zustand meiner Haxen. Bei Petershausen geht’s dann auch noch den Berg hinauf, Argh! Ich kämpfe. Irgendwie schaffe ich es im Lauf-Geh-Modus doch noch nach Starnberg. Nach 3 Stunden und 10 Minuten (reine Laufzeit ohne Pause) stehe ich in Starnberg am S-Bahnhof an der Eisdiele und hole mir ein Eis. Ich überlege, ob ich mir die Hörnchen direkt auf die Knie klatschen soll.

-zwei mal Kamille mit Franzbranntwein, bitte!!!-

Auf der Rückfahrt nach München korrigiere ich in Gedanken mein Marathon Ziel. „Ankommen“ lautet das neue Ziel.  Von der Kondition hätte ich die 30 km wohl gepackt, aber nicht mit dem morschen Gebälk…

Was habe ich falsch gemacht? Zu lange Pause? Waren doch fast 20 Minuten. Oder zu schnell? Zu Untrainiert? Mal sehen, ob ich meine nächste Trainingseinheit wie geplant durchziehen kann, oder ob ich gleich zu Beginn meines Trainingsplans wegen ruinierten Knien pausieren muss.

Schau‘n mer mal…

In meinem nächsten Post berichte ich Euch dann auch, wie ich am Hauptbahn die kaputte Rolltreppe doch noch runtergekommen bin…

-Autsch!-, heute nehme ich die Rolltreppe, und das mache ich sonst nie.  Ich habe Muskelkater. Meine Waden sind hart wie Beton.  Gestern war schon schlimm, aber heute früh bin ich kaum die Treppen vom Schlafzimmer in die Küche runter gekommen.  Aber von vorn…

Sonntag, 6:30 Uhr: Etwas piekst mich ins Gesicht. Ich öffne ein Auge und direkt vor mir ist das Gesicht meiner Tochter. Sie flüstert wie Kinder eben flüstern: „PAPA, DU MUSST MIR HELFEN!“ –was ist los, ist was passiert?- „ES IST MUTTERTAG, DER KAFFEE IST GLEICH FERTIG, DU MUSST MIR HELFEN…“

Oh je, die Muttertags-Taskforce sucht verbündete, und das mitten in der Nacht. Letzte Woche hat die Tochter schon mal geübt und probeweise Frühstück ans elterliche Bett gebracht. Im Eifer des Gefechts hat sie beim Runterbeugen das Tablett gleich komplett ins Bett, auf den noch schlafenden Papa geworfen. Aus der  Pleite hat sie offenbar gelernt und sucht  nun kompetente Hilfe, die Wahl ist dabei ausgerechnet auf mich gefallen.

Ich muss Zeit gewinnen. „WO IST DEIN GESCHENK“ flüstert Sie, –Ich habe kein Geschenk, ist doch Deine Mama, ich bin raus aus der Nummer… Könntest Du mir nicht eins von Deinen Geschenken abgeben? lenke ich ein.  „OK, ICH BASTLE DIR NOCH EINE KARTE“ Die Tochter zieht von dannen und ich drehe mich  nochmal um. Ich versuche das Gerumpel in der Küche zu ignorieren. Kurze Zeit später piekst mich wieder etwas. Mit einer Karte werde ich wach gefächelt.  Viele Herzen sind drauf. „DU MUSST UNTERSCHREIBEN…“ –OK, ich gebe mich geschlagen, die Nachtruhe ist vorbei. Ich folge der Tochter in die Küche. Dort wartet ein perfekt vorbereitetes Frühstückstablett mit Honigbrot, Müsli, Blümchen, frischem Kaffee… -Respekt- Nicht übel-, und den Kaffee kann man sogar trinken. Wir begeben uns wieder ins Schlafzimmer und wecken die Mama, sie soll schließlich auch was von Ihrem Ehrentag haben.

Familie -timekiller- frühstückt also im Bett. Während des Frühstücks wird der Tag geplant. „Wir könnten doch heute schön in die Berge fahren“, schlägt meine Frau vor. Nö, geht nicht, ich laufe doch heute beim Halbmarathon im Olympiapark mit, entgegne ich.

>Augenrollen, der Gattin< „Da hast du aber gar nix gesagt“. „Ja wann denn?“, ich war die letzten 3 Tage auf Geschäftsreise in Leipzig und Samstags erst spät heim gekommen.  „Steht aber im Kalender“ versuche ich zu punkten. „Dann fahren wir eben danach, beeil Dich halt ein bisschen und trödel nach dem Lauf nicht so rum, dann schaffen wir  das schon.“

Eigentlich habe ich ja gar keine Lust zum Laufen und ich fühle ich ziemlich schlapp. Der Aufenthalt in Leipzig war jetzt nicht gerade der Gesundheit förderlich. Aber jetzt kann ich nicht mehr zurück.

Um kurz vor 9:00 Uhr schnappe ich mein Fahrrad und fahre in den Olympiapark. Ich hole meine Startunterlagen ab, und drehe noch eine kleine Aufwärmrunde von ca. 3 km. Ich versuche in mich hineinzuhören, ob heute was geht, aber ich höre nix. Der Körper schmollt und schweigt. –soll ich wieder heimgehen?-

Zumindest 10 km kann ich ja mal mitlaufen, das geht immer. Also stelle ich mich in den Startblock und starte um 10:05 mit ca. 2000 Läufern. Ich denke mir nicht viel und laufe einfach mal mein gewohntes  Tempo. Die erste 5km Runde in 24:45 läuft ganz OK, vielleicht ein bisschen schnell, wenn ich wirklich 21 km durchhalten will, also versuche ich mich etwas einzubremsen. Bei km 10, steht 50:20 auf der Uhr. Eigentlich habe ich keine Lust mehr; jetzt nochmal 2 Runden, -PUH!- Die Sonne brennt mittlerweile erbarmungslos. Ich nehme mal an der Verpflegungsstelle einen Becher Wasser mit. –dünne-klarsicht-Plastik-Becher- Ich drücke den Becher zusammen, sodaß ich eine Art Schnabel habe, damit ich beim Laufen besser trinken kann. –Knacks- Der Becher reißt auf, und das kostbare Nass rinnt dahin. Wenigstens wird mein Trikot etwas nass, aber Durst habe ich noch immer.   –ist die dritte Runde länger als die anderen?- Es zieht sich. Ich hab kein Bock mehr. Am Streckenrand picknicken Familien im Gras und feuern auf Plakaten, Sonja, Tina, Andi, Tino, Papa und Mama an. Wo sind eigentlich meine Fans? Die sitzen zuhause und planen womöglich die Besteigung der Zugspitze.   Soll ich aufhören? Einfach stehen bleiben? Zur Schwimmhalle muss ich ja eh zurück, also laufe ich die Runde weiter. Ich soll mich ja beeilen, es wartet der Ausflug.

Kurz vor der vierten Runde bin ich mir sicher, dass ich den Lauf abbrechen werde… doch dann erinnere ich mich, wie ich letztes Jahr bei der Winterlaufserie den Zwanziger abgebrochen habe und dann eine Woche lang schlechte Laune hatte, ja sogar das Laufen komplett aufgeben wollte. Also biege ich doch nicht in den Zielkorridor ab, und mache mich auf die vierte Runde. Alles ist besser als „DNF“. Ich versuche es nochmals mit Trinken. Diesmal gehe ich ein paar Schritte und trinke dabei vorsichtig. –ist während des Trinkens das Gehen erlaubt? Oder machen das nur Walker?- Den Rest des Bechers schütte ich mir in die Kappe. Das Gehen hat Zeit gekostet, aber die letze Runde ist eh für den Arsch. Ich schleppe mich dahin. Das bisschen Wasser hat meinen Körper auf dem schnellsten Wege wieder verlassen, wahrscheinlich ist nur eine kurze Dampfwolke aufgestiegen als ich trank. Meine Zunge klebt weiterhin am Gaumen, Wasser…

Mir fällt auf, dass manche Läufer lustige Geräusche beim Laufen machen, bei manchen klappert der Schlüssel, andere scheinen einen ganzen Beutel Münzen bei sich zu haben, wiederum andere trampeln derart laut, dass man meinen könnten sie sind im Ensemble von RiverDance.

-Oh Gott ich fantasiere…-

Das fiese am Halbmarathon im Olympiapark ist, dass man nicht nur vier elendig langweilige Runden drehen muss, sonder auch nach der vierten Runde noch nicht in den Stall darf, sondern nochmals auf eine 1,1 km Schleife geschickt wird, das ist zermürbend. Die –timekiller- Rakete lasse ich diesmal im Hangar, ich bin froh, wenn ich überhaupt ankomme, auf den letzten 500 Metern lauert noch ein letzter kurzer Anstieg, zurück zum Olympiastadion. Eine dieser Steigungen, die man sonst kaum wahr nimmt, aber im erschöpften Zustand bei jedem Schritt, länger und steiler wird. Die letzten 200 Meter lasse ich den alten Diesel ausrollen. Zielspurt machen wir das nächste mal wieder. In jämmerlichen  1:49.17 beende ich den Lauf.

Im Ziel stehen von einem Sponsor gefüllte Wasserflaschen bereit.  Die Schlange beim Erdinger Stand ist  beängstigend lange, ich habe keine Lust mich dort anzustellen, und so lege ich mich mit der Trinkflasche  ins Gras und genieße das schnöde Leitungswasser. –AHHH, LECKER-

Nachdem ich mich etwas ausgeruht habe, hole ich mir doch noch ein alkoholfreies Weißbier, soviel trödeln wird ja wohl erlaubt sein. Ich gebe mein Chip ab, und bekomme als Belohnung eine weiteres T-Shirt für meine Pyjama Kollektion.

Ohne weiteres bummeln, geht’s mit dem Radl  zurück zur Homebase, dort werde ich schon erwartet. Im Flur stehen Rucksack und die Wanderstiefel der Familie bereit.

Frau, was hast du vor? „Wir fahren nach Garmisch und fahren mit der Kabinenbahn auf den Wank, und laufen dann über die Esterbergalm wieder runter, das sind nur ca. 3 Stunden, das bekommst du doch noch hin, oder?“ Argh! Der Wank sieht harmlos aus, hat‘s aber in sich.   Ich versuche noch zu handeln. „Nix da, wer will hier im Herbst ein Marathon laufen? Also, stell Dich nicht so an, geh duschen“ spricht die Chefin.

So fahren wir nach Garmisch-Partenkirchen, und nehmen die Kabinenbahn auf den Wank. Der Ausblick auf das Zugspitzmassiv ist wirklich atemberaubend. Von dort geht es über einen schmalen steinigen Bergesteig hinunter zur Esterbergalm. Dort gibt es für die Tochter eine frische Milch und für Vati ein Bier. Ein Ettaler Klosterbier, -Uäah-, hätte ich bloß auch ne Milch genommen…

Das dicke Ende kommt aber noch, die unscheinbare Forststraße von der Alm hinunter zur Talstation entpuppt sich als wahrerer „Wadenkiller“ Der Weg ist geteert und über weite Abschnitte unglaublich steil. Das geht auf die Knie und die Waden, das wird ein schöner Muskelkater werden, soviel ist sicher.

Abends während des „Tatorts“, trage ich noch meinen Lauf in mein Trainings-Büchlein ein und stelle fest, ich war gar nicht so schlecht. Ich habe meine HM PB um gut 2 Minuten verbessert. Ein Hauch des Stolzes durchwogt mich, ehe mich die Welle des Schlafes noch auf dem Sofa erfasst und hinwegspült, hinein in eine perfekte Laufwelt, ganz ohne Schmerzen.

-leider bloß bis zum nächsten Morgen-