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IMG_3679Ich weiß nicht was verrückter ist,  einen Lauf zur Zeitumstellung zu organisieren, oder daran teil zu nehmen?  Wer macht bei sowas mit?  Freiwillig, nachts wie ein Hamster, 20 Runden in einem 2,11km großen Hamsterrad im Kreis zu laufen.  Ich war skeptisch, ob sich außer dem Orga-Team sonst jemand für diese etwas bekloppte Idee begeistern würde. Läufer sind doch, durch und durch vernünftige Menschen, achten auf Ihre Ernährung, trinken keinen Alkohol und gehen früh ins Bett. Wer soll da also bitte mitmachen?

BZM-Banner_v1Am 5.5.2013 eröffneten wir großspurig die Anmeldung und machten über Twitter und Facebook ein bisschen TamTam. Die Wirkung war überwältigend, schon ein Monat später am 3.6. zeigte unsere Sozial-Media Kampagne Wirkung, eine junge Spanierin aus München verirrte sich auf unsere Seite und meldete sich  für den Halbmarathon an.  Als dann am nächsten Tag  sogar die freiwillige Teilnehmergebühr von 15€ einging, war ich bass erstaunt. Da will ernsthaft eine junge Frau am 27. Oktober mit uns durch den Park rennen. –die ist ja total verrückt-

Bis Ende Juni gesellten sich weitere drei  wagemutige Läufer dazu. Zusammen mit dem Orgateam hatten wir damit die Teilnehmerzahlen vom Vorjahr erreicht. Damit stand fest, das Experiment Zeitsprung 2013 muss nicht  mangels Beteiligung abgesagt werden.

Bis Ende August verdoppelten sich dann die Anwärter auf den Zeitsprung.  Jetzt stand fest, das wird eine Gaudi…

Im September gingen dann die Anmeldungen nach unserem Empfinden durch die Decke. 30 Anmeldungen in einem Monat! Alleine während des Berlin Marathons flatterten 6 Anmeldungen herein.  Sogar bis nach Österreich hatte sich unsere kleine Veranstaltung herumgesprochen.

Der Oktober wurde dann richtig unheimlich, Anmeldungen aus Lichtenstein und der Schweiz krönten die Zahlen. Das durch die Resonanz leicht verunsicherte Orga-Team (bestehend aus Henrik, Chief und mir) beschloss  Mitte Oktober bei 60 Teilnehmern die Anmeldung vorsorglich zu schließen, nicht dass sich das zu einer großen Facebook Party entwickelt. Außerdem hatten wir ja nur rund 60 Chips für die Zeitmessung gesammelt (Zitat des Zeitnahme-Chiefs: „das reicht ja loooooocker“). Mit jeder Anmeldung  schwand natürlich auch für uns die Chance selbst am Lauf teilzunehmen, bzw. diesen bis zum bitteren Ende durchzulaufen.  Es ist eben wie bei einer Party, da sollte der Gastgeber nicht unbedingt als erstes unterm Tisch liegen, bzw. japsend in der Ecke hocken.

BZM_2013_10Und es war wirklich eine Party,  53 bestgelaunte Läuferinnen und Läufer fanden sich am 26/27. Oktober im Ostpark ein um an unserem Zeitsprungs-Experiment teilzunehmen.

Was zeichnet nun den typischen Zeitsprungläufer, in Fachkreisen auch Chrononaut genannt, aus?

Der Chrononaut ist vor allem eins, er ist spontan.  Die Anmeldezahlen von September und Oktober belegen dies ganz deutlich. Einige haben sich sogar noch am Samstag auf freigewordene Startplätze beworben. Den Vogel schossen drei Girlies ab, die um 23:15 auf Ihrem  Nachhauseweg an unserem Pavillon-Dorf im Ostpark vorbeikamen.

„Hey was macht Ihr denn hier?“

-wir veranstalten einen Lauf zur Zeitumstellung, Start ist um 0:00 Uhr.-

„Cool, kann man da noch mitmachen?“

-klar, aber wir haben nur noch 2 Startnummern-

„Okay , Tschüss bis gleich.“

Um 23:57 holten  die jungen Damen dann in Sportmontur mit lärmendem Ghettoblaster im Gepäck ihre Startnummern ab.

Ansonsten ist der BZM-Nightrunner sehr mobil und läuft gerne in anderen Gefilden. Viele haben eine lange Anreise von mehreren Hundert Kilometern, teils aus dem Ausland, auf sich genommen nur um mit gleichgesinnten im Kreis zu laufen. Das ist wahre Leidenschaft, der Chrononaut  hat Spaß an seinem Sport und praktiziert diesen nicht nur vor der eigenen Haustüre. Die „Running Divas“ aus Lichtenstein gehen beispielsweise am 17. November beim Istanbul Marathon an den Start. -Im Gegensatz zu Istanbul ist München  ja schon fast um die Ecke-.

Der Timejumper ist sehr Naturverbunden, oder aber ein  großer Spaßvogel. Spitznamen und Teamnamen wie „die Nacktschnecken“, „Uhu“, „Nachteule“,  „Bleiente“, „Burnt Shrimp“ „Eat the damn cookie!“, „Kraxi“, „Marathon Maniacs“, „Running Diva“, „CaBa´s CaBaNauTeN“, läßt erahnen, dass der typische Chrononaut   nicht zum Lachen in den Keller geht.

Das erklärt auch, dass ein Teil der Läufer  dazu neigt in Verkleidung zu laufen oder den Drang hat die Kleidung komplett abzulegen.

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Altersmäßig ist alles vertreten, vom 18 jährigen Junior bis zu Altersklasse M/W50 ist alles dabei.  Die meisten Timejumper rekrutieren sich aber aus der Altersgruppe M/W 40, eine Altersgruppe die auch bei anderen unsinnigen Läufen, vornehmlich „Matsch-Balla-Balla Läufen“ wie  Strongmanrun  o.ä.  zahlenmäßig schon auffällig wurden.

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Bei diesen Teilnehmern wundert man sich dann auch nicht, wenn am persönlichen Verpflegungsstand mit Augustiner und Stiegel Bier gedopt wird.

Hier erkennt man klar den Profi. Der erfahrene Marathonläufer experimentiert niemals während einem Marathon mit der Ernährung, da wird nur konsumiert, was man aus dem Training kennt. So wird dann eben auch österreichisches Bier nach München, in die Stadt des Bieres, importiert.

Apropos importieren, der Nightrunner zeigt sich sehr spendabel. Fast alle Teilnehmer haben den freiwilligen Unkostenbeitrag geleistet, sehr viele haben sogar mehr, gar das doppelte bezahlt, sodaß nach allen Kosten noch ein schöner Betrag von 300€ übrig bleibt den wir an den Horizont e.V. spenden können. Vielen Dank an dieser Stelle.

Wie könnte man  also den typischen Chrononaut  charakterisieren?

Als einen humorvollen, spendablen, mobilen 40-jährigen extrovertierten  Marathonroutinier, mit Alkoholproblemen?

-Hm?-

Ich würde sagen, Chrononauten sind Läuferinnen und Läufer wie Du und Ich. halt ein bisschen verrückt ;-).

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Ich hätte es nicht tun sollen. Im Urlaub geht man nicht ins Büro. NIEMALS.

Auch nicht zum Prahlen und Kollegen neidisch machen. Aber nein, ich kann‘s  nicht lassen und gehe Freitag Vormittag kurz noch ins Büro um etwas abzuholen. Ein Kollege ist am Telefon und gibt Anweisungen. Die Wortfetzen, die ich mitbekomme verheißen nichts Gutes.  Wörter wie „System-Fehler und Raid-Fehler“ lassen mich aufhorchen und versetzen mich zugleich in Alarmbereitschaft.

In einer kurzen Telefongesprächspause setzt mich der Kollege in Kenntnis. Das Serversystem eines Neukunden, den wir erst vor ein paar Tagen übernommen haben, steht. So wie es aussieht gibt es auch kein vernünftiges Backup.

-Ahhhha- PANIK kommt auf, -bitte nicht heute –

Der Kollege ist etwas genervt. „Was machst Du eigentlich hier? Wolltest Du nicht mit BMW zum Golfen an den Tegernsee?“

-Wieso zum Golfen?  Ich golfe doch nicht, ich glaube es hackt. Nein, BMW hat mich zu einem Laufcamp an den Tegernsee eingeladen-

„Wie passt das denn zusammen? BMW und laufen? Bauen die keine Autos mehr?

Das würde ja eher zu Ford passen. Wie geht noch gleich deren Slogan?

Ford fahren, heim laufen!“

-Du bist ein Quatschkopf. BMW baut auch keinen Segelyachten und engagiert sich trotzdem für den Segelsport, genauso fürs Golfen und Tennis. Und der Laufsport wird eben auch unterstützt, das ist zwar nicht ganz so elitär, wendet sich aber auch  an eine wesentlich größere Zielgruppe. Und bei dem Engagement von BMW für den Laufsport, hat nicht nur der Spitzensport sondern auch der Breitensport etwas davon. Ohne die großen Sponsoren wären bsp. die großen Volksläufe noch wesentlich teurer.-

„Ja, ja, dann, viel Spaß, ich muss  zum Kunden. Das Problem ist am Telefon nicht zu lösen.  Ich melde mich wenn es Schwierigkeiten gibt.“

Auf dem Weg zurück klingelt bereits das Handy. Unbekannte Nummer, hinterlässt aber keine Nachricht auf der Mailbox. Wird dann wohl nicht so dringend sein.

Es ist 13:00 Uhr, in einer Stunde kommt der Fahrer, der mich nach Garching ins BMW-Pressezentrum bringt. Höchste Zeit die Tasche zu packen.

Das Telefon läutet wieder, gleiche Nummer, keine Nachricht. Nein, ich gehe da nicht ran, ich will an den Tegernsee. Und wenn dieses Wochenende die Welt untergeht, ich werde die Welt erst wieder am Montag retten.

Meine sportlichen Ambitionen für 2013 musste ich arbeitsbedingt etwas zusammen streichen. Und plötzlich kommt da aus dem Nichts ein sportliches Highlight zum Zunge schnalzen um die Ecke. Die Einladung zum BMW Blogger Laufcamp zusammen mit Ingalena Heuck und Jan Fitschen den Laufbotschaftern von BMW.

Das Telefon klingelt zum dritten mal. Schon wieder die gleiche Nummer. Ausdauer hat der Anrufer ja. Wieder keine Nachricht.

-Hm, vielleicht sollte ich da mal zurück rufen. Könnte ja doch was dringendes sein-

Es ist der Fahrer von BMW, der fragen wollte, ob er mich  auch schon früher abholen kann, da sich ein Teilnehmer verspätet hat  den wir noch vom Bahnhof abholen müssen.  Mittlerweile ist es aber eh schon kurz vor 14:00 Uhr.

Mit Lauf,Hannes  im Gepäck, geht es direkt zum BMW Pressezentrum. Der Großteil der Blogger Kollegen ist schon Vorort. Aus ganz Deuschland sind sie angereist.  Eddy aus Bremen, Ruben aus dem Schwarzwald, Hendrik aus Frankfurt, und Heiko aus der Lausitz. In dem turnhallenartigen Raum, gehen die Kollegen fast unter. Sie sitzen gemeinsam um einen Bistrotisch herum. Daneben ist ein großes Büffet mit Erfrischungen und Snacks aufgebaut. -Wer soll das denn alles essen, kommt da noch wer?-

David Biebricher der Pressesprecher von BMW-Laufsport und seine Assistentin Nicla begrüßen uns sehr herzlich. Unkompliziert wird uns gleich das Du angeboten, schließlich sind wir ja unter Läufern, und da duzt man sich.  Eines wird schnell klar, dies wird keine gewöhnliche Presseveranstaltung werden.

Das Ganze hat so ein bisschen was von einer Klassenfahrt. Eddy witzelt sich schon mal  warm und bricht so das Eis, die anderen sind da noch etwas reservierter, aber das sollte sich bald ändern. Und wie es bei Klassenfahrten so üblich ist, steht als erstes ein Museumsbesuch auf dem Programm.

Während wir auf die Nachzügler Marek und Phil aus Berlin warten, werden die Autos verteilt.  So ein richtiger Autonarr scheint in unserer Gruppe nicht dabei zu sein. Man ist sehr zurückhaltend und stellt keine Ansprüche. „Für mich nur was kleines“, hört man oft. Die meisten wären auch mit dem Tretroller zum Tegernsee gefahren nur um mit Ingalena Heuck und Jan Fitschen laufen zu können. Nein, die meisten wären auch an den Tegernsee gelaufen nur um die beiden sehen zu  dürfen.

Da ich, als gelernter Maschinenbauer ein Herz für große Autos habe, opfere ich mich selbstlos und kümmere mich um das größte Modell unserer Flotte, einen BMW 520d mit Efficient Dynamics.

Bei der Fahrzeugeinweisung klingelt wieder mein Handy. –Oh Gott, die Arbeit- Da ich kein Headset dabei habe, buche ich mein Smartphone gleichmal über Bluetooth an der Freisprecheinrichtung ein. Nicht dass ich wieder Punkte fürs Telefonieren  sammle, während wir von Garching nach München  zu unserem ersten Programmpunkt in die BMW-Welt fahren.

Die Statusmeldung vom Büro gibt  keine Entwarnung. Der Fehler beim Kunden ist noch nicht behoben, ist doch etwas größeres, aber man arbeitet dran.

Jetzt habe ich doch ein schlechtes Gewissen. Während wir Laufblogger eine Führung durch das BMW-Museum und die BMW-Welt bekommen, in einem gediegenen Konferenzraum begrüßt werden, und im Restaurant der BMW Welt zu Abend essen, werkelt der Kollege noch beim Kunden.

Da ich das größte Auto gewählt habe, und noch Platz habe,  nehme ich nach dem Essen Heiko, den ich beim Abendessen etwas näher kennen lernen durfte,  mit an den Tegernsee. Dort angekommen bleibt mir erst mal die Luft weg, ob der JuHe, in die uns BMW fürs Wochenende einquartiert hat. Wir Laufblogger fallen da doch etwas aus dem Rahmen. Wir senken, sowohl den Altersdurchschnitt wie auch den Einkommensdurchschnitt ganz erheblich.

Nach einem erneuten Telefonat mit dem Kollegen, treffe ich mich noch mit den Running-Twins Henrik und Marek an der Hotel-Bar. Der Rest der Mannschaft hat sich bereits zurück gezogen. Eins ist klar, an dem Wochenende wird es keine Exzesse  geben, jedenfalls nicht an der Bar.

Samstags vor dem Frühstück überlege ich kurz zum Schwimmen in den See zu hüpfen, aber der ist mir mit knapp 15 °C dann doch etwas zu kalt. Im Grunde wäre das aber auch Selbstmord gewesen, vor einer Trainingseinheit mit Jan und Ingalena schon das ganze Pulver abzufackeln.

Jan & Eddy

Zum Frühstück stößt dann Jan Fitschen  zu uns, er hat vor dem Frühstück schon den Hotelpool durchpflügt. Ingalena kam schon Freitagabend zu uns in die BMW-Welt und hat den Abend gemeinsam mit uns verbracht. Eigentlich hätte sie einen Pressetermin in Hannover gehabt, der fiel aber aus, so ist Sie einfach schon früher zu uns gestoßen. Ich glaube Sie war genauso neugierig auf uns Laufblogger, wie wir auf diese Veranstaltung und das Treffen mit Jan und Ingalena.

Das Frühstücksbüffet ist opulent und verführerisch. Aber vor der Laufsession am Vormittag muss ich mich bremsen. Mit vollem Bauch trainiert es sich nicht gern.

Nach kurzem einlaufen, geht es auf eine Wiese zum Lauf-ABC. Ingalena nimmt das Heft in die Hand uns scheucht uns mit großem Gelächter über die Wiese. Beim „Prell-Hopser“ stößt meine Koordinationsfähigkeit an Ihre Grenzen. Wie ein Fisch auf dem Trockenen wackle ich unkoordiniert über den Weg. Das war alles, nur kein „Prell-Hopser“ was ich da zu Wege gebracht habe.

Standgas vs Vollgas

Anschließend geht es wieder zum Laufen. Aufgrund der großen Leistungsunterschiede bei den Teilnehmern, werden zwei Gruppen gemacht. Die schnellen Hasen laufen mit Jan, die es etwas ruhiger angehen lassen wollen  laufen mit Ingalena. Ich entscheide mich für die langsamere aber wesentlich charmantere Gruppe.  Am malerischen Weißbach geht es entlang bis zu einem Wendepunkt an dem wir die Füße im eiskalten Wasser kühlen. Nach 15km treffen wir uns alle wieder vor dem Hotel für ein kurzes Foto-Shooting, zusammen mit dem Star des Nachmittags:

Dem BMW ActiveE, das elektrisch betriebene und somit emissionsfreie Fahrzeug, das bei den großen Marathons auch als Zeit- und Führungsfahrzeug eingesetzt wird. Der Großvater des ActiveE ist übrigens ein  BMW 1602 Electro E7 der bereits bei den Olympischen Spielen 1972 in München als Zeitfahrzeug eingesetzt wurde. Die Reichweite des 1602 betrug damals gut 50 km. Den Elektro-Opa kann man übrigens im BMW Museum gleich am Eingang bestaunen.

der AktiveE

Der Großvater aller BMW Stromer

 

Nach dem Mittagessen konnte jeder Teilnehmer sein eigenes Urteil vom BMW ActiveE bilden.

Ich belächelte ja bisher die Bemühungen der Autokonzerne im Bereich Elektrofahrzeuge, erinnern die Fahrzeuge doch eher an Kabinenroller aus den 50er Jahren. Nicht so der ActiveE. Der ActiveE ist ein sogenanntes Conversion Car, ein E-Fahrzeug, das auf den Rohbau  eines Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor beruht. Daher sieht der ActiveE von außen wie ein gewöhnlicher BMW 1er Coupe aus. Einzig die aufgewölbte Motorhaube gibt dem Fahrzeug ein etwas „bulligeres“ Antlitz. Darunter verbirgt sich einer der drei Batterieblöcke. Der Motor ist im Kofferraum, der dadurch jedoch recht klein ausfällt. Im inneren gibt es aber keine Platzeinschränkungen.

wo ist eigentlich der Motor?

Der 170 PS starke Elektromotor mit 250 Nm beschleunigt den Wagen in weniger als  9 Sekunden auf 100km/h. Bei 145km/h ist Schluss mit dem Geschwindigkeitsrausch, hier wird elektronisch abgeregelt.  Mit seinen gut 1800kg kommt der ActiveE auf eine Reichweite von gut 160km. Nicht auszudenken welche Reichweiten mit optimierten Karosserien möglich werden. Man kann gespannt sein auf den neuen i3 , den BMW  ab November 2013 auf den Markt bringen wird.

Vom Fahrverhalten hat mich der ActiveE überzeugt, das hat nix von „Gabelstapler-Feeling“.  Als langjähriger BMW-Fahrer konnte ich keine signifikanten Unterschiede zu den Geschwistern mit Verbrennungsmotoren feststellen. Das war einfach  „Freude am Fahren“ wie man es gewohnt ist. Einziger Unterschied: Man hört den Motor nicht, das ist gerade beim Starten etwas ungewohnt, und birgt im langsamen Verkehr, bzw. in Verkehrsberuhigten Zonen sicherlich auch seine Gefahren, denn außer dem Abrollgeräusch der Reifen hört man nichts.

Zirkusakrobat Jan

So, jetzt aber wieder zurück ins Sportstudio. Nach der erquicklichen Ausfahrt stand noch eine Trainingseinheit mit den beiden Laufbotschaftern auf dem Plan. Nach erneutem einlaufen, ging es auf eine ungestörte Liegewiese des Hotels, wo uns Jan eine Reihe „dynamischer Stabilitätsübungen“ vorstellte. Dynamisch heißt, dass bekannte Stabi-Übungen mit Pezzibällen und Medizinbällen kombiniert werden, und somit alles eine höchst wackelige Angelegenheit wird. Wie ein Zirkusäffchen balancierte Jan auf den großen Bällen und  zeigte uns wie man es richtig macht. Einige der Übungen, wurden dann auch in einen Stabi-Zirkel eingebaut, den Leni äußerst elegant vorturnte.

Wir Teilnehmer (also ich) haben da ein weitaus schlechteres Bild abgegeben. Gerade bei Übungen, die harmlos aussehen hat man noch Tage später was davon.

-arrrrrghhh-

Zum Glück beendete ein Überraschungsgast das sportliche Treiben nach der zweiten Zirkelrunde. Martin Grüning von der Runner‘s World, der einzige Laufjournalist Deutschlands, besuchte uns, um mit uns gemeinsam zu kochen. Wobei, gekocht hat Jan und Leni, während Martin zur Erheiterung aller,  das Treiben von Jan und Leni kommentierte und einige Läufer-Anekdoten zum Besten gab.

Wir Blogger haben niedere Tätigkeiten ausgeführt, wie Kohl, Spargel, Bohnen, Rhabarber und Erdbeeren zu schneiden, oder haben uns, wie sonst zuhause auch, recht unauffällig verhalten, wenn es um die Zuteilungen von Küchenaufgaben ging.

Ausgabe der Wunderwaffe „Ugali“

Dieses Exemplar kommt nicht aus dem Tegernsee

Für größte Unterhaltung sorgte Jan, der die kenianischen Wunderwaffe Ugali Sukumaviki zubereitete.  Ein Gericht, das jetzt nicht durch Geschmack überzeugte, jedoch einen hohen Unterhaltungswert hatte, musste er doch einige Frotzeleien über seine Alchemistenküche ertragen. Leni rette den kulinarischen Abend und referierte unermüdlich über die Notwendigkeit von gesunder Ernährung, ohne dabei schulmeisternd zu wirken, oder gar zu nerven. Nach Spargelcreme Suppe, Wildlachsfilet auf frischen Bohnen und Quark Nachspeise musste niemand hungrig zu Bett gehen.

Für Sonntag stand keine offizielle Laufeinheit mehr auf dem Programm, aber die ganz fleißigen haben sich vor dem Frühstück schon um kurz nach 6 Uhr getroffen, um den gesamten Tegernsee zu umrunden, das sind immerhin 21km. Auch Ingalena zählte zu den Frühaufstehern.  Sie hat sich zwar unlängst aus dem Profisport zurück gezogen, aber Sie lebt und liebt das Laufen wie kaum ein Anderer. Wenn sie vom Laufen erzählt, dann funkeln Ihre Augen. Nachmittags begleitet Sie dann auch noch Hendrik auf den Fockenstein , obwohl da das BMW Blogger Laufcamp schon längst beendet war.

Nicht tief aber lang

Ich habe mich in der Früh hingegen für eine Stunde schwimmen im Hotelpool entschieden. Mit einer Länge von 28 Metern kann sich der Pool mit so manchem Hallenbad messen. Als ich um kurz nach sieben in den SPA Bereich des Hotels komme, lässt  Jan bereits das Wasser kochen.

Auch im Schwimmen hatte ich gegen Jan keine Chance, ist halt doch ein Spitzensportler. Und ich bin jetzt nicht der aller langsamste Schwimmer, hatte ich am Sonntag meine 3000 Meter doch in gut 55 Minuten absolviert. Vielleicht lag es ja an der kenianischen Wunderwaffe Ugali Sukumavik die mich beflügelte, aber  Jan hat mir während der Zeit trotzdem so einige Bahnen abgenommen. Vielleich  hätte ich mir die Reste des  kenianisch-bayerischen Kohl Mais Pampfs eintuppern lassen sollen.

Schön ausgepowert ging es dann zum Frühstück, das man diesmal auch so richtig genießen konnte, schließlich hatte ich den Sport ja für heute bereits abgehakt.

Eine SMS holt mich in  das hier und jetzt zurück. „Bitte Rufe mal zurück, du bist ja überhaupt nicht mehr zu erreichen“

–Oh Gott, Oh Gott, den Kollegen habe ich ja total vergessen-

Mit schlechtem Gewissen rufe ich den Kollegen zurück. Doch es ist alles im grünen Bereich, der Kollege wollte nur Vollzug melden. Alles wieder in Ordnung, System läuft und alle Daten konnten gerettet werden.

-Puh! Gut, wenn man ein gutes Team hat-

Völlig entspannt kann ich so  die Rückfahrt nach Garching ins Pressezentrum antreten.  Es standen zwei Optionen zur Wahl, entweder direkt zurück zum Pressezentrum, für die, die früh am Flughafen bzw. Bahnhof sein müssen, und eine längere und schönere Route über den Silvensteinspeicher und Bad Tölz zurück nach Garching.

Bei schönstem Ausflugwetter wählte ich die lange Tour über den Silvensteinspeicher.  Kurz vor München kam ich noch in einen Stau, so konnte ich in aller Ruhe alle Knöpfchen im Auto ausprobieren, und der BMW 520d hat viele Knöpfe und Schalter, BMW nennt das ganze dann iDrive.

Ja, der Ausflug an den Tegernsee, hatte wirklich  etwas von einer Klassenfahrt, da waren die Lümmel aus der letzten Bank, das stille, aber tiefe Wasser, der Streber, der Geek, der Klassenclown, der Schöngeist, der Senior und die coolen Lehrer und Betreuer, die jeden Quatsch  mitmachen und immer ein offenes Ohr für Ihre Schützlinge haben und  Ihr Wochenende  für uns Amateure mit vollem Elan geopfert haben. Vielen DANK dafür!

Abschlussklasse BMW Blogger Laufcamp 2013

So geht es höchst motiviert in den Rest der Saison, mal sehen welche Bestzeiten da  im Herbst noch geknackt werden können. An der Motivation wird es nach diesem Wochenende nicht liegen. Hat eigentlich noch jemand einen Startplatz für Berlin übrig? Ich hätte da noch eine Rechnung offen…

Irgend etwas ist im Busch! Spätestens nach dem Beitrag von Eddy „Leistung vs Leidenschaft“ brodelt die Gerüchteküche im sozialen Netz.

Was ist da los, am 15. Juni?

Weshalb trifft ausgerechnet Eddy, ein etwas übergewichtiger, aber ambitionierter Freizeitläufer, Jan Fitschen, Europameister von 2006?

In den Folgetagen sind weitere Artikel aufgetaucht, die von einem Laufsport Blogger-Camp sprechen. Um genauer zu sein,  dem BMW Laufsport Blogger-Camp in München bzw. am Tegernsee.

Etwas im Internet recherchiert hat ergeben, dass BMW bereits im letzten Jahr am Tegernsee ein exklusives Laufseminar für 8 Teilnehmer veranstaltet hat, das über ein Fitness Journal  verlost wurde.

Dieses Jahr hat die BMW Laufsport Abteilung acht Blogger aus Deutschland an den Tegernsee bzw. in die Firmenzentrale nach München geladen.

BMW engagiert sich seit vielen Jahren für den Laufsport und richtet seit 2005 gemeinsam mit Sport Scheck die größte nationale Stadlaufserie aus und unterstützt weitere Großveranstaltungen wie den Berlin und Frankfurt Marathon. Allein 2013 ist BMW bei 8 Marathons und 19 Stadtläufen präsent.

BMW begnügt sich nicht nur mit dem Sponsoring, sondern befasst sich ernsthaft mit dem Thema Laufen und Ausdauersport und hat Ingalena Heuck und Jan Fitschen als Laufbotschafter engagiert. Auch bei der Auswahl der Blogs hat die Laufsportabteilung ein geschicktes Händchen bewiesen und gezeigt, dass Sie sich in der Laufblogszene auskennen.

Zum BMW Laufsport Blogger-Camp wurden einige der besten deutschsprachigen Laufblogs ausgewählt und eingeladen.

Die Blogs sind so unterschiedlich wie die Leistungsbereiche bzw. die Gewichtsklassen der einzelnen Autoren, und doch schreiben sie alle über das Gleiche: Ihre große Leidenschaft, das Laufen.  Dies aber jeder in seinem eigenen unverkennbaren Stil.

Da wären:

OK, OK,  ich bin auch dabei! Ich will auch gar nicht wissen welche Kandidaten da vor mir abgesagt haben. Aber HEY, wer sagt denn da ab?  Da müsste ja schon Muttertag (Achtung Insider!) oder irgendein hohes Familienfest anstehen, damit ich mir diese einmalige Chance entgehen lasse. Ein Treffen mit Ingalena Heuck, Jan Fitschen und dem Who is Who der Laufblogszene.

Das wird ein Spaß.  -I gfrei mi narrisch- *

Oh Gott, Oh Gott,  bei der Prominenz weiß ich noch gar nicht welche Gardarobe ich einpacken soll. Und die Abendgardarobe bereitet mir da weniger Kopfzerbrechen, eher die Schuhwahl genauer  die Laufschuhwahl. Welche meiner acht Paar Laufschuhe dürfen mit an den Tegernsee…?

Ich glaube ich kaufe jetzt erstmal eine größere Tasche.

* ich freue mich sehr

Es ist jetzt kein Geheimnis, Männern und Frauen sind unterschiedlich.

Männer wie Frauen treiben Sport, aber die Motivation für Sport ist grundverschieden. Die meisten Männer (alle?) sind Bestzeitgetrieben, gerne misst man sich mit anderen oder zumindest mit der eigenen Leistung. Unglaublicher Aufwand wird da betrieben um an der Bestzeit zu feilen. Hochwissenschaftlich werden Trainingsergebnisse im Computer visualisiert und ausgewertet. An der Ausrüstung wird natürlich auch nicht gespart, so betreiben wir unseren Sport ausschließlich mit in Laboren entwickelten HighTec Materialien. Schließlich ist man ja auch nicht im Baumwoll T-Shirt zum Mond geflogen…

Frauen sind da anders. Beim Sport steht bei Ihnen hauptsächlich das positive Körpergefühl im Vordergrund und Sportartikel werden eher nach modischen Aspekten ausgewählt als  aufgrund der Funktion bzw. Leistungssteigerung. Und technisches Spielzeug (Pulsuhr) wird als unnützer Krempel angesehen. Mit einem Brilli zu Weihnachten hätte ich vielleicht mehr Punkte sammeln können. Wobei ich habe gehört,  es soll auch Ausnahmen geben.

Soweit so gut.

Wenn nun eine Frau einen Mann bittet mit Ihr regelmäßig zu laufen, dann ist ja klar worauf das rausläuft.

Wir Männer vermögen erstaunliche Dinge; wir können prima Rülpsen, im stehen pinkeln und rückwärts einparken (=> vgl. Krönung der Schöpfung). Was wir aber nicht können, ist zuhören und uns in  andere (Frauen)  versetzen. Somit stand unser gemeinsames Lauftraining, um das mich meine Frau im Sommer bat, selbstverständlich unter dem  Motto „Höher, weiter, schneller“

Ohne groß zu murren fügte sich die Gattin meinem  ausgeklügelten Trainingsplan.  Gehpausen wurden nach den ersten paar Einheiten gestrichen, dafür wurden  die Einheiten  Stück für Stück verlängert und die Pace langsam erhöht. Von Intervallen und Bergläufen habe ich aber erst mal Abstand genommen, ich will ja unseren Rookie nicht gleich total vergraulen.

Als abzusehen war, dass wir die 10 km irgendwie bewältigen,  schlug ich mal vorsichtig die Teilnahme an einem Volkslauf vor,  wofür trainieren wir auch sonst, fragte ich.

Gut, Begeisterung sieht  bei meiner Frau anders aus, aber, da der Gatte in den letzten 5 Jahren bei über 50 Volksläufen teilgenommen hat, und fast immer glücklich heim kehrte, wollte Sie das  dann doch auch selbst mal ausprobieren, vielleicht ist ja was dran, am Virus Volkslauf.

„OK, Deal“ sprach die Frau. „Wenn ich mit dir einen Volkslauf laufe, dann fastest Du mit mir im Januar“

-wie fasten?-

„Na, eine Woche nix essen, nur Tees trinken und so. Das entschlackt, reduziert das Übergewicht und regt die Selbstheilungskräfte an..“

-Ah, mh.. OK, dafür musst Du die 10 km mindestens unter einer Stunde laufen-

„OK, DEAL“

So ließ  sich die angetraute für den MRRC Silvesterlauf anmelden, und zwar gleich für den 10km Hauptlauf.  Fortan schnürte die Gemahlin zweimal pro Woche die Laufschuhe. Einmal mit mir, und einmal alleine. (Ein kleiner Funke Ehrgeiz scheint dann auch in meiner Frau zu glühen)

So näherte sich das Ende des Jahres und die Nervosität stieg, also meine Nervosität. Eine SUB60 ist in den letzen Wochen durchaus in den Bereich des Möglichen getreten. Beim letzten gemeinsamen Lauf durch den  Olympiapark, hatte ich größte Mühe meiner Frau überhaupt zu folgen, da war die 6:00 schon in griffweite, einzig meine rasselnde Lunge, die ich mir von meinem weihnachtlichen Infekt konserviert hatte,  verhinderte, dass wir nicht schon zur Generalprobe die Schallmauer durchbrachen. Was ist da erst bei der Silvesterpremiere möglich?

-Oh Gott, will ich das wirklich? Das würde ja bedeuten, dass ich im Januar auf Wasser ohne Brot  gesetzt werde!!!-

Mein Ehrgeiz siegte dann doch, so mixte ich am Silvester Morgen meiner Frau mein –timekiller-Spezial-Getränk, das aber schnöde abgelehnt wurde. Auch mein Wettkampf-Frühstück, (zwei Honig Toastbrote) wurde verschmäht. OK, meine Frau isst generell zum Frühstück nix.

Gemeinsam begaben wir uns dann in den Olympiapark, die angetraute nahm das Rad, ich lief traditionell zur Wettkampfstätte.

Zum MRRC Silvesterlauf hatte sich das Who is Who der Münchner Läuferszene angekündigt, die ich vor dem Lauf noch gerne getroffen hätte, aber außer Frank, der sein Dienst an der  Startnummernausgabe leistete traf ich vor dem Lauf niemanden. Bei 2500 Starten kann man  schon mal aneinander vorbeilaufen.

Trotz Gemaule („ich muss doch noch 10km laufen“) lief ich mich mit der Holden ein paar Minuten warm und wir sortierten uns dann im hinteren Startfeld ein und warteten auf den Start.

Läufer mit BabyJoggern positionierten sich um uns herum.

-Hey, wir bekommen eine Eskorte!-

Der Startschuß fällt und wenig später setzten auch wir uns in Gang. Meine Taktik,  mit einer 5:45 starten, um sich dann so langsam zwischen 5:50 und 5:55 einzupegeln. Mal  schauen, wann die Gattin ins japsen kommt.

Hier der Lauf im Telegramm:

Km1: Pace 5:43 – Perfekt, wir sind im Plan

Km2: Pace 5:33 – Auweia, viel zu schnell

Km3: Pace 5:42 –  Argh, immer noch zu schnell, und dann gibt’s hier auch noch Höhenmeter

Km4: Pace 5:49 – So, dieses Tempo sollten wir halten

Km5: Pace 5:40 – Ok, wenn Sie unbedingt will, dann ziehen wir das jetzt durch

Km6: Pace 5:40 – Uiui, wenn das mal gut geht

Km7: Pace 5:41 – Unglaublich

Km8: Pace 5:51 – ja ja,  langsam wird‘s hart, auf mich hört ja keiner

Km9: Pace 6:02 – Einbruch? Keineswegs, hier hats Höhenmeter satt!

Km10: Pace 5:29 – Und jetzt auch noch ein Zielspurt…

Ziel:  57:29 min – Pace 5:43 – ich bin geplättet.

Unglaublich, meine Frau ist wie ein Volkswagen, läuft und läuft und läuft… Hach bin ich stolz auf meinen Käfer, auch wenn ich für diesen Triumpf bitter bezahlen muss…

 

So, genug der lobenden Worte, meine Frau liest das hier ja eh nicht 🙂

Wir geben ab  zur Läufer-Jahres-Abschluss-Party.

Wir treffen Bärbel @Ultraläuferin,  Ludwig @mtb_emseralda, Thomas @natttTri, Stefan @DaSirQuickly, Carsten @twitt3rless und Alois @dabinser am Zitronenteestand.

Die wahre Siegerin ist übrigens nicht im Bild

Ludwig hat schon eine Flasche Schaumwein entkorkt…  Sekt, egal wie alt er ist, sollte man NIEMALS mit Zitronentee mixen, vielleicht wars aber auch deshalb so lustig ?!

Mit 3 Tassen Schaumwein im Kopf begebe ich mich dann noch zum Auslaufen, diesmal etwas länger als normal,vielleicht kann ich ja  doch noch die restlichen Kilometer für  mein  2000 km Jahresziel sammeln.

-So sind Männer halt-

Wer weiß, ob ich im Januar bei Wasser und Tee überhaupt noch zum Laufen komme.

Für Freitag, 11.1. ist der Entlastungstag angesetzt.

-OhjeOhje-

Ich hole mir jetzt noch mal eben  was zu essen, wird für lange Zeit das letzte gewesen sein.

Ich brauche dringend jemand, der auf mich aufpasst. Jemand der weiß was gut für mich ist, und mir gegeben falls mal etwas verbietet, bzw. den Umgang mit gewissen Personen einfach  untersagt. Früher hat das gerne mal meine Mutter übernommen, auch wenn es damals wenig gefruchtet hat. Irgendwie habe ich einen Hang zu Personen die nicht gut für mich sind. Chief-Balla, ist so einer. Vor dem sollte man sich fernhalten. Erst im Juni nahm ich dank Ihm, und ohne es eigentlich zu wollen, an einem 24h Lauf teil. Ich hatte angenommen, verrückter kann’s nicht mehr werden.

–Weit gefehlt–

Vor zwei Monaten unterbreitete mir Chief seine neuste Idee. Ein „Zeittunnel Marathon“ also ein Marathon während der Zeitumstellung.

Eine witzige Idee, das muss ich zugeben. Eine Idee, die mich nicht wieder loslassen sollte, auch wenn ich mich innerlich gewehrt habe, denn im Grunde  habe ich  für solche Albernheiten ja überhaupt keine Zeit. Aber irgendwie…

Ich kann einfach nicht aus meiner Haut, ich bin so schwach…

Nach einigen Telefonaten und Mails, war klar, wir ziehen das jetzt einfach mal durch. Keine Ahnung, ob außer uns sonst noch jemand läuft, wir machen das jetzt einfach mal.

Ich für meinen Teil, hätte das ja ne Nummer kleiner aufgezogen, aber Chief war überhaupt nicht zu bremsen…  Ganz nach dem Motto „wenn schon, denn schon“ hat er eine offizielle Webpage aufgesetzt, organisierte eine Chipzeitnahme, hat die Strecke nach DLV Richtlinien vermessen und einen Laser für die  Medaillen Gravur im Handgepäck aus den USA eingeschmuggelt…  Kurz, er hat sich so richtig ins Zeug gelegt.

Kann man bei so einem Engagement kneifen?

Ne, aus der Kiste kommt man nicht  mehr raus, unmöglich.

OK, das wird ein Spaß, Jahaa, das MUSS  Spaß machen. Eine andere Option gibt es da ja überhaupt nicht.

Und genau so bin ich an die Sache rangegangen. Aber aus Spaß wurde ernst…

So rückte der Samstag näher und die Wettervorhersagen überschlugen sich mit Superlativen. Tiefsttemperaturen, Wintereinbruch, Schnee…

Winterliche Bedingungen

Und genau so kam es. Ab Samstag Nachmittag ging der Regen in Schnee über, und als ich um 22 Uhr in den Ostpark fuhr zum Aufbauen des Technik und Verpflegungszeltes, lag schon auf den Wiesen eine geschlossene Schneedecke. Jetzt geht ja Schnee meist mit Temperaturen um die Null Grad einher. Im Winter ist das nix ungewöhnliches, aber Ende Oktober sehr wohl.  Da ist der Körper noch gar nicht richtig drauf eingestellt. Noch vor Zwei Wochen erschreckte ich mit meinem frenetischen Jubel die Läufer des München Marathons bei  fast sommerlichen Temperaturen. Und jetzt, Schnee.. Wenn man einmal die Klimaerwärmung bräuchte,  ist keine da.

Da muss man dann wohl die Winterlaufklamotten von der Bühne holen.

Bis zum Start um 0:00 Uhr war ich dann auch schon ordentlich durchgefroren, und wagte es nicht meinen Laufanorak, den ich normaler weise erst ab -10 Grad trage abzusteifen.

Sieben wackere Streiter hatten sich eingefunden, um die Magie des Zeittunnels zu erleben.

Da wären:

  • Chief Balla, Cheforganisator und Vater dieser bekloppten Idee
  • Doc Balla, läuft sonst nur bei Wettbewerben, wo man zumindest mal Schwimmen muss.
  • Klausi, der bei verrückten Sachen einfach dabei sein muss. Es gilt die Regel. Je verrückter desto Klausi.
  • Hans, ein leidenschaftlicher Läufer, der bei einem Lauf vor der Haustüre einfach dabei sein muss, egal zu welcher Tageszeit.
  • Jürgen, ist extra aus Stuttgart angereist um seinen ersten Marathon zu laufen.
  • Henrik, der rennende Zwilling, ist erst  im September  den Berlin Marathon in 3:24 gelaufen. Der braucht eigentlich gar keinen Zeittunnel, ist aber für einen Spaß immer zu haben.
  • Und dann eben ich.

Angesichts des kurzen Vorlaufs, der ungewöhnlichen Uhrzeit und dem Wetter finde ich 7 Starter für unsere Premiere sehr bemerkenswert. Noch viel erstaunlicher finde ich, dass sich sogar ein paar Zuschauer eingefunden haben, nicht viele aber immerhin.  In Summe komme ich auf 6 Zuschauer, und da ist unser Thekenpersonal noch gar nicht mitgerechnet.

Genau, unser Thekenpersonal wollen wir hier nicht unter den Tisch bzw. die Theke fallen lassen:

  • Boris, der Mann an der Technik, der mal eben die Ergebnisse Live ins Internet stellt, und nebenher Iso für uns anrührt.
  • Lizzy, die sich dankenswerterweise überreden ließ,  Boris etwas Gesellschaft zu leisten, und uns nebenher mit frischem Obst verköstigt.

Als ob die Angelegenheit nicht schon verrückt genug wäre, haben sich drei der Protagonisten auch noch festlich kostümiert. Die Ballas liefen im obligatorischen Jailhouse-Look, und Klausi überraschte  mit einem illuminierten Nikolauskostüm, damit konnte Klausi die Wertung für das beste Kostüm ganz klar für sich entscheiden.

0:00 Uhr, -Start-,

Hans und Henrik übernehmen gleich die Spitze, und ziehen in einem Mördertempo davon. Ich hoffe, Hans zeigt Henrik auf der ersten Runde noch die Strecke.  Im Grunde geht es nur  auf beleuchteten Wegen  gegen den Uhrzeigersinn um den See im Ostpark herum.  Aber es gibt eine Stelle,  an der man eine Abzweigung  leicht verfehlen kann, und man dann einfach gerade aus weiterläuft. Das konnte  ich gleich auf meiner ersten Runde unter Beweis stellen. Dankenswerterweise wurde ich noch von Chief-Balla  zurück gepfiffen, sonst wäre ich schon auf der ersten Runde im Ostpark verschollen.

Die ersten Runden laufen ganz OK. Das Feld, sofern man bei sieben Startern von einem Feld sprechen kann, ist schon nach der ersten  Runde weit auseinander gefallen.

Irgendwie habe ich es versäumt mich einer Gruppe anzuschließen, Henrik und Hans sind mir zu schnell, die anderen lassen es sehr gemütlich angehen, so dümple ich im Mittelfeld mit einer 6:00er Pace rum.

Es schneit noch immer. Der Schnee bleibt jetzt auch auf den Wegen liegen.  Es gilt eine 2,11 km Runde 20 mal zu bewältigen. 20 hört sich nicht viel an, besser an als 42km. Aber der Schein trügt. Nach einer Stunde und 5 Runden merke ich deutlich, wie ich müde werde. Ein Kindergeburtstag am Nachmittag ist nicht unbedingt die perfekte Vorbereitung für einen Nachtmarathon. Es werden erste ausgedehnte Boxenstopps am Verpflegungszelt eingelegt. Irgendjemand muss sich ja um das reichhaltige Angebot kümmern. Es gibt Obst, Nüsse, Rosinen, Schokolade, Brownies, Cola, Fanta, Tee, Wasser, Iso..

Hier am Verpflegungszelt hat man auch die Chance mal einen Blick auf die Mitstreiter zu werfen. Hier wird  eine kurze Pendelstrecke gelaufen, damit wir auf die gewünschte Distanz kommen. Hier kommt einem wenigstens mal einer entgegen, sonst gibt es wenig Abwechslung auf der Strecke.

Nur Du, die Nacht, der Schnee, die Kälte, die nassen Füße und der MP3 Player dudelt vor sich hin. Jetzt hätte man mal so richtig Zeit sich Gedanken über Gott und die Welt zu machen.

Große Themen könnten erörtert werden

  • Finanzkrise,
  • Gesundheitsreform
  • Nahost Konflikt
  • Energiewende
  • Was mache ich hier eigentlich

Ich kann meine Gedanken nicht richtig  sammeln.  Ich bin eher mit mir beschäftigt. Ich und der Kampf gegen die Elemente.  Eigentlich sollte das ja ein Spaßlauf werden. Höhö. So ein Spaß.

Ich bezweifle ja mittlerweile, dass es Spaßläufe überhaupt gibt. Jedenfalls keine Spaßläufe die über 30km gehen. Alles andere ist ein Mythos der von Ultraläufern erfunden wurde um  unschuldige Seelen zum Mitlaufen zu überreden. Ich bin fest der Überzeugung, der Spaß hört jenseits der 30km auf. Nachts und bei Kälte  eben auch etwas früher. Einen Marathon läuft man nicht zum Spaß, das tut weh, und zwar IMMER!

Ich beginne die Runden zu zählen. Zumindest bis zum Halbmarathon möchte ich durchhalten, d.h. 10 Runden sollten schon drin sein, ich bin ja kein Amateur.  Meine Pausen beim PitStop werden aber immer länger.  Ich nehme  pro Runde eine Hand Nüsse und  trinke ausgiebig aus meiner Trinkflasche.  Mein Powermix  wird aber von Runde zu Runde  immer kälter, auch in den Bechern bilden sich langsam Eiskristalle.

Es ist wirklich eklig zu laufen. Meine Twitter TL nervt schon seit Wochen mit  #Rodgau50. Die sollen mal #Ostpark20 laufen, das ist was für wirklich harte Jungs ,-)…

So langsam rächt sich meine Kleiderwahl. Auch wenn ich nur mit einer 6er Pace durch den Ostpark  zuppele. Ich schwitze… Eine hermetische Abriegelung der Körperdämpfe ist  da eher unpraktisch ,so beginne ich  richtig  an zu saften. Das ist  der Anfang  vom Ende. Zumindest bei den Temperaturen. Ich mache die Jacke auf, und beginne schlagartig an zu frieren.  Also Jacke wieder zu, und nach kürzester Zeit steigen Dampfwolken  vom Kragenrand auf. Aldi Funktionsklamotten sind den Anforderungen des Extremsports einfach nicht gewachsen.

Ich beschließe noch ein paar Runden zu laufen und mich dann  trocken zu legen. Vorausschauend habe ich ja Wechselklamotten mitgenommen, Eigentlich für danach, aber da muss man flexibel sein. Nach 12 Runden ist es soweit, das kalte Iso schlägt mir auf den Magen, ich bekomme Magenkrämpfe, ich brauche eine neue Gardarobe, und vorallem trockene Schuhe und was warmes zu trinken.

Ich steure das Verpflegungzelt an, setze mich (Fehler) und ziehe trockene Sachen an. Wie ich nun da so sitze überkommt mich eine schlagartige Lähmung. Mein Kopf sagt: Los aufstehen, weiterlaufen, nur noch 8 Runden!  Aber mein Körper ignoriert  das komplett und bleibt einfach sitzen.

–Generalstreik-

Ich gebe zu, ich diskutiere nicht lange und gebe mich  geschlagen. Ich habe fertig.

Was ich, und der Rest von meinem meuternden Körper, nicht bedacht hat; es wird nicht wärmer wenn man sich nicht mehr bewegt, auch nicht in trockenen Klamotten.

Relativ schnell findet mich die Kälte wieder, der ich im trockenen Zwirn entfliehen wollte.

An Plan „B“ hatte ich gar nicht gedacht! Was ist, wenn ich nicht bis zum Ende durchlaufe? So richtig warme Sachen habe ich gar nicht dabei. Ich wollte schon bis zum Schluss da bleiben, schließlich kann Chief Balla und Kollege das nicht alles alleine abbauen, und Biergartengarnitur und Pavillon Zelt passen ja auch gar nicht mehr ins Auto vom Chief, das ist mit der ganzen Technik voll, außerdem muss der 7er  erst noch gebaut werden, in den eine Biergarnitur passt, wäre  in Bayern ja eigentlich eine  Grundanforderung.

So übernimmt langsam die Kälte wieder Besitz von meinen Körper.

-Es ist saukalt-

Ich  verabschiede mich ins Auto, wo ich wenigstens Windgeschützt bin.  Aber es ist trotzdem kalt. Ich decke mich mit allem zu was ich im Auto finde, die Fußmatten wärmen aber nicht wirklich.  Schüttelfrost durchzieht mich.

Ich muss den Motor anmachen, um mich aufzuwärmen. Aber im Standgas ist  sicherlich nicht viel zu erwarten.  Eine heiße Dusche wäre jetzt nicht schlecht. Da mein Auto auf der herfahrt schon recht voll war, beschließe ich einfach mal einen Teil der Ausrüstung die nicht zum Einsatz gekommen ist schon mal  zurück zu fahren, vielleicht bleibt ja dann auch noch Zeit für eine heiße Dusche.

Im dichten Schneegestöber fahre ich quer durch München. Bei diesen Straßenverhältnissen brauche ich natürlich doppelt so lange für die Strecke. So habe ich aber Zeit mich aufzuwärmen. Die Heizung und das Scheibenfreigebläse laufen volle Pulle. Kondenswasser läuft die Scheiben runter. Ich friere noch immer. Wenn ich mir da mal keine Pneumonitis eingefangen habe.

Für Duschen bleibt natürlich keine Zeit, ich will ja niemanden warten lassen. So lade ich den Krempel aus und mache mich gleich wieder auf den Rückweg.  Wenn ich richtig rechne, könnte ich es noch zum Zieleinlauf von Jürgen und Chief schaffen. Henrik ist sicherlich schon lange im warmen Bettchen.

Wie ich wieder im Ostpark angelangt bin, ist Henrik auch noch da, er ist eben ein wirklicher Sportsmann, klasse! Die Abschlussparty ist schon in vollem Gange. Wobei, nicht so wirklich! Die Stimmung ist etwas frostig, was aber nur an den Temperaturen liegt. Die zwei Kästen alkoholfreies Weißbier, die Hans gestiftet hat, finden keine Abnehmer. Die warme Tassensuppe, die Boris mit Hilfe des Gaskochers zubereitet, sind da schon gefragter.

Chief verteilt gerade die Finisher Medaillen. Von sieben Startern gibt es drei Finisher.

  1. Henrik, Zielzeit: 2:58 Uhr
  2. Chief Balla, Zielzeit: 3:42 Uhr
  3. Jürgen, Zielzeit: 3:43 Uhr

Der Rest ist ausgestiegen und erhält dafür eine DNF Medaille. Wo gibt’s denn sowas?

  • Hans, verletzungsbedingt nach 7 Runden
  • Doc Balla, verletzungsbedingt nach 10 Runden
  • Klausi, aus technischen Gründen (drohender Kurzschluss in der Elektik) nach 10 Runden
  • Und ich Memme nach 12 Runden, wegen Lustlosigkeit und Blitzlähmung.

Alle Beteiligten sind sichtlich geschafft. Alle haben heute Nacht zwar eine Stunde geschenkt bekommen,  die meisten sind aber in den letzten 5 Stunden sichtlich gealtert. Sind es die Strapazen der Nacht, die die Gesichter gezeichnet haben, oder ist die Rechnung mit dem Zeittunnel nach hinten los gegangen? Kommt das dabei raus, wenn man mit dem Raum-Zeit-Kontinuum spielt? Ist es zu einem Störfall gekommen, und wir haben die Raumzeit verbogen?

Keineswegs, in den Augen aller ist ein Funkeln zu erkennen. Jeder weiß, er war hier und heute bei etwas großem, etwas ganz und gar sinnfreiem mit dabei. Eines ist sicher, diese Geschichte wird sich der ein oder andere Enkel noch oft anhören müssen.

Selbst wenn es irgendwann eine Wiederholung des Bestzeitmarathons geben wird, 10 cm Schnee Ende Oktober können wir unmöglich nochmal organisieren.

Auf die DNF Medaille bin ich echt stolz

Macht laufen vergesslich? Steigt durch exzessives Laufen das Risiko an Alzheimer zu erkranken? Ich glaube ja, und ich bin der lebende Beweis dafür.

Die Qualen des ersten Marathons im vergangen Jahr  sind längst vergessen, so werden recht überheblich neue Ziele gesteckt. In 3:45 sollte der nächste Marathon bewältigt werden, und das in Berlin. Alle sagen, Berlin ist super, Berlin hat eine schnelle Strecke, da trägt Dich die Begeisterung der Zuschauer förmlich ins Ziel, so hieß es.

-Alles Lüge! Man muß selber laufen.-

Bereits während meiner Vorbereitung zeigte sich, dass das Unternehmen doch nicht so ganz einfach werden wird. An den lagen Einheiten hatte ich ziemlich zu knacken. Und ein Marathon beginnt halt erst ab km30. Zu diesem Zeitpunkt war ich im Training mit meinen geschunden Knochen eigentlich schon immer komplett am Ende.  Kleinlaut korrigierte ich meine Ziele. Aber zumindest schneller als im letzten Jahr sollte es werden, und sub 4h ja sowieso. Beim letzten Lauf vor Berlin konnte ich am Tegernsee dann auch  noch etwas Selbstvertrauen tanken und fuhr mit einem guten Gefühl nach Berlin. Vielleicht ist ja doch mehr drin…

Berlin ist ja auch ohne Marathon eine Reise wert, so bin ich mit Gattin, bereits am Freitag angereist, damit ich auch ein bisschen was von Berlin habe.

Der Marathon wird die Verkehrssituation übers Wochenende nicht verbessern...

Am Samstagnachmittag starteten im Tiergarten die Skater auf die Marathonstrecke. Bei der Gelegenheit begutachte ich den Startbereich auf der Straße des 17. Juni, und war von den  Dimensionen sehr beeindruckt.  Von der Startline aus  ging ich Richtung Brandenburger Tor, die Startblöcke A, B, C, D sind noch relativ klein. Der Bereich E und F wird dann schon größer. Mein Startblock G, scheint überhaupt kein Ende nehmen zu wollen. Und danach kommt nur noch der Startblock H mit den Powerwalkern am Ende.  Erschreckend, wenn einem so die eigene Leistungsklasse aufgezeigt wird.

–Du bist einer von Zehntausenden, und Du stehst ganz hinten-

 

Ruhe vor dem Sturm...

Samstag früh gings zeitig mit dem Fahrrad zum Tiergarten, da ich bei 41.000 Startern mit einem mittelgroßen Chaos bei der Anreise, bzw.  bei der Kleiderbeutel Abgabe gerechnet habe. Aber das war alles perfekt organisiert. Wirklich, da muss ich dem Veranstalter ein großes Lob aussprechen. Die Organisation war perfekt.

Ich laufe mich ein bisschen ein, damit mein Fahrwerk auf Temperatur kommt und sortiere mich dann im Startblock G ein.

Um 9:00 Uhr werden die Profis gestartet. Zehn Minuten später ist der Startblock F und G dran. Währen der Startblock langsam an die Ziellinie vorrückt, verschwinde ich nochmal kurz aufs Dixi – die Nervosität-

Als ich wieder an die frische Luft trete, ist der Startblock fast komplett an mir vorbei gezogen. Ich laufe an der Seite nach vorne um nicht ganz von hinten starten zu müssen.  Ich denke der Dixi Ausflug war einer meiner ersten Fehler, den ich am Sonntag gemacht habe, aber da sollte ich ja nicht der einzige gewesen sein.

Um 9:14 starte ich offiziell ins Rennen. Auf den ersten Kilometern bin ich total beeindruckt von der Atmosphäre die an der Strecke herrscht und mir fällt  gar nicht auf, daß ich gar nicht recht vom Fleck komme.

Die Werte die mein Garmin für die ersten Kilometer anzeigt  sind im Grunde nicht schlecht, aber die Realität sieht anders aus, nur das bemerkte ich erst in der Nachbetrachtung.

Es ist extrem voll,  im Zickzack geht’s durch die Meute. Von der blauen Ideal-Linie, die sich durch ganz Berlin schlängelt, bin ich Meilen entfernt. So wundert es nicht, dass mein Garmin die Kilometer immer früher abpiepst. Am Ende waren es 800 Meter, die ich mehr auf der Uhr hatte, und die hatte ich alle auf der ersten Hälfte des Marathons gesammelt.

Masse Läuft

Ein stückweit laufe ich sogar auf dem Gehweg, weil auf der Straße kein Durchkommen ist. Plötzlich fällt mir ein älterer Italiener wie ein Käfer vor die Füße, er ist an den unebenen Gehwegplatten, die so typisch für Berlin sind, hängen geblieben. Ich fasse Ihn unter die Schultern und helfe ihm wieder auf, frage ob alles in Ordnung ist.  „Io sto  bene, grazie“. Ich sortiere mich wieder auf der Straße ein, nicht dass ich der nächste bin, der auf der Nase liegt.

Die erste Verpflegungsstelle kommt, ich bin erstaunt wie viele schon nach 6 km zum Catering gehen. Der Lindwurm kommt ins Stocken und die Sekunden verrinnen. Es geht durch ein Meer an Plastikbechern, das hört sich an, als laufe man durch Cornflakes.

Die nächste Engstelle kommt in der Friedrichstraße, hier wird die Strecke etwas enger, was zur Folge hat, dass sich das Läuferfeld erneut staut. Ein Rollstuhlfahrer, der auf dem Abschnitt entgegen kommt, macht die Situation nicht gerade besser.

Im Schmerzzentrum geht zu dem Zeitpunkt die erste Warnleute an. Die linke Achillessehne meldet ein Problem. Seit letztem Dienstag macht diese sich gelegentlich mit leichtem Druck bemerkbar. Aus dem Grund habe ich auch in der Woche vor dem Marathon die Beine etwas ruhiger gehalten und bin am Freitag und Samstag  überhaupt nicht mehr gelaufen. Schließlich ist ja Tapering angesagt.  Ich will mal hoffen, dass das jetzt nicht schlimmer wird. Schließlich werde ich ja später dann noch genug mit Lolek und Bolek, also dem linken Oberschenkel und dem Knie zu tun haben.

Die Durchgangsmatte bei km 10 überlaufe ich mit einer 55:41, dass ich zu langsam bin, realisiere ich auch jetzt noch nicht, schließlich sind die Splitts, die mein Garmin anzeigt ja noch ganz in Ordnung.

Am Straußberger Platz bei km 12, nehme ich mir die Zeit und laufe bei der Umrundung des Rondells  gaaaaanz außen, um mir die nötige Anerkennung und Anfeuerung von Freunden abzuholen die hier stehen wollten.   Taten sie aber nicht. Später erfahre ich, dass meine EX-Freunde zu dem Zeitpunkt noch in den Betten lagen. Ist am Samstagabend dann doch später geworden.

Die Spitze hat mich längst abgehängt...

Bei Kilometer 14 nehme ich mein erstes Gel, um dann bei der nächsten Wasserstelle  mit Wasser etwas nach  zu spülen. Bisher habe ich versucht  die Verpflegungsstellen bei km 5, 9 und 12 weiträumig zu umlaufen,  diesmal muss ich aber in den Nahkampf an die Theke, und ich bezahle mit weiteren wertvollen Sekunden.

Ich ergattere einen Becher Wasser und schnorchle diesen mit dem  eigens dafür mitgeführten Trinkhalm.

Meine Splits werden besser, langsam nähere ich mich  dem Bereich in dem ich  eigentlich laufen sollte. Ich genieße die Atmosphäre die rundherum an der  Strecke herrscht, es gibt kaum ein Abschnitt an dem Niemand steht und die Läufer anfeuert. Die  Musikgruppen an der Strecke sind der Hammer, rund 90 soll es davon geben. Bei manchen würde man am liebsten stehen bleiben und zuhören. Am besten hat mir eine Trommler Gruppe gefallen, die in einer langen Unterführung standen und im Stile von „we will rock you“ getrommelt haben während alle Läufer dazu im Takt  aus vollem Halse  „YEAH“ riefen und gleichzeitig beide Hände in die Höhe rissen.

-Genial-

Aber die Freude währt nicht lange, bei km 18 geht der nächste Alarm in der Schmerzzentrale ein.  Die Achillessehne macht jetzt ernst und wechselt Ihren Status von Orange auf Rot, das ganze wird mit einem heftigen ziehen unterstrichen.  Wenig später bekomme ich bei km 20 die Quittung, ich kann das Tempo nicht mehr halten und werde wieder langsamer.

Mit einer Zwischenzeit von 1:57:08 zum Halbmarathon kapiert auch der blödeste, dass das mit einer geplanten 3:50 nix mehr werden kann. Bei mir dauert es etwas länger bis ich mit meinen blutleeren Synapsen das soeben erlaufene Ergebnis verdopple.  Bei km 23 ist es amtlich, das Rechenzentrum hat die Hochrechnung bestätigt; das wird nix. Wo habe ich nur die Zeit liegen lassen?

Für eine Analyse bleibt keine Zeit, denn in der Schmerzmeldezentrale geht ein weiterer Notruf ein. Der linke Oberschenkel vermeldet einen Kabelbrand. In der Zentrale bricht Hektik aus. Man versucht den Oberschenkel zu stabilisieren, das geht aber auf Kosten der Pace. Die Adrenalinausschüttung wird hoch gefahren um den Schmerz zu löschen. Der Laufstil wird aber zunehmend unrunder.

Wenig später macht der Druckanstieg im linken Knies das Chaos in der Zentrale komplett.

Ein Notfallplan wird kurzerhand aus der Schublade gezogen. Linderung durch Schmerzverlagerung, heißt der Plan.  Zur Ablenkung werden willige Passanten und Kinderhände abgeklatscht bis die Handflächen brennen.

Das lenkt zwar ab, aber meine Linke Seite steht weiterhin in hellen Flammen.  Bei der Timekillerproduktion, ist offenbar für die  linke Seite, ausschließlich minderwertiger Schrott verbaut worden.

Bei km 27 werden Gel-Tütchen gereicht. Auf dem folgendem Kilometer  bis zum „wilden Eber“ bekommt man daraufhin kaum seine Beine vom Boden. Alles klebt.

Die  Stimmung am „wilden Eber“, einer der Höhepunkte der Strecke, kann ich gar nicht mehr so richtig aufnehmen. Ich befinde mich längst in einem Tunnel aus Schmerz und Adrenalin, die äußeren Eindrücke dringen nur noch durch einen Nebel zu mir durch.  Durchhalteparolen werden wie ein Mantra immer und immer wieder wiederholt. Zum Glück habe ich meine Frau bei km 36 positioniert. Zumindest bis dahin möchte ich durchhalten. Wehe, die liegt auch noch im Bett, Sie war ja am Vorabend auch mit den Freunden vom Straußberger Platz unterwegs.

Bei Kilometer 32 reißt mich eine Textbotschaft auf einer Videoleinwand  aus meiner Lethargie.

Als ich über eine Zeitmatte gehe, erscheint auf einer großen Videoleinwand gegenüber die Botschaft:

„Timekiller, Zeit für den Zielsprint“

Ja, wie geil ist das denn.  Ich spüre förmlich wie neue Energie durch mich strömt.  Ich werde heute keine Bestzeit mehr abliefern, aber jetzt möchte ich zumindest  finishen.  Die nächsten Kilometer verbringe ich damit zu überlegen wer mir diese Botschaft geschickt haben könnte. Dann zähle ich nur noch die Kilometer bis zu km 36 runter.

Bei  km 35 (und 25) nehme ich ein weiteres Gel aus meinem Gürtel, danach geht es jeweils  in die Schlacht an der Getränketheke.  Ein Wasserloch verpasse ich, weil ich das Gewühl am Anfang umgehen wollte, und dann ist die Theke auch schon vorbei. Und jetzt? Etwa zurück gehen?

-NIEMALS-

War Erich Honecker eigentlich Marathon-Läufer? War von Ihm nicht das Zitat „Vorwärts immer, rückwärts nimmer!“

Am Ku-Dam angekommen ist das Läuferfeld endlich soweit auseinandergefallen, dass man ohne Schlangenlinien Laufen könnte. Aber an Überholen ist in meinem Zustand nicht mehr zu denken. Ich muss schauen, dass ich nicht selbst zum Verkehrshindernis werde.

Kurz hinter 36 Kilometer entdecke ich meine Frau und hole mir meine verdiente Streicheleinheit ab, soviel Zeit muss sein.

Hol mich hier raus...

Jetzt sind es „nur“ noch sechs Kilometer, versuche ich mich zu motivieren.

Auch die Zuschauer an der Strecke versuchen  zu Motivieren. Sie halten dazu selbst gebastelte Transparente in die Höhe.

„Quäl Dich, Rainer“

„Katrin, keiner hat gesagt es wird leicht“

„Papa, Du wolltest es so“

„Lauf die Sau“

Mein Absoluter Favorit aber ist:

„heul doch“

Ja, innerlich weine ich längst… Alle haben mir für den Marathon viel Spaß gewünscht. Nein, ich bin ehrlich, Spaß macht  das momentan nicht. Vielleicht bis km 15, aber jetzt? Spaß? Dass ich nicht lache. Was für eine bescheuerte Idee, 42 Kilometer durch eine Stadt zu rennen.  Gestern, die Skater, ja, das sah nach Spaß aus, aber das hier… Ich will  jetzt auch Rollen haben.

So geht Spaß...

Am Gendarmenmarkt bei Kilometer 40 keimt Hoffnung auf, den Rest  nun doch auch noch zu schaffen.  Hinter jeder Wegbiegung  vermute ich nun das  Brandenburger Tor zu sehen, aber es dauert noch verdammt lange bis ich endlich auf die Zielgerade einbiegen darf.

Ein Moderator ruft  „nur noch ein Kilometer bis ins Ziel“, ich schiele auf die Uhr: 3:55

-Arghh, das wird eine total enge Kiste-

Ich mobilisiere die letzten Kräfte, pfeife auf die Schmerzen und gebe das letzte was der geschundene Körper noch zu leisten vermag.  Ich renne durch das Brandenburger Tor, eigentlich wollte ich diesen Abschnitt genießen, aber dazu habe ich jetzt keine Zeit. Ich habe einen Marathon zu finishen und zwar  SUB 4h.

Die Erlösung ist nah...

Nach dem Tor  habe ich freie Sicht auf das Ziel.

–Oh Gott, ist das noch weit-.

300 endlose lange Meter.  Ich gebe alles.  In der Schmerzzentrale ist alles wild am Blinken und Piepsen, Funken sprühen aus den Armaturen …

Mit 3:59:12 gehe ich über die Ziellinie und ich bin…

…froh, dass es rum ist. Das mache ich nie wieder schießt es mir durch den Kopf.

Nach der Ziellinie möchte ich mich eigentlich sofort  hinlegen. Aber es ist kein Platz. Über Lautsprecher werden die Finisher aufgefordert langsam weiter zu gehen. –Ich will jetzt nicht mehr gehen, ich bin 42 km gelaufen, jetzt ist Schluss-. Ich spiele mit dem Gedanke einfach zu kollabieren, dann würde  ich davongetragen werden und würde eine erstklassige Zielverpflegung bekommen, vieleicht sogar intravenös.  Eine leckere Ringer Lactat…

Stattdessen legt man mir eine Plane um, und  hängt mir meine Finisher Medaille um.

Was zu trinken wäre jetzt ganz schön! Aber es sollte noch etwas dauern bis ich zur Zielverpflegung weiter geschleust worden bin.  In der Verzweiflung reiße ich das letzte Gel vom Gürtel und schlürfe dieses aus.  Das gibt mir die nötige Kraft um beim Erdinger Stand zwei Weißbier zu ergattern und mit  einer Tüte Zielverpflegung  auf der Wiese vor dem Reichstag ein freies Plätzchen zu suchen.

Die Tüte mit der Zielverpflegung ist etwas mager.  Eine Banane, ein Apfel, ein Milchbrötchen, Kekse und ein Tetrapack Wasser.  Nix Salziges. Und dafür bin ich jetzt so weit gelaufen?  Während ich die Banane mampfe, fällt mein Blick auf meine Waden. Diese scheinen ein Eigenleben zu entwickeln. Irgendwas arbeitet da unter der Haut. Ich spüre nix, aber es sieht aus, als ob ein Frettchen unter einer Decke mit einem Ball spielt.  Eigentlich müsste jetzt  gleich der Krampf kommen…

Um 14:30 bin ich mit meiner Frau in einem Cafe am Rande des Tierparks verabredet.  Ich komme natürlich zu spät. Ich bestelle ein Bier und einen Zwiebelkuchen. Wenig später kommt eine Familie angerauscht und annektiert die Plätze hinter uns. Die Frau ist extrem betriebsam und beginnt das Mobiliar des Cafes neu zu ordnen . Da es etwas eng ist bittet sie mich  mit dem Stuhl zu rutschen, damit Ihr Mann die Beine hochlegen kann. „Wissen Sie, mein Mann ist gerad ein Marathon gelaufen und wir haben heute noch viel vor“

-Ne, echt?- entfährt es mir, und ich denke:

So eine arme Sau…

Freitag Nachmittag,  Berufsverkehr in München. Die Stadt ist voll. Ich komme von Starnberg, meine Tour führt mich direkt ins Zentrum (Sendlinger Tor), danach geht’s  nach Harlaching, und dann wieder komplett quer durch München nach Moosach. Im Stop-and-Go geht es gemächlich vorwärts. Im Radio gibt es nur ein Thema. „Der Verkaufsstart des neuen Apple iPHONE 5“, es wird von Menschen berichtet, die 9 Stunden, also in Worten -„NEUN“- Stunden vor den Läden ausgeharrt haben um schließlich ein simples Telefon zu kaufen. Ich bin fassungslos. –wie blöd kann man denn sein- Kann man das nicht übers Internet bestellen? Ich bin fassungslos, womit die Leute Ihre Zeit verplempern. Das würde ich ja nie tun…

Wobei, mein Vorhaben, nach meinem Termin im Zentrum, das nächste Date in Moosach mit einem  Schlenker über Harlaching anzufahren, ist jetzt auch nicht der puren Vernunft entsprungen.

Nach dem langen Lauf am vergangen Wochenende mit Frank, gärte in mir der Gedanke, vielleicht doch noch beim Tegernseelauf teilzunehmen. Nicht als Wettkampf, nein, eher so als Trainingslauf. Eine Woche vor einem Marathon  einen Halbmarathon auf Zeit zu Laufen wäre ja auch ziemlich dämlich. Laufexperten würden mir diesen Lauf regelrecht um die Ohren hauen. Zu Recht.

Aber als lockerer Trainingslauf? Mal das ursprünglich angesetzte Wettkampftempo testen.  Wie fühlen sich 5:18 auf 21km an, und vorallem was sagt der Oberschenkel dazu. Die Pace ist machbar. Am Wochenende müsste ich ohnehin laut Plan 13km im Wettkampftempo absolvieren, da kann ich dann auch gleich die 20 bzw. den HM voll machen, und dann auch noch Wettkampfatmosphäre schnuppern. Wieso also nicht.

Die Homepage vom Tegernseelauf bringt dann schnell die Ernüchterung „Ausgebucht“. Auch eine freundliche Mail an den Veranstalter mit der vorsichtigen Anfrage, ob es vielleicht noch ein Minikontingent an der Tageskasse gibt, ändert nichts an der Tatsache: Ausgebucht ist Ausgebucht

Naja, dann eben nicht, war ja nur so ne Idee.

Aber das Schicksal meinte es gut mir. Passend zum Geburtstag von Emil Zatopek, erhalte ich über Twitter eine Meldung von Frank, dass er am geplanten Tegernseelauf aus privatorganisatorischen Gründen nicht teilnehmen kann.

-Hoffnung keimt auf-

Und so fahre ich nun zwei Stunden durch die Stadt um einen Startplatz für einen Lauf abzuholen, bei dem ich voraussichtlich nicht mal zwei Stunden auf der Strecke sein werde. Tja, Läufer …

Sonntag früh geht’s dann für meine Verhältnisse zeitig  aus den Federn, denn die Anreise nach Gmund am Tegernsee sollte nicht zu kurzfristig erfolgen. Bei meiner ersten Teilnahme vor drei Jahren hätte ich beinahe den Start verpasst, da ich bis kurz vorher noch im Anreise-Stau stand. Daher zog ich wie schon letztes Jahr die alternative Anreise mit der Bayerischen Oberland Bahn (BOB) vor.

Da das Wetter gut zu werden schien waren neben den Läufern auch jede Menge Ausflügler und Wanderer unterwegs und die Bahn war damit entsprechend voll. Wäre es erlaubt, wären sicherlich auch einige auf dem Dach gesessen, aber in Bayern ist das natürlich verboten, wir sind ja hier nicht in Indien. Aber die Stimmung im Zug ist gut, da gibt’s keine Gemurre und Gemaule, alle sind ja freiwillig hier. Montags früh in der U- und S-Bahn  herrscht da eine andere Stimmung. Und  wenn man schon so nah beisammen steht kann man sich auch gleich unterhalten und so ergeben sich nette Gespräche.

In Gmund angekommen, meldete ich noch schnell die Startnummer auf meinen Namen um, nicht dass ich durch meinen Trainingslauf,  Franks Ruf  als Ausdauersportler ruiniere. Das Ummelden war auch überhaupt kein Problem, kostete zwar 10€ Gebühr, war aber ansonsten problemlos. Andere Veranstalter stellen sich ja da so ein bisschen an. Naja,  eigentlich nur  SCC EVENTS, die den Berlin Marathon veranstalten. Die machen generell keine Ummeldungen und auch das Laufen mit fremder Startnummer ist verboten. Ein tiefes „BUUUUUUUHH“ an dieser Stelle an SCC EVENTS Berlin!!! Es geht auch anders!

Der Start/Ziel Bereich in Gmund, der direkt hinter dem Bahnhof liegt, ist etwas eng, daher können  auch nur 4600 Teilnehmer an diesem Lauf teilnehmen, da verwundert es dann doch, dass der Veranstalter einen VIP Bereich mit Bistro Tischchen und Pavillon Zelten von dem ohne hin schon spärlichen Platz abknapst.

Ich weiß nicht so recht was ich von  VIP Bereichen  bei Volksläufen halten soll. Auf der einen Seite verstehe ich ja, dass Sponsoren etwas Ihren Partnern und  Kunden bieten wollen, auf der anderen Seite nervt mich dieses VIP-Gedöns. Ich finde das passt nicht zu einem Volkslauf. Wir sind doch hier nicht bei der Formel-1.  Naja, muss wohl so sein. Laufen ist ein Massensport geworden, da mögen sich wohl manche von der Masse abheben…   mir  egal, ich gehöre zum gemeinen Laufvolk und da fühle ich mich wohl. Außerdem habe ich heute gute Laune…

Wirklich, meine Laune ist glänzend, ich genieße das geschäftige Treiben im Start/Zielbereich, ich bade mich in Vorwettkampf-Atmosphäre. Innerlich sollte ich ja ganz ruhig sein, schließlich geht es für mich ja um nix, ich plane keine Bestzeit oder so, sondern will  nur locker mit dem Feld mitrollen, aber die Wettkampf-Nervosität nimmt auch von mir Besitz. Das ist schon erstaunlich, wie ergeht es mir dann erst in einer Woche, AuWeia!

Es bleibt auch noch genug Zeit, um mich locker 2,5 km einzulaufen um mich dann im MitteIfeld in den Startblock einzureihen. Hier ist es weniger eng als eben noch in der BOB. Alles sehr entspannt, zumindest in dem Bereich in dem ich stehe. Die Zielzeit meiner unmittelbaren Nachbarschaft liegt so zwischen 1:45h und 2:00h, also genau mein Bereich.

Mit 5 Minütiger Verspätung geht’s dann los. Die Meute stürmt davon, ich lasse mich mittreiben, und bin natürlich wieder viel zu schnell. Ich ziehe bewusst die Handbremse an, dennoch sind die ersten zwei Kilometer mit 5:08 noch zu schnell. Ich ziehe die Handbremse weiter an, und hänge mich an einen älteren Herren, der genau eine 5:18 läuft. Für seine Zielzeit von 2:00h ist er eigentlich auch zu schnell. Aber das sind hier alle. Das ist auf dieser Strecke auch nicht schwer, von Gmund nach Rottach-Egern geht es stetig bergab, (abgesehen von der kurzen Steigung in Tegernsee.) Aber ab km 11 geht’s dann wieder kontinuierlich nach oben und das böse Ende kommt dann bei km 16,  eine gut 1,5km lange Steigung bei Bad Wiessee. Das wird vielen den Zahn ziehen. Dort ging ich von 3 Jahren jämmerlich ein. Die Steigung bei km 19 gibt einem dann den Rest. Damals hatte ich in Rottach-Egern eine sensationelle Durchgangszeit auf die 10km und es schwante mir, dass ich dieses Tempo unmöglich bis ins Ziel bringen kann. Ich ging dann am Ende auch fürchterlich ein und zahlte ordentlich Lehrgeld. Das wird mir heute nicht passieren.

Bei der ersten Verpflegungsstelle bei km 6 verliere ich meinen Gesprächspartner. Ich selbst möchte die 21km trocken laufen. Fortan laufe ich wieder alleine, und sogleich steigt die Pace wieder Richtung 5:10. Runter bremsen… Noch fühle ich mich wunderbar. Keine Schmerzen, der Puls tuckert im Mittelfeld rum. Das ist ein wahrer Genusslauf, hätte nicht erwartet, so etwas mal zu schreiben. Aber so ist es. Ich genieße das Wetter und die Tatsache, dass ich mit hunderten gleichgesinnten laufen darf.

Die 10km Matte passiere ich bei 52:14. Mit einem 5:14er Schnitt bin ich zwar immer noch etwas schnell, aber das Tempo fühlt sich gut an. Langsamer werde ich auf der zweiten Hälfte dann schon von selbst, da werden die Steigungen schon für sorgen. Am Tegernsee wird einem der negative Splitt schon verdammt schwer gemacht.

Die Strecke von Rottach über Egern, Abwinkel bis Bad Wiessee ist wunderschön, es geht auf kleinen Sträßchen, oder Parkwegen direkt  am See entlang, vorbei an schönen Bauernhäusern und herrschaftlichen Anwesen und Wellness-Hotels.

Möglich, dass die Wellness-Hotels meinen rechten Oberschenkel ermuntert haben sich bemerkbar zu machen, jedenfalls macht sich dieser sich ab ca. km 12 mit leichtem drücken auf sich aufmerksam.

-Na, der ist ja heute zeitig dran-.

Jetzt warten wir mal bis der Kollege, das Knie, in den Schmerzreigen einsteigt.  Mein Oberschenkel und  das Knie sind ja wie „Dick und Doof“, „Pat und Patachon“ oder „Lolek und Bolek“, die treten immer gemeinsam auf.  Mal sehen wann die Show beginnt.

Ich lasse mich nicht beirren, und lauf weiter mein Tempoe, die Stimmung ist weiterhin gut.

Bei km 14 nimmt der Druck etwas zu, und ich merke wie ich langsam etwas unrund laufe. Das Knie hält aber noch still.  Ich versuche bewusst lockerer zu laufen um nicht zu verkrampfen.

-timekiller-Rakete in Action

Bei km 16 beginnt dann die befürchtete Steigung, ich habe aber noch den Tiger im Tank, denn ich habe mir die Kräfte ja eingeteilt und bewältige den Abschnitt auch problemlos und überhole einige Geher. Aber das Beste ist, ich spüre den Oberschenkel nicht mehr und das Knie gibt auch Ruhe.  Sehr gut!  Bis zur nächsten Steigung geht’s wieder gut einen Kilometer bergab, ich ziehe wieder die Handbremse an, schließlich will ich ja heute keine PB aufstellen sondern eher gleichmäßig laufen. Trotzdem springt eine 4:55 raus. OK, es ging  den Berg runter, da ist diese Pace keine Kunst. Nach der letzten Steigung mag ich es dann aber doch wissen, auf dem letzten Kilometer zünde ich die –timekiller- Rakete und setze zur Endbeschleunigung an. Mit 1:50:40.7  (5:14min/km) schließe ich meinen sonntäglichen Trainingslauf ab und bin damit sogar um eine halbe Sekunden schneller als Kai Pflaume der auch am Tegernsee angetreten ist. Na, wenn das mal kein Erfolg ist, dann weiß ich aber auch nicht.

Während Kai seine Zielverpflegung wohl im VIP Bereich einnimmt, geselle ich mich zum normalen Volk. Aber die Verpflegung fürs Volk braucht sich nicht zu verstecken, ich habe selten eine üppigere Zielverpflegung gesehen als hier. Es gibt neben Apfelschorle und Mineralwasser natürlich alkoholfreies Bier, warmen Tee, Obst,  Brezen, Wurstsemmeln, Käsesemmeln, Riegel,  Jogurt, wahrscheinlich auch Kuchen. Und es war von allem wirklich reichlich da. Soviel, dass es sogar einzelne Beutelratten anlockte, die sich Ihre Startbeutel und Blousons mit Riegeln und Jogurt voll stopfen.

Das einzige was im Bereich  der Zielverpflegung fehlte waren Sitzgelegenheiten, dafür war einfach kein Platz mehr.  Aber sitzen konnte ich diesmal auf der Rückfahrt.

Das war ein wirklich schöner Lauf, auch wenn es in Hinblick auf Berlin jetzt vielleicht nicht die klügste Entscheidung war, ich hätte den Lauf nur ungern verpasst. Vielen Dank an Frank, an dieser Stelle nochmal,  der mir seinen Startplatz netterweise  überlassen hat.

-Danke-

In den Ecken haben sich Spinnweben gebildet, die Fenster sind trübe, über den Flur wirbeln Staubflusen, irgendwo knarrt ein Scharnier… so könnte man den Zustand meines Blogs nach vier Wochen Schreibpause beschreiben.

Zeit, die Fenster zu wischen und mal ordentlich durchzusaugen… bzw. den anstehenden Spam aus den Kommentaren zu löschen. –oder hat jemand Interesse an Schiffsbeteiligungen oder Präparaten zur Steigerung der sexuellen Ausdauer?-

Interessierte Leser haben schon vorsichtig angefragt (nein, es waren nicht hunderte), ob bei mir alles in Ordnung sei, oder ob ich nach meinem grandiosen Triathlon Erlebnis  im Juli etwa die Sportsachen für dieses Jahr an  den Nagel gehängt habe.

Nicht doch, ich wüsste nicht wie ich ohne Sport sonst durch die Arbeitswochen kommen würde. Ich glaube ich müsste das Saufen anfangen… Es fehlt mir derzeit einfach nur die Zeit das erlebte in Worte zu fassen.

Die letzen Wochen war ich also alles andere als faul, nein, ich war gut ausgelastet, und Urlaub war ja dann auch noch.

Gleich in der Woche nach dem Chiemsee Triathlon Anfang Juli begann ich mit meinem Trainingsplan für den Berlin Marathon.

Bei MyAsics stellte ich mir, wie schon letztes Jahr, meinen Trainingsplan zusammen. Zielzeit 3:45h.

Laut Trainingsplan  wollte ich viermal pro Woche laufen, und an den Ruhetagen noch zum Schwimmen gehen. Die Realität sah jedoch am Anfang anders aus, ich kam meist nur dreimal zum Laufen und musste meist den vierten Lauftermin fürs Schwimmen opfern.

Nach dem „Starnberger See schwimmen“ im August, fielen dann auch die Schwimmeinheiten weg, und ich  konnte wieder den Laufplan nach Vorgabe weitestgehend erfüllen.

Das Schwimmtraining hat mir eigentlich sehr gut gefallen, das Schöne am Schwimmen, ist ja,  dass man ähnlich wie beim Laufen(wenn man von ganz unten kommt), am Anfang von mal zu mal besser wird, man muss nur dabei bleiben. Das macht Spaß und motiviert.

Ein Spaß den ich beim Laufen derzeit aus einer anderen Warte beobachten darf. Seit 10 Wochen gehe ich einmal pro Woche mit meiner Frau zum Laufen.

Und das war nicht meine Idee. Meine Frau hat nach Ihrer letztjährigen Walkingattacke, schnell eingesehen, dass es Walking nicht bringt, und überhaupt was soll das mit den Stöcken? So bat mich meine Frau, ob ich nicht einmal pro Woche mit Ihr laufen gehen möchte.

–Aha-, die Sache muss ein Haken haben, denke ich, wahrscheinlich ist es nur der perfide Plan meiner Frau etwas mehr gemeinsame Zeit für „Gespräche“ zu haben. Aber kann ich da ablehnen? Gemeinsame Zeit mit der Frau, und dann auch noch laufend?  Wieso eigentlich nicht. Anfang der Woche muss ich eh laut Plan einen ruhigen Lauf einbauen, und da bietet sich ein gemeinsamer Lauf mit der Gattin ja regelrecht an.

Nun trennen uns natürlich Welten, a) laufen Männer gewöhnlich schneller, b) ist meine Frau ja noch der totale Frischling, da gilt es behutsam anzufangen.

So habe ich mal einen kleinen Rundkurs von 4km im ehrenwerten Olympiapark für unsere Gesprächsrunde herausgesucht. Damit ich auf eine vorzeigbare Distanz komme, laufe ich zu unserer Trainingsstätte, während meine Frau das Rad nimmt.

So begaben wir uns auf unsere ersten Trainingsrunden, die wir von mal zu mal mit weniger Gehpausen bewältigten. Sehr schnell wird klar, dass meine Frau tatsächlich einen sportlichen Ehrgeiz entwickelt und wirklich laufen will. Denn der Wunsch nach gemeinsamen Gesprächen kann es nicht sein, der meine Frau bei der Stange hält. Die Gespräche fallen meist sehr spärlich aus. Wenn ich etwas zu sagen habe, erzähle ich und meine Frau wackelt mit dem Kopf.

Mein Horrorszenario, mit einer 10er Pace durch den Park zu schlurfen erfüllen sich dann auch nicht. Mit einer Pace von 6:30min – 7:00min sind wir für ein gemischtes Team recht ordentlich unterwegs. Mittlerweile haben wir auch Stück für Stück die Distanzen erweitert. Das Maximum liegt derzeit bei 6,7 km ohne Gehpausen ( O-Ton bei 6km: „wann kommt endlich das scheiß Fahrrad“).  Bald kann ich sie zu Ihrem ersten 10er anmelden 😉

Während meine Frau an den Basics arbeitet kämpfe ich mit den langen Distanzen. Nach wie vor sind das nicht meine Lieblingseinheiten. Ab 25km tut‘s einfach weh. Während ich letztes Jahr die langen Kanten alleine gelaufen bin, oder es jedenfalls versucht habe, und dann meist aufgrund mentaler Schwäche oft bei 25km ausgestiegen bin. Habe ich diesmal bei den langen Einheiten Gesellschaft gesucht.

Der erste lange Lauf war dann auch völlig unvernünftig und passte so überhaupt nicht in mein Trainingsplan, der zu diesem Zeitpunkt noch bei 13km rumdümpelte. Aber etwas Unvernünftiges hat ja durchaus seinen Reiz. Außerdem hatte ich nette Begleitung und so eine Gelegenheit lässt man nicht sausen.

Lars und ein weiterer Blogger aus München, der hier nicht namentlich erwähnt werden möchte, (da sonst die Trainerin schimpft) begleiteten mich von Starnberg, an der Würm entlang nach München.

Sonntags fuhren wir drei mit der S-Bahn in aller Frühe nach Starnberg und liefen, ohne überhaupt ein Eis am See gegessen zu haben wieder zurück nach München. Toll wie schnell 30km rum gehen können, wenn man nette Begleitung hat. Aber auch bei dem lockeren Lauf (5:58 Pace) offenbarte sich meine altes Leiden. Mein Fahrwerk scheint nur auf 25km ausgelegt zu sein. Danach geht’s steil bergab. Die Knie jubilieren dann bei dem geringsten Gefälle…, das muss besser werden.

Den nächsten langen habe ich dann planmäßig Ende August abgehalten. Eine Begleitung hatte ich diesmal keine, daher wählte ich die Strecke so, dass ich nicht auf die Idee komme abzubrechen, und nahm vorsorglich auch kein Geld für Taxi oder andere Verkehrsmittel mit. Mit dem Trinkrucksack bewaffnet ging es von der Grünwalderbrücke die Isar abwärts bis zum Englischen Garten, um dann durch Schwabing über den Luitpold Park zum Olympiapark  und dann nach hause zu führen.  Aufgrund einer plötzlichen Orientierungslosigkeit die mich in Schwabing überfiel, drehte ich eine extra Runde im Straßengewirr und kam durch die Strafrunde dann auch auf über 30km mit einer durchschnittlichen Pace von 5:45. Aber ab km 25 hat‘s keinen wirklichen Spaß mehr gemacht.  Da galt es Zähne zusammen beißen und kämpfen.

Start 30km, noch guter Dinge

Der dritte Lauf über 30km fand dann unter Wettkampfbedingungen statt. Beim Bad Tölzer Isarlauf am 9. September ging es von Bad Tölz die Isar 15km aufwärts bis ca. Wegscheid, um dann wieder auf der anderen Seite der Isar (in der Sonne) zurück zu laufen. Frank, Lars, und Martin waren mit von der Partie. Während ich Frank schon kurz nach dem Start aus den Augen verlor, lief ich bis ca. km 20 mit Lars und Martin gemeinsam. Während wir uns auf der ersten Hälfte noch locker unterhielten, begann mein Kampf auf dem Rückweg. Ab km 20 konnte ich dann mit meinen routinierten Begleitern nicht mehr mithalten und musste abreißen lassen.

Frank, 10 min früher im Ziel. Hatte ja auch nette Begleitung

Während Lars und Martin zur Endbeschleunigung ansetzten, begann mein Kampf gegen die Gehpause. Dass ich auf dem Rückweg meine Pace von ca. 5:20 – 5:25 zunächst halten konnte ist lediglich dem Gefälle geschuldet. Meine Knie und der linke Oberschenkel schmerzten dabei höllisch. Bei der letzten Getränke Station machte ich dann den entscheidenden Fehler, ich goß mir einen Becher Wasser über den Kopf. Die Soße lief dann auch gleich direkt in die Augen und begann höllisch zu brennen. Halb blind musste ich dann kapitulieren und doch eine Gehpause einlegen. Mit dem letzten trockenen Zipfel des Laufshirts versuchte ich  die Augen wieder Betriebsbereit zu bekommen.

...ziemlich am Ende

Die kurze Gehpause von ca. 300 Metern tat jedoch meinen Beinen ganz gut, obwohl ich Angst hatte nach der Pause überhaupt nochmals anlaufen zu können, so gelang das erstaunlich gut.  Auf die letzten Kilometer konnte ich dann auch die Pace wieder langsam steigern, aber im Durchschnitt ist es am Schluss dann doch nur eine 5:31 geworden. Für meine geplante Marathonzielzeit von 3:45h ist das natürlich viel zu wenig. „Chief-Balla„, der kurz entschlossen den Halbmarathon in Tölz mitlief und auf uns im Ziel wartete, meinte nur knapp, als er mich japsend auf dem Boden neben der Zielverpflegung vorfand. „Mensch, Du siehst ja ziemlich fertig aus.“

Innerlich verabschiede ich mich zu dem Zeitpunkt von meiner geplanten Marathonzielzeit.

Für den letzten finalen langen Lauf über 35km vor dem Berlin Marathon, vergewaltigte ich Frank, mich auf seiner Trainingsrunde letztes Wochenende um den Perlacher Forst mit zu nehmen. Die Pace war mir egal, ich wollte nur schauen, ob das Fahrwerk wenigstens 35km durchhält. Der Lauf war dann auch ganz wunderbar, und hat riesig Spaß gemacht, auch wenn ich die letzten 10 km immer einen Schritt hinter Frank lief und zunehmend wortkarger wurde. Hätte Frank mich nicht gezogen, ich hätte es wohl nicht auf eine 5:50 gebracht. OK, es war als lockerer Lauf geplant und wir haben uns viel unterhalten, aber eine 5:20 war zu keinem Zeitpunkt in Griffweite.

Zeit realistische Ziele für Berlin zu definieren.

Alles unter einer 3:57:52 und damit meine persönliche Bestzeit auf diese Distanz wird ein riesen Erfolg für mich sein.

Eigentlich laufe ich den Marathon ja nur, weil es heißt einmal ist keinmal, und ich mag  nicht zu der Schaar der  „Midlife-Crisis-einmal-Marathonläufern“ zählen.

ICH HABE KEINE Midlife Crisis…

-oder etwa doch? –

Die Nachwehen meines Schwimmevents vom letzten Samstag machten sich noch ein paar Tage später bemerkbar. Meine Wade, die durchaus real verkrampft war, machte mir übers Wochenende zu schaffen.

Am Samstag hatte ich zwar leichte Schmerzen, das hielt mich jedoch nicht davon ab, nachmittags  einen (wirklich) lockeren Lauf zu unternehmen. Da war ich noch zuversichtlich, dass die Wade schnell wieder heile sei. Am Sonntag früh bekam ich jedoch die Quittung. Ich kam kaum aus dem Bett und die Treppe weder rauf noch runter. Da war an Laufen nicht zu denken und schon gar nicht an einen langen Lauf, der laut Trainingsplan auf dem Programm gestanden hätte. So habe ich die Zeit genutzt und habe dafür einen laaaaaangen Aufsatz geschrieben.

Montag früh besorgte ich dann in der Apotheke eine neue Tube Kytta Salbe. Ich hatte zwar noch Voltaren, aber das hat bei mir noch nie geholfen. Da montags immer lauffrei ist, wollte ich mit dieser liebgewonnen Tradition nicht brechen und wagte erst am Dienstag einen erneuten Angriff auf die Wadenmuskulatur.

Acht Kilometer gaaanz locker, die Wade hielt, aber es war trotzdem nicht mein Lauf. Ich fühlte mich träge, müde, ich quälte mich durch meinen geliebten Olympiapark. Das hat kein Spaß gemacht. Allein die Vorstellung, dass jetzt im Marathon Endspurt die Einheiten wieder länger werden müssten, jagt mir ein Schauer über den Rücken.

So kann’s ja nicht weitergehen. Bei längeren Läufen bin ich in der Vergangenheit immer ganz gut gefahren, wenn ich mich damit auf komplett neues Territorium begeben habe.

So beschloss ich am Mittwoch (es war ja Feiertag in Bayern) spontan, mal von München nach Wolfratshausen zu laufen.

Ich habe mir über das Garmin-Portal die gewünschte Route zusammen geklickt und habe sie auf meinen FR 910XT geladen. Da München flächenmäßig recht groß ist, bin ich mit der S-Bahn an den Stadtrand nach Großhesselohe gefahren. Dort befindet sich auch die gleichnamige Eisenbahnbrücke über die Isar, die bei Selbstmördern und Bungee-Jumpern recht beliebt ist. An der Isar entlang wollte ich bis Wolfratshausen laufen, um von dort dann wieder mit der S-Bahn zurück nach München zu fahren.

So, der Plan.

Blick von der Großhesseloher Brücke in Richtung München

Zunächst verlief auch alles planmäßig. In Großhesselohe ausgestiegen und dem Wegweisern zur Brücke gefolgt. Meine Route verlief am östlichen Ufer Flussaufwärts. Den Abschnitt bis zur Grünwalder Brücke bin ich schon öfters spazieren gegangen, es geht auf welligem Pfad durch den Wald. Etwas nervig sind die vielen Radler, die hier unterwegs sind, so bin ich meist auf einem kleinen Trampelpfad an der Seite gelaufen. An der Grünwalder Brücke zweigt dann der offizielle Radweg nach Grünwald ab, um dann in einem großen Bogen zurück zur Isar zu führen. Hier wählte ich die direkte Variante an der Isar entlang. Der Abstieg vom Brückensockel hinunter zur Isar ist jedoch geröllig und steil, da muss man etwas aufpassen. Nun erwartet einen aber ein super Trail am Ufer der Isar entlang. Keine Fußgänger, keine Mountainbiker, nur Schlauchboote auf der Isar, ein Traum. Mitunter musste man über umgestürzte Bäume hopsen bzw. unter Ihnen hindurch schlüpfen und im Slalom durch  dürre Tannenwäldchen kurven. Das hat wirklich Spaß gemacht, war aber auch gehörig anstrengend, da kein richtiger Laufrhythmus aufkommen will und man ständig auf den Untergrund achten muss.

Nach ca. 9 Kilometer bin ich dann wieder auf einen breiteren Schotterweg gekommen. Wobei der hier verwendete Schotter die Körnung von bundesdeutschem Bahndammschotter hat. Ich spürte jeden Stein durch meine Schuhe, zumal ging es hier gehörig nach oben. Erst später stellte ich fest, dass ich mich von meiner geplanten Route entlang der Isar etwas entfernt hatte. Aber es war zu vermuten, dass ich bei der Floßrutschn im Mühltal wieder auf meine ursprünglich geplante Route treffen würde. An der Flossrutschn legte ich einen kurzen Fotostopp ein.  Leider waren keine Flöße mehr am Start,  die mit „Heißa und Jeronimo“ die Rutsche runter sausen.

So sieht’s dann mit Floß aus

Die Isar wird an mehreren Stellen zwecks der Stromerzeugung aufgestaut, die Flöße die heutzutage nur noch als Touristenattraktion eingesetzt werden, können über Rutschen die Staustufen passieren. Die Rutsche im Mühltal ist dabei die Größte mit 354m Länge und einem Höhenunterschied von 18m. Die Flöße bekommen bei der Durchfahrt eine Geschwindigkeit von bis zu 45km. Es gibt zwischen Wolfratshaussen und München noch zwei weitere Floßrutschen, die sind aber bei weitem nicht mehr so spektakulär.

Von der Mühle ging es auf geteerter Straße  weiter am Isarkanal entlang Richtung Süden zur Aumühle. Der Kanal scheint hier überhaupt nicht enden zu wollen, hinzu kommt, dass man hier in der prallen Sonne läuft.  Langsam merke ich die Strapazen der zurückliegenden  Strecke, ich werde müde. Was aber viel schlimmer ist, dass meine Fußsohlen schmerzen. Das hatte ich ja noch nie.  Ich denke das Trail gehopse hat die Sohlen mehr beansprucht als sonst. Oder brauche ich neue Schuhe? Vielleicht hätte ich heute doch lieber zu den Trail-Schuhen greifen sollen. Ist ja nicht so, dass man nur ein paar Laufschuhe sein eigen nennt.

Die Sonne steht grell am Himmel, die Füße schmerzen, eine gute Gelegenheit ein paar Running-Willis einzulegen, also Gehpausen. Sollen ja, wenn man es richtig macht, schneller machen. Wir werden sehen…

Mich hingegen frustrieren Gehpausen, da merke ich, dass noch viel zu tun ist, bis ich am 30. September durch das Brandenburger Tor laufe.  An der Aumühle angekommen,  bin ich so frustriert, dass ich bei  einem alkoholfreies Weißbier im Biergarten über Sinn und Unsinn des Laufens nachdenke.

Ob sich die Bedienung vertan hat und mir stattdessen ein normales oder ein leichtes Weissbier serviert hat weiß ich nicht (geschmeckt hat es nicht so), jedenfalls war ich nach dem „alkoholfreien“ Weißbier total benommen. Soweit ist es schon gekommen, dass ich von einem alkoholfreien Bier betrunken werde. Eine Schande ist das, das sind die Schattenseiten des Sports, aber das spricht wieder keiner von…

Von der Aumühle führt der Weg  weiter schnurgerade am Isarkanal entlang bis zum nächsten Stauwehr. Geradeaus laufen ist ätzend! Die Stimmung sinkt, die letzten Reste der Motivation wurden vom Weißbier fortgespült. Am Ickinger Stauwehr, lässt ein Wegweiser zur S-Bahnsation , mein Plan bis Wolfratshausen zu laufen in sich zusammen fallen.

Bei 1200 Metern bis zur S-Bahn in Icking bedarf es vieler Argumente um sich die verbleibenden 5 km bis Wolfratshausen schön zu reden.

Die Höhenmeter die mich allerdings auf dem letzten Kilometer erwarteten hätten ein echtes Argument für Wolfratshausen sein können, aber für ist es jetzt zu spät, ein andermal dann vielleicht.

22km und 426 HM sind bei 28°C ist dann auch genug.

Vielleicht sollte ich mir im Sommer nach Alternativen suchen

Wie blöd kann man eigentlich sein? Ich werde manchmal  in Sachen reingezogen, die dann ungeahnte Konsequenzen haben.

Letzten Montag flatterte eine Mail in mein Postfach, die ich sofort hätte löschen sollen.

Hallo –timekiller-,

weil’s ja Dein Vorgarten ist: haste Lust zum 24 Stunden Lauf im Olympiapark am Mittwoch Abend zu schauen? Die CaBaNauTeN (die sind nochmal ne Stufe mehr Balla als ich) haben da 24 Startplaetze gewonnen und da lauf ich mit…

Also, ich starte mit, 24h laufen werd ich wohl kaum, vielleicht nen gemuetlichen Ultra so bis 6 Uhr früh oder sowas, mal sehen. Nachdem ich meinen Marthon mit 3:57 wie angepeilt gefinisht habe braucht es neue Ziele 🙂

Wenn Du also nix besseres zu tun hast und Dir das Spektakel mal ansehen willst, wir wuerden uns ueber jeden der zumindest zum Start (so 20 Uhr) bisschen mit anfeuert und das ganze evtl. auch noch etwas Fotografisch und Videotechnisch festhalten kann freuen.

Die 24 Startplaetze haben die CaBaNauTeN jedenfalls bei weitem nicht verbraucht, wenn Du ganz durchdrehen willst koennte man Dich also wohl auch einfach noch als Starter melden (ob und wie viel Du dann laeufst ist ja nicht vorgeschrieben :), muesste ich den OberCaba dann mal noch fragen…

Kurzes Feedback ob Du da irgendwie zu irgendwas Lust und Zeit hast waer nett 🙂

Chief Balla

 Tja, und da ich Zeit hatte und sowieso zum 24h-Lauf als Zuschauer wollte, sagte ich zu, zumindest beim Start vorort  zu sein. Ich hatte mir vorgestellt, vielleicht gegen später, mit dem einen oder anderen der Gruppe als Supporter eine entspannte Runde um den Olympiasee und durch die BMW-Welt zu drehen, mache ich ja sonst auch immer, weshalb nicht in Begleitung. Soweit mein Plan.

Im Vorfeld habe ich mal nachgeschaut, wer die CaBaNauTeN überhaupt sind.

-Oha!-

Ein Haufen scheinbar bekloppter die vorzugsweise bei Veranstaltungen ala „Strongmanrun“ antreten. Also Wettbewerbe wie „Braveheart Battle“, „CrossDeluxe“, „Wildsau Dirt Run“ und so. Und damit es nicht langweilig wird, lassen sich die Jungs um John CaBa dann noch so lustige Sachen, wie bsp. einen Kettenmarathon einfallen, bei dem Sie sich jüngst, beim Würzburgmarathon mit 73 Teilnehmern den Eintrag  ins Guinnessbuch sicherten. Achja, als ob das Ganze noch nicht genügen würde, werden solche Veranstaltungen bevorzugt in sportuntauglicher Kleidung bzw. Kostümen absolviert, gerne auch mal in Stöckelschuhen oder mit dem Klapprad.

Na, da bin ich ja mal gespannt was das für eine Spaß-Kombo ist.

Ich verabredete mich mit Chief Balla, um 17:00 Uhr an der BMW-Welt, da abzusehen war, dass die Truppe u.U. Unterstützung braucht, da die CaBaNauTeN z.t. aus ganz Deutschland anreisen, und aufgrund längerer Bahnfahrten (7 Stunden) erst kurz vor dem Start um 20:00 Uhr eintreffen würden.

Alle beteiligten sind davon ausgegangen, dass sich die Wechselzone (wie in der Ausschreibung des Veranstalters beschrieben) in der BMW-Welt befindet, und man dort sein Lager aufschlagen könne. So war‘s  dann aber nicht. Wechselzone war am Coubertin Platz, zwischen Olympiastadion und Halle. D.h. das Lager musste unter freiem Himmel eingerichtet werden. Etwas ungünstig, da es um 17:00 Uhr noch aus Kübeln regnete.

OK, ein Pavillon oder  ein Zelt muss her.  Der Veranstalter stellte zwar einen Pavillon für Solo-Läufer ohne Unterkunft, aber da wäre es dann vielleicht ein bisschen eng geworden. Wobei, das ist ja ein 24-Lauf, da wird nicht geschlafen…

Also haben wir noch schnell ein Pavillon, Klappstühle und Isomatten organisiert, man wohne ja in der Nähe…  Als Dank haben die anderen, die mittlerweile am Ort des Geschehens eingetroffen sind, einen Startplatz für mich klar gemacht.

-Na Prima, recht schönen Dank-.

Auf laufen war ich jetzt mit meinen unbequemen Business Schleichern noch gar nicht eingestellt. Vielleicht dann später…

Ich habe noch den Start abgewartet, und staunte nicht schlecht als die CaBaNauTeN sich für den Lauf fertig machten…  Grüne Stulpen, Nikolausmützen, XXL-BHs, Arbeitsoveralls , … Welche Geschütze werden da erst an Fasching aufgefahren???

Am Start habe ich ein paar Bilder gemacht und bin dann erst mal nachhause,  was essen, Tochter ins Bett bringen und dann noch Arbeit fertig machen (erwähnte ich dass ich ein scheiß Tag hatte?).

Als meine Frau um 23:00 Uhr ins Bett ging, packte ich hingegen meine Laufsachen und fuhr in den Olympiapark um noch ein paar Runden mit den Verrückten zu drehen.  Versprochen ist versprochen…

Insgeheim ging ich jedoch davon aus, dass von der Spaß-Truppe eh keiner mehr läuft,  und sie schon am feiern sind. Einer der Protagonisten, hatte ja eine Kühlbox, gefüllt mit Sekt und Wein im Gepäck. Wein der Kategorie „Kopfweh“, der nur kühl genossen getrunken werden kann…

Als ich aber im Fahrerlager der CaBaNauTeN eintraf, war dieses verwaist,

-Klar, sind sicher gerade Bier holen-

Ich bin zum Start, um zu sehen, ob vielleicht doch noch einer der Recken auf der  Strecke ist. Und tatsächlich Mann für Mann trudelten da ein.  Einer trug  gar eine Mitläuferin Huckepack.

Keiner der Gruppe machte Anstalten zum gemütlichen Teil des Abends überzugehen.

Dann also laufen…

Das gute ist, meine Mitläufer haben schon 3 Stunden in den Knochen, das heißt ich kann locker mithalten.

Eine Runde durch den Park hatte ca. 3km, ich plante mal so 3-4 Runden zu drehen um dann schön Heim ins warme Bettchen zu kriechen. Soweit der Plan…

Irgendwas ging dabei aber schief. Ich war schließlich um 3:30 zuhause und bin 11 Runden, also gut 33km gelaufen.

Und es war S-U-P-E-R !

Ich bin ja jetzt nicht zum ersten mal nachts im Olympiapark gelaufen, aber sonst stehen da auch keine Lautsprechertürme am Ufer des Olympiasees und wummern in die Nacht, und durch die BMW-Welt führt meine übliche Runde sonst auch nicht.

Nach jeder Runde konnte man an der Wechselzone ein Becherchen Wasser zu sich nehmen, oder eine Kleinigkeit Essen. So drehe ich mit den CaBas meine Runden und  nutzte die Gelegenheit die Truppe besser kennen zu lernen. Die CaBaNauTeN sprechen sich untereinander mit Ihren Avatarnamen aus dem Caba-Forum an,  was bei mir anfänglich etwas für Verwirrung sorgte. Da wären John Caba (bzw. Chantal), Interceptor, Chief Balla, Lima, Itchybod, Klausi und Xooyoo.

Ich stellte schnell fest, dass das nicht nur eine Spaß-Combo ist, sondern  jeder von Ihnen ein großer Sportler ist, der bisher schon unglaubliches geleistet hat, dabei aber nie den Spaß aus den Augen verloren hat. Erfüllt von einem enormen Ehrgeiz, von dem sich so mancher eine Scheibe abschneiden kann.

 

Die CaBaNauTeN hatten ja eigentlich nur ein 12+Staffel mit maximal 24 Teilnehmern gewonnen. Der Sinn einer Staffel besteht natürlich darin, dass immer nur einer auf der Strecke ist, und man die Zeit/Distanz aufteilt.  Auf die Schnelle fanden sich aber im Vorfeld nur 7 CaBas (mit mir 8) + 3 Gastläuferinen.  Jeder der 7 CaBaNauTeN hatte jedoch  keine Lust, durch die halbe Republik zu reisen, um dann innerhalb eines Tages nur 2-3 Stunden laufen zu dürfen.  Herausforderung ist was anderes.  Ging es den Einzelnen doch darum an die eigenen Grenzen zu stoßen. Intern wurde daher der Modus „Last man standig“ vereinbart. Und dies nahmen alle (auch wenn man es Ihnen nicht ansah) recht ernst.

Die eigentliche 12er Staffelwertung war reizlos, und man ging nicht davon aus, dass man die auf Facebook gewonnene 12er Staffel in Einzelstarter wandeln könne, daher gingen einfach alle außer Konkurrenz auf die Strecke.

Dieses Vorgehen strapazierte jedoch anfänglich die Zeitmessung etwas.  Der Herr im Timing-Truck hatte jede Menge zu tun, um das Durcheinander in seinen  Zahlen, das wir verursachten zu entwirren. Vielen Dank an dieser Stelle an den Herr der Zahlen, der uns nachträglich im Tumult des 24h MTB Rennens noch in der Ergebnisliste eine eigene Rubrik „CaBas CaBaNauTeN“ anlegte.

Ziele wie 100km wurden laut…

Na, das wollen wir doch mal sehen. Ich gehe jetzt erstmal heim schlafen, war ein langer Tag.

Als ich noch an meinem Garmin das Rundenprotokoll resete, hängt sich dieses Mistding wieder komplett  auf. Prima! Keine Reaktion mehr, ich kann auch nicht mehr abschalten, jetzt kann ich nur noch warten bis der Akku leer ist. Vielleicht ist er ja bis morgen früh leer.

Ich bin zwar müde, kann aber keinen Schlaf finden. Meine Zehen schmerzen, so liege ich noch lange wach, irgendwann beschließe ich am nächsten Tag auf keinen Fall mehr zu laufen, schließlich will ich am 1. Juli ja ein Triathlon finishen, da kann ich mich jetzt nicht bei einem 24h-Lauf zu grunde richten. So schlafe ich beruhigt ein…

Am nächsten Morgen komme ich entsprechend schlecht aus dem Bett. Mein erster Blick gilt dem Garmin. –Mist, noch immer im Runtime Error Mode-

Ich frühstücke mit der Familie, dann packe ich den Rucksack mit Frühstück für die CaBaNauTeN. Ich hole Semmeln und Brezen, mache eine Thermoskanne Kaffee klar. Ich werfe mich sicherheitshalber mal in die Sportklamotte, vielleicht bekomme ich ja doch noch Lust eine winzige Runde zu drehen.  Dann  begebe ich mich wieder in den Olympiapark. Die Familie läßt es sich diesmal nicht nehmen zu schauen, wo ich mir die letzte Nacht um die Ohren gehauen habe, und begleitet mich auf dem Fahrrad in den Park.

Ich bin gespannt, ob die Jungs noch am Laufen sind. Noch bevor ich am Fahrerlager ankomme, begegne ich auf der Strecke Chantal a.k.a. John Caba , der mit Interceptor noch seine Runden dreht. Chantal noch immer im rosa Minikleid, mit mörder Luftballon Möpsen und Sonnenbrille (die übrigens die gesamte Nacht nicht abgesetzt wurde) . Beide winken wie wild. Sie rufen „noch eine Runde, dann haben wir 100km, hast Du Bier dabei“ –Ne, Kaffee und Frühstück- „Wir brauchen jetzt Bier, kannst Du Bier holen?“ Interceptor drückt mir 50€ in die Hand und sagt, mach am Besten den Rucksack voll. (Und ich hatte einen großen Rucksack).

Ich lieferte mein Proviant im Fahrerlager ab, und begab  mich direkt zur nächsten Tankstelle um gekühltes Bier zu kaufen. Die Tretlager meines Drahtesels ächzten schwer auf der Rückfahrt, ob der zusätzlichen Last auf meinem Rücken.

Während John CaBa und Interceptor Ihr erreichtes Ziel mit einem  kühlen Becks begießen, denkt der Rest der Truppe noch lange nicht ans aufhören. Die anderen hatten sich nachts etwas  hingelegt, und Platz in der Kühlbox (für Bier) geschaffen, jetzt waren sie bereits wieder seit ein paar Stunden auf der Piste.

Man kann die Strapazen an den einzelnen Gesichtern ablesen. Das ist für einige CaBaNauTeN aber noch lange kein Grund das Kostüm abzulegen. Auch mit zunehmender wärme läuft Chief Balla und Klausi noch  immer im Overall von Mercedes und Audi feixend  durch die BMW-Welt. Die Salzränder auf den Anzügen sind zu Salinen herangewachsen.

Ich laufe eine Runde mit, und lasse mir die Ereignisse der Nacht berichten, es sind viele Ereignisse und so hänge ich Runde um Runde dran. Ich komme auch mit anderen Läufern ins Gespräch, beispielsweise treffe ich Marathonwoman und Bernd, die Anton, einen blinden Läufer auf seinem Weg zur Weltbestleistung begleiteten, oder ich unterhalte mich mit Carmen Hamm, der späteren Siegerin der Sololäuferinnen und vielen weiteren Läufern.

Was mir bei den Gesprächen  auffällt, eines der Hauptthemen ist immer die Ernährung, bzw. die Magen- und Darmprobleme die daraus resultieren. Über einen schmerzenden Laufapparat beklagt sich hingegen kaum einer. Könnten meine Knie sprechen, so würden sie mich anbrüllen, sofort mit der Scheiße aufzuhören,  ich laufe jedoch weiter, nicht schnell aber beharrlich.  So ein 24h-Lauf hat einfach andere Gesetze…

Meinem Magen geht es dafür gut,  ich bin infiziert von dem Ehrgeiz der CaBaNauTeN, ignoriere mein Knie und sammle Runde um Runde. Gegen 17 Uhr, nach gut viereinhalb Stunden laufen und 74 Gesamtkilometern gebe ich dem Flehen meiner Beine nach und beschließe, dass es jetzt dann auch gut ist, und kümmere mich mit Interceptor und John CaBa um die Biervorräte.

Kurz nach 19:00 Uhr treffen sich alle CaBaNauTeN für eine finale Abschiedsrunde mit diversen Fotostopps. Chief Balla fehlen noch zwei Runden für seine 100km, so gibt er nach 23Stunden nochmals Dampf auf den Kessel und ist leider bei der Fotoserie „Gruppenfoto mit Streckenposten“ nicht mit dabei, kann dann aber in der BMW-Welt zu uns aufschließen. Auf dem Rest der Strecke zollen die CaBaNauTeN den anderen ernsthafteren Sportlern ihren Respekt in dem jeder einzelne mit einer Laola-Gasse gefeiert wird.

Vier Minuten vor Acht gehen die CaBas nach gut 24 Stunden über die Ziellinie, mit Einzelleistungen die manchen ernsthafteren Läufer erblassen lassen.

Schön wars, vorallem  lustig, meine nächsten Runden werde ich wohl aber  nicht im Olympiapark drehen, soviel ist sicher.

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* Man machte mich darauf aufmerksam, dass ich vor einem Jahr in einem Kommentar bzgl. des 24h Lauf 2011 noch sagte:

„Ich werde sicherlich NIEMALS selbst einen 6h, 12h, oder 24h Lauf bestreiten…“